Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Parker griff mit seiner behandschuhten Linken nach dieser Sonnenblende, um in der nächsten Sekunde unwillkürlich zusammenzuzucken, was bei seiner sonst üblichen Beherrschung sehr viel zu bedeuten hatte.
Nun, diese Reflexbewegung war schließlich durchaus verständlich. Denn am Rand der Sonnenblende zeigten sich plötzlich behaarte und gefährlich lange Spinnenbeine. Wenig später war der Körper einer äußerst angriffslustigen Vogelspinne zu sehen.
Die Vogelspinne - wahrscheinlich hatte auch sie seit längerer Zeit nichts mehr zu sich genommen -war verständlicherweise gereizt und dachte nur noch daran, ihren Ärger auf ein geeignetes Opfer abzuladen.
Da Parker in greifbarer Nähe war, ging die Vogelspinne prompt zum Angriff über. Sie ließ sich herunterfallen und steuerte geschickt die Oberschenkel des sitzenden Butlers an.
Parker verwandelte sich in ein sehr junges Füllen, was seine blitzschnelle Sprungkraft anging. Er fiel fast hinaus aufs Pflaster und entging so dem Angriff der ›Schwarzen Witwe‹.
Die Spinne landete auf den Bodenbrettern, beziehungsweise auf dem Veloursteppich, der darüber lag. Sie witterte frische Luft und stieg ebenfalls auf das Pflaster über. Dann verharrte sie und überlegte augenscheinlich, was zu tun war.
Parker, sonst ein Tierfreud, wie er im Buche steht, genierte sich nicht, seinen Universal-Regenschirm in Tätigkeit zu setzen. Mit der Spitze des Schirms nagelte er die Spinne fest und sorgte so für einen schnellen Tod.
War er beobachtet worden?
Parker fühlte deutlich, daß er die ganze Zeit über intensiv betrachtet wurde.
Etwa vom Palast aus?
Blitzschnell sah er an der schäbigen Hausfront hoch. Und dabei entdeckte er irgendwo hinter einem Fenster in der zweiten Etage eine Bewegung hinter der Gardine. Er wußte nicht, ob es sich um das Zimmer von Lester Nellen handelte.
Oder saß der heimliche Beobachter in irgendeinem der vielen Wagen, die längs der Straße abgestellt waren? Möglich war das schon, doch Parker fand nicht heraus, wer ihn hier so aufmerksam unter die Lupe nahm, daß er es fast körperlich gespürt hatte.
Um einen weiteren Zwischenfall aus dem Weg zu gehen, barg Parker die tote Spinne mit einem Wischtuch, das er in einer Seitentasche des Wagens fand, steckte sie in den Handschuhkasten, setzte sich schleunigst ans Steuer und verließ diesen ungastlichen Platz vor dem imitierten Dogenpalast.
Wurde er verfolgt?
Parker sah zwar wiederholt in den Rückspiegel, doch er konnte nichts feststellen. Er war gespannt, was sein junger Herr zu diesem Abenteuer sagen würde.
Falls Mike Rander nicht selbst das Opfer solch eines Zwischenfalls geworden war.
»Schon wieder eine Spinne?«
Mike Rander hatte dieses Stichwort noch nicht ganz gehört, als er, wie von einer Tarantel gebissen, von seinem Sessel hochwischte und sich äußerst mißtrauisch vergewisserte, daß keine »Schwarzen Witwe‹ in der Nähe war.
Parker saß seinem jungen Herrn im Hotelzimmer gegenüber und wartete, bis Mike Rander sich wieder gesetzt hatte. Dann holte er noch einmal zu seiner Geschichte aus und brachte sie ohne weitere Zwischenfälle hinter sich.
»Ich kann von Spinnen schon nichts mehr hören«, sagte Mike Rander und zündete sich eine Zigarette an. »Machen wir uns nichts vor, Parker, es handelte sich also wieder um einen Mordversuch.«
»Dem würde ich durchaus zustimmen«, erwiderte Parker zurückhaltend, »ich frage mich nur, warum unsere Gegner die übliche Methode verschmähen, Sie oder meine bescheidene Wenigkeit mittels Blei und Pulver umzubringen, ein Verfahren, das doch wesentlich erprobter sein dürfte.«
»Wahrscheinlich haben wir’s mit einem Spaßvogel zu tun«, antwortete der Anwalt. »Mit einem irren selbstverständlich!«
»Zumindest mit einem äußerst ungewöhnlichen Täter«, sagte Parker. »Wer bringt seine Opfer schon auf dem Umweg über eine Giftspinne um? Um es mit anderen Worten auszudrücken, Sir, dieses Verfahren ist nicht nur umständlich, sondern darüber hinaus noch sehr unsicher, wenn bisher auch vier junge Damen ermordet worden sind.«
»Eben, Parker. Ich gehe also noch einen Schritt weiter. Wir haben’s mit einem Geisteskranken zu tun! Oder sind Sie etwa anderer Meinung? Wäre bei Ihnen ja nicht verwunderlich.«
Mike Rander stand auf und ging nachdenklich durch das Zimmer. Unbewußt suchte er dabei den weichen Veloursteppich mit den Augen ab. Innerhalb kurzer Zeit hatte er sich eine ausgewachsene Spinnenphobie angezüchtet.
Plötzlich lachte er leise auf. Als er den erstaunten Blick seines Butlers bemerkte, blieb er hinter dem schweren und tiefen Sessel stehen.
»Sehen Sie mich nicht so verwundert an«, sagte er dann. »Ich komme mir mit meiner Spinnenangst bereits komisch vor! Die ganze Zeit über suchen meine Augen nach Vogelspinnen.«
»Sie leiden an dem, was der Mediziner Phobie nennt«, antwortete der Butler trocken. »Mit anderen Worten, Sie leiden unter der magischen und zwangsläufigen Furcht vor Spinnen.«
»Und ob ich daran leide!« Rander schüttelte über sich selbst den Kopf.
»Vielleicht nicht nur Sie, Sir«, warf der Butler ein.
»Durchaus möglich, Spinnenphobie ist ja nicht ungewöhnlich.«
»Könnte der gesuchte Täter nicht darauf bauen, Sir?«
»Wie soll ich das verstehen? Ah, Sie denken an seine bisherigen Opfer?«
»Ich denke an Mr. Stonewell, Sir, der durch die Morde doch materiell geschädigt wurde.«
»Ich denke eigentlich mehr an die Opfer dieses wahnsinnigen Mörders«, entgegnete der Anwalt trocken. »Die sind doch schließlich geschädigt worden, oder?«
»Aber doch wohl nur, Sir, um Mr. Stonewell in peinliche geschäftliche Situationen zu bringen. Deckt sich das nicht mit dem, was Mr. Stonewells Sekretär Ihnen berichtet hat?«
»Herb Lasters... Richtig! Jede der vier jungen Schauspielerinnen sollte von Stonewell groß herausgestellt werden. Und alle starben, nachdem sie bereits die jeweiligen Dreharbeiten bis zur Hälfte hinter sich gebracht hatten.«
»Welche wirtschaftlichen Nachteile mußte Mr. Stonewell danach in Kauf nehmen, Sir, wenn ich mir diese Frage erlauben darf?«
»Er mußte die Dreharbeiten neu beginnen und die jeweiligen Hauptrollen besetzen.«
»Handelte es sich um je einen verschiedenen Film, Sir, oder um ein und denselben Film?«
»Keine Ahnung, danach habe ich Herb Lasters nicht gefragt. Sie glauben, der Mörder ist hinter einem ganz bestimmten Film her?«
»Eine Klärung dieser Frage dürfte interessant und zugleich auch aufschlußreich sein, Sir.«
»Wir werden Lasters danach fragen, Parker. Und zwar umgehend. Ich weiß ja jetzt, wo wir ihn erreichen können.«
»Ist Mr. Herb Lasters aufgeschlossen und unabhängig genug, Ihnen und meiner