Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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style="font-size:15px;">      Der arme Junge wurde totenbleich. »Majestät scherzen wohl?«

      »Es ist mein Ernst.«

      »Dann beschwöre ich Eure Majestät, diese Auszeichnung, welche mein Verdienst weit übersteigt, zurückzunehmen«, flehte Lanskoi. »Senden Sie mich gegen die Schweden, Polen oder Türken, befehlen Sie wir auf der Stelle, mein Leben für Sie hinzugeben, ich werde es mit Freude, ja mit Begeisterung opfern, aber eine Erhöhung, die mir in keiner Weise zukommt, beschämt, erdrückt mich.«

      »Sie sind brav, Lanskoi, brav und treuherzig,« entgegnete Katharina II. gerührt, »ich danke Ihnen, aber ich bin nicht gewohnt, ein Wort zurückzunehmen, Sie sind General und bleiben es.«

      Lanskoi wollte sprechen.

      »Widersetzen Sie sich nicht,« rief sie im Tone des Befehls, einen Augenblick erwachte die Despotin in ihr, aber sofort war sie wieder nur das liebende Weib, »ich bitte Sie darum,« fügte sie sanft, beinahe ängstlich hinzu.

      Lanskoi neigte sich stumm vor ihr und schwieg.

      Fortan mußte er zu jeder Tageszeit der Mächtigen Gesellschaft leisten, mehr als einmal trat die Versuchung an ihn heran, seinem Vorsatz untreu zu werden, sich vor ihr niederzuwerfen, ihr zu gestehen, daß er sie liebe, sie anbete, wie noch nie ein Weib angebetet worden sei, aber die Kraft seines Willens siegte immer wieder, und er verharrte in seiner achtungsvollen Zurückhaltung, seiner beispiellosen Kälte. Katharina, diese Frau, die gewohnt war, Sklaven um sich zu sehen, wenn sie nur winkte, Götzendiener, wenn sie befahl, wagte es nicht, dem ernsten Manne gegenüber, den sie wahrhaft liebte, nur ihre Neigung anzudeuten, aber sie verriet sich bei jedem Anlaß und machte dadurch dem bis zum Wahnsinn in sie verliebten Lanskoi den Kampf um so schwerer. Sie schien endlich auf das Glück der Liebe an seiner Seite ganz zu verzichten, sie war nur noch darauf bedacht, von aller Selbstsucht frei, ihm das Leben zu verschönern, seine geliebte Gestalt mit Glanz und Herrlichkeit zu umgeben. Vor allem beschäftigte sie sich angelegentlichst mit der Erziehung des schönen Lanskoi, sie ließ ihn in den Wissenschaften und Künsten von den hervorragendsten Geistern unterrichten, während sie es selbst unternahm, ihm seine Sitten zu lehren. Als er einige Fortschritte im Klavierspiel gemacht hatte, ließ sie sich von ihm begleiten, wenn sie sang. In allen den kleinen Komödien, welche sie für das Bijoutheater der Eremitage schrieb, mußte Lanskoi den Liebhaber spielen, während ihr ebenso gewiß jedesmal die Rolle der Liebhaberin zufiel. Sie beschenkte ihn wie man ein Kind beschenkt oder eine Geliebte, und es waren ihre seligsten Augenblicke, wenn er sich von ihrer Sorgfalt erfreut zeigte. Es gab Nächte, wo sie nicht schlief, wo sie auf ihrem üppigen Lager saß und Thränen vergoß, dann stand sie am Morgen mit rotgeweinten Augen auf und verschmähte es, Speise zu sich zu nehmen. Sobald er aber da war, erhellte sich ihr schönes Antlitz, und sie konnte wieder lächeln und mit ihm scherzen und plaudern, sich und die Welt vergessen. Und wieder einmal in einer Nacht voll Unruhe, voll Qual und Schweigen faßte sie einen heroischen Entschluß.

      »Er hat Recht,« sagte sie zu sich selbst, »ich habe kein Herz, ich putze ihn auf wie meine Puppe und thue ihm schön, aber dies alles nur um mir Freude zu machen. Ich habe mich noch nie ernstlich mit seinen Wünschen beschäftigt. Fortan soll von mir garnicht mehr die Rede sein, ich will ihn glücklich machen, vollkommen glücklich.«

      Ein eigenhändiges Schreiben der Zarin berief Lanskoi für den Abend in die Eremitage, es war in demselben weder von einer Theatervorstellung, noch einem Konzert, noch einer Soiree oder einem Spiel die Rede, und es war auch von keinem Leibkosaken, sondern von einem jungen, hübschen Kammermädchen überbracht worden. Das Ganze glich auf ein Haar der Einladung zu einem Rendezvous. Lanskoi, der keinen Augenblick darüber in Zweifel war, daß ihm ein tête-à-tête mit der gefährlichsten Frau Europas bevorstehe, küßte das wohlriechende Blatt mit den teuren Schriftzügen und rüstete sich zu dem bevorstehenden Kampfe. Er machte mit aller Sorgfalt und Koketterie Toilette, und es gelang ihm, alle seine körperlichen Vorzüge in das glänzendste Licht zu setzen; und wie er endlich in den knappen hohen Stiefeln mit Goldquasten, den sein tadelloses Bein knapp einschließenden weißen Beinkleidern, der roten goldverschnürten Kosakenjacke, das leicht gepuderte Haar von einer hellgrauen Marquise zusammengehalten, vor dem Spiegel stand, lächelte er sich wohlgefällig an, wie der schöne Narciß sein Bild im reinen Quell bewundert hatte, hing den krummen, mit Edelsteinen besetzten Säbel an goldener Schnur um die Schulter, nahm den Kolpak in die Hand und stieg in den Schlitten, der ihn pfeilschnell zu dem kaiserlichen Palaste hintrug.

      An jenem geheimnisreichen Hinterpförtchen, durch das Aslow, Mirowitsch. Wasiltschikow, Potenckia, Zawadowski, Zoritz und Korsakow die Eremitage betreten hatten, um den verliebten Launen der neuen Semiramis zu dienen, erwartete das vertraute Kammermädchen den Glücklichen, welcher gleich den Spartanern des Leonidas seiner Niederlage reich geschmückt und heiter entgegen ging.

      Das schmucke Kätzchen hüpfte munter voran durch die Korridore und die Treppe hinauf, plötzlich drückte sie die Hand an die Mauer, und eine zweite geheime Thüre sprang auf, durch die der mit Sehnsucht Erwartete in ein mit wollüstigem Dämmerlicht erfülltes kleines Vorgemach trat.

      »Hinter jener Portiere dort erwartet Sie das Glück,« flüsterte ihm noch seine reizende Führerin zu, dann verschwand sie, die Wand schloß sich hinter ihm, und Lanskoi war der Gefangene Katharinas. Sein Herz pochte heftig, seine Pulse flogen, er blieb einen Augenblick vor dem Vorhange stehen, um sich zu sammeln, dann schlug er ihn langsam zurück und erblickte in einem feenhaften kleinen Boudoir die Zarin, welche, mit einer silbernen Zange das Feuer in dem herrlichen Marmorkamin schürend, ihm den Rücken kehrte. Als die Portiere leise rauschend hinter ihm zufiel, wendete sie rasch den Kopf und nickte ihm freundlich zu. »Es ist noch kalt hier, oder ich bin vielleicht zu leicht angezogen,« sagte sie mit einem verschämten Lächeln.

      Lanskoi überflog mit einem glühenden Blick diese üppige Prachtgestalt, welche über einem weißen Unterkleide von köstlichen Spitzen in einen offenen Schlafrock von gelber Seide gehüllt zu frieren schien, aber es war nur die Aufregung, die holde Furchtsamkeit der Leidenschaft, welche die sonst so wenig bedenkliche und energische Despotin wie ein junges verliebtes Mädchen zittern machte. Lanskoi ergriff den kleinen Blasebalg, der auf dem Boden lag, ließ sich auf ein Knie nieder und begann das Feuer anzufachen.

      Die Zarin sah ihm lange mit einem Blicke holder Güte zu, dann legte sie langsam die weiße herrliche Hand auf seine Schulter. »Lanskoi;« begann sie, »ich habe mich in diesen Tagen viel mit Ihnen beschäftigt. Haben Sie wohl auch meiner gedacht?«

      »O! gewiß, Majestät,« erwiderte er.

      Katharina seufzte.

      »Habe ich etwas gesagt, was die Unzufriedenheit Eurer Majestät erregt hat?« fragte Lanskoi rasch.

      »Nein, mein Freund, aber ich bin unzufrieden mit einem Schicksal, das mich auf die öden Stufen des Thrones geführt hat, wo ich mich so einsam, so verlassen fühle. Ich will nicht sagen, daß mir eine Hütte genügen würde, aber ein kleines Schlößchen abseits der großen Straße der Welt, ein Kreis guter Freunde, ein Mann, dem mein Herz gehört und der auch mich liebt, welche Seligkeit müßte das sein!«

      »Gäbe es einen Wunsch, dessen Erfüllung nicht in Ihrer Macht liegt?« entgegnete Lanskoi, noch immer vor ihr knieend.

      »Kann ich einem Herzen befehlen, mich zu lieben?« rief Katharina mit einem Anflug von Bitterkeit, »ein Wink von mir wird den Mann meiner Wahl zu meinem gehorsamen, willenlosen Sklaven machen, gewiß, aber es giebt keine Gewalt, Liebe zu erwecken!«

      »Doch, Majestät, die Gewalt der Schönheit.«

      Katharina zuckte die Achseln. »Man sagt mir, daß ich schön bin, Lanskoi, ja, ich habe es so oft gehört, daß es mich beinahe langweilt, schön zu sein. Ich möchte häßlich sein,

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