Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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hielt sich ferne. Bald war es auch die Wahrheit,« sagte der Capitulant leise, und sah wie verschämt vor sich in die glimmende Asche, sein Antlitz zeigte einen ruhigen Glanz, seine Augen schienen durchsichtig von innen erleuchtet.

      Ich warf einen Blick auf die Bauern, Kolanko lauschte mit zusammengezogenen Brauen und übereinander gepreßten Lippen, der Pappendeckelmann und Jur, der hinter seinem Rücken saß, lehnten wie Garben an einander, Mongol lag in der Asche wie ein Fisch am Sand, vor lauter Spannung vergaß er Athem zu holen und schnappte nur von Zeit zu Zeit nach Luft.

      »Es war ein hübsches gutes Mädchen, diese Katharina,« bemerkte der Pappendeckelmann eifrig zu mir herüber, »und was das für ein stolzes Weib gegeben hat, eine rechte Herrin. Einen Gang hat sie Ihnen, mein Wohlthäter, wie eine Czarin, und schön ist sie wie der Teufel.«

      »Heute noch?«

      »Das will ich meinen.«

      »Ich habe einmal ihre Hand geküßt,« rief der Bube mit leuchtenden Augen. »Sie zog den Handschuh herauf und ließ mich küssen, eine Hand wie eine gnädige Frau, so weiß, so rund, ein feines Händchen.«

      »Es war ein hübsches gutes Mädchen,« wiederholte der Capitulant, »fleißig, heiter, sang euch bei der Arbeit und tanzte wie eine Majka. Auf jedes Wort fand sie eine Antwort und hatte zuweilen Gedanken gleich einer Wissenden.«

      Sie war mehr groß als klein und hatte braunes Haar und so gute blaue Augen, dämmernde Augen, wißt ihr, und wieder erstaunte, blöde, so zu sagen, Thieraugen. Wenn sie mich ansah, fühlte ich es bis in die Fußspitzen. Ihr Kopf war – so edel, möchte ich sagen. Bei dem Gutsherren im Garten stand ein altes Weib von Stein, ich will sagen ein Weib von Stein, so eine alte Göttin. Sie hatte denselben edlen Kopf, dieselben strengen Züge. Ein schönes Weib und fröhlich wie im Sommer das Wasser auf der Czernahora.« Es war schwer, sie nicht zu lieben. Sie war mir wahrhaftig die liebste Seele auf der Welt. Ich konnte zu ihr sprechen wie zu meiner Mutter, ich konnte ihr alles sagen, alles vertrauen, vor ihr hatte ich keine Furcht keine Scham, keinen Hochmuth. Manchmal saß sie wie eine Heilige in der Kirche, still und ernst und mir war es feierlich zu Muthe, wie wenn ich beten sollte und ich beichtete ihr so zu sagen alles, was ich auf dem Herzen hatte. Sie kannte jeden Winkel in meiner Seele, ihr und Gott dem Herrn war nichts in mir verborgen. Und sie – sie war wie mein Kind, wie ein Thier, das ich aus dem Nest genommen und mir aufgezogen. Ich sah sie nur an, sie wußte schon meinen Gedanken, meinen Willen.

      Es war, als hätte mich die Mutter in Honig gebadet, so küßte sie mich ab, und biß mich oft wie eine Schlange.

      »Ich war glücklich. »Er lächelte. »Das heißt, wenn ich jetzt daran denke, war ich damals glücklich, dort wußte ich es nicht. Aber daß es je anders sein könnte, das hätte ich mir wahrhaftig nicht vorstellen können.

      Nun, daß ich euch sage, so kam denn wieder das Frühjahr. Ich merkte seit einiger Zeit eine Veränderung. Katharina hob mir den Kopf etwas hoch.

      Da geschah es eines Abends, daß ich die Pferde zur Tränke führte. Dort war es bei dem Ziehbrunnen hinter den Weiden, versteht ihr. Sie ließ mich warten. Es war das erstemal, daß das geschah. Und so kam sie denn auf einmal über die Wiese, zierlich wie eine Bachstelze, die Kannen auf der Schulter wiegend und sang ein ausgelassenes Lied:

      »Nicht beten geh’ ich in die Kirche,

       Nur in die Kirche den Geliebten sehen,

       Trete zu den Heiligenbildern,

       Blicke einmal auf den Priester,

       Dreimal auf den Liebsten hin.«

      Sie sang so fröhlich, sie jubelte wie eine Lerche, und ich war so traurig. Ich küsse sie schön und umarme sie hübsch, und sage ihr kein böses Wort, und sie weiß mir nichts Gutes zu sagen, bückt sich eifrig, füllt ihre Kannen, ich reiche sie ihr, sie hängt sie an ihre Stange und sie setzt sie wieder nieder.

      »Was wird das sein,« begann sie, mit der Fußspitze im Wasser spielend. »Ich muß es dir doch sagen. Der Gutsherr verfolgt mich.«

      »Der Gutsherr?« sagte ich, beinahe erschrocken.

      Sie nickte leicht mit dem Kopfe.

      »Er nennt mich sein Liebchen, nimmt mich um den Leib, er hat mich auch schon einmal geküßt.«

      Ich wurde zornig und stampfte mit dem Fuße.

      »Schlage mich nur nicht,« rief sie. »Er verspricht mir schöne Kleider, theure Steine, und jetzt habe ich oft nicht so viel, um mir ein Band zu kaufen; ich könnte in seinem Wagen fahren mit vier Pferden, wie eine gnädige Frau, aber ich will nicht.«

      Sie wagte noch immer nicht aufzublicken.

      »Sieh’ mich an,« sagte ich.

      Sie gehorchte, aber ihr Auge war so scheu, so fremd.

      »Ich höre nicht, wenn er zu mir spricht,« fuhr sie lebhaft fort; »auch drohe ich, ihn zu schlagen, wenn er mich küßt.«

      »Und er hat dich doch geküßt,« sagte ich, »und du hast ihn nicht geschlagen.«

      »Ich will ihn nicht,« rief sie wieder; »er weiß es und rächt sich dafür. Mein Vater kann ihm jetzt nichts recht machen, er wird ihm noch die Wirthschaft nehmen und uns wie Bettler, wie Diebe aus dem Dorfe jagen.«

      »Das darf er nicht,« setzte ich dem blöden Ding auseinander. »Sei nur recht kuraschirt,« sagte ich. »Wenn Gott uns segnet, mag der Teufel dabei ministriren. Aengstige dich nicht, mein Seelchen, meine Süße, meine kleine Wachtel. Liebst du mich noch? – Halte dich. Bleibe fest.«

      Da begann sie zu weinen, so jämmerlich, daß Einem das Herz bersten konnte.

      »Ich werde nicht können!« rief sie.

      Eine Lerche stieg eben aus dem grünen Saatfeld empor.

      »Die Lerche fliegt,« sprach sie, »sie fliegt in den Himmel – O! könnt’ ich mit.«

      »Ich bitte dich, rede keinen Unsinn,« rief ich. »Bleib’ bei mir.«

      »So wird es nicht gehen,« erwiederte sie und seufzte und wischte sich die Thränen aus den Augen. »Ich werde nicht widerstehen können.«

      Mein Pferd zupfte mich so, als wollte es mir was sagen, ich streichelte es traurig und mir kamen die Thränen.

      »Was sollst du auch?« sprach ich. »Niemand kann etwas gegen seine Natur.«

      Katharina hatte indeß aufmerksam ihr Bild im Wasser betrachtet. O, wie schön sie war! Ihr Antlitz blickte wie das einer Russalka, der keine Menschenseele widerstehen kann, aus dem leise schaukelnden Spiegel.

      »Wirst du mir treu bleiben?« fragte ich leise.

      Ich fürchtete mich. Eine entsetzliche Angst faßte mich, sie zu verlieren, von ihr getrennt zu werden. Ich hätte sie kniefällig bitten können: Bleib’ bei mir! – Nun – Gott verzeih’ es ihr.

      »Ich lasse dich nicht!« rief sie und fiel mir an die Brust. »O! wäre ich so schön wie die helle Morgenröthe, würde ich über alle Felder scheinen, nie verlöschen – und so weiß ich nicht, was ihm an mir gefällt, und wir passen besser zusammen, ich und du. Nicht wahr, Balaban?«

      Ich

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