Warum Gott?. Timothy Keller
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Jeffrey war ein Musiker aus New York, der in einer konservativen jüdischen Familie aufgewachsen war. Seine Eltern wurden beide schwer krebskrank, die Mutter erlag dem Krebs. Da er seit seiner Jugend oft selber krank gewesen war, studierte und praktizierte er die chinesische Heilkunst sowie taoistische und buddhistische Meditation. Körperliche Gesundheit wurde sein Ein und Alles. Als ein Freund begann, ihn mit in unsere Gottesdienste zu schleppen, hatte er eigentlich keinen „religiösen Bedarf“. Er mochte die Predigten, „bis auf das Ende, wenn dieser Jesus-Kram kam“ und er regelmäßig abschaltete. Aber bald wurde er neidisch auf die Freude und Zukunftshoffnung seiner christlichen Freunde, die er so noch nirgends erlebt hatte. Er fing schließlich an, sich auch das Ende der Predigten anzuhören – und erkannte, dass dort eine Herausforderung für sein Denken lag, der er sich nicht hatte stellen wollen. Dann erlebte er zu seiner Überraschung, wie bei seinen Meditationen „die Augenblicke der totalen, reinen Stille immer wieder durch Bilder von Jesus am Kreuz unterbrochen wurden.“ Er begann, zu dem Gott der Christen zu beten, und erkannte bald, dass der rote Faden seines Lebens der Versuch gewesen war, das Leiden um jeden Preis zu meiden. Jetzt merkte er, wie nutzlos dieses Lebensziel war. Als er begriff, dass Jesus seine Gesundheit, ja sein Leben geopfert hatte, um die Welt – und ihn! – zu erlösen, bewegte ihn das tief. Er merkte, dass es mit Jesus möglich war, dem unvermeidlichen Leiden der Zukunft entgegenzutreten und einen Weg hindurch zu finden.
Kelly kam von der Columbia University und war Atheistin. Als Zwölfjährige hatte sie miterlebt, wie ihr Großvater an Krebs starb und ihre zweijährige Schwester, die einen Gehirntumor hatte, operiert wurde und Bestrahlungen und Chemotherapie bekam. Als Studentin hatte sie die Hoffnung verloren, dass das Leben einen Sinn hatte. Mehrere ihrer christlichen Freunde an der Universität redeten mit ihr über Glaubensfragen, aber sie war „steiniger Boden“ für deren Zeugnisse. Doch als ihre Schwester mit 14 Jahren einen Schlaganfall bekam, der sie lähmte, war ihr das ein Ansporn, die Sache mit Gott nicht aufzugeben, sondern ihn ernsthaft zu suchen. Mittlerweile wohnte und arbeitete sie in New York City. Sie lernte ihren künftigen Mann, Kevin, kennen, der ebenfalls Columbia-Absolvent und Atheist war und an der Wall Street bei J. P. Morgan arbeitete. Die beiden hatten hartnäckige Zweifel an Gott, aber sie hatten auch Zweifel an ihren Zweifeln und so begannen sie, die Gottesdienste unserer Gemeinde zu besuchen. Ihre Reise zum Glauben war langsam und mühevoll. Eines der Dinge, die sie nicht aufgeben ließen, waren die vielen Christen, die sie in der Gemeinde kennenlernten und die es an intellektuellem Niveau mit jedem, den sie in der Stadt kannten, aufnehmen konnten. Was sie schließlich überzeugte, war nicht nur die intellektuelle Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens, sondern auch das Leben, von dem er sprach. Kelly schrieb: „Als Atheistin glaubte ich, ein moralisches, auf Gemeinwohl und soziale Gerechtigkeit ausgerichtetes Leben zu führen, aber das Christentum ging noch darüber hinaus, indem es selbst unser Denken und den Zustand unseres Herzens einbezog. Ich nahm schließlich Gottes Vergebung an und bat ihn, in mein Leben zu kommen.“ Kevin schrieb: „Als ich in einem Café saß und C. S. Lewis’ Pardon, ich bin Christ las, legte ich das Buch hin und schrieb in mein Notizbuch: ,Es spricht überwältigend viel dafür, dass das, was das Christentum behauptet, wahr ist.‘ Ich erkannte, dass meine Leistungen letztlich unbefriedigend waren, der Beifall der Menschen flüchtig und dass ein Carpe-diem-Leben des Abenteuers um des Abenteuers willen nur eine andere Form von Narzissmus und Götzendienst war. Und so fing ich an, an Christus zu glauben.“12
Jesus und unsere Zweifel
Kelly berichtet auch, wie ihr in ihrem Kampf mit dem Glauben und dem Zweifel der „ungläubige Thomas“ im Neuen Testament (Johannes 20) eine Hilfe war. In dieser Szene begegnet Jesus dem Zweifel auf eine Weise, die differenzierter ist als die des modernen Skeptikers, aber auch des modernen Gläubigen. Jesus fordert Thomas auf, nicht beim Zweifeln stehen zu bleiben („Glaube!“), aber geht gleichzeitig auf seine Forderung nach „Beweisen“ ein. In einer anderen Szene begegnet Jesus einem Mann, der voller Zweifel ist und ihn bittet: „Hilf mir doch gegen meine Zweifel!“ (Markus 9,24). Worauf Jesus ihn wegen seiner Ehrlichkeit segnet und sein Kind heilt. Egal ob Sie sich für einen Gläubigen oder einen Zweifler halten, ich möchte Sie einladen, genauso ehrlich zu sein wie dieser Mann und Ihre Zweifel besser kennenzulernen. Das Ergebnis wird Ihre kühnsten Erwartungen übersteigen.
KAPITEL 1 „Es kann nicht nur eine wahre Religion geben“
„Wie soll es nur einen wahren Glauben geben können?“, fragte Blair, eine 24 Jahre alte Frau aus Manhattan. „Es ist doch anmaßend, wenn jemand behauptet, dass seine Religion besser als die anderen ist, und die Leute zu ihr zu bekehren versucht. Es sind doch wohl alle Religionen gleich gut, wenn es um die Bedürfnisse ihrer Anhänger geht.“
„Religiöse Exklusivität ist nich t nur engstirnig, sondern mords gefährlich“, fügte Geoff hinzu, ein Twen aus Großbritannien, der ebenfalls in New York City wohnte, „Religion hat doch immer nur zu Streit, Spaltung und Konflikten geführt; vielleicht ist sie der größte Feind für den Frieden in der Welt. Wenn die Christen weiter behaupten, dass sie die ‚Wahrheit‘ haben, und wenn andere Religionen ins gleiche Horn stoßen, wird es in der Welt nie Frieden geben.“ 13
I
n meinen jetzt fast zwanzig Jahren in New York habe ich unzählige Gelegenheiten gehabt, Menschen zu fragen: „Was ist Ihr größtes Problem mit dem Christentum? Was stört Sie am meisten an dem, was Christen glauben und leben?“ Eine der häufigsten Antworten, die ich bekommen habe, lässt sich in dem Wort Ausschließlichkeitsanspruch zusammenfassen.
Ich wurde einmal als christlicher Vertreter zu einer Podiumsdiskussion in einem nahe gelegenen College eingeladen, zu der auch ein jüdischer Rabbi und ein muslimischer Imam kamen. Wir drei sollten über die Unterschiede zwischen unseren Religionen diskutieren. Das Gespräch war höflich, intelligent und respektvoll. Wir betonten alle, dass es erhebliche, unüberbrückbare Differenzen zwischen den drei Religionen gab. Ein Beispiel war Jesus. Wir alle stimmten der folgenden Aussage zu: „Wenn die Christen recht haben und Jesus Gott ist, dann lieben die Muslime und Juden Gott nicht so, wie er wirklich ist, und wenn die Muslime und Juden recht haben und Jesus nicht Gott ist, sondern nur ein Lehrer oder Prophet, dann lieben die Christen Gott nicht so, wie er wirklich ist.“ Der springende Punkt war: Es konnte nicht sein, dass wir alle drei mit unseren Auffassungen über das Wesen Gottes recht hatten.
Etliche der Studenten waren höchst aufgebracht. Einer sagte, dass das, worauf es ankam, doch wohl war, dass man überhaupt an Gott glaubte und im Übrigen selber Liebe praktizierte. Die Position, dass die eine Religion der Wahrheit näher kam als die andere, fand er intolerant. Ein anderer Student sah uns drei Geistliche an und sagte frustriert: „Es wird nie Frieden auf der Erde geben, wenn die Vertreter der Religionen weiter solche Ausschließlichkeitsansprüche stellen!“
Religion ist ein Sicherheitsrisiko für den Weltfrieden.
Die Meinung, dass eines der ganz großen Hindernisse für den Weltfrieden die Religion ist – vor allem die großen Weltreligionen, die behaupten, die allein wahren und den anderen überlegen zu sein – ist weitverbreitet. Es wird Sie vielleicht überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass ich als Pastor diese Meinung teile. Religionen