Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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Leute, thut Eure Schuldigkeit.«

      Alle waren sofort auf den Beinen und umgaben mit ihren Sensen und Dreschflegeln den Capitulanten.

      »Ein Schlitten. Habt Acht!« rief Mrak von der Waldecke herüber.

      Das verzweifelte Geläute ertönte schon ganz nahe, wir hörten die Peitsche des Kutschers wie einen Pistolenschuß knallen, die Pferde schnauben.

      Jetzt tönte das »Halt!« der Bauernwache.

      »Halt! Halt!« schrieen die Anderen und liefen hin.

      Da stand jetzt der Schlitten und aus den Bärenfellen, die denselben bedeckten, erhob sich eine schlanke schöne Dame in einem kostbaren Pelze. Wie sie den Schleier von ihrem Capuchon zurückschlug, war sie noch schöner, aber furchtbar bleich. Ihre blauen Augen fieberten vor Zorn.

      »Was wollt ihr,« rief sie mit wutherstickter Stimme.

      »Paß,« antwortete die Bauernwache lakonisch.

      »Ich habe keinen.«

      »Legitimation.«

      »Ich habe keine.«

      »Dann seid Ihr arretirt,« rief Mrak und fiel den Pferden in die Zügel.

      Da trat der Capitulant vor, die Flinte auf der Schulter und nahm Mrak bei Seite.

      Die Andern steckten schnell die Köpfe dazu.

      »Lassen wir sie fahren,« sagte der Capitulant halblaut.

      »Lassen – ohne Paß – weßhalb?«

      »Ich kenne Sie,« entgegnete er. »Laßt sie fahren.«

      »Ich glaube dir gerne, daß du sie kennst,« sagte jetzt bedeutsam der Alte. »Laßt sie nur fahren.«

      Der Capitulant war an das Feuer zurückgekehrt und schürte die Flammen desselben.

      Die Andern folgten langsam.

      »Fahr zu,« rief die Bauernwache spöttisch.

      Die Dame sank in ihre Pelze zurück, der Kutscher knallte mit der Peitsche, der Schlitten flog auf der Schneebahn dahin.

      Der Jude lachte.

      »Wer war es?« fragte ich bei Seite.

      »Sie.«

      »Sie?«

      Der Pappendeckelmann nickte und arbeitete dann in dem Feuer herum.

      »Das war die Herrin von Zawale,« flüsterte der Alte. »Sie, die er geliebt hat und die er jetzt noch liebt.«

      Wir schwiegen lange Zeit.

      Dann sagte der Pappendeckelmann: »Sie soll auch nicht glücklich sein mit ihm, sie hat immer Hofschneider und habt ihr gesehen, wie bleich sie war?«

      »Ah! seht mir den Schlitten an und die Pferde,« rief der Capitulant. »Hat sie nicht Krakusen und Kosaken? Die großen Herren küssen ihr die Hand – und den schönen Pelz, den sie hat. Warum soll sie denn nicht glücklich sein?«

      Der Wanderer

       Inhaltsverzeichnis

      »Gott allein weiß, wie lange diese

       Pilgerschaft noch dauern wird.«

       Iwan Turgenjew

      Bedächtig, die Flinten auf der Schulter, schritten wir, der alte Heger und ich, durch den Urwald, welcher in schweren, dunklen Massen am Fuße unseres Gebirges lagert, und seine Riesenglieder weithin in die Ebene streckt. Der Abend ließ das scheinbar unbegrenzte Gebiet schwarzen jungfräulichen Nadelholzes noch finsterer und schweigender als sonst erscheinen; weithin war keine Stimme eines Lebenden, kein Laut, kein Rauschen eines Wipfels zu vernehmen, und weithin kein Licht außer von Zeit zu Zeit ein blasses mattgoldenes Netz, das die scheidende Sonne über Moos und Kräuter gespannt hatte.

      Der Himmel, wolkenlos, blaßblau wurde nur in einzelnen Stücken zwischen den unbeweglichen, ehrwürdigen Fichtenhäuptern sichtbar. Ein schwerer Geruch feuchter Fäulniß schwebte in den riesigen Nadeln und Halmen, nicht einmal unter unsern Füßen knisterte es. Wir gingen auf einem weichen nachgiebigen Teppich. Manchmal erblickte man eines jener verwitterten grün überzogenen Felsstücke, wie sie an dem Abhange der Karpathen tief in die Wälder und sogar bis in die getreidegelbe Fläche hinab zerstreut sind; stumme Zeugen jener halbvergessenen Zeit, wo ein großes Meer seine Fluthen gegen die zackigen Ufer unseres Gebirges trieb, und als sollte es uns an jene feierlich monotonen Schöpfungstage mahnen, erhob sich plötzlich ein starker Wind, und jagte seine unsichtbaren Wellen brausend durch die schweren Wipfel, die zitternden grünen Nadeln, die tausend und tausend Gräser und Kräuter, welche sich demüthig vor ihm neigten.

      Der alte Heger blieb stehen, strich sich das weiße Haar zusammen, das die wilde strömende Luft verwirrt hatte, und lächelte. Ueber uns im blauen Aether schwebte ein Adler.

      Der Alte legte die Hand über die Augen, zog die schweren Brauen zusammen und blickte auf ihn.

      »Wollen Sie ihn schießen?« sprach er gedehnt.

      »Wie wäre es möglich,« entgegnete ich.

      »Der Sturm treibt ihn herab,« murmelte der Alte, ohne seine Stellung zu verändern. Wirklich wuchs der schwarze, geflügelte Punkt über uns von Sekunde zu Sekunde, schon sah ich sein Gefieder glänzen. Wir näherten uns einer Lichtung, welche von düsteren Fichten umsäumt war, zwischen denen einzelne weiße Birken, wie Gerippe eines anatomischen Museums standen, und hie und da rothe Vogelbeeren glühten.

      Der Adler kreiste ruhig über uns.

      »Nun schießen Sie.«

      »Schieße du, Alter.«

      Der Heger schloß die Augen halb, zwinkerte eine Weile, nahm dann seine rostige Büchse von der Schulter und spannte den Hahn.

      »Soll ich in Wahrheit?«

      »Gewiß! ich treffe ihn ohnehin nicht.«

      »Nun in Gottes Namen.«

      Der Alte legte die Büchse ruhig an die Backe, es blitzte aufwärts, die Waldung gab den Schuß grollend zurück.

      Der Vogel schlug die Flügel zusammen und schien einen Augenblick noch von der Luft emporgetragen, dann stürzte er wie ein Stein zur Erde.

      Wir eilten hin.

      »Kain! Kain!« scholl es uns plötzlich aus dem Dickicht entgegen, ehern, gewaltig wie die Stimme des Herrn, als er im Paradiese zu den ersten Menschen sprach, oder zu dem Verfluchten, der das Blut seines Bruders vergossen hatte.

      Und die Zweige theilten sich.

      Vor uns war eine Erscheinung von übermenschlicher Wildheit

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