Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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erhob sich und blickte der Zarin mit seinen schönen leuchtenden Augen voll und unerschrocken, in das bleiche Antlitz, das von Wehmut überflossen doppelt reizend erschien. »Wäre es möglich, Majestät, daß Sie nicht geliebt werden, nicht so geliebt, wie Sie es wünschen?«

      Katharina errötete und begann leise zu beben. »Sprechen wir nicht von mir,« sagte sie nach einer kleinen Pause, »ich habe mir vorgenommen, mich nicht mehr mit meiner Person zu beschäftigen, sondern ganz nur mit Ihnen, Lanskoi,« dabei streckte sie ihm die Hand mit einer Herzlichkeit hin, die ihn vollends entwaffnete. »Beantworten Sie mir offen jede Frage mein Freund, es wird nur zu Ihrem Besten sein, offen und ehrlich, ich wünsche es.«

      »Mein Wort, Majestät, ich werde nur die Wahrheit sprechen.«

      »Nun, so sagen Sie mir vor Allem, was ich thun kann, um Sie vollkommen glücklich zu machen,« begann Katharina. »Ich hoffe, Sie lieben und werden wieder geliebt, denn ohne Liebe giebt es kein wirkliches Glück.«

      »Gewiß, Majestät.«

      »Sie lieben also?«

      »Ja.«

      »Mit ganzer Seele?«

      »Ich möchte mein Leben hingeben für die Frau, die ich liebe.«

      »Sie ist also schön, diese Frau?«

      »Das schönste Weib der Erde.«

      »Und sie liebt Sie wieder,« murmelte die Kaiserin mit einem schmerzlichen Lächeln, »o! gewiß, sie muß Sie lieben!«

      »Ich wage nicht, daran zu denken.«

      »Ist sie so tugendhaft, oder so stolz?«

      »Sie ist für mich unerreichbar.«

      »Und das macht Sie unglücklich, mein Freund?«

      »Nein, Majestät, ich bin selig, wenn ich nur in ihrer Nähe weilen darf.«

      »Ich will diese Frau kennen, Lanskoi,« rief Katharina, indem sie den Kopf in den Nacken zurückwarf. »Schnell, wie ist ihr Name?«

      »Es ist die einzige Frage, welche ich nicht beantworten darf.«

      »Auch dann nicht, wenn ich es Ihnen befehle?« sagte Katharina, sich mit einem Male in ihrer vollen Majestät aufrichtend, »ich befehle Ihnen, mir die Frau zu nennen, die Sie lieben, und zwar auf der Stelle.«

      »Muß ich gehorchen?«

      Die Kaiserin nickte.

      Im selben Augenblick lag Lanskoi zu ihren Füßen. »Vergebung, Majestät, aber die Frau, die ich liebe, die ich anbete –«

      »Nun wie nennt sich diese Frau?« rief die Zarin, mit dem Fuße stampfend.

      »Katharina II.«

      »Lanskoi! Sie lieben mich – ist das möglich? –« jubelte die schöne Despotin.

      »O! Katharina, wäre es denn möglich, Sie nicht zu lieben?« rief Lanskoi, indem er ihre Hände ergriff und mit Küssen bedeckte.

      »Und Du fragst nicht, ob ich Dich wieder liebe? Du hast Recht, Lanskoi, Du mußt es in meinen Augen lesen, was Du mir bist. Ja, Lanskoi, ich liebe, zum ersten Male, seitdem ich das Licht der Welt erblickt, liebe ich, und Du bist es, der mich bezwang, der mich so elend und so unsäglich glücklich gemacht. Aber nicht von mir soll die Rede sein, von Dir allein, Geliebter, Dich will ich glücklich sehen, das ist für mich die höchste der Freuden.« Sie umschlang ihn mit wilder Zärtlichkeit und ihre Lippen suchten fiebernd die seinen.

      Katharina II. liebte, dieses beispiellos schöne Weib, das den kaiserlichen Gemahl mit dem Degen in der Faust vom Throne gestoßen und ohne Erbarmen erwürgt, das jeden seiner Günstlinge zum demütigen Knecht seiner wollüstigen Launen gemacht hatte, liebte mit ganzer Seele, erbebte furchtsam, wenn es die Stirne des Geliebten von dem kleinsten Schatten verdüstert sah, und Tag und Nacht, im Wachen und Träumen nur von dem einen Gedanken beseelt, ihn zu beglücken.

      Es waren Stunden nie geahnter Seligkeit, welch, Katharina II. mit dem schönen liebenswürdigen Lanskoi, im Winter in der prachtgeschmückten Eremitage, im Sommer in dem lieblichen Zarskoje Selo verbrachte. Niemand hätte in dem liebenden Weibe, das an der Seite des Geliebten, zärtlich an ihn geschmiegt, im Schlitten dahinflog, oder sich in silberhellen Mondnächten mit ihm im Kahne schaukelte, das im prunkvollen Boudoir vor ihm auf den Knien lag und sich nicht sattsehen konnte an seinem Antlitz, und nicht einschlafen konnte, wenn er ihren Kopf nicht in seine Hände gebettet hatte, niemand hätte in diesem hingebenden, schwärmerischen Weib voll Güte und Aufopferung die Despotin wieder erkannt, deren Wollust die Bacchanalien eine etwas größere Type Agrippina und Messalina deren Grausamkeit die Greuel eines Nero erneuert hatten.

      »Sie liebt Lanskoi, wie sie noch keinen geliebt,« sagte Fürst Daschkow zu seiner Gemahlin.

      »Sagen Sie lieber, Lanskoi ist der erste, den sie liebt,« erwiderte die Prinzessin, »und diese Frau, die uns seit langem die glänzendsten Proben von Genie, Klugheit, Mut, Entschlossenheit und Unbeugsamkeit gegeben hat, überrascht uns mit einem Male mit dem, was wir alle am wenigsten bei ihr gesucht haben, mit einem großen, guten und zärtlichen Herzen.«

      Die Macht, welche Lanskoi über Katharina II. gewann, war eine unumschränkte und beispiellose, aber daß man ihn allgemein liebte, beweist, daß er dieselbe in keiner Weise mißbraucht hat. Wenn sie ihn beschenkte, so geschah es immer gegen seinen Willen, und er zeigte sich jedesmal beschämt und verwirrt. Als sie ihm dem Winterpalaste gegenüber einen Palast erbauen ließ, vermied er es lange Zeit, sich öffentlich sehen zu lassen, und brachte kein Wort des Dankes über die Lippen, als sie aber ihre Büste in Marmor der Prinzessin Daschkow verehrte, vergoß er Thränen, denn er liebte Katharina wahnsinnig, daß er nicht einmal ihr totes kaltes Abbild jemand anderem gönnen wollte. Das Glück dieser einzigen Liebe war die Poesie im Leben Katharinas, und wie echte Poesie nicht ohne Tragik sein kann, so war auch diesem wunderbaren Traum ein rasches und unseliges Ende bestimmt.

      Katharina II. trug, wie jeder Mensch, ihr Schicksal, ihr Verhängnis in sich. Ihre Hände waren mit Blut befleckt, und auf ihre Stirne war der Fluch geschrieben. Ihre Liebe war tödlich wie ihr Haß.

      Nachdem sie Lanskoi ein Jahr besessen, begannen seine Wangen zu bleichen, und er welkte langsam an ihrer Seite dahin. Die berühmtesten Ärzte wurden berufen, aber ihre Kunst scheiterte an dem schönen Jüngling, der den Keim des Todes in sich trug.

      Die Kaiserin war der Verzweiflung nahe. Nachdem sie alles aufgeboten hatte, den Geliebten zu retten, und ihn dennoch verloren wußte, da blieb ihr nur das eine, ihm seine letzten Tage zu verschönern durch ihre Liebe, zu verklären durch das, was ihm nicht die Kaiserin, was ihm nur das zärtliche, treue Weib bieten konnte.

      Sie pflegte ihn wie die Frau den geliebten Gatten, wie die Mutter ihr Kind.

      Durch viele Wochen wich sie Tag und Nacht nicht von seinem Lager, er bekam keinen Tropfen Arznei, den sie ihm nicht gereicht hätte, sie hielt ihm den Teller, aus dem er aß, das Glas, aus dem er trank, sie war unermüdlich dem nach Atem Ringenden die Kissen zu richten.

      Während Lanskoi mit dem Tode rang, stand die Regierungsmaschine des größten europäischen Reiches stille, das Scepter war der Hand Katharinas, die es so männlich groß geführt hatte, entsunken, dieses herrschsüchtige, wollustheischende Weib war nur noch fähig zu weinen

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