Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

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Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark Wyatt Earp

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nahm eine große speckige Bibel aus der Tasche: »Wie sagt doch der Prophet, du sollst…«

      Da war der Wagen mit polterndem, dumpfem Rollen herangekommen.

      Ein ebenso winziger Gaul, wie der Wanderprediger und Hellseher ihn ritt, schwamm in dem viel zu großen Geschirr hin und her.

      Oben auf dem Kutschbock saß ein Mädchen, bei dessen Anblick es dem Marshal die Sprache verschlug. Es hatte schulterlanges, lockiges lackschwarzes Haar, tiefdunkle Augen und eine olivbraune Haut. Nur sehr mangelhaft verdeckte die feuerrote Bluse ihre Figur, sie lief an der Taille über einen dunkelgrauen glockenweiten Rock. Ihre Füße waren unbekleidet. Das Mädchen mochte etwa achtzehn Jahre alt sein.

      Cadburn machte eine weit ausladende Handbewegung: »Meine Tochter Manuela.«

      Da sprang an der Seite unter der Plane ein Junge hervor mit flachsblondem Haar und sommersprossigem Gesicht. Seine Stupsnase blickte lustig in den Himmel. Auch er war barfüßig wie das Mädchen und blieb neben dem Wagen stehen.

      »Das ist Ihre Familie?« forschte Wyatt, wobei sein Blick immer wieder von dem Mädchen angezogen wurde.

      Aber die Ernüchterung sollte schlagartig kommen.

      Ein heiserer Schrei erklang, und hinten vom Wagen sprang eine Frau, die fast so breit wie hoch war. Sie wälzte ihre Fettmassen auf nackten Füßen heran und blickte den Missourier aus dunklen Mexikaneraugen argwöhnisch an.

      »Starren Sie das Kind nicht so an! Manuela ist gottesfürchtig – und ich kann es nicht dulden, daß sie lüsternen Männerblicken ausgesetzt ist.« Sie warf den Kopf herum. »Verschwinde in den Wagen, mein Täubchen!« Dann sah sie ihren Mann an. »Joe, steck die Bibel weg, wir haben andere Sorgen. Sag mir lieber, wie weit es noch bis Dodge ist, und wann wir endlich Rast machen. Mich hungert!«

      Wyatt nahm ein Stück Wurst und ein Ende Brot aus seinem Proviantbeutel und reichte es dem Mann.

      »Wenn ich Ihnen damit einen Gefallen tun kann, Mister, ich muß leider weiter…«

      Aber Jonathan Cadburn dachte gar nicht daran, ihn weiter zu lassen. Er redete, redete.

      Und wenn er schwieg, redete seine fleischige »bessere« Hälfte.

      Das Mädchen bekam Wyatt im Laufe des Mittags nur zweimal zu sehen. Als es an einem Wasserlauf die Töpfe säuberte und als es dem Vater half, die Stiefel auszuziehen.

      Zwei Stunden nach Mittag machte Wyatt sich daran, aufzubrechen.

      »Das können Sie mir nicht antun, Marshal!« rief der Mann pathetisch. »Wie sagt doch der…«

      Wyatt ging zu seinem Pferd und warf ihm den Sattel auf.

      Da kreischte die Alte: »Manuela!«

      Das Mädchen erschien oben in der Planöffnung und sah mit ihren dunklen Augen zu ihrer Mutter hinüber.

      »Manuela, komm her und sing uns einen Psalm vor, den du in der Klosterschule in Bilbarosa gelernt hast. Sie war nämlich zwei Jahre auf der Klosterschule bei den frommen Patres…«

      »… als Küchengehilfin!« unterbrach sie ihr Mann ernüchternd.

      Das trug ihm einen galligen Blick seiner Frau ein.

      Langsam stieg das Mädchen vom Wagen.

      Wyatt stand unschlüssig neben seinem Pferd und blickte zu der Schönen hinüber. Sie sah wirklich aus, wie einem Märchenbuch entstiegen…

      Es war tatsächlich ein bemerkenswertes Volk, das Volk des Wanderpredigers und Hellsehers Jonathan Cadburn.

      Das mit dem Wanderprediger mochte noch stimmen, den Hellseher sägte der kleine sommersprossige Tim jedoch noch in dieser Minute ab. Er stand hinter dem Falben und tat, als wolle er Satteln helfen; da hörte Wyatt den Jungen flüstern: »Der Mann hat Vater fünf Dollar gegeben, Marshal, damit wir Sie aufhalten und in eine falsche Richtung schicken sollen. Er ist nach Nordosten geritten. Gestern abend, direkt vom Fluß weg…«

      Wyatt mußte sich auf die Zunge beißen, um nicht aufzulachen. Dieser alte Gauner da drüben hatte also seine fromme Seele für fünf Dollar verschachert.

      »Welchen Mann?« fragte er den Jungen leise.

      »Dem Sie folgen. Er hat uns Sie genau beschrieben! Und er meinte, Manuela solle Ihnen eine Menge Psalmen vorsingen. Er käme bald nach Dodge und wolle dafür sorgen, daß unser Predigt-Zelt immer voller Leute ist…«

      Wyatt nahm fünf Dollar aus seinem Geldbeutel und drückte sie dem Knirps in die Hand. »Hier – und verwahre Sie gut. Jetzt möchte ich bloß wissen, ob du es mir verraten hast, weil du ein Geschenk erwartetest?«

      Da ließ der Bengel die Geldstücke ins Gras fallen und knurrte:

      »Nein, Mister – ich weiß daß Sie Marshal sind – da muß der Mann also ein Verbrecher sein. Außerdem hat er mir eine Ohrfeige gegeben, als ich heimlich seine Satteltaschen durchsuchte…«

      Wyatt schwang sich auf den Rücken des Falben und ritt zu dem Prediger hinüber.

      »Leben Sie wohl, Jonathan Cadburn. Alles Gute für Ihren Stamm. Und wenn Ihnen wieder mal ein Bandit begegnet, so sehen Sie zu, daß er Ihnen mehr Geld gibt, um einen Marshal von seiner Fährte zu bringen. Schade, ich hätte so gern noch einen Psalm von der Klosterschule in Bilbarosa gehört. Aber leider muß ich weiter. So long!«

      Mit offenen Mäulern starrten ihm der Mann und die Frau nach.

      Als Wyatt sich nach einigen Minuten noch einmal umdrehte, sah er den Prediger immer noch in den Strümpfen dastehen, umringt von seiner barfüßigen Familie, alle starrten reglos hinter ihm her.

      Glücklicherweise war es diesem seltsamen Kauz nicht gelungen, den Marshal ernsthaft aufzuhalten. Wyatt wäre auch ohne die Warnung des stupsnäsigen Sprößlings weitergeritten.

      Allerdings vielleicht nicht so bald nach Nordosten.

      *

      In schnurgerader Richtung ritt er wieder auf den Arkansas zu. Er erreichte ihn an einem sonnigen Abend oberhalb von Ellingwood.

      Wyatt wollte die Stadt umreiten, als ihm ein leichter Highlander auf der Straße am Flußufer entgegenkam.

      Zu seiner größten Überraschung erkannte er auf dem Kutschbock Ann Flaherty, die Gehilfin von Doc Griffith, der ihm die Kugel aus dem Rücken geschnitten hatte.

      Das Gesicht der hübschen jungen Frau war flammendrot, als sie den Reiter erkannte. Dann schlug sie die Hand vor den Mund.

      »Heavens, Mister Earp! Wie sehen Sie aus?«

      Wyatt zog grinsend die Brauen zusammen.

      »Ich bin ja auch nicht auf dem Weg zum Tanzfest, Miß Flaherty.«

      »So meine ich es nicht. Aber Sie sind abgemagert… Ganz furchtbar. Lieber Gott, wird sich der Doktor freuen, Sie wiederzusehen. Wir haben viel von Ihnen gesprochen… und ja, ich glaube, das muß ich Ihnen zuerst sagen: Der Mann, den Sie suchen, ist in der Stadt!«

      Das Gesicht des Missouriers

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