Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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      »Ihr wart noch nicht in Kolomea?« fragte ich.

      »Niemals.«

      »Niemals?«

      »Ich habe noch keine Stadt gesehen,« fuhr sie fort und sah mich jetzt auch beherzt an. »Ist es wahr, daß dort zwei, drei Häuser aufeinander stehen? und die Edelleute fahren in Kästen herum? die vier Räder haben? und ein Haus gibt es voll von Soldaten?«

      Ich erklärte ihr das alles und sie fragte allerhand spassiges Zeug, sie verstand es damals nicht besser. Ich mußte lachen, so ein Unsinn! Bei Gott! Sie sah mich erschrocken an und barg dann wieder schnell ihren Kopf unter dem Arm, wie ein Hühnchen. Die Sonne ging eben unter, ich sehe heute noch alles ganz deutlich, die Straße, den Zaun, das hübsche Mädchen. Der Himmel war hinter ihr wie ein ausgespanntes, brennrothes Tuch. Ich konnte nicht hinsehen, griff mit einer Hand am Wagen herum und zog mit der anderen den Peitschenstiel durch den Sand.

      Den Sonntag darnach treffe ich meine Katharina – verzeiht. Ich sage meine Katharina. So eine dumme Gewohnheit. Gut, ich treffe sie, nämlich in der Kirche, bete hübsch und schaue nur von Zeit zu Zeit auf sie hin. Wie die Leute nach der Messe hinausgehen, entsteht euch ein fabelhaftes Gedränge um den Weihbrunnen, ich arbeite ordentlich mit meinen Ellnbogen, und bringe meiner hübschen Katharina das Weihwasser in der hohlen Hand. Sie schmunzelt, taucht ihre Finger ein, macht das Kreuz und besprengt mich dann, die Spitzbübin, und läuft fort.

      Von nun an mußte ich immer an sie denken, gegen meinen Willen. Das war das Unglück. Ich studire euch nach, wo ich ihr begegnen kann, so daß es doch den Anschein hat, sie laufe mir zufällig in den Weg. Ach, mein Gott! so eine Liebesgeschichte wie jede andere.

      Eines Tages hatte ich Robot im Herrenhofe und traf sie, wie sie aus dem Hause kam. Unser Gutsherr lag im Fenster, so im Schlafrock, versteht ihr, und rauchte seinen Tschibuk. Katharina machte sich neben mir etwas zu schaffen, ich beachtete sie nicht.

      »Ich gehe jetzt, Balaban,« sagte sie nach einer Weile.

      »Es ist gut, daß Ihr geht,« sprach ich so mit halber Stimme.

      »Was sucht Ihr in Herrenhofe? Hier gibt es wenig Gutes für ein junges, hübsches Ding, wie Ihr seid.«

      Katharina wurde roth, ich weiß nicht ob vor Zorn oder Scham.

      »Was liegt Euch denn daran?« fragte sie, so beiseite.

      Ich wurde euch verlegen, ganz verlegen.

      »Was mir an Euch liegt?« sagte ich dann ernst. »Der Teufel hat überall sein Spiel und mir ist es leid um jede gute Menschenseele, die unserem Herrn Gott gehört.«

      »Ich bin ein armes Mädchen,« sagte sie. »Wer gibt mir was? wer wird mich heirathen? und ich muß doch leben und mich freut doch auch, was andere Frauen freut. Ich möchte mir im Herrenhofe etwas schön verdienen, ein neues Kopftuch allenfalls, oder solche schöne Korallen, oder gar einen Pelz.«

      »Was brauchst du Korallen,« sagte ich, »oder –«

      »So gefall’ ich Niemandem,« rief sie.

      »Das lügt, wer das sagt,« schrie ich hitzig.

      Ich war schon ganz verliebt in das Ding, sag’ ich euch. Nun wußte ich euch, was ich zu thun hatte. Ich dachte an die alten Geschichten und Lieder, wie der Czar die Czarewna und der arme Fischer das Fischerweib zuerst gewinnt mit schönen Geschenken, und legte den Groschen zum Groschen, bis der heilige Dreikönigstag kam.

      Da war ich am Abende der Erste, mich schwarz anzustreichen. Ich hatte eine rothe Altardecke vom Diak bekommen, das gab einen Mantel ab, und eine große spitze Krone aus Goldpapier. Ich war der schwarze König und ich hatte zwei gute Kameraden, den Iwan Stepnuk und den Pazorek, die waren die beiden weißen Könige, gut herausstaffirt, und mein Vetter, der Jusef, den die Blattern genommen haben, war unser Diener, ein ganzer Mohr.

      Der trug euch die Geschenke. So machten wir uns denn auf den Weg, wir Weisen aus dem Morgenlande, sangen tapfer unser Lied und Pazorek trug den Stern auf einer langen Stange.

      Wie wir bei Katharina eintraten, flogen die Mädchen wie eine Kette Rebhühner auf und schrieen, der Alte aber, ihr Vater, lächelte und holte den Branntwein vom Brette herab, uns schön zu bewirthen. Während die Anderen mit ihm tranken, wie es sich gebührt, nahm ich Katharina artig bei der Hand, verneigte mich und sprach: »Ich segne dich, Blume des Abendlandes. Wir Könige des Ostens, folgend dem Sterne, der uns den Weg zu unserem Heiland weist, zogen in dieses Land, wo uns deine Schönheit und Rechtschaffenheit zu Ohren kam. Wir sind in deine Hütte getreten, um uns vor dir zu neigen und dir Geschenke zu bringen.«

      Dabei winkte ich dem Vetter Jusef, unserem schwarzen Diener, zog ein schönes großes rothes Kopftuch aus seiner Torba und brachte es ihr dar und zog dann drei Schnüre schöner großer rother Korallen hervor und brachte sie ihr gleichfalls dar. Ich hatte Beides für meine guten Groschen in Kolomea gekauft. Meine Katharina bückte sich vor Verlegenheit, wurde euch roth wie Blut und verbarg beide Hände zwischen ihren Knieen, aber mit den Augen verschlang sie euch gleichsam das Tuch und gar die Korallen, und ich zog sie sachte auf die Ofenbank, legte ihr meine Geschenke freundlich in den Schooß. Dann sprachen wir euch so schön. Ich sagte: »Schöne Czarewna, über’s Jahr bringe ich Euch einen schönen Pelz von Zobelfellen, oder weißen Hermelinen, wie ihr es befehlt,« und sie sagte: »Majestätischer König der Mohren! ich bin keine Czarentochter, nur ein armes Bauernkind und mir ist ein Schafpelz genug.« Darauf ich wieder: »Schön bist du wie eine Czarentochter, das ist die feste Wahrheit. Bei uns ist eine andere Welt, ein anderes Volk, eine andere Erde. Ein jeder Mann hat hundert Frauen und ein König tausend, doch weiß ich nur ein Weib, das ich möchte für mein ganzes Leben.«

      Die Anderen wurden lustig, sprangen und schrieen, und Pazorek hob meine Katharina kuraschirt von der Bank und drehte sich mit ihr wie ein Kreisel, ich aber saß still und sah ihnen zu und damals begann mir das Herz so seltsam zu schmerzen. Die ganze Welt bekam ein anderes Aussehen für mich, so kurios. Wie es euch Leute gibt, die nur bei Nacht ihr Augenlicht verlieren, so war ich euch auf einmal wie blind bei hellem Tage; die Welt, die ich sah, war nicht diese unsere Welt, ich blickte gleichsam nur in mich hinein und Nachts wurde ich auf einmal sehend und sah rings um mich wunderbare Gesichte in Busch und Feld. Ich sah in Luft und Wasser, im Mondlicht, was kein Anderer sah, und hörte auch was Niemand hörte, und fühlte – es sind viele, viele Jahre vergangen seitdem, aber ich habe noch immer keine Worte gefunden, mit denen ich euch sagen könnte, was ich damals fühlte. Mein Herz wurde so weit und wieder so eng, flog jetzt und stand jetzt still. – Ach! Dummheit!«

      Der Capitulant lächelte wehmüthig und wiegte dann den Kopf langsam hin und her.

      Zwei Tage nach dem Dreikönigstage traf ich Katharina unterwegs.

      »Hast du dich mit Lauge gewaschen?« rief sie schon von weitem und lachte euch dabei so spitzbübisch.

      Ich wollte sie haschen, aber sie entkam mir noch dießmal.

      Wir hielten jetzt immer lange Gespräche, wo wir uns begegneten und ich kam auch zu ihr, in ihre Hütte. Die Nachbaren machten schon ihre Rumarken.

      »Weißt du, was die Leute sagen?« sprach ich zu Katharina.

      »Wie soll ich das wissen?«

      »Sie sagen, daß du meine Geliebte bist.«

      »Bin ich’s denn nicht?« fragte das arme Kindchen und machte große Augen. »Habe ich nicht ein Kopftuch von dir bekommen

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