Der Geisterjäger Staffel 2 – Gruselroman. Andrew Hathaway
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Red schlug die Augen nieder, als ihn die Wissenschaftler ansahen. Er schwieg beharrlich und preßte die Lippen zusammen, daß sie nur mehr einen schmalen Strich in seinem Gesicht bildeten.
»Ist der Notausgang bewacht?« fragte Rick Masters in die Stille hinein.
Lilian Harper nickte. »Wir haben zwei Kollegen als Posten aufgestellt. Sie gehen von dort nur in höchster Gefahr weg. Vorher aber geben sie Alarm.«
Falls sie dazu noch Gelegenheit haben, fügte der Geisterdetektiv in Gedanken hinzu, sprach es jedoch nicht aus. Er deutete auf die Schleuse.
»Die Mumie aus dem Eisblock versucht, in die Station zu kommen.« Er holte tief Luft. »Hoffen wir, daß die Türen halten.«
Ungläubiges Gemurmel erhob sich unter den Wissenschaftlern. Eine der Frauen trat vor. Am Hals trug sie Würgemale. Rick erriet, daß sie noch vor ihm von dem Dämon in dem Fellanzug überfallen worden war.
»Das glauben Sie doch nicht im Ernst, Mr. Masters!« rief sie. »Sie wollen uns einreden, daß dieses – dieses Ding die Schotte durchbrechen kann?«
Rick deutete auf ihren Hals. »Sie haben am eigenen Leib erfahren, wozu diese Wesen imstande sind«, antwortete er ruhig. »Ich bin überzeugt, daß wir alle ständig in Gefahr sind. Ich will Sie nicht in Panik stürzen, aber seien Sie auf der Hut! Es wäre vielleicht am besten, wenn von jetzt an alle ständig beisammen blieben. In ähnlichen Fällen habe ich damit gute Erfahrungen gemacht. Sie könnten sich gegenseitig helfen.«
Damit stieß er auf taube Ohren. Jeder dieser Wissenschaftler schien ein Eigenbrötler zu sein, der am liebsten für sich blieb.
Mervin Sanders zog den Geisterdetektiv auf die Seite. »Du kannst jedem von ihnen die unangenehmsten Aufgaben übertragen. Er oder sie wird alles bestens erledigen, ohne zu murren. Aber du wirst sie nicht vierundzwanzig Stunden rund um die Uhr in einem Raum einsperren können.«
»Sie werden sich bekehren lassen«, prophezeite der Geisterdetektiv düster. »Abwarten!«
»Und was tun wir bis dahin?« Mervin schielte besorgt zu der Tür, die unter den mächtigen Schlägen des Dämon erzitterte. »Wird sie halten oder nicht?«
»Sofern eure Dienststelle nicht mit Geld gespart hat, wird sie halten.« Ricks Galgenhumor kam zum Durchbruch. »Ist aber eine besonders billige Tür eingebaut worden… Na ja, du weißt, was das bedeutet.«
»Wie sollen wir uns verteidigen, wenn es ernst wird?« fragte Lilian Harper, die den letzten Teil des Gesprächs gehört hatte. »Sie müssen die Mannschaft darauf vorbereiten, Mr. Masters.«
Rick ließ seinen Blick im Kreis schweifen. »Ich würde es gerne tun«, antwortete er leise. »Aber ich kann es nicht. Es gibt nämlich nichts, womit sich Ihre Leute verteidigen können.«
Betroffen wandte sich Lilian Harper ab. Ihre kühle Maske, hinter der sie ihre Gefühle verbarg, bröckelte ab.
»Alles herhören!« rief Mervin Sanders. Er trat vor und wartete, bis Ruhe eingekehrt war. »Ich bin ebenfalls dafür, daß wir uns in der Zentrale versammeln und dort bleiben, bis der Spuk vorbei ist. Kommt, wir wollen kein Risiko eingehen.«
Die übrigen Wissenschaftler blieben unschlüssig stehen. Sandra, die Frau mit den Würgemalen am Hals, trat einen Schritt vor.
»Und was ist mit unseren Kollegen an den beiden Eingängen?« fragte sie gereizt. »Sollen wir sie ihrem Schicksal überlassen?«
Darauf wußte Mervin Sanders keine Antwort. Er warf Rick einen hilfesuchenden Blick zu.
»Es müssen Wachen an den Türen bleiben«, entschied er. »Außerdem müssen Wachen durch die Korridore patrouillieren, falls der Dämon an einer anderen Stelle eindringt. Ich schlage vor, daß wir losen.«
Doch damit kam er bei der Besatzung der Station schlecht an. Aufgeregt lehnten sie ab.
»Wir haben Forschungsarbeiten zu erledigen«, rief ein bärtiger junger Mann zornig. »Wir sind keine Soldaten, daß Sie uns zum Wachdienst einteilen können.«
Rick sah dem jungen Mann starr in die Augen. »Wenn Sie sich nicht fügen, werden Sie bald gar keine Arbeiten mehr erledigen können, weil die Dämonen Sie umgebracht haben«, entgegnete er scharf.
Daraufhin kehrte zwar wieder Ruhe ein, aber seine Vorschläge wurden trotzdem nicht angenommen. Schweigend löste sich die Versammlung auf. Jeder ging seines Weges.
Rick lauschte auf das schwächer werdende Hämmern an der Schleusentür. Er wußte jetzt schon, daß sich der Starrsinn der Wissenschaftler schlimm rächen würde.
*
Nach diesen Kämpfen gegen die Mumie und nach den Auseinandersetzungen mit den Wissenschaftlern mußte sich Rick Masters ausruhen, damit er überhaupt durchhielt. Er ging in seine Unterkunft und streckte sich auf dem Bett aus.
Dafür, daß sie in der Antarktis lebten, hatten die Mitglieder der Forschungsgruppe großen Komfort. ›Charly‹ war angenehm beheizt. Das Essen war reichhaltig, wie Rick wenige Minuten später feststellte. Lilian Harper brachte ihm ein volles Tablett, stellte es wortlos ab und verließ sein Zimmer wieder. Sie merkte, daß er sich im Moment nicht unterhalten wollte.
Nachdem Rick gegessen hatte, legte er sich wieder hin. Er konnte die Augen nicht mehr offenhalten. Alle Knochen schmerzten ihn.
Von Zeit zu Zeit hörte er dumpfes Klopfen, jedesmal aus einer anderen Richtung. Er brachte niemanden zu fragen, um zu wissen, was dass war.
Die Mumie suchte noch immer nach einen Zugang.
So unheimlich dieses Geräusch auch war, beruhigte es den Geisterdetektiv doch einigermaßen. Es bedeutete nämlich, daß der Untote nicht durch Wände gehen konnte.
Mit der schaurigen Hintergrundmusik der Mumie schlief Rick ein. Als er wieder hochschreckte, hatte sich nichts verändert. Von ferne hörte er das dumpfe Klopfen. In seinem Zimmer brannte Licht.
Vor seinem Bett stand Mervin Sanders. Sein Gesicht war vor Aufregung gerötet, aber da er lächelte, blieb Rick ruhig liegen. Er war noch nicht ganz wach.
»Was ist denn?« murmelte er.
Mervin lachte. »Wir haben wieder Funkkontakt zur Außenwelt«, berichtete er. »Und wir haben schon einen kurzen Lagebericht abgestrahlt. Er ist auch von der Relaisstation bestätigt worden. Das heißt, daß meine Dienststelle in wenigen Minuten Bescheid wissen wird.«
Rick rührte sich nicht. Er schloß die Augen und dachte nach. Weshalb war die Störung im Funkverkehr aufgehoben? Weshalb verzichteten die Dämonen, die Station weiterhin von der Außenwelt zu isolieren?
»Du sagst gar nichts«, fragte Sanders erstaunt. »Ich dachte, du würdest dich freuen.«
»Ändert sich etwas an unserer Lage?« fragte der Geisterdetektiv, ohne die Augen zu öffnen. »Wir werden weiterhin bedroht. Horch!«
Wieder ertönte das unheimliche Hämmern der Mumie. »Der Untote gibt nicht auf, Funkverbindung