Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer

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Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer

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Pröpsten reden?«

      »Das halte, wie du magst!« Lächelnd hüllte sich der Propst in den linden Pelz seines Hausrockes. »Weshalb die Ungeduld, mit der du mich erwartet hast? Was hältst du da in der Hand?«

      Wernherus wandte sich an den dienenden Bruder. »Entferne dich! Doch lege zuvor noch ein paar schwere Klötze ins Feuer! Herr Friedrich friert soviel in der letzten Zeit.«

      »Da hast du recht! Mir ist kalt geworden an Leib und Seele.«

      »In Eurem Alter ein bedenkliches Zeichen. Ihr solltet den Medikus zu Rate ziehen.«

      In der Kaminhöhle krachte das Holz, das der Bruder Kämmerer über die glühenden Kohlen häufte. Schweigen war in der Stube, bis der junge Mönch die Tür hinter sich geschlossen hatte.

      »Nun? Dein Geschäft?«

      Wernherus, das Pergament entfaltend, trat näher zum Sessel des Propstes. »Eine Botschaft kam.«

      »Wer schickte sie?«

      »Der kaiserliche Viztum in Franken. Was er meldet, könnte für unser Stift eine kostbare Nachricht sein. Reicher Besitz, eine starke Burg mit Dörfern und Höfen, mit Forsten und Feldern, könnte an das Kloster fallen.«

      »Könnte? Mach daraus ein ›wird‹!«

      »Da ist ein Hindernis.«

      »Ein unüberwindliches?«

      »Nein.«

      »So räum es beiseite!«

      »Das will ich. Gebt Ihr zu allem Notwendigen Eure Zustimmung?«

      »Wenn nichts geschieht, was gegen ein Recht des Kaisers und meines Vetters in Bayern ist.«

      Wernherus lächelte. »Nein, Herr! Aber wollt Ihr die Botschaft nicht lesen?« Gelangweilt machte der Propst eine Bewegung mit der Hand. »Auf solche Dinge verstehst du dich besser.«

      »Es könnte sein, daß diese Botschaft Eurem Herzen eine Freude bringt.«

      Herr Friedrich sah in Zorn zu Wernherus auf. »Wenn es so wär, hättest du mir die Botschaft verschwiegen. Wir beide wollen nicht gaukeln. Ich und du, wir kennen uns. Gib her!« Kaum hatte der Propst zu lesen begonnen, da glitt ihm ein erstickter Laut des Schreckens über die Lippen. Der Inhalt des Blattes erregte ihn so sehr, daß ihm die Hände zitterten. Es war die Nachricht, daß Graf Walter von Immhof, der Herr der Immenburg, auf der Jagd von einem Bauern erschlagen wurde. Erschüttert ließ der Propst die Hände mit dem Pergament in den Schoß sinken. »Der Tod des Bruders wäre das Leben des anderen gewesen! Macht, Besitz, Tat und Freude, ein schönes, lachendes Erdenglück! Und alles begraben in schwarzer Mauer!«

      »Eine Mauer kann fallen.«

      Herr Friedrich blickte auf, als hätte er nicht verstanden.

      »Graf Walter war unvermählt, sein Erbe ist der jüngere Bruder.« Wernherus sprach mit trockener Ruhe. »Nach dem Erbrecht kann der Chorherr Irimbert von Immhof als Diener Gottes von seinem Erbe für sich selbst nicht Besitz ergreifen. Doch steht ihm das Recht zu, frei über sein Erbe zu verfügen. Er kann es an einen Blutsverwandten seines Hauses geben, an seinen Vetter Wolfgang von Immhof. Oder an das Kloster. Und er hätte wohl Ursach, dankbar gegen unser Stift zu sein, wenn wir ihm die Freiheit wiedergeben, die er verlor, und das Leben, das er durch schwere Sünde verwirkte. Meint Ihr nicht auch, Herr Friedrich?«

      Der Propst war erschrocken aufgesprungen. »Nein! Das ist übler Handel. Ich will nichts wissen davon. Er war mir lieb, ich hätte meine linke Hand dafür gegeben, um ihn zu retten. Aber jetzt? Er hat Gott gelästert, ich habe nicht den Mut, das Gesetz zu biegen. Das wag ich nicht um einen Wald und einen Acker.«

      »Sagt: um eine feste Burg, um Mannen und Bauern, um Höfe und Dörfer! Habt Ihr den Mut nicht, unserem Stifte solchen Besitz zu gewinnen, so will ich es wagen.« Wernherus lächelte. »Ich weiß, daß ich im Sinne Gottes handle. Was wir gewinnen, soll dem Wohl der Kirche dienen und wird ihr nützlicher sein als das Leben eines Narren.«

      Herr Friedrich trat mit blitzenden Augen vor Wernherus hin. »Jetzt? Da er nach vier entsetzlichen Monden in der Nacht seiner Mauer gebrochen sein muß an Geist und Körper? Jetzt, da ihn dein Ehrgeiz nimmer zu fürchten braucht? Jetzt willst du aus seinem zerstörten Leben noch einen Vorteil pressen?«

      »Das will ich.«

      Der Propst wich zurück, als ginge von dem eisigen Lächeln des Wernherus eine Kälte aus, die ihn schauern machte. »Tue, was dir gut dünkt, zur Ehre Gottes! Gelingt es dir, so will ich mich freuen, um dieses Ärmsten willen, dem das Leben wiedergegeben ist. Ich fürchte nur, deine Rechnung hat einen Fehler. Das Gesetz zu brechen und offen wider Gott zu stehen? Da wird sich mancher besinnen, dessen Stimme gehorsam in deiner Hand war, als du es versuchen wolltest, mir den Fürstenmantel von der Schulter zu reißen.«

      »Ja! Da war ein Fehler in meiner Rechnung. An jenem Abend wart Ihr mit Euerem Vetter in Bayern der Stärkere. Ihr seid es noch immer. Wer den Sieg hat, dem wird die Gnade leicht. Ich bin ein Reuiger. Den Frevel meiner falschen Rechnung will ich durch den Eifer sühnen, mit dem ich für das Wohl unseres heiligen Hauses handle. Der Himmel behüte, daß ich unseren Kapitularen zumuten sollte, das Gesetz zu brechen und offen wider Gott zu stehen. Doch keiner wird sich besinnen, ein Urteil umzustoßen, das mit Übereilung gefällt wurde und ungesetzlich war.«

      »Du findest den Mut, mir das ins Gesicht zu bekennen?«

      »Weil ich erkannte, daß Irimbert von Immhof an jenem Abend nicht Herr seiner Sinne war. Er sprach aus gestörtem Geist. So glaubt der Medikus und will es dem Kapitel beweisen. Auch Herr Heinrich von Eschelberg, Linhart Scharsach und die beiden Kapläne, mit denen ich sprach, sind der gleichen Meinung.«

      Der Propst warf sich in den Sessel und lachte. Es war kein heiteres Lachen. »Bedenke doch, du Gerechter! Wenn das Opfer deiner Übereilung gestörten Geistes war? Wie kann ein Irrsinniger über eine feste Burg verfügen, über Mannen und Bauern, über Dörfer und Höfe? Das ist doch gegen dein Erbrecht!«

      »Ein Kranker kann genesen.«

      »Ach so? Wenn das Testament gesiegelt ist, wird dein Medikus beweisen, daß sich Immhof des gesündesten Verstandes erfreut?« Wieder lachte der Propst.

      »Euer Lachen kostet wertvolle Zeit! Ihr müßt das Kapitel berufen und dürft keine Stunde mehr versäumen. Seit vier Tagen hat Immhof die Speisen nicht berührt, die man in die Mauer schob.«

      Der Propst erhob sich erschrocken. »Schnell! Berufe das Kapitel. Du hast Vollmacht. Ich lege alles in deine Hände.« Wernherus nahm das Pergament vom Tische. »Sind die Kapitularen versammelt, so schick ich den Ulrich Thurn, um Euch zu holen.«

      Herr Friedrich wandte sich ab. »Führe den Vorsitz! Ich will mich zu Bett legen. Mir ist übel.«

      »Soll ich Euch den Medikus schicken?«

      »Nein.«

      »Noch eines, Herr! Ist Immhof gelöst, so soll er vorerst nicht erfahren, was ihm die Freiheit gab. Das würde schaden. Es soll mir überlassen bleiben, ihm zu sagen, was ich für nötig halte, und dazu die rechte Stunde zu wählen. Hab ich Euer fürstliches Wort?«

      »Ja, ja! Was stehst du noch? Geh! Verliere nicht die kostbare Zeit!«

      Wernherus

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