Der Geisterjäger Staffel 2 – Gruselroman. Andrew Hathaway
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Die Mumie trat in den Korridor. Die bräunlich verfärbten Pranken streckten sich dem Geisterdetektiv entgegen.
Mit einem weiten Satz nach hinten brachte sich Rick vorläufig in Sicherheit. Vorläufig nur deshalb, weil ihm der Untote mit atemberaubender Schnelligkeit folgte.
Rick Masters zog sich weiter zurück. Hinter sich hörte er gellende Schreie. Nun hatten auch die anderen die Mumie entdeckt.
Er wandte sich zur Flucht. Dabei blickte er immer wieder über die Schulter zurück.
Schon nach wenigen Schritten blieb er stehen. Er hatte geglaubt, die Mumie würde ihn angreifen. Das tat sie jedoch nicht.
An der Kreuzung flüchtete sich Rick in den Ringkorridor. Der Untote schritt geradeaus weiter. Rick erkannte das Ziel des gräßlichen Gegners.
Die Zentrale!
Noch immer heulten die Sirenen, daß man kaum sein eigenes Wort verstand. Rick sprang hinter dem Untoten zu der Sirene am Schott und stellte sie ab. Die Hauptsirene jaulte jedoch noch immer.
Aber auch nicht mehr lange.
Rick Masters folgte der Mumie in einigem Abstand zur Zentrale. Mit einem Schlag schmetterte sie die Tür aus den Angeln und ging zielsicher auf den Schalter für die Hauptsirene zu. Noch ein Schlag, und die Sirene erstarb mit einem dumpfen Brummen.
Rick Masters schöpfte die wahnwitzige Hoffnung, dieser Untote hätte nur die Sirene beseitigen wollen. Gleich darauf mußte er einsehen, wie unsinnig diese Hoffnung war.
Die Mumie begann mit ihrem Zerstörungswerk.
*
Der Untote ging gezielt vor. Es war absurd, bei einem solchen Monstrum technisches Verständnis vorauszusetzen. Dennoch verhielt sich die lebende Leiche, als hätte sie nie etwas anderes getan, als diese Schaltzentrale zu bedienen.
Die welken Finger glitten über verschiedene Hebel und Tasten, deren Bedeutung nicht einmal der Geisterdetektiv kannte. Es merkte jedoch die Wirkung.
Das Licht erlosch. Dennoch konnte Rick die Mumie sehen, weil aus dem Schaltpult der bläuliche Blitz eines Kurzschlusses fuhr. Im nächsten Moment glommen auf dem Korridor in großen Abständen Notlampen auf. Der Schein reichte aus, um das weitere Zerstörungswerk der Mumie zu beobachten.
Immer wilder schlug der Untote auf das Schaltpult. Dem einen Überschlagblitz folgten weitere, bis ein wahres Feuerwerk aus der Konsole schoß. Verschiedene Geräte in der Station heulten noch einmal auf und erstarben dann. Es wurde totenstill, ausgenommen das Krachen der Schläge und das Knistern des schwebenden Instrumentenbretts.
Noch ehe Rick Masters die ganze Tragweite erkannte, löste sich die Mumie in nichts auf.
Zuerst wollte es der Geisterdetektiv gar nicht glauben, aber als er zögernd die Zentrale betrat, fand er die Bestätigung. Sein Gegner existierte nicht mehr.
Er stand fassungslos vor dem Werk der Zerstörung, wie es schlimmer nicht sein könnte. Erstens war schon Red verschwunden. Dann hatte die Belüftung nicht mehr funktioniert. Und nun war die gesamte technische Versorgung von ›Charly‹ zusammengebrochen. Rick brauchte sich gar nicht erst zu erkundigen. Bei diesem Ausmaß der Zerstörungen war klar, daß auch die Funkstation nicht funktionierte.
»O Mann!« stöhnte Lilian Harper in einem unerwarteten Temperamentsausbruch, als sie in die Zentrale kam. Ihre Kühle fiel vollständig von ihr ab. »Das darf doch nicht wahr sein!«
»Um Himmels willen«, flüsterte Mervin Sanders. Im Schein der Notbeleuchtung sah Rick, daß er leichenblaß war. »Weißt du, Rick, was das bedeutet?«
»Ich kann es mir vorstellen«, murmelte der Geisterdetektiv, doch sein Freund schüttelte heftig den Kopf.
»Kannst du nicht«, brüllte er los. Seine angespannten Nerven suchten nach einem Ventil. »Die Station ist im Eimer! Nichts geht mehr! Wir werden hier erfrieren und verhungern.«
Rick sah ein, daß er im Moment mit dem Chef von ›Charly‹ nicht diskutieren konnte. Er warf Lilian Harper einen prüfenden Blick zu. Sie fing ihn auf und schüttelte unmerklich den Kopf. Also war auch sie der Meinung, daß sie jetzt nicht über Probleme sprechen sollten. Mervin Sanders mußte sich erst abreagieren.
Sanders gebärdete sich wie von Sinnen. Er lief schreiend und fluchend am Instrumentenpult entlang, hieb mit der Faust dagegen und zog die Hand hastig zurück. Er hatte sich an der glühendheißen Verkleidung verbrannt. Wütend rannte er aus der Zentrale.
»Die Feuerlöscher!« kommandierte Lilian Harper. In diesem Sekunden zeigte sie, daß sie die Übersicht behielt. »Dort drüben, Mr. Masters!«
Sie deutete auf eine Nische, in der Rick einen Feuerlöscher entdeckte. Sie nahm sich auch einen. Gemeinsam erstickten sie die Kabelbrände. Als das geschafft war, ergriff wieder Rick die Initiative
»Können Sie so schnell wie möglich das wahre Ausmaß der Schäden feststellen?« fragte er. »Ich brauche für meine Entscheidungen eine genaue Zeitangabe, wie lange wir es noch in ›Charly‹ aushalten.«
Lilien nickte knapp. »Sandra!« rief sie auf den Korridor hinaus, auf dem sich ihre Kollegen drängten. »Das Funkgerät! Georg, Lionel und Mary! Ihr helft mir!«
Gemeinsam machten sie sich an die Untersuchung der Schaltanlage. Zwischendurch schickte Lilian Harper verschiedene ihrer Kollegen in die einzelnen Maschinenräume und ließ sich von ihnen berichten.
Ihr Gesicht verdüsterte sich zusehends. Nach einer halben Stunde wandte sie sich an Rick Masters. Sie gab ihre Erklärungen so laut, daß es auch die anderen Mitglieder der Stationsbesatzung hörten.
»Die Notbeleuchtung ist so ziemlich das einzige, was noch funktioniert«, berichtete sie. »Alles andere ist entweder restlos zerstört oder kann nur mit Mitteln repariert werden, die wir nicht haben. Einige kleinere Reparaturen können wir selbst ausführen. Sie werden Stunden dauern. Damit können wir die Beheizung auf einem Minimum aufrechterhalten, einige Grade über Null. Atemluft und Strom bekommen wir aber nicht mehr. Keine Chance.«
Rick nickte ihr dankbar zu. Einen so präzisen Bericht hatte er schon lange nicht erhalten. Jetzt wußte er, daß die Zeit drängte. Das gefiel ihm zwar nicht, weil er nicht gern unter Druck handelte, aber er hatte keine andere Wahl. Die Geister und Dämonen der Antarktis, die Eisdämonen, ließen ihm keine andere Wahl.
*
Unter Lilian Harpers Anweisung machten sich die Wissenschaftler sofort daran, die gröbsten Schäden auszubessern. Rick war im Moment überflüssig, und dafür war er dankbar. Er mußte sich eine Methode ausdenken, wie er dem Spuk ein Ende bereiten konnte. Das war gar nicht so einfach, weil es keine handfesten Anhaltspunkte gab. Er mußte sich da mehr auf sein Gefühl und seine reiche Erfahrung mit ähnlichen Fällen verlassen.
Während er langsam durch die Gänge der Station schlenderte, sah er die einzelnen Gruppen bei der Arbeit. Niemand schonte sich. Alle wußten, daß es ums Überleben ging.
Die Funkstation war erwartungsgemäß ausgefallen. Sie konnten nicht um Hilfe rufen. Sicher würde es in der Relaisstation auffallen, daß die routinemäßigen Meldungen von ›Charly‹ ausblieben, aber bis die Rettungsaktion anlief, verging bestimmt viel Zeit.
Und