Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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bereiten müßte, der Schemel ihrer Füße zu sein, daß –«

      »Nun, warum fährst Du nicht fort?«

      Lanskoi hatte sich indessen wieder gefaßt, »daß sie die vollkommenste Frau wäre,« schloß er »aber sie besitzt kein Herz, sie kann nicht lieben, und das läßt sie in meinen Augen reizlos erscheinen; wenn ich nur anbeten will, kann ich vor der marmornen Liebesgöttin knien, sie wird ihre eisig kalten Arme niemals öffnen, um mich zu umschlingen, und Katharina –«

      »Versuch es doch, ob sie Marmor bleibt, ich glaube, Du könntest ihr gefallen.«

      »Das fürchte ich eben so sehr,« fiel Lanskoi ein, »sie würde vielleicht die Opferflamme meines jungen Herzens als ein Zimmerfeuerwerk benutzen, um sich damit die Zeit zu vertreiben, aber Liebe für Liebe, Leidenschaft für Leidenschaft zu geben, ist sie so wenig fähig, wie der Eiskranz auf der Newa Blüten treiben kann.«

      »Und wenn Du Dich irren solltest, wenn das Eis dieses Herzens sich in einen Blumengarten verwandeln könnte, sobald es der Sonnenblick der Liebe berührt? Katharina ist noch nie geliebt worden.«

      »Weißt Du das so gewiß, Du Rätselhafte?«

      »Sie ist begehrt worden, wie vielleicht kein Weib seit der griechischen Helena, aber geliebt, geliebt ist sie nicht worden.«

      Kaum hatte die Zarin diese Worte gesprochen, als sich ein rosa Domino ihr näherte und ihr etwas in das Ohr flüsterte. Sie richtete sich stolz und drohend auf und ging mit großen Schritten dem Saale zu, plötzlich blieb sie aber stehen, wendete sich um und winkte Lanskoi zu sich. »Ich sage Dir, Katharina ist noch nie geliebt, aber sie ist mehr als einmal verraten worden. Leb wohl, wir werden uns wiedersehen.«

      Sie grüßte ihn gnädig mit der Hand und verschwand dann im Gewühle.

      Lanskoi atmete auf. »Wissen Sie, was geschehen ist«, flüsterte ihm eine wohlbekannte Stimme zu, während sich ein zarter Arm des seinen bemächtigte, »die Daschkow hat entdeckt, daß Korsakow der Zarin untreu ist.«

      »Untreu – Katharina untreu –« rief Lanskoi, »und mit wem?«

      »Mit der Gräfin Bruce.«

      »Unmöglich.«

      »Als wenn bei Euch Männern etwas unmöglich wäre,« seufzte die arme kleine Frau.

      In allen Boudoirs wurde in den nächsten Tagen nur von der einen großen Neuigkeit geflüstert, welche den Hof in unbeschreibliche Aufregung versetzt hatte: Die Kaiserin war einer Liaison Korsakows mit der Gräfin Bruce auf die Spur gekommen, und der Platz eines erklärten Favoriten war frei geworden.

      Allgemein staunte man über die Mäßigung, welche die Kaiserin bewies, und pries ihre Milde. Weder die Nebenbuhlerin noch der treulose Geliebte wurden bestraft, beide behielten ihren Rang und ihre Stellung am Hofe, nur die Gunst der Zarin hatte der Letztere für immer verwirkt, und dies traf ihn empfindlich genug. Nach Sibirien geschickt werden ist ein hartes Los, aber am Hofe zu bleiben, ohne Einfluß oder Bedeutung zu besitzen und von jenen, von denen man gefürchtet war, kaum beachtet werden, ist ein lächerliches Schicksal, und Korsakow war nicht der Mann, es mit Würde zu tragen. Aber wer fragt überhaupt noch nach ihm?

      Am wenigsten Katharina II., welche mehr als alle anderen über die Nachsicht staunt, welche sie in diesem Falle gezeigt hat. Sie fragt sich immer wieder, was sie wohl so aller Rachsucht entkleidet, ja geradezu fröhlich gestimmt hat bei dem unerhörten Verrat? Sie faßt es nicht, daß sie sich weder als Monarchin noch als Weib beleidigt fühlt, und wie sie sinnt und forscht und grübelt, da fühlt sie mit einem Male, daß eigentlich sie die Treulose, die Verräterin ist, daß ihr Korsakow lästig war, seitdem sie Lanskoi das erste Mal sah, und sie weiß jetzt, daß sie Lanskoi liebt.

      Sie schämt sich fast vor sich selbst, sich dieses Geständnis abzulegen, aber sie verschmäht es, sich zu täuschen; das ist nicht bloßes Wohlgefallen, kein Aufflammen der Leidenschaft, am wenigsten ein Rausch der Sinne, was sie mit süßer, nie gekannter Gewalt zu Lanskoi hinzieht, es ist Liebe, es kann nur Liebe sein, diese wunderbare Empfindung, welche ihr zugleich so viel Seligkeit und Schmerz bereitet und sie so furchtsam macht, daß sie, die allmächtige Despotin, nicht zu hoffen wagt auf Gegenliebe, und so selbstlos, daß sie nur den einen holden Gedanken hegt und nährt, das ganze Füllhorn des Glückes über den auszugießen, den sie liebt. Lanskoi wird an den Hof beschieden und erscheint zum ersten Male bei einer Theatervorstellung in der Eremitage. Noch nie hat Katharina sich mit so viel Sorgfalt gekleidet, sie sah ängstlich auf jede Schleife, jedes noch so winzige Schönheitspflästerchen, und wie sie sich zuletzt in dem Spiegel sieht, ist sie dennoch unzufrieden. Kaum hat man ihn unter den Herren im Parterre erblickt, wo er sich bescheiden im Hintergrunde hält, entsteht ein Neigen der Köpfe, ein Flüstern und Lorgnettieren, das sich bis zu der Loge der Monarchin fortpflanzt.

      »Lanskoi ist soeben eingetreten,« sagte die Prinzessin Werongow leise zu dieser, »soll ich Befehl erteilen, daß er sich Eurer Majestät vorstellt?«

      Katharina errötet wie ein junges verliebtes Mädchen und nimmt den Fächer vor das Gesicht.

      »Ich weiß nicht« – stammelte sie, »raten Sie mir doch, Prinzessin.«

      »Ich sende nach ihm,« erwiderte diese, »Lanskoi ist so reizend und so anspruchslos, er verdient, daß Sie gütig mit ihm sind, Majestät.«

      Und wie er erst die Loge betreten hat und sich ehrerbietig vor ihr verneigt, da fühlt die Despotin ihr Herz heftig pochen, und ihr Auge, das dem seinen nicht zu begegnen wagt, folgt der Stickerei ihrer Robe, und ihre sonst so beredten Lippen, denen jederzeit Einfälle voll Geist und Bosheit wie tödliche Pfeile entschwirren, verstummen. Die Prinzessin kommt ihr zu Hilfe und unterhält sich mit Lanskoi, welcher indes seinen Blick unverwandt auf der Kaiserin haften läßt. Diese erinnert sich zu rechter Zeit, daß er sie schön findet, ja, der Liebesgöttin vergleicht, und dies giebt ihr Mut. Sie erhebt das große, helle Auge halb neugierig, halb zärtlich zu ihm und berührt seinen Arm mit dem Fächer.

      »Sie scheinen mich garnicht zu bemerken, Lanskoi,« beginnt sie, »ist es wahr, daß Sie mich so sehr hassen?«

      »Ich fühle für Eure Majestät, was mir geziemt,« entgegnete dieser.

      »Und was geziemt Ihnen, wenn ich fragen darf?«

      »Ehrfurcht.«

      Katharina blickt auf die kleine Bühne, auf der eben die Aufführung eines kleinen Probewerkes vor ihr beginnt, und spricht den Abend kein Wort mehr.

      Und wieder fand sich Lanskoi ein anderes Mal auf ihren Befehl beim Spiele ein. Nur die Vertrauten der Monarchin wurden demselben beigezogen. Der kleine erwählte Kreis versammelte sich in den kleinen Apartements der Eremitage, wo jede Etikette verbannt war und man sich mit heiterer Ungezwungenheit unterhielt. Lanskoi wurde von der Kaiserin eingeladen, mit ihr, abseits von den Übrigen, eine Partie Domino zu spielen. Die schöne mächtige Frau hatte es längst aufgegeben, mit ihm zu kokettieren, sie zeigte sich einsilbig, begnügte sich, ihn immerfort anzusehen, schmachtete, seufzte und zerdrückte endlich sogar ein paar Thränen in ihren sonst so gebieterischen und gefürchteten Augen.

      Lanskoi schien dies Alles nicht zu bemerken, er zeigte sich ehrerbietig und voll Aufmerksamkeit, aber kalt wie ein Eisblock.

      »Welchen Rang bekleiden Sie in meiner Armee?« fragte plötzlich Katharina.

      »Ich bin Lieutenant, Majestät, und schätze es mir zur Ehre.«

      »Sie

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