Der Geisterjäger Staffel 2 – Gruselroman. Andrew Hathaway
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Mervin Sanders verdrehte seufzend die Augen zur Decke. »Und ich hatte gehofft, daß es friedlich abgeht. Also gut, Rick, was ist nun mit diesem Overall? Ich verstehe zwar nicht, wieso dieser Anzug zu Leben erwacht ist und euch angegriffen hat, aber kann es noch einmal passieren?«
Der Geisterdetektiv nickte. »Leider ja. Ich will dir nicht versprechen, daß ich ihn unschädlich machen kann. Dazu müßte ich die Wurzel allen Übels kennen.«
Mervin versetzte dem nunmehr harlosen Anzug einen wütenden Fußtritt. »Mich würde etwas interessieren.« Er warf Rick einen bedeutungsvollen Blick zu. »Du hast vorhin eine glänzende Kugel in der Hand gehalten. Was war das? Für mich hat es so ausgesehen, als hättest du dich nur dadurch gerettet, daß du die Kugel gegen den Anzug gedrückt hast.«
Grinsend holte der Geisterdetektiv die ungefähr walnußgroße Silberkugel aus seiner Tasche und zeigte sie seinem Freund. Sie wirkte völlig normal. Niemand konnte ihr ansehen, welche Kräfte in ihr steckten.
»Ich habe sie vor einiger Zeit bei einem Trödler entdeckt«, erklärte der Geisterdetektiv. »Zuerst dachte ich, ich hätte einen hübschen Ziergegenstand gekauft. Dann habe ich gemerkt, daß sie starke Kräfte der Weißen Magie enthält. Frag mich nicht, woher sie stammt. Ich weiß es nicht.«
Mervin Sanders betrachtete die Kugel plötzlich mit ganz anderen Augen. »Warum hast du das vorhin nicht gesagt?« fragte er.
Rick ließ seine Waffe gegen das Böse wieder in der Tasche verschwinden und hielt sich die immer noch schmerzende Schulter. Er konnte den Arm jetzt schon wieder gebrauchen.
»Mervin, ihr hättet mich doch nur ausgelacht«, erwiderte er. »Deine Stellvertreterin wollte auch nicht an diesen gefährlichen Anzug glauben. Erst als sie es mit eigenen Augen sah, ließ sie sich bekehren.«
Mervin Sanders öffnete den Mund. Rick hörte jedoch nicht mehr, was ihr Freund sagen wollte.
Durch die ganze Station drang nämlich ein ohrenbetäubender Gong, der die Wände zum Beben brachte und die Menschen zu Boden fegte.
*
Verzweifelt hielt sich der Geisterdetektiv die Ohren zu. Er glaubte, dieses unmenschliche Dröhnen nicht auszuhalten. Es klang, als schlüge jemand von außen mit einem gewaltigen Hammer gegen die Forschungsstation.
Die Schallwellen waren körperlich zu spüren. Rick stemmte sich auf die Knie hoch, wurde jedoch von dem nächsten Ansturm umgeworfen. Mit ausgebreiteten Armen und Beinen lag er da und hielt sich mit aller Kraft fest. Es nützte nichts. Er wurde gegen die Wand geschleudert und blieb benommen liegen.
Ihm war, als würden sich die Wände der Station auflösen, als würden sie sich verformen und auseinanderfließen, als wären sie aus Butter geformt. Der Boden hob und senkte sich, formte Blasen, die zur Decke stiegen und dort zerplatzten. Für Momente glaubte der Geisterdetektiv, blauen Himmel über sich zu sehen. Doch das konnte nur eine Sinnestäuschung sein.
Schlagartig war alles vorbei. Die wissenschaftliche Station lag genauso still da wie zuvor. Nichts schien sich verändert zu haben.
Keuchend richteten sich Rick und Mervin Sanders auf. Beiden stand der Schweiß auf der Stirn.
»Was – was – war – das…?« fragte Sanders stöhnend. »So etwas habe ich noch – nie erlebt.«
Rick stand noch unsicher auf den Beinen. Er gab keine Antwort, da er auch nicht wußte, was dieses Phänomen zu bedeuten hatte. Sein erster Blick galt dem Fellanzug. Er fürchtete, der Ansturm magischer Mächte hätte das Kleidungsstück erneut mit einem bösen Geist beseelt.
Er hatte sich zum Glück getäuscht. Mervin Sanders stieß einen erstaunten Ruf aus. Wo vorhin noch der Anzug gelegen hatte, sahen sie jetzt nur mehr einen formlosen Haufen von Haaren. Der Anzug hatte sich in seine Bestandteile aufgelöst.
»Das kann nur eine Nebenwirkung sein«, stellte der Geisterdetektiv fest. »Sehen wir nach, was noch alles passiert ist.«
Sie erholten sich rasch und überprüften die Zentrale. Hier hatte sich nichts verändert.
Draußen auf den Korridoren bot sich ebenfalls das übliche Bild. Aus allen Räumen kamen Mitarbeiter. Sie wirkten genauso mitgenommen wie Rick und Mervin.
Eine drückende Stille lastete über allem. Rick fragte sich, woher sie wohl kam. Bei seiner Ankunft war die ganze Station von verschiedenen Geräuschen erfüllt gewesen, die nichts mit dem Alarm zu tun hatten. Generatoren summten. Die Neonröhren an der Decke gaben ein sirrendes Brummen von sich. Maschinen stampften.
Nun aber war gar nichts zu hören. Vielleicht war das nur eine Nachwirkung der unerträglichen Schallwellen, denen sie ausgesetzt gewesen waren.
Erst als auch Mervin den Kopf hob und eine Bemerkung über die Stille machte, wurde der Geisterdetektiv stutzig.
»Wir müßten zumindest das Heulen des Sturms hören«, meinte auch Lilian Harper, die inzwischen zu ihnen gestoßen war. Die blonden Haare hingen ihr wirr in die Stirn. Ihre Augen wirkten müde.
Rick lief auf die Schleuse zu, öffnete die innere Tür und trat an die äußere heran. Mervin rief ihm eine Warnung zu, er sollte sich einen Pelzmantel anziehen. Rick achtete nicht darauf, er wollte sich Gewißheit verschaffen.
Red tauchte neben ihm auf, als er die Hände nach dem Verschluß der äußeren Tür ausstreckte.
»Lassen Sie das!« rief der Geheimdienstmann. »Ohne meine ausdrückliche Erlaubnis darf niemand mehr die Station verlassen.«
»Dann haben Sie soeben Ihre Erlaubnis gegeben!« rief Rick zurück und öffnete die Tür.
Niemand sprach ein Wort. Alle starrten entgeistert ins Freie. Was sie sahen, war so unglaublich, daß sie nicht sofort begriffen, was sich vor ihren Augen abspielte.
*
Am auffallendsten war die Veränderung des Wetters. Strahlender Sonnenschein leuchtete ihnen entgegen, so daß sie die Augen zusammenkneifen mußten. Rick konnte fast nichts erkennen, weil der Schnee die Sonnenstrahlen reflektierte.
Er griff hastig in seine Tasche und holte die Schneebrille hervor, die er vorsichtshalber bei sich trug. Als er sie aufsetzte, sah er, daß sie nicht mehr allein in der Eiswüste waren.
Zwischen der Station und dem Meer lagerte eine Gruppe von Männern mit Schlitten und den zugehörigen Hunden. Das war aber noch nicht alles. Das Meer befand sich nicht an derselben Stelle wie bei seiner Ankunft. Es war weiter zurückgewichen. Auch die Küstenlinie verlief jetzt anders.
Auf den sanften Wellen schaukelte ein Schiff. Rick sah es nur für einen kurzen Moment, da sich sofort undurchdringlicher Nebel über das Land legte. Dieser Augenblick genügte jedoch, um ihn ahnen zu lassen, was hier vor sich ging.
Es war ein altes Dampfschiff. Aus den Schloten quollen dichte schwarze Rauchwolken.
Danach sah er gar nichts mehr. Auch die lagernden Männer wurden von dem Nebel verschluckt.
Ehe Rick sich nach den anderen umdrehte und sie nach ihrer Meinung fragte, erklang ein hohles Heulen.