Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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dir Auftrieb geben.«

      »Die gute Milli Bothe«, erinnert sich Karsten.

      »Und Eva-Maria Harris, vergiß nicht«, erinnert Reincke ihn.

      »Woher kennst du denn die Frau?« verwundert Karsten sich.

      »Nur dem Namen nach, Milli Bothe spricht so gern über dich und überhaupt von allem, was mit dir zusammenhängt. Sie erzählte mir daß diese Frau so großes Interesse an deinem Schicksal nehme.«

      Karstens Züge werden hart.

      »Sie war unter den Geschworenen – damals – als ich – verurteilt wurde«, erklärt Karsten zögernd und widerwillig.

      »Das ist noch lange kein Grund, über sie den Stab zu brechen. Vielleicht gerade deshalb«, verteidigt Reincke Eva-Maria Harris, ohne sie zu kennen.

      »Das tue ich ja auch nicht«, gibt kleinlaut der Kranke zu. »Sie ist unbedingt liebenswert, zugegeben. Aber mir können alle Frauen der Welt gestohlen bleiben.«

      »Na, na, na«, beschwichtigt Reink­ke, und er denkt an die verzweifelten Rufe nach Marion, worüber er sich natürlich ausschweigt

      Müde, als habe dieses kurze Gespräch den Kranken schon über Gebühr beansprucht und erschöpft, legt Karsten sich zur Seite. Bald verraten seine tiefen Atemzüge, daß er eingeschlafen ist.

      Er muß sich umziehen. Es ist unumgänglich nötig, daß er Lieselotte und seinen ältesten Bruder Robert zu einer Abendgesellschaft zu Generaldirektor Schneider begleitet. Er verspricht sich nicht viel davon, denn er kennt die Leute, die dort zusammenkommen, kaum.

      Allerdings hat Generaldirektor Schneider, von mächtiger Gestalt, mit einem weißhaarigen Charakterkopf, der wie eine Löwenmähne wirkt, neben dem die zierliche Frau in ihrer Beweglichkeit wie ein Porzellanpüppchen aussieht, ihm stets größte Achtung abgenötigt.

      Die Geschäftsräume, weit, gepflegt, behaglich und harmonisch gestaltet, sind mit einer Menge fremder Leute angefüllt.

      Er hört Namen an seinem Ohr vorüberschwirren, die er niemals behalten wird, und da Lieselotte und Robert sofort von den Gastgebern mit Beschlag belegt werden, kommt er sich ein wenig verloren vor.

      Er ist ein kritischer Beobachter und sieht sich angenehm enttäuscht. Er findet Gruppen, die sich zusammengefunden haben, um ernste und heitere Gespräche über Kunst, Wissenschaft, Oper und Musik zu unterhalten, die wirklich Entspannung von dem aufreibenden Alltag suchen.

      Allmählich gerät er in eine festliche Stimmung, läßt die guten Bilder, die brennenden Kerzen, das vielseitigen Wünschen entsprechende kalte Büfett, in seinem Aufbau ein kleines Kunstwerk für sich, auf sich wirken. Er nimmt sein Lieblingsgetränk, ein Glas Sekt, einem der bedienenden Mäd­chen vom Tablett und steuert auf ein Ecksofa zu, das hinter Blattpflanzen halb verborgen ist.

      »Verzeihung«, entschuldigt er sich, da es bereits von einer Frau besetzt ist. Sie lächelt zu ihm auf.

      »Bitte, Sie stören mich nicht«, sagt sie mit einer Stimme, die ihn angenehm berührt, die ihn an den Klang dunkler, schwingender Glocken erinnert. »Nur ein paar Minuten wollte ich allein sein. Nach der täglichen Arbeit tut mir diese köstliche Abgeschiedenheit in schöner Umgebung wohl.«

      »Darf man fragen, was Sie tagsüber so stark beschäftigt?«erkundigt er sich mehr aus Höflichkeit.

      »Ich bin Eva-Maria Harris, wenn Ihnen das ein Begriff ist«, erklärt sie mit einem liebreizenden Lächeln, halb verschämt, halb stolz.

      Beinahe hätte er das Glas Sekt aus der Hand fallen lassen.

      »Nein«, stößt er widersinnig im ersten Augenblick heraus und fährt schnell erklärend fort: »Alles hätte ich erwartet, nur nicht Sie hier kennenzulernen. Ich bin William Reincke, Ulrich Karstens Freund.«

      Ihre soeben noch strahlenden Augen verschleierten sich. Sie sieht ihn aus Augen an, die er wunderschon findet.

      »Woher wissen Sie?« Nur zögernd fragt sie.

      Er lächelt, sein gutes jungenhaftes Lächeln, das ihm bisher noch jedes Herz geöffnet hat. »Von Milli Bothe.«

      »Ach so«, erwidert sie, und es scheint sie zu beruhigen. Trotzdem liegt Mißtrauen in diesen schönen Frauenaugen, vielleicht sogar Angst.

      »Ich finde es großartig«, plaudert er in seiner gewinnenden Art, »daß ich Sie hier treffen muß. Es geht meinem Freund besser, aber noch nicht gut genug. Wenn er doch nicht so scheu und verschlossen wäre.«

      Freude durchströmt sie. »Dann glauben auch Sie an seine Unschuld?«

      »Wie an mich selbst«, bekennt Reincke mit feierlichem Ernst, der Eva-Maria Harris fast zu Tränen rührt.

      »Man müßte ihn mit einem Auftrag betreuen«, spricht sie aus tiefem Sinnen heraus plötzlich zu ihm. Ihre Züge werden lebhaft. »Sehen Sie, Herrn Reincke, ich denke dabei an ein Haus mit Gartenanlage und Schwimmbad.« Dabei sieht sie die Pläne, die sie schon in den Händen gehabt hat und die von Karsten stammten. »Meinen Sie nicht auch?«

      Überlegend dreht Reincke das hauchdünne Glas zwischen seinen kräftigen Händen. »Ja, das stimmt – einen Auftrag müßte er haben. Zum Donnerwetter, ich kann mir doch nicht einfach ein Haus bauen lassen, wenn ich gar nicht weiß, was ich damit anfangen soll, Junggeselle wie ich bin.«

      »Und warum haben Sie noch nicht geheiratet?«

      »Tja«, meint er überlegend und fühlt einen schmerzhaften Stich dabei, denn ein Gesicht, schön wie ein Engel, taucht vor ihm auf. Aber sofort verscheucht er es wieder und kehrt in die Wirklichkeit zurück. »Ich bin ein Außenseiter. Ich bin das, was man einen Wandervogel nennt, der nicht seßhaft sein kann. Mich ziehen fremde Völker an. Ich brauche die Weite und liebe die Ungebundenheit. An mir ist ein fürsorglicher Ehemann verdorben. Warum soll ich eine Frau unglücklich machen –«

      »Es sei denn, sie vagabundiert mit Ihnen durch die Welt«, wirft sie rasch dazwischen.

      Da lacht er herzlich auf. »Gibt es das? Bisher ist mir so etwas noch nicht über den Weg gelaufen.«

      Sehr ernsthaft bemerkt sie: »Vielleicht kommt es noch. Keiner kann seinem Schicksal entgehen. Sie auch nicht.«

      Sie verstummen.

      Sie hat mit ihren Worten Wünsche und Sehnsuchte in ihm geweckt, ­wovon er meinte, nicht berührt zu sein.

      »Wollen wir tanzen?« fragt er sie unvermittelt, setzt sein Glas auf den neben dem Ecksofa aufgebauten Tisch und erhebt sich.

      »Gern«, sagt sie einfach, und sie läßt sich in den kleinen Tanzsaal führen, wo einzelne Paare ganz dem Tanz hingegeben sind. Eine heitere, unbeschwerte Stimmung liegt über der kleinen, auserlesenen Gesellschaft.

      »Wissen Sie auch«, hört er Eva-Maria Harris sagen, »daß Ihre Schwägerin zu meinen Kunden gehört? Vielleicht führen Sie mich dann zu ihr? Bisher habe ich sie noch nicht entdecken können. Oder sind Sie allein da?«

      »Doch«, erwidert er frohgestimmt. »Irgendwo müssen sie stecken. Was haben Sie denn meiner Schwägerin aufgeschwatzt?«

      Sie droht ihm

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