Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Hier wohnt er«, sagte Mike Rander eine knappe halbe Stunde später und deutete auf ein modernes Apartmenthaus, das an einem sanften Berghang nördlich von Beverly Hills lag. Die meisten Jalousien waren wegen der starken Sonne herabgelassen worden.
Parker stellte den Leihwagen auf dem Parkplatz ab und beeilte sich, seinem jungen Herrn den Wagenschlag zu öffnen. Natürlich kam er zu spät, denn Mike Rander kam es ausgesprochen albern vor, daß Parker seine Dienstleistungen als Butler auch in dieser Hinsicht übertrieb.
Parker schickte einen mißbilligenden Blick auf seinen jungen Herrn, der sportlich und elastisch ausgestiegen war. Für Parker war es wiederum undenkbar, daß ein Herr allein aus einem Wagen stieg und freiwillig darauf verzichtete, daß man ihm die Wagentür höflichst öffnete.
»Stecken Sie’s in Zukunft auf«, meinte Rander lächelnd und schlug die Wagentür zu. »Daran würde ich mich niemals gewöhnen.«
»Als ich seinerzeit in London den großen Vorzug hatte, der Butler des Duke of Beaufort zu sein, Sir, da...«
»London ist weit«, sagte Rander, ihm das Wort abschneidend. »Zudem bin ich kein Duke... Kommen Sie, bevor Sie in Tränen ausbrechen...!«
Kerzengerade, als habe er einen Stock verschluckt, folgte der Butler seinem jungen Herrn. Und erneut stahl sich so etwas wie Mißbilligung in seinen Blick, als Mike Rander in der Halle des Apartmenthauses interessiert einer sehr attraktiven, jungen Dame nachblickte die den Lift verließ.
Sie mochte zwar fast dreißig Jahre alt sein, aber sie sah noch ungemein gut aus. Sie war nicht im landläufigen Sinne schön. Sie gehörte schon gar nicht zu den puppigen Dutzendschönheiten, wie man sie auf den Straßen von Los Angeles allenthalben finden kann.
Sie war etwas über mittelgroß, schlank und besaß alle jene Vorzüge, die eine reife Frau auszeichnen. Ihr dunkelbraunes Haar paßte zu den haselnußbraunen Augen und zu dem exotischen Schnitt ihrer Augen. Sie trug ein einfaches, knapp sitzendes Kostüm und übersah die beiden äußerlich so ungleichen Männer.
»Sir, wenn ich darauf aufmerksam machen darf, daß der Lift wartet«, sagte Parker, als sein junger Herr der Dame nachblickte.
»Und wenn ich Sie darauf aufmerksam machen darf, Parker, daß die Dame einen kurzen Aufenthalt wert ist«, gab Rander spöttisch zurück. »Sagen Sie mal, haben Sie denn überhaupt kein Herz im Leib, keine Gefühl für die Schönheiten der Natur?«
»Durchaus, Sir, auch im Hinblick auf die Schönheiten der weiblichen Natur«, erwiderte Parker gemessen, »doch dieses Gefühl erlaube ich mir nur in meiner Freizeit zu leisten.«
»Was das angeht, so haben Sie von mir aus immer Freizeit«, sagte Rander lächelnd. Dann betrat er den Lift und fuhr zusammen mit Parker in die dritte Etage, wo Herb Lasters wohnte.
Vor der Wohnungstür angekommen, legte Parker seinen Zeigefinger nachdrücklich auf die Türklingel. Im Inneren der Wohnung war ein melodischer Gong zu hören.
»Ob Mr. Lasters heute zu Hause ist, Sir?« fragte Parker, als sich in der Wohnung nichts rührte.
»Lasters wollte heute zu Hause bleiben«, antwortete Rander. »Hat er mir wenigstens gesagt.«
»Vielleicht hätte man vorher anrufen sollen.«
»Darauf hätten Sie auch früher kommen können«, gab Rander ironisch zurück. Er wandte sich von der Tür ab und zündete sich eine Zigarette an. »Er scheint wohl weggegangen zu sein!«
»Dann aber erst kurz vor unserem Erscheinen, Sir.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Darf ich Sie auf die nassen Fußspuren aufmerksam machen?«
Parker deutete auf die Abdrücke auf dem Läufer vor der Tür. Die nasse Nachzeichnung eines spitzen Damenschuhs war deutlich zu erkennen.
»Tatsächlich, Parker. Und die Trägerin des Schuhs hat die Wohnung verlassen.« Rander beugte sich etwas nieder, um noch besser sehen zu können. Die Spitze des Schuhs deutete auf die Mitte des Korridors hin.
Parker beschäftigte sich inzwischen mit anderen Dingen. Er griff in eine seiner Rocktaschen und holte ein Schlauchstethoskop hervor, dessen Membrane er gegen die Türfüllung legte. Die beiden Schlauchenden steckte er in die Ohren.
Rander schüttelte den Kopf und sah sich unwillkürlich zum Treppenhaus um. Er schätzte diese Eigenwilligkeiten seines Butlers überhaupt nicht, zumal sie sich dicht am Rande der Legalität befanden.
»Ich höre das monotone Rauschen von Wasser«, sagte Parker, nachdem er einen Augenblick gehorcht hatte. »Dem Klang nach zu urteilen, Sir, läuft ein voll aufgedrehter Wasserhahn.«
»Vielleicht duscht Mr. Lasters!«
»Dieses Geräusch würde unbedingt anders klingen«, behauptete der Butler. »Wenn ich meine bescheidene Ansicht äußern darf, Sir, so haben wir es hier mit einem akuten Notstand zu tun.«
»Der Sie berechtigt und verpflichtet, die Tür zu öffnen, nicht wahr?«
»Ich bin froh, Sir, daß Sie es sagen!«
Und ohne eine Erlaubnis abzuwarten, machte Parker sich daran, das Schloß dazu zu überreden, sich freiwillig zu öffnen. Daß er dabei mit seinem Spezialschlüssel nachhalf, war für Parker eine glatte Selbstverständlichkeit.
»Sie bringen mich in des Teufels Küche«, schimpfte Rander verhalten. Er hatte das Gefühl, auf einem weißglühenden Blech zu stehen. »Sie wissen doch genau, daß das ungesetzlich ist!«
»Im Falle eines Notstandes, Sir, ist man verpflichtet, sofort und helfend einzugreifen, falls man sich nicht der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen will.«
Mit diesen Worten drückte der Butler sehr ungeniert die Tür auf und betrat die Wohnung. Rander schüttelte den Kopf, als der Butler sich auffordernd und fragend nach ihm umschaute.
Der Butler ging durch die kleine Vordiele und betrat den großen Wohnraum. Jetzt war das Rauschen von Wasser tatsächlich deutlich zu hören. Parker hielt auf die Badezimmertür zu, drückte sie auf und schreckte unwillkürlich zurück.
Der Boden des*' Baderaums war zentimeterhoch mit Wasser bedeckt. Die ersten Wasserlachen drückten bereits in den Wohnraum hinein. Die Glastür zur Duschecke war geschlossen, doch durch den unteren Teil sprudelte das Wasser wie aus kleinen Fontänen.
Parker erkannte hinter der Milchglasscheibe einen undeutlichen Schatten. Ob er wollte oder nicht, er mußte die Milchglastür öffnen. Um sich einem zu erwartenden Wasserguß nicht vollends auszusetzen, stieg er vorher auf einen Badehocker, erst dann zog er die Tür auf.
Sekunden später erkannte er die Ursache der Verstopfung des Wasserablaufs.
Im Fußbecken lag ein nackter Mann, dessen Körper den Abfluß blockierte. Und woran dieser Mann gestorben war, war ebenfalls schnell zu erkennen.
Eine behaarte Vogelspinne hatte sich aufs Trockene geflüchtet und saß abwartend auf der Schulter des Toten. Parker konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß ihn die Spinne bösartig und lauernd ansah!
»Kein Zweifel, das ist Herb Lasters«, sagte