Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Der dritte kam, als ich sechzehn Jahre alt war, er war Buchhalter. Es scheint fast, dass ich zu Buchhaltern passe. Der, den Charley Long überfiel, war auch Buchhalter. Diesen traf ich, als ich in Hickmeyers Fabrik arbeitete. Er hatte auch weiche Hände. Aber ich hatte bald genug von ihm. Er war – nun ja, er war so wie dein Chef. Und offen gestanden, Billy, ich war nie ernsthaft in ihn verliebt. Ich fühlte von Anfang an, dass er nicht war, wie er sein sollte. Und als ich in der Kartonagenfabrik arbeitete, glaubte ich eine Weile, in einen Kommis aus Kahns Warenhaus, du weißt, in der Elften Avenue, verliebt zu sein. Er war ungeheuer korrekt. Das eben war das Langweilige an ihm. Er war zu korrekt – gar kein richtiger Mann. Aber er wollte mich zur Frau haben. Das war mir noch nicht einmal aufgegangen. Das beweist, dass ich nicht in ihn verliebt war. Er war schmalbrüstig und mager, und seine Hände waren immer kalt und feucht. Aber du großer Gott, wie er gekleidet ging! Wie aus einem Modejournal ausgeschnitten. Er sagte, er wolle ins Wasser gehen und dergleichen, aber ich machte doch Schluss.
Und danach … ja, danach gibt es nichts mehr. Ich war vielleicht etwas anspruchsvoll geworden, aber ich traf keinen, in den ich mich hätte verlieben können. Mit den Männern, denen ich begegnete, war es eher eine Art Spiel oder Kampf. Und keiner von uns kämpfte ganz ehrlich. Charley Long, der war allerdings ehrlich, und der Bankkassierer übrigens auch. Aber die ließen mich nur desto stärker fühlen, wie schwer der Kampf war. Und alle lehrten mich, selbst auf mich zu achten. Sie taten es nicht. Das ist sicher.«
Sie hielt inne und betrachtete aufmerksam sein reines Profil, während er auf die Pferde achtete. Plötzlich sah er sie forschend an, und sie lächelte ihn schläfrig an, während sie die Arme reckte.
»Ja, das ist alles«, schloss sie. »Ich habe dir alles erzählt, was ich noch nie einem Menschen erzählt habe. Und jetzt bist du an der Reihe.«
»Da ist nicht viel zu erzählen, Saxon. Ich habe mir nie etwas aus Mädchen gemacht – ich meine, nicht so, dass ich sie hätte heiraten mögen. Ich habe mir immer mehr aus Männern gemacht – aus solchen wie Billy Murphy. Außerdem hatte ich zu viel mit Trainieren und Boxen zu tun, als dass ich Zeit gehabt hätte, mich um Mädchen zu kümmern. So sicher ich nicht ganz gewesen bin, wie ich hätte sein sollen – du verstehst, was ich meine – so sicher habe ich noch zu keinem Mädchen von Liebe gesprochen.«
»Aber die Mädchen sind doch in dich verliebt gewesen«, neckte sie ihn, während ihr Herz vor verwunderter Freude über sein keusches Geständnis schwoll.
»Nun ja, dafür konnte ich nichts«, sagte er nachdenklich. »Du weißt nicht, Saxon, wie sie einem Boxer nachlaufen. Aber der Mann, der sich so von ihnen in die Tasche stecken lässt, ist ein guter Dummkopf.«
»Vielleicht bist du ein Mensch, der sich gar nicht verlieben kann«, meinte sie herausfordernd.
»Kann sein«, lautete seine wenig ermutigende Antwort. »Jedenfalls kann ich es mir nicht gut denken, mich in ein Mädchen, das es darauf anlegt, zu verlieben.«
»Meine Mutter sagte stets, Liebe sei die größte Macht in der Welt«, sagte Saxon. »Sie schrieb auch Gedichte darüber. Einige davon wurden im ›San José Mercury‹ veröffentlicht.«
»Und was meinst du dazu?«
»Oh, ich weiß nicht«, warf sie leicht hin, begegnete aber seinem Blick mit einem neuen trägen Lächeln. »Ich weiß nur, dass es gut ist, einen Tag wie diesen zu erleben.«
»Mit einer Ausfahrt wie heute – ja, da hast du recht«, fügte er schnell hinzu.
*
Um ein Uhr bog Billy von der Landstraße ab und fuhr in eine Lichtung unter den Bäumen. »Hier essen wir«, verkündete er. »Ich dachte, es wäre besser, selbst das Frühstück zu machen, als in einem Wirtshaus an der Landstraße zu essen. Und jetzt will ich die Pferde abschirren. Wir haben massenhaft Zeit. Wir können den Frühstückskorb auspacken.«
Als Saxon den Korb ausgepackt hatte, war sie über seine Verschwendung entsetzt. Sie holte ein verblüffendes Arsenal von Butterbroten mit Schinken, Krabbensalat, hartgekochte Eier, Schweinsfüße in Gelee, reife Oliven, Essiggurken in Dill, Schweizerkäse, Salzmandeln, Apfelsinen, Ananas und mehrere Flaschen Bier hervor. Nicht allein die Menge verblüffte sie, sondern auch die Vielfältigkeit. Es machte auf sie den Eindruck, als hätte er kühn versucht, ein ganzes Delikatessengeschäft aufzukaufen.
»Es war doch nicht nötig, soviel zu kaufen«, sagte sie, als sie sich neben ihn gesetzt hatte. »Das ist ja genug für ein Dutzend Maurer.«
»Aber es ist gut, nicht wahr?« fragte er.
»Ja«, gab sie zu. »Nur zu viel.«
»Dann ist es also richtig«, entschied er. »Ich habe immer gern alles reichlich. Lass uns mit einem Schluck Bier den Staub aus dem Hals spülen, ehe wir uns ans Essen machen. Sei vorsichtig mit den Gläsern. Ich muss sie zurückgeben.«
Als sie mit dem Essen fertig waren, legte er sich auf den Rücken, rauchte eine Zigarette und fragte sie nach ihrer Vergangenheit aus. Sie hatte ihm gerade von ihrem Leben im Hause ihres Bruders erzählt, wo sie viereinhalb Dollar wöchentlich bezahlte. Mit fünfzehn Jahren hatte sie die Gemeindeschule verlassen und dann Arbeit in der Jutefabrik für vier Dollar wöchentlich gefunden, von denen sie Sarah drei bezahlte.
»Aber dieser Gastwirt?« fragte Billy. »Wie ging es zu, dass er dich zu sich nahm?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es eigentlich nicht – vielleicht, weil es der Familie schlecht ging. Sie schienen nicht weiterkommen zu können. Sie konnten sich gerade durchschlagen, aber mehr auch nicht. Cady – der Gastwirt – hatte in der Kompagnie meines Vaters gestanden, und er schwor auf Kapitän Kit, das war der Spitzname meines Vaters. Mein Vater hatte die Ärzte verhindert, ihm das Bein zu amputieren, und das vergaß er ihm nie. Er verdiente