Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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viel Ehre.«

      »Das ist einmal Einer, der seine Schuldigkeit thut,« sagte ernst der Pappendeckelmann und wies auf Balaban. »Ich lobe Niemand, aber das ist die Wahrheit. Die Diebe fürchten ihn, die Trunkenbolde werden nüchtern, wenn sie ihm Nachts begegnen. Wenn er die Steuer eintreibt, so gibt das mehr aus, als eine Execution von zwanzig Mann.«

      »Bei der Landtagswahl hören die Bauern mehr auf ihn als auf den Richter und den Commissär,« betheuerte Mongol. »Wenn Sie gewählt werden wollen im Bezirk, so sagen Sie es nur dem Capitulanten, Herr, der kann Alles mit unserem Volke machen was er will.«

      »Aber ich bitte euch, Nachbarn,« bat wieder der Capitulant recht demüthig. »Was hat man zuletzt als seine Pflicht.«

      »Nun, ich sage gar nichts,« kreischte Kolanko, »aber erst das Weibsvolk! O – jo – joj! aber er ist ein ganzer Moralist. Da haben wir eine Dirne im Dorfe, mit rothem Haar, schön wie ein Stern am Himmel, die eine Gräfin vorstellen könnte, aber ein leichtfertiges Ding, die begegnet er, wie sie im Mondschein aus dem Dorfe schleicht.

      »Laufft wieder Einem nach,« fährt mein Balaban sie an. »Was hast du davon? Wie leicht geschieht ein Unglück, dann läßt er dich. Nimm dir lieber einen Mann.«

      Sie lacht aber und meint: Sie nehme nicht den ersten Besten, wenn er sie aber zum Weibe wolle, er könne sie auf der Stelle haben.«

      »Und er?«

      »Er schüttelt den Kopf. Predigt Euch weiter.«

      »Er will kein Weib nehmen,« sprach Mrak, der aufmerksam zugehört hatte, und jetzt seine Wache fortsetzte.

      »Ah! jaj! er liebt noch die Andere,« rief plötzlich der Jude, der munter geworden war und sich unserem Kreise genähert hatte. Sein dumm arglistiges Gesicht verzerrte sich zu einem abscheulichen Lachen.

      »Mein Lieber,« sprach der Capitulant, ohne seine Stellung zu ändern, »dein Kopf ist wie ein Dampfbad, da schwitzt deine Zunge und weiß nicht was sie ausschwitzt.«

      Wir lachten Alle herzlich. Mein Jude sah mich ganz besonders gekränkt an, zog seine Rockärmel herab, putzte seine Knie mit der flachen Hand, ging gegen seine Gewohnheit stürmisch zu seinen Pferden und riß diese hin und her, so daß sie ihn mitleidig ansahen.

      »Ist das so?« fragte Kolanko ernst den Capitulanten, indem er ihn mit dem Ellenbogen berührte.

      »Ist es wahr, daß du sie nicht vergessen kannst?« bemerkte zögernd der Pappendeckelmann.

      Der Capitulant schwieg.

      Er zeigte uns ruhig sein sanftes ehrliches trauriges Antlitz. Seine Augen hatten wieder jenen feuchten erkenntnißvollen Blick, der Einem so wehe that. Mir wurde so seltsam dabei, das tiefe Schweigen der Natur pflanzte sich in meine Seele fort und wie das einsame Feuer seinen Rauch ruhig aufwärts trieb, so zog langsam eine wehmüthige Erinnerung vor mir herauf. Ein wunderbar schönes bleiches Haupt von dunklen Locken bacchantisch umwallt, mit halb geschlossenen, zärtlich scheuen Augen stieg aus der Asche.

      »Eine Dummheit! Eine solche Dummheit!« schrie Mongol und Alles versank und den Schatten, der übrig blieb, verschlang die gierig leckende Flamme.

      »Ausspeien sollst du vor der sauberen gnädigen Frau von Zawale,« schrie der Pappendeckelmann.

      »So ein Mann, und so eine Bestie zu lieben,« fiel wieder Kolanko ein.

      »Nun, ereifert Euch nur nicht so,« sagte der Capitulant kalt, er war sichtlich bleich geworden und seine Brauen hatten sich finster zusammengezogen. »Seht, es war natürlich. Das arme Mädchen mußte sich plagen und dann konnte es eine gnädige Frau sein. Es war ein schöner stattlicher Mann, unser Grundherr, etwa nicht? Ich war gut genug, so lange kein Besserer da war. Es ist gerade so, würde ich einem kleinen Fürsten dienen, wenn ich dem Kaiser dienen kann? Man muß das nicht mit dem Herzen nehmen. Das Herz hat zwischen Mann und Weib das Wenigste zu sagen. Denken wir so verständig darüber nach.

      Liebst du mit dem Herzen Kamerad, wenn du ein Weib im Bette haben willst? Willst du nur, daß sie dich liebe, oder willst du, daß sie die Deine sei? Was ist dir lieber, wenn sie mit Sträuben deine Frau ist, oder wenn ihr Herz dir gehört, sie selbst aber einem Andern? – Ich habe auf das Alles gedacht, ich habe Zeit genug dazu gehabt. Da ist immer nur von dem die Rede, was der Mensch mit dem Thier gemein hat. Oder nicht? Geht mir!

      Und dann sage ich euch, es handelt sich zwischen Mann und Weib wie überall nur um das nackte Leben. Begreift ihr?«

      »Nein.«

      Ich fing an zu begreifen, wo er hinaus wollte und staunte den Mann an. Er war im Flusse, seine Augen brannten und jetzt sprach er wirklich gut, mit jener natürlichen Beredsamkeit unseres Volkes.

      »Seht Ihr, das Einzige, was ich als Soldat gelernt habe, ist den Tod zu verachten. Besser wäre es noch ihn wünschen, ihn lieben zu lernen. Aus der Liebe zum Leben kommt alles Unglück und auch unser Unglück mit dem Weibe. So elend dieses Leben ist, nun, so thut doch jeder Alles, nur um zu leben. Wenn ich ein falsches Wort spreche, erschießt mich. Gut. Und das Weib lebt von der Liebe, ich will sagen von der Liebe des Mannes. Begreift Ihr?«

      Kolanko nickte eifrig. Alle horchten auf das Aeußerste gespannt zu, der Hund sogar hob seinen feinen Fuchskopf zu dem Capitulanten.

      »Ich glaube, er spricht die Wahrheit,« sagte ich. »Alles beugt sich der Nothwendigkeit, jedes Lebendige fühlt wie traurig das Dasein und doch kämpft Jedes verzweiflungsvoll darum und der Mensch kämpft mit der Natur, mit dem Menschen und der Mann mit dem Weibe und ihre Liebe ist auch nur ein Kampf um das Dasein. Beide wollen fortleben in ihrem Kinde, Jedes will seine Züge, sein Auge, im Auge seine Seele wieder finden, und Jedes will ein besseres, vollkommneres Wesen werden durch das Andere, dessen Vorzüge es an sich zu reißen sucht.

      Das Weib will noch außerdem um ihretwillen und ihres Kindes willen leben durch den Mann. – Ich weiß nicht, ob ich mich gut ausgedrückt habe.«

      »Vollkommen,« rief der ganze Kreis zuvorkommend.

      »Wenn der Herr erlaubt,« nahm der Capitulant das Wort, »will ich sagen, was ich davon denke, so nach meiner Art, wie ich es verstehe.«

      »Mich laßt reden,« schrie der Alte und hob drohend seinen Polster. »Ihr sprecht immer fort. Laßt mich zuerst reden.«

      »Sprich also.«

      »Ja, was wollte ich sagen?«

      »Jetzt weiß er nicht, was er sagen will!«

      »Also –« der Alte stak wieder.

      Wir lachten.

      »Lacht nur. Jetzt hab’ ich es,« sprach er ganz aufgeräumt. »So ist es. Ein Weib muß doch auch sein Leben fristen wie ein Mann. Wie aber? – Sie leidet Manches, was der Mann nicht leidet. Wie soll sie allenfalls arbeiten, wenn sie ein Kind hat? und dann, wenn sie es aufziehen muß? Und das wiederholt sich vielleicht jedes Jahr. Sie kann nicht arbeiten wie der Mann. Auch so nicht. Sie hat von Natur keine Ausdauer, gewiß, und lernt dazu nichts Rechtes, kein Handwerk, so natürlich sucht sie zu leben vom Manne, oder gar ihr Glück zu machen. Was muß ein Mann thun, um emporzusteigen – und so ein hübsches Ding zeigt sein Gesichtchen her und allenfalls noch was dazu und wird aus der Kuhmagd eine Dame. Hab’ ich Recht oder nicht?«

      »Recht

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