Der Landdoktor Staffel 2 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 2 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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und glauben kann, eine solche Unterkunft würde in unser Programm passen.«

      Sie schluckte, zwang sich, ruhig zu bleiben.

      Nun gut, sie konnte es nicht mehr ändern. Dennoch würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Das nahm sie sich in diesem Moment fest vor, während sich ihr Blick mit dem der Pfeife duellierte.

      »Was ist denn hier los?« Die energisch klingende Stimme ihrer Großmutter ließ Julia zusammenzucken.

      Hilde stand mit dem Frühstückstablett in der Stubentür. Ihr aufmerksamer Blick wanderte zwischen ihrer Enkelin und Ludger Pfeifer hin und her.

      »Ich glaube, ich habe Ihrer Enkelin gerade einen Schock versetzt«, sagte der junge Mann mit hintersinnigem Lächeln. »Ich war hier, um Ihre Pension zu testen.«

      »Unsere Pension testen?« Hilde sah ihre Enkelin verständnislos an.

      Julia straffte sich, umfasste die Stuhllehne so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.

      »Ich werde dir alles erklären, Oma. Herr Pfeifer möchte jetzt abreisen.« Sie schenkte dem Genannten ein selbstsicheres Lächeln, das sie viel Kraft kostete. »Ich danke Ihnen, Herr Pfeifer. Jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bin. Unsere Pension ist Schrott, nicht vermietbar. Aber wir werden es überleben.«

      Ludger Pfeifer stand auf. »Die Rechnung schicken Sie bitte an Brandt und Söhne.« Er zog eine Visitenkarte aus seiner Fleecejacke, legte sie auf den Tisch. »Und was die Arztrechnung angeht, verfahren Sie vielleicht besser genauso.« Er warf Julia einen unsicheren Blick zu, Hilde ein verzerrtes Lächeln und meinte dann: »Ich glaube, mein Besuch war für alle Beteiligten ziemlich unangenehm.«

      Dann verließ er die Stube. Hilde sah ihm mit großen Augen nach. Die Haustür fiel zu, der Düsseldorfer Wagen fuhr vom Hof.

      »Kannst du mir das erklären, Kind?«

      »Es ist ganz einfach, Oma«, begann Julia, räusperte sich und fuhr dann fort: »Herr Pfeifer arbeitet für einen Reiseveranstalter, den ich angeschrieben habe. Ich wollte unsere Pension anbieten. Um meine Angaben zu überprüfen, hat man ihn geschickt, was ja auch Sinn macht.« Kurz und hart lachte sie auf. »Da er zu viele Mängel festgestellt hat, werden wir natürlich nicht in den Katalog aufgenommen. Ich gehe davon aus, dass wahrscheinlich auch alle anderen Reiseunternehmen uns eine Absage erteilen werden. Wenn wir Glück haben, schicken sie uns ebenfalls vorher ein paar Spione vorbei, sodass wir noch ein paar Cent an diesen Tests verdienen«, sprach sie mit Häme weiter.

      »Also, das ist doch …« Hildes Gesicht rötete sich.

      »Reg dich bitte nicht auf, Oma«, beruhigte Julia sie. »Es war mein Fehler. Ich war zu naiv. Ich dachte, ich könnte durch unsere wunderschöne Lage und unsere familiäre Atmosphäre punkten. Wir sind jedoch zu wenig komfortabel für eine zeitgemäße Pension und zu wenig urig für eine Berghütte.« Sie tippte sich an die Stirn. »Völlig naiv von mir«, murmelte sie vor sich hin. »Aber eines weiß ich jetzt: Ohne Investitionen geht’s nicht.«

      »Lass uns das Haus verkaufen, wir ziehen in die Stadt, und du arbeitest wieder im Hotel. Ich komme schon zurecht«, meinte Hilde müde. »Für ein kleines Zimmer mit Kochnische und Dusche reicht meine Rente. Ansonsten brauche ich ja nicht viel.«

      Der Gedanke, dass ihre Großmutter in einer Einzimmerwohnung mitten in einer Stadt leben sollte, schnitt Julia ins Herz.

      »Nein, Oma«, widersprach sie in eindringlichem Ton. »Ich will nicht mehr im Hotel arbeiten. Ich brauche die Natur, die Tiere um mich herum. Wir müssen die Pension retten. Das bedeutet Renovieren. Das wiederum bedeutet, dass wir Geld brauchen. Wir könnten den Wald verkaufen und …«

      Da hob Oma Winter die Hand. »Kommt nicht infrage. Der Wald war für deinen Großvater sein Ein und Alles. Er würde sich im Grab rumdrehen.«

      »Gut.« Ihre Enkelin rieb sich die Stirn. »Dann werde ich mir etwas anderes einfallen lassen müssen. Ich gebe jedenfalls nicht auf. Jetzt erst recht nicht.«

      *

      Am liebsten hätte Julia umgehend Leon angerufen und ihm von Ludger Pfeifer erzählt. Um diese Zeit musste er inzwischen in Düsseldorf angekommen sein. Doch das Wissen um seinen kranken Vater hielt sie zurück. Er musste jetzt erst einmal für seine Mutter da sein. Sie durfte ihn in dieser Situation nicht mit ihren eigenen Problemen belasten.

      Während sie durch den Garten ging, der nicht nur den Duft vielfältiger Blüten versprühte, sondern mit seinem Wildwuchs auch einen ganz besonderen Charme, arbeitete ihr Gehirn fieberhaft. Sie musste etwas tun. Schließlich beschloss sie, sich umzuziehen, zur Bank zu fahren und dort noch einmal wegen eines Kredits nachzufragen. Seit einigen Wochen hatte der Leiter gewechselt. Ein ehemaliger Schulkamerad von ihr stand der Filiale jetzt vor. Vielleicht würde sie bei ihm ja mehr Glück haben als bei dessen stets schlecht gelauntem Vorgänger.

      *

      »Du siehst super aus«, begrüßte Benno Hartmann sie, der inzwischen verheiratet und Vater zweier Kinder war. »Aber wen wundert’s? Schon früher warst du das schönste Madel auf der Schule.«

      Julia lachte. »Jetzt übertreibe aber nicht«, wehrte sie errötend ab. »Wie geht es deiner Familie?«, wechselte sie schnell das Thema, woraufhin ihr Benno begeistert von seinen Kleinen erzählte. Dann legte er die Ellbogen auf den Schreibtisch und beugte sich nach vorn. »Was kann ich denn für dich tun?«

      »Das, was dein Vorgänger nicht tun wollte«, antwortete Julia prompt. Dabei lächelte sie wehmütig.

      Benno hob die blonden Brauen.

      Er schien sich auf ihre Antwort keinen Reim machen zu können. Da er schon seit einigen Jahren auswärts wohnte, wusste er vielleicht auch nicht über die Situation der Pension Bescheid.

      »Also, Benno«, begann sie deshalb mit eindringlichem Blick. »Du bist meine letzte Hoffnung. Ich brauche zur Renovierung der Pension einen Kredit.«

      Nachdem sie ihm die Lage beschrieben und er alle Unterlagen gesichtet hatte, sah er sie mit bekümmerter Miene an. Und wieder nahm das Gespräch den Verlauf, den sie schon kannte: Sie verfügte über keinerlei Sicherheiten für die benötigte Investitionshöhe.

      »Wenn ihr der Bank den Wald als Sicherheit geben würdet …«, räumte Benno mit hoffnungsvollem Lächeln ein.

      »Geht nicht. Oma wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen.«

      Immer wieder blätterte Benno die Unterlagen durch, die sie ihm zusammengestellt hatte. Und immer wieder schüttelte er den Kopf.

      »Und einen kleineren Kredit?«, fragte sie leise.

      Es war ganz und gar nicht ihre Art zu betteln, aber sie sah keinen anderen Ausweg mehr, als ihren Stolz zu überwinden. »Wir müssten ja nicht sofort alle Zimmer renovieren«, räumte sie ein.

      »Das Fundament ist feucht, Julia«, erwiderte Benno. »Allein diese Sanierung kostet schon eine schöne Summe. Wenn ihr wenigstens monatlich laufende Einnahmen hättet oder einen Bürgen …«

      »Haben wir aber nicht.« Sie seufzte. »Es ist ein Teufelskreis.«

      Ihr ehemaliger Schulkamerad versprach ihr, noch einmal mit seinem obersten Chef zu reden. Sie solle sich jedoch keine zu großen Hoffnungen machen.

      Mit

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