Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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      »Da sind Sie bei mir an der richtigen Adresse«, sagte Orwell eine Viertelstunde später. »Über dieses Thema habe ich mich bereits mit Leutnant Hastings unterhalten.«

      »Hoffentlich macht es Ihnen nichts aus, wenn Sie auch mich noch informieren, Mr. Orwell.«

      »Das ist schnell geschehen!« Orwell nahm das gefüllte Glas, das er sich an der Wandbar gemixt hatte, und schritt vor dem Schreibtisch in seinem Büro auf und ab. »Zwei meiner Tierwärter sind überfällig. Und einer meiner Jeeps! Und dazu ein gutes Dutzend Vogelspinnen. Reicht Ihnen das?«

      »Im Grunde schon«, erwiderte der Butler höflich. »Wenngleich ich es vorziehen würde, wenn Sie mir mit Einzelheiten dienen könnten.«

      »Die sollen Sie haben, Parker.« Orwell zündete sich eine Zigarette an und strich sich mit der Hand über die Stirn. »Die beiden Tierwärter heißen Tony Mulligan und Jeff Fortner. Bisher zuverlässige Tierpfleger, nichts gegen sie zu sagen! Und doch müssen sie einigen Arger gemacht haben!«

      »Welcher Art, Sir?«

      »Na ja, einer von ihnen, Jeff Fortner, ist zusammen mit dem Jeep verbrannt. Das habe ich von Leutnant Hastings! Fortner konnte sehr schnell identifiziert werden. Von Mulligan bisher keine Spur. Sagen Sie, Parker, haben die beiden wirklich versucht, Sie umzubringen? Kann ich fast nicht glauben!«

      »Es entspricht leider den Tatsachen. Und als Mordinstrument wollten Sie eine sogenannte ›Schwarze Witwe‹ benutzen.«

      »Richtig, die Vogelspinnen. Nachdem Hastings hier aufkreuzte, habe ich so eine Art Inventur machen lassen. Dabei stellte sich heraus, daß ein gutes Dutzend Vogelspinnen fehlten. Paßt übrigens ins Gesamtbild, denn Fortner war für diese Tiere verantwortlich.«

      »Sie züchten Vogelspinnen?«

      »Züchten? Eigentlich nicht. Ich kaufe die Biester auf und vermiete sie an Film- oder Fernsehproduktionen.«

      »Für Kulturfilme? Entschuldigen Sie meine Frage, die sicher sehr dumm in Ihren Ohren klingen wird.«

      »Ach was, woher sollten Sie’s wissen.« Orwell lächelte und winkte beruhigend ab. »Sie wissen, daß Abenteuerfilme seit Jahren groß geschrieben werden. Für die kitzeligen Situationen braucht man dieses Tierzeug, um die Spannung aufzupeitschen, verstehen Sie? Also, passen Sie auf. Nehmen wir die attraktive Heldin irgendeiner Schauergeschichte. Die wird also von den Schurken eingesperrt und soll ihren Liebhaber verraten. Sie tut’s aber nicht und wird nun unter Druck gesetzt. Dazu läßt man dann eben ’ne »Schwarze Witwe‹ auf sie los. Haben Sie’s jetzt verstanden?«

      »Erstaunlich. Und dazu verwendet man lebende Spinnen?«

      »Selbstverständlich, Parker, natürlich nur für die Großaufnahmen, aber da müssen sie dann wirklich krabbeln!«

      »Ist Ihnen bekannt, Mr. Orwell, daß innerhalb von zwei Monaten vier junge Damen des Films am Biß diverser »Schwarze Witwern verstarben?«

      »Natürlich, die Zeitungen berichteten davon, wenn auch spärlich!«

      »Darf ich mir die unbescheidene Frage erlauben, ob Sie nach den jeweiligen Mordfällen den Bestand an Ihren Vogelspinnen prüfen ließen?«

      »Dafür sorgte schon Leutnant Hastings«, antwortete Orwell grimmig. »Er ist-ja fast Stammgast hier bei mir. Als ob es nicht noch andere Tierhändler gäbe. Von den Schlangenfarmen ganz zu schweigen. Dort werden nämlich auch Vogelspinnen gehalten, ja, sogar gezüchtet.«

      »Stimmt Ihr jeweiliger Spinnenbestand?«

      »Immer. Und wir führen genau Buch darüber.«

      »Kontrollierten Sie die Zahl der Tiere allein oder verließen Sie sich dabei möglicherweise auf die Angaben des Mr. Fortner?«

      »Die Spinnen wurden in meiner und Hastings Gegenwart durchgezählt und kontrolliert.«

      »Und jetzt fehlt ein gutes Dutzend dieser an sich wohl unschuldigen Tiere, nicht wahr?«

      »Eben. Und das stellten Leutnant Hastings und ich erst vor einer knappen Stunde fest.«

      »Noch eine letzte Frage, Mr. Orwell, dann können Sie wieder zu Ihren Großkatzen zurückgehen. Könnte ich in Ihrem Personalbüro einige private Angaben über die beiden Tierpfleger Mulligan und Fortner bekommen?«

      »Wollen Sie sich als Privatdetektiv betätigen?«

      »Nur zur Ausfüllung meiner reichlich bemessenen Freizeit.«

      »Dann passen Sie aber auf Hastings auf, der reagiert schnell sauer, wenn man ihm ins Handwerk pfuscht.«

      »Was ich durchaus verstehen kann. Man muß eben dafür sorgen, daß man nicht die Arbeit eines Pfuschers tut«, erwiderte Parker gemessen. »Und ich werde mich bemühen, so etwas zu vermeiden, sofern meine bescheidenen Kräfte und Möglichkeiten dies zulassen!«

      *

      Parker fuhr zurück nach Beverly Hills.

      Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit bummelte er über die breite, gepflegte Straße mit den vier Fahrbahnen. Er dachte über sein Gespräch mit Randy Orwell nach und versuchte sich ein genaueres Bild von diesem Tiergroßhändler zu machen.

      Randy Orwell hatte, das räumte er ohne weiteres ein, einen ausgezeichneten Eindruck auf ihn gemacht. Von den Spielereien seiner beiden Tierpfleger Mulligan und Fortner schien er tatsächlich nichts gewußt zu haben. Und das Verschwinden seiner Vogelspinnen hatte ihn nicht nur überrascht, sondern auch erschreckt. Gerade als Fachmann wußte er ja, wie gefährlich diese ›Schwarze Witwern sein konnten.

      Parker fragte sich, ob ein Mann wie Randy Orwell ein Motiv haben könnte, junge Schauspielerinnen umbringen zu lassen? Diese Frage war vorerst einmal eindeutig zu verneinen. Konnte er sich aber möglicherweise als Erpresser betätigen? Auch das war wenig wahrscheinlich. Randy Orwell hatte ja nach den Worten von Sergeant McCullers ein Vermögen gemacht. Geld konnte ihn also kaum reizen.

      Blieb vorerst einmal die Adresse, die Sergeant McCullers ihm praktisch zugespielt hatte. Es handelte sich um den Stadtteil Venice, wo ein gewisser Lester Nellen wohnen sollte. Die Straße samt Hausnummern hatte Parker noch im Gebäude der Tierhandlung aus dem Telefonbuch herausgesucht.

      Der Butler kannte Venice von früheren Besuchen her. Dieser Stadtteil, früher einmal ein riesiger Rummelplatz im Stil Venedigs erbaut, mit Kanälen, venezianischen Palästen und Kirchen, war nach langen Jahren der Bedeutungslosigkeit wieder interessant geworden. Hier wucherten die Nachtlokale und Privatclubs, hier trafen sich vergnügungssüchtige Bummler, Beatniks und kleine und große Gangster aller Art. Hier konnte der Besucher im wahrsten Sinne des Wortes noch sein blaues Wunder erleben.

      Wer mochte dieser Lester Nellen sein? Sergeant McCuller hatte sich darüber leider nicht ausgelassen. Nun, Parker hoffte sehr, diesen Mann recht bald sprechen zu können.

      Was er eine knappe halbe Stunde später dann auch schaffte.

      Parker erreichte einen palastartigen Bau, dessen rechte Flanke bereits von einem Abbruchunternehmen erfolgreich angeknabbert worden war. Dieser düstete Bau, dessen Fassade abgeblättert war und tiefe, häßliche Wunden zeigte, hatte höchstens noch eine gute Woche vor sich, dann war er sicher dem Erdboden gleichgemacht worden.

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