Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Und kein Zweifel, Sir, daß wir es wieder einmal mit der ›Schwarzen Witwe‹ zu tun haben.«
»Kommen Sie mit rüber ins Wohnzimmer«, sagte Leutnant Hastings. »Ich kann diese verdammten Spinnen schon nicht mehr sehen.«
»Sie sprechen mir zum erstenmal aus dem Herzen«, erklärte Mike Rander und. warf einen scheuen Blick auf die Vogelspinne, die sich noch nicht von der Schulter des Toten weggerührt hatte. »Übrigens erstaunlich, Leutnant, daß Sie ausgerechnet im richtigen Moment hier auftauchten.«
»Ich bin anonym angerufen worden«, räumte der mürrische Mann ein. »Ob Frau oder Mann, kann ich nicht sagen. Die Stimme war verzerrt und ließ keine Rückschlüsse zu.«
»Und was ist, wenn ich fragen darf, mit der Spinne?« erkundigte sich Parker vom Badehocker herunter.
»Überlassen Sie die der Mordkommission, sie muß bald eintreffen.« Leutnant Hasting hatte es ebenso eilig wie Rander, aus dem Badezimmer zu kommen.
Im Wohnraum ließ er sich auf der Lehne eines Sessels nieder und sah den Anwalt erwartungsvoll an.
»Ich wette, Sie wollen jetzt unsere Geschichte hören«, begann Mike Rander.
»Lassen Sie mich zuerst meine Geschichte erzählen«, entgegnete der Leutnant. »Ich habe mich über Sie und Ihren Butler in Chikago erkundigt. Wenn ich Ihnen auf die Zehen getreten haben sollte, so ist das unabsichtlich geschehen, da wußte ich noch nicht, wer Sie sind.«
»Hoffentlich sind die Auskünfte gut ausgefallen«, sagte Rander mit leisem Spott in der Stimme.
»Ich weiß immerhin, daß man mit Ihnen Zusammenarbeiten kann. Und das genügt mir, Rander. Also, ziehen wir einen Strich unter unsere Differenzen, einverstanden?«
»Okay, Hastings! Jagen wir gemeinsam den Mörder. Es wird höchste Zeit, daß ihm das Handwerk gelegt wird.«
»Sie scheinen ein Optimist zu sein, Rander. Sagen Sie mir, wo wir den Mörder jagen wollen.«
»Diese Frage sollten Sie besser an meinen Butler richten, Hastings.«
»Nun, Parker, haben Sie irgendeinen Vorschlag zu machen?« Hastings wandte sich dem Butler zu.
»Die Frage ist und bleibt, Sir, wem diese Mordanschläge im Endeffekt gelten«, antwortete der Butler würdevoll. »Ist Mr. Stonewell als Chef der ›Star-Pictures‹ gemeint, oder handelt es sich nur um Einzelmorde, die in keiner engeren Beziehung zueinander stehen.«
»Klar, diese Frage haben wir uns auch schon gestellt.« Hastings schüttelte ratlos den Kopf. »Ehrlich gesagt, die richtige Antwort haben wir noch nicht gefunden.«
»Und was haben Sie bisher herausgefunden?« schaltete sich Mike Rander ein. »Wie wäre es mit einem ehrlichen Austausch der Informationen?«
»Die sollen Sie haben, Rander. Meiner privaten Ansicht nach, die durch nichts belegt ist, soll Stonewell ruiniert werden. Die vier Starlets, die bisher ermordet wurden, sind im Grunde uninteressant. Sie hatten Freunde und Feinde wie jeder normale Durchschnittsmensch. Aber ihre Ermordung bedeutete in allen vier Fällen für Stonewell empfindliche geschäftliche Einbußen.«
»Sollten die vier ermordeten jungen Damen in einem einzigen Film herausgestellt werden?« Rander sah den Polizeioffizier erwartungsvoll an.
»Nein, jedes Starlet spielte in einer getrennten Produktion. Das hab’ ich direkt von Stonewell. Und jedes Starlet wurde immer dann ermordet, wenn die betreffenden Serien bereits halb abgedreht waren. Stonewell wurde also in allen vier Fällen gezwungen, vollkommen neu zu drehen.«
»Haben ihn die vier geplatzten Produktionen in die Knie gezwungen? Ich meine in geldlicher Hinsicht?«
»Schwer zu sagen, wie es wirklich ist. Natürlich hat Stonewell das entschieden abgestritten, als ich ihn danach fragte.«
»Sie wissen, daß er Parker und mich ausgekauft hat?«
»Ach nee...! Sie arbeiten nicht mehr für ihn?«
»Er rief an und entband uns von dem Job.«
»Das ist ja interessant! Da muß doch einer dran gedreht haben, oder?«
»So ungefähr drückte ich mich auch schon aus«, sage Mike Rander lächelnd. »Man scheint ihm die Pistole auf die Brust gesetzt zu haben.«
»Oder eine der ›Schwarzen Witwern, Sir...!« Parker räusperte sich und deutete auf die Badezimmertür.
»Also dürfte man hinter ihm her sein«, entschied Leutnant Hastings. »Das erleichtert die weiteren Ermittlungen. Aber ich komme über diese haarigen Biester nicht hinweg. Solche Mordmethoden sind vollkommen ungewöhnlich. In meiner Praxis sind sie noch niemals vorgekommen. Mörder benutzen in der Regel Gift, ein Messer oder einen Revolver. Wer macht sich die Mühe, ausgerechnet mit Giftspinnen zu arbeiten? Verstehen Sie das?«
»So ungefähr habe ich mich auch schon mal ausgedrückt«, sagte Mike Rander nachdenklich. »Warum bevorzugt der Mörder diese indirekte und unsichere Methode?«
»Weil er möglicherweise sehr genau weiß, wie sehr Mr. Stonewell Spinnen aller Art haßt...!« Parker sprach diesen Satz beiläufig und ohne Nachdruck aus.
»Sie meinen, die Verwendung von Spinnen sagt Stonewell sehr deutlich, aus welcher Ecke die Morde kommen?« erkundigte sich Leutnant Hastings.
»In der Tat, Sir! Ich bin sicher, daß Mr. Stonewell sehr genau weiß, was die Verwendung von Spinnen bedeutet.«
»Uns wird er das aber bestimmt nicht freiwillig sagen, Parker.« Leutnant Hasting schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich habe ihn schon oft genug verhört. Er rückt einfach nicht mit der Sprache heraus. Und dafür wird er seine Gründe haben.«
»Ist Ihnen bekannt, Sir, daß er einen Teilhaber und Kompagnon hatte?«
»Meinen Sie Lester Nellen?«
»Eben diesen, Sir!«
»Vollkommen bedeutungslos für uns, Parker. Ein gebrochener Mann. Wir haben uns bereits mit ihm eingehend befaßt. Wenn einer nicht der Mörder ist, dann dieser Lester Nellen!«
Parker hütete sich, darauf eine Antwort zu geben. Doch er dachte an diesem Augenblick sehr intensiv an das Handbuch über Spinnen, das er bei diesem Mann entdeckt hatte...
*
»Was versprechen Sie sich eigentlich von diesem Lester Nellen?« erkundigte sich Mike Rander mißgelaunt. »Sie haben doch von Leutnant Hastings gehört, daß er uninteressant ist.«
Es war inzwischen dämmerig geworden. Mike Rander und Josuah Parker saßen im Leihwagen des Butlers, der vor dem dogenähnlichen Palast draußen in Venice stand. Die notwendigen Formalitäten und Zeugenaussagen wegen des Mordes an Herb Lasters hatten viel Zeit gekostet. Nun aber konnte sich das Zweigespann endlich wieder frei bewegen. Und war auf Parkers Wunsch nach Venice gefahren, um zusätzliche Informationen zu sammeln.
»Wenn Sie erlauben, Sir, berichte ich Ihnen von einem Handbuch, das ich in der sehr kleinen Bibliothek des Mr. Nellen gefunden habe.
»Ein