Der Landdoktor Staffel 2 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 2 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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style="font-size:15px;">      Hohe Tannen säumten die Straße, die zur Pension Winter führte. Sie spendeten Schatten und verströmten den würzigen Geruch von Harz. Der Duft des Waldes mischte sich mit dem staubigen der Sommerhitze, die den Asphalt flimmern ließ. Stille und Geruhsamkeit der Mittagsstunde umfingen die junge Frau. Als Julia an einem der Schwarzwaldhöfe vorbeifuhr, winkte die Bäuerin ihr zu. Ein bunter Hahn rannte gerade einer gackernde Henne nach, und in der Sonne spielten zwei kleine Katzen. Eine Welt voller Harmonie und Eintracht. Heimat, dachte sie. Das ist meine Heimat. Bei dem Gedanken daran, dass sie vielleicht schon bald dieser Idylle Lebewohl sagen musste, traten ihr die Tränen in die Augen. Sie kullerten ihr die Wangen hinunter, benässten ihre weiße Bluse. Ein paar Augenblicke lang nahm sie diese tiefe Traurigkeit gänzlich gefangen. Doch dann bäumte sich ihr Wille wieder in ihr auf. Nein, sie würde kämpfen bis zum Letzten. Vielleicht würde sie dabei ja auch unverhoffte Hilfe von außen bekommen. Vielleicht würde ja doch einer der Reiseveranstalter ein Plätzchen in seinem Katalog für die kleine Pension Winter finden, die durch so leckeres Essen und so viel Herzlichkeit punkten konnte.

      *

      Als Julia auf dem Hof anhielt, saß ihre Großmutter auf der Bank neben der Haustür. Mit hängenden Schultern, die Hände im Schoß gefaltet. Hilde sah Julia entgegen. Nicht gerade erfreut.

      »Die Arbeit, unsere Pension anzubieten, hättest du dir sparen können.« Mit diesen Worten empfing sie ihre Enkelin.

      Julia ließ sich neben sie auf die Bank sinken.

      »Als hätten sich die Reiseveranstalter abgesprochen, haben während deiner Abwesenheit alle nacheinander binnen zwei Stunden angerufen und uns eine Absage erteilt.«

      »Ich habe eigentlich auch nichts anderes erwartet«, gab Julia leise zu. »Ich habe zwar noch auf ein Wunder gehofft, aber die gibt’s halt nicht im wahren Leben.«

      »Was hat denn das Gespräch auf der Bank ergeben?«, fragte Oma Winter in mattem Ton nach.

      »Ebenfalls kein Wunder.« Julia gab ihr die Unterhaltung mit Benno Hartmann wieder. Sie seufzte. »Willst du nicht doch noch einmal über den Verkauf des Waldes nachdenken?«

      »Nein.« Ihre Großmutter richtete sich auf. »Der Wald soll auch für deinen Vater erhalten bleiben. So hat es Opa gewollt. Vielleicht kommt er ja doch aus Australien zurück. Dann kann er die Holzwirtschaft weiterführen. Er ist immerhin erst Ende vierzig und besitzt nicht das Geld, sich schon zur Ruhe setzen zu können.«

      Julia schluckte.

      In gewisser Weise musste sie ihrer Großmutter recht geben. Sie wusste, dass ihre Eltern schon oft mit dem Gedanken gespielt hatten, nach Ruhweiler zurückzukommen. Nur der Stolz ihres Vaters stand dieser Rückkehr noch im Wege. Es fiel ihm schwer, die Prophezeiungen einiger Leute aus dem Tal zu bestätigen, er würde in der Ferne nichts auf die Beine bringen.

      Julia seufzte schwer.

      »Hat Leon schon angerufen?«, fragte sie dann.

      Hilde verneinte. »Wahrscheinlich wird er sich erst heute Abend melden. Schließlich war er lange Zeit von zu Hause weg und wird viel zu erledigen haben, zumal sein Vater auch noch krank ist.«

      Julia nickte mit verständnisvoller Miene, obwohl die Sehnsucht in ihrem Herzen brannte. Sie konnte kaum erwarten, in ein paar Stunden Leons Stimme zu hören, die Versicherung, dass er sie liebte.

      Ganz gleich, wie es mit der Pension weitergeht, sagte sie sich. Ich bin nicht mehr allein. Und wenn er wiederkommt, wird uns vielleicht zusammen eine Lösung einfallen.

      *

      Großmutter und Enkelin blieben noch eine Weile schweigend in der Mittagssonne sitzen. Beide hingen ihren Gedanken nach. Dann wurde ein Geräusch laut. Motorengeräusch. Das kam nicht oft vor hier am Ende der Welt.

      Julias Herz begann, schneller zu schlagen. Vielleicht Leon? Blödsinn, rief sie sich innerlich zur Ordnung. Der Gedanke war nur so schön.

      »Vera«, sagte ihre Großmutter, als das rote Cabriolet aus dem Wald auftauchte.

      Julia lächelte tapfer. »Vera möchte bestimmt in ihrer Mittagspause ein bisschen reden.«

      Ihre Oma stand auf. »Ich hole euch Kaffee.«

      Veras Miene verkündigte nichts Gutes. Sichtlich aufgeregt kam sie auf Julia zugelaufen.

      Wahrscheinlich hat sie auch Ärger gehabt, dachte Julia. Der Umgang mit den Kundinnen war nicht immer leicht. Manchmal tat ihr ihre Freundin leid. Vera hatte ein gutes Herz und frisierte sogar manche Leute nur für ein »Vergelt’s Gott«.

      »Setz dich«, sagte sie. »Oma holt uns gerade einen Kaffee. Du möchtest dir doch bestimmt deinen Frust von der Seele reden, oder?«, erkundigte sie sich mit verschmitztem Blick.

      Vera schluckte, sah sich um. »Ist Leon da?«

      »Nein. Er ist abgereist. Herr Pfeifer übrigens auch.« Julia erzählte ihr, warum Ludger Pfeifer bei ihnen Gast gewesen war.

      Ihre Freundin zupfte an ihrer Unterlippe. Etwas in Veras Blick machte sie misstrauisch.

      »Was ist passiert?«, fragte sie.

      Dabei breitete sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen aus, eine unheilvolle Ahnung, dass es bei diesem Gespräch nicht um Veras Probleme, sondern um ihre eigenen gehen könnte.

      »Hier kommt der Kaffee«, rief Hilde bereits aus dem Flur. »Und ein Stück Kuchen habe ich euch dazugegeben«, fügte sie zwinkernd hinzu, als sie in der Haustür erschien.

      Vera und Oma Winter wechselten ein paar Worte, dann ließ die ältere Frau die Jüngeren allein.

      »Was ist passiert?«, wiederholte Julia mit Nachdruck in der Stimme, nachdem ihre Großmutter die Haustür hinter sich geschlossen hatte.

      Vera räusperte sich, öffnete ihre Umhängetasche und zog ein Blatt Papier heraus.

      »Hier, lies mal.«

      Bevor Julia zu lesen beginnen konnte, fiel ihr das Foto im Text ins Auge. Der Mann auf dem Bild lächelte in die Kamera. Er sah sehr attraktiv aus. Schwarzes Haar, schwarze Augen, ein sinnlicher Mund, der so wunderschön küssen konnte. Leon.

      Julia sah ihre Freundin an, während sie innerlich zu zittern begann. »Was ist das?«

      »Lies erst mal«, sagte Vera sanft.

      Sie las. Der Internetartikel handelte davon, dass der Reiseveranstalter Brandt und Söhne an die Börse gehen wollte. Aufsichtsräte würden Gideon Schubert, der bisherige Eigentümer des Unternehmens, werden, sowie dessen älterer Sohn Anselm. Leon Schubert, der jüngere Sohn, sollte sich um das Auslandsgeschäft kümmern.

      »Was bedeutet das?« Julia ließ das Blatt langsam in den Schoß sinken und sah Vera voller Unverständnis an.

      »Diese Information habe ich heute Morgen zufällig im Internet gefunden. Sie ist brandaktuell. Das siehst du am Datum. Was das bedeutet?« Vera lachte bitter auf. »Das bedeutet, dass der schöne Leon ein gewiefter Kerl ist. Ich bin sicher, dass er nur hier war, um euer Haus zu testen.«

      »Spinnst du?«, wies Julia ihre Vermutung erbost zurück. »Leon hat doch nicht mit Ludger Pfeifer gemeinsame Sache

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