Die Herrscher und Gestalten des Mittelalters. Reinhard Pohanka

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Die Herrscher und Gestalten des Mittelalters - Reinhard  Pohanka marixwissen

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zu sein, die Mönche wie Brüder. Aufgenommen werden konnte jeder, der ein Noviziat, die Probezeit von einem Jahr, im Kloster verbracht hatte. Eltern konnten ihre Kinder dem Kloster übergeben, die hier in Klosterschulen unterrichtet wurden.

      529 zog Benedikt mit einigen getreuen Mönchen nach Süden und gründete auf dem Berg Monte Cassino ein Kloster, das zum Stammhaus des Ordens der Benediktiner werden sollte. Das Kloster wurde rasch berühmt, 542 besuchte Gotenkönig Totila Benedikt auf Monte Cassino, der ihm hier seinen Tod in der Schlacht von Busta Gallorum im Jahr 552 vorausgesagt haben soll. Weitere Wunder, die ihm zugeschrieben werden, sind Heilungen und Totenerweckungen.

      Benedikt starb am Gründonnerstag des Jahres 547 in Monte Cassino. Der Legende nach starb er aufrecht von einigen Mönchen gestützt, nachdem er die Eucharistie empfangen hatte. Er wurde in Monte Cassino begraben, das Schicksal seiner irdischen Reste ist aber fraglich. Noch heute wird auf Monte Cassino das Grab Benedikts gezeigt, aber der Legende nach wurden seine Gebeine aus dem 577 von den Langobarden zerstörten Kloster vom hl. Aigulf in die Benediktinerabtei in Fleury, heute Saint-Benoit-sur-Loire bei Orleans, gebracht, weitere Reliquien kamen in die Klöster Benediktbeuren und Metten in Niederbayern.

      Monte Cassino wurde um 717 wiederaufgebaut,

Karl der Große besuchte es 787 und gab ihm weitreichende Privilegien. 883 wurde es von den Sarazenen geplündert und zerstört, nach einem Wiederaufbau fiel es 1349 einem Erdbeben zum Opfer. Die letzte Zerstörung erfolgte 1944 im Zuge des 2. Weltkrieges.

      Benedikts Regeln setzten sich rasch in der abendländischen Kirche durch. Bereits 589 wurde ein Benediktinerkloster im Lateran in Rom gegründet, 590 wurde Gregor der Große der erste Papst, der aus dem Orden der Benediktiner hervorgegangen ist. Das rasche Anwachsen der benediktinischen Gemeinschaft machte es möglich, zahlreiche Mönche in fremde Länder zu entsenden. So missionierten Benediktinermönche im 6. Jahrhundert England, im 7. Jahrhundert kamen die Klosterregeln nach Frankreich, der hl. Bonifatius brachte die Ordensregeln im Zuge seiner Missionstätigkeit nach Deutschland. Da zu jedem Benediktinerkloster auch ein Pflanz- und Heilkräutergarten gehörte, fanden von den Klöstern aus zahlreiche neue Anbauformen in der Landwirtschaft und die Gartenkultur Verbreitung in Europa. Die Kenntnis der Heilkräuter führte zum Aufkommen der Priesterärzte, die lange Zeit vor den studierten »Buchärzten« die Bevölkerung medizinisch versorgten.

      Da Mönche lesen und schreiben konnten, wurden im Mittelalter Benediktinerklöster stark in die Reichsverwaltung integriert. Mit der Zeit verweltlichten aber die Benediktiner, viele Äbte lebten wie Fürsten, verloren ihre eigentliche Rolle als geistliche Führer ihrer Gemeinschaft, und die Abteien unterstanden weltlichen Herrschern.

      Auch die Lebensweise der Benediktinermönche erregte mit der Zeit immer stärkere Kritik. Das in der Benediktsregel vorgesehene Gleichgewicht von Gebet und Arbeit wurde zugunsten des Gebets aufgeweicht. Die Abteien lebten von Kapitalerträgen, Mess- und Gebetsstiftungen. Daher gab es immer wieder Tendenzen zur Erneuerung des Mönchslebens, die sich in der Gründung der Zisterzienser und der Bettelorden, die sich in ihrem Wirken besonders auf die Städte konzentrierten, äußerte. Bis ins Hochmittelalter waren die Benediktiner der bedeutendste Orden in Europa, verloren diese Stellung jedoch, da sie auf die Landwirtschaft, das Feudalsystem und die Naturalienwirtschaft ausgerichtet waren. Die neu aufkommenden Städte mit ihren sozialen Problemen und die sich entwickelnde Geldwirtschaft konnten die Benediktiner nur langsam in ihre Lebensweise integrieren.

      Die Bedeutung Benedikts liegt darin, dass er für Jahrhunderte dem abendländischen Mönchtum jene Regeln von Arbeit und Gebet gegeben hat, die diese brauchten, um die Kultur der Antike in das Mittelalter hinüberzuretten, große Teile Europas zu roden und zu erschließen und Europa zu christianisieren. Auch wenn seine Regeln immer wieder aufgeweicht und missachtet wurden, so waren sie doch Vorbild für viele Kirchenleute, das Mönchtum immer wieder nach ihrem Vorbild zu erneuern und die Klöster zu einer der bestimmenden Kräfte im mittelalterlichen Europa zu machen.

      BERNHARD VON CLAIRVAUX

      (1090–1153)

      Bernhard war ein Mann mit zwei Gesichtern. Er war grausam und auf den Untergang aller Feinde des Christentums bedacht: »Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen, noch ruhiger stirbt er selber. Wenn er stirbt, nützt er sich selbst, wenn er tötet, nützt er Christus.« Und doch konnte er sich wie kein anderer im Mittelalter in die christliche Mystik versenken, allein der Anblick des Kruzifixes oder des Bildnisses der Jungfrau Maria versprachen ihm alles Heil auf Erden und im Himmel. Er war ein Schwerarbeiter im Weinberg des Herrn. Als man ihm eine kleine Abtei im »Tal der Bitternis« anvertraute, machte er in wenige Jahren ein florierendes Kloster im »hellen Tal«, französisch: »Clairvaux«, daraus.

      Bernhard von Clairvaux stammte aus dem französischen Hochadel, geboren wurde er 1090 im Ort Fontaines in der Nähe von Dijon in Burgund. Bereits vor seiner Geburt sagte ein Seher sein Schicksal voraus, daher bemühte man sich in seiner Familie besonders um seine Erziehung. Bernhard liebte Literatur und Poesie, die größte Erfüllung aber fand er im Studium der Bibel und der heiligen Schriften. Bereits als Jugendlicher dachte er daran, sich dem Klosterleben zu weihen. 1112 trat er mit 30 Gefährten in das von Stephan Harding geleitete Kloster Citeaux bei Dijon, das Stammhaus des strengen Zisterzienserordens, ein. Am Beginn des 12. Jahrhunderts waren viele Klöster vom Weg des

Benedikt von Nursia abgekommen, daher hatte 1098 Robert von Molesme das Kloster Citeaux gegründet, um die strengen Regeln Benedikts wiederaufleben zu lassen.

      Nur drei Jahre später wurde Bernhard als Abt mit zwölf Brüdern ausgesandt, um ein neues Kloster im Vallée d’Absinthe, dem »Tal der Bitternis«, zu gründen, das er aber in »Clairvaux«, das »helle Tal«, umbenannte. Bernhard verlangte von sich und seinen Mitbrüdern das Äußerste an Askese und Strenge und kam durch Arbeit und Gebet der Erschöpfung nahe. Das Kloster blühte auf und überflügelte in kurzer Zeit an Bedeutung und Bekanntheit alle anderen Zisterziensergründungen. Bernhard gründete von Clairvaux aus in wenigen Jahren 68 neue Klöster, wehrte sich aber gegen alle höheren kirchlichen Würden, die man ihm antrug. Dennoch machte er Karriere. Seine rednerische Begabung und sein diplomatisches Geschick ließen ihn in kurzer Zeit zum begehrten Ratgeber an den Fürstenhöfen und in den Diözesen werden.

      1118 wählte man Bernhard zum Leiter des Zisterzienserordens. Er reformierte die »Consuetudines«, die Ordensregeln, die tägliche harte Arbeit und den Verzicht von Dekoration in den Kirchen verlangten, weil Müßiggang und Schmuck von der Verehrung Christi ablenken würden.

      Bernhard hatte in der Kirche schnell Einfluss erlangt und wusste diesen geltend zu machen. 1128 konnte er am Konzil von Troyes die Anerkennung des Templerordens erwirken. Er unterstützte im 1130 ausgebrochenen Schisma Papst Innozenz II. gegen Papst Anaklet II. und konnte dessen Anerkennung in Frankreich, Deutschland, England und Spanien durchsetzen. Seine Freundschaft zu Innozenz II. sollte sich später für Bernhard bezahlt machen. In seinem erbittertem Streit mit

Peter Abaelard konnte er beim Papst durchsetzen, dass dieser auf der Synode von Sens 1140 Abaelards Lehre als häretisch und ihn zu Stillschweigen, Klosterhaft und Verbrennung seiner Schriften verurteilte.

      Bernhard konnte sich, gestützt auf seine Autorität, auch gegen einen Papst wenden. So empfahl er Papst Eugen III., der sein Schüler gewesen war, auf den weltlichen Glanz des Amtes zu verzichten und in Demut und Armut zu leben. Außerdem sollte sich der Papst nicht in die Politik einmischen, sondern sein Wirken auf Religion und Kirche beschränken.

      Bernhard war einer der größten Mystiker des Mittelalters und Begründer der Christusdevotion. Christus war ihm Mittel zum Seelenheil und zur persönlichen Erkenntnis, Christus ist sein Bräutigam der Seele.

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