Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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»aber ich trauere nicht um den Verlust meines jungen Lebens, ich war in dieser Spanne Zeit, die mir an Deiner Seite gegönnt war, so überreich gesegnet mit allem Glück der Erde, wie es andere Menschen niemals waren, welche die Dauer eines Patriarchenlebens erreichten.

      Es giebt nichts in der Welt, das ewige Dauer hätte, auch Deine Liebe, Katharina, hätte sich vielleicht mit der Zeit verzehrt, ich danke Gott, daß er das geistige Licht in meiner Brust verlöschen läßt, so lange Du mich noch liebst, so lange ich Dir noch etwas bin.«

      »O! Lanskoi,« rief die Despotin mit einem Aufschrei des höchsten Schmerzes, »Du warst mir alles, und nichts bleibt mehr zurück, wenn Du mir entrissen wirst, glaube mir, ich hätte Dich immer so grenzenlos geliebt, wie ich Dich jetzt liebe, und ich werde Dich niemals, niemals vergessen, niemals.« Das stolze Weib, zu dessen Füßen Millionen lagen, warf sich schluchzend an dem Bette nieder und preßte die Stirne, die das Diadem trug, verzweifelnd gegen das kalte Holz.

      So lag sie, bis der Todeskampf eintrat, dann hielt sie den angebeteten Mann in ihren Armen, und an ihrer Brust atmete er aus, ihre Hand in der seinen mit einem holden Lächeln um die noch blühenden Lippen. Katharina stürzte an der Leiche ohnmächtig zu Boden, selbst wie eine Tote.

      Durch volle drei Monate trauerte sie um Lanskoi einsam in Zarskoje Selo, und durch volle drei Monate durfte niemand ihre Gemächer betreten, nicht einmal ihre Minister. Eine Witwe kann um den geliebten Gatten nicht aufrichtiger trauern, als sie es um den Geliebten that.

      In dem Parke von Zarskoje Selo erhebt sich ein herrlicher Obelisk von kostbarem Marmor, der die rührende Aufschrift trägt: »Dem Treuesten der Treuen;« es ist dies das Denkmal, das die Liebe der großen Katharina dem schönen Lanskoi gesetzt.

      Don Juan von Kolomea

       Inhaltsverzeichnis

      »Alle Weisheit meines Lebens

       Hat das Eine mich gelehrt,

       Lieb’ ist sterblich! Ganz vergebens

       Hoffst du, daß die Liebe währt!

       Bist du treu, sie lachen deiner,

       Aendern wie die Moden sich,

       Aenderst du dich, keift gemeiner

       Eifersücht’ger Neid um dich.

       Drum vermeide Hymens Falle,

       Hoffe nie: ein Weib sei dein!

       Aber lieb’ und täusche alle,

       Um nicht selbst getäuscht zu sein.«

       Karamsin.

      Wir fuhren aus der Kreisstadt Kolomea auf das Land. Es war Abend und am Freitag. Der Pole sagt: »Der Freitag ist ein guter Anfang,« aber mein deutscher Kutscher, ein Colonist aus Mariahilf, behauptete, der Freitag sei ein Unglückstag, denn an diesem Tage sei unser Herr am Kreuze gestorben und habe das Christenthum angefangen.

      Diesmal behielt der Deutsche Recht, denn eine halbe Stunde von Kolomea wurden wir von einer Bauernwache angehalten.

      »Steh! – den Paß!«

      Wir standen. Aber der Paß! – Meine Papiere waren freilich in Ordnung, aber wer hatte an meinen Schwaben gedacht. Der saß auf seinem Kutschbock, als wenn die Erfindung des Passes noch zu machen wäre, schnalzte mit der Peitsche und legte frischen Schwamm in seine kurze Pfeife. Der konnte freilich ein Verschwörer sein. Sein unverschämt behagliches Gesicht forderte meine russischen Bauern heraus. Paß hatte er keinen, das war richtig; nun zuckten sie die Achseln, das war ebenso richtig.

      »Ein Verschwörer,« hieß es.

      »Aber Freunde bedenkt doch!« Alles umsonst.

      »Ein Verschwörer!«

      Mein Schwabe rückt verlegen auf seinem Brett und maltraitirt fruchtlos die russische Sprache. Alles umsonst. Die Bauernwache kennt ihre Pflichten. Wer wagt ihr eine Banknote anzubieten? Ich nicht. So werden wir denn zusammengepackt und einige hundert Schritte weit zu der nächsten Schenke geführt.

      Von weitem schien es vor derselben von Zeit zu Zeit aufzublitzen. Es war die aufwärts genagelte Sense eines Bauers, der vor der Thüre Wache hielt, und gerade über dem Rauchfang der Schenke stand der Mond und blickte auf den Bauer und seine Sense. Er blickte durch das kleine Fenster der Schenke und warf seine Lichter wie Silbermünzen hinein, und füllte die Pfützen vor dem Hause mit Silber, um den geizigen Juden zu ärgern. Ich meine den Schenkwirth, der uns auf der Schwelle empfing und seine lebhafte Freude über die vornehmen Gäste dadurch ausdrückte, daß er eine Art monotones Jammergeschrei ausstieß.

      Er wackelte mit dem Körper auf und ab wie eine Ente, küßte auf meinen rechten Aermel einen Schmutzfleck, und der Symmetrie wegen auch auf den linken, und schalt dabei die Bauern, daß sie »einen solchen Herren,« »einen solchen« – er wußte keine bezeichnendere Eigenschaft an mir zu finden – »einen solchen Herren arretirt, und einen solchen durch und durch schwarzgelben Herren, einen Herren, dessen Gesicht schon ganz schwarzgelb sei und dessen Seele ganz schwarzgelb sei, das möchte er auf die Thora beschwören«, und schalt und gebärdete sich, als hätten sie ihm das ärgste Unrecht zugefügt.

      Ich ließ indeß meinen Schwaben bei den Pferden – die Bauern bewachten ihn – und rettete meine schwarzgelbe Seele in die Schenkstube, wo sie sich auf der hölzernen Bank ausstreckte, die um den großen Ofen lief.

      Ich langweilte mich bald, denn Freund Moschu hatte vollauf zu thun, seinen Gästen Branntwein und Neuigkeiten auszuschenken, und hüpfte nur selten wie ein Floh über den breiten Schenktisch zu mir und saugte sich fest und versuchte ein gebildetes Gespräch von Politik und Literatur.

      Auch ohne das. Ich langweilte mich und sah mich in der Schenke um.

      Ihr Grundton war Grünspan.

      Die spärlich genährte Erdöllampe erfüllte die Schenke mit grünlichem Lichte. Grüner Schimmel an den Wänden, der große viereckige Ofen wie mit Grünspan lackirt, grünes Moos wuchs aus den Feldstein-Parketen Israels. Grüner Bodensatz in den Schnapsgläsern, wirklicher Grünspan an den kleinen Blechmaßen, aus denen die Bauern tranken, wenn sie an den Schenktisch traten und ihre Kupfermünzen hinlegten. Eine grüne Vegetation bedeckte den Käse, den Moschku mir vorsetzte, und sein Weib saß im gelben Schlafrock mit großen Grünspanblumen hinter dem Ofen und schläferte ihr blaßgrünes Kind. Grünspan in dem abgehärmten Gesicht des Juden, Grünspan um seine kleinen unruhigen Augen, um seine dünnen, bewegungsvollen Nasenflügel, in seinen höhnisch verzogenen, sauren Mundwinkeln.

      Es gibt Gesichter, die mit der Zeit Grünspan ansetzen, es gibt solche, und mein Jude hatte ein solches Gesicht.

      Der Schenktisch stand zwischen mir und seinen Gästen. Sie saßen alle um einen schmalen langen Tisch, meist Bauern aus der Umgegend; sie unterhielten sich leise und steckten die zottigen, schwermüthigen grünen Köpfe zusammen. Einer schien mir ein Kirchensänger. Er führte das große Wort, hatte eine große Dose, aus der er aber allein schnupfte des nöthigen Respectes wegen, und las den Leuten aus einer halbvermoderten, grünen russischen Zeitung vor.

      Alles leise, ernsthaft, würdevoll, und draußen sang die Bauernwache ein melancholisches Lied, dessen Töne schienen aus weiter

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