Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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Er war da­mals schon alt und ge­bro­chen, sei­ne Frau wur­de krank, und er be­kam eine Stel­lung als Nacht­wäch­ter für vier­zig Dol­lar den Mo­nat. Er konn­te also nichts für mich tun, und so nahm Cady mich zu sich.

      Cady war ein gu­ter Mann, wenn er auch nur Gast­wirt war. Sei­ne Frau war groß und hübsch, und ich glau­be, sie war nicht, wie sie sein soll­te – das habe ich spä­ter ge­hört. Aber zu mir war sie gut. Als er starb, ging sie ganz vor die Hun­de, und dann kam ich ins Wai­sen­haus. Da war es nicht ge­ra­de an­ge­nehm, und ich war drei Jah­re lang dort. Dann aber hat­te Tom sich ver­hei­ra­tet und fes­te Ar­beit be­kom­men, und er nahm mich her­aus, und seit­dem habe ich stets für mein täg­li­ches Brot ar­bei­ten müs­sen.«

      Sie sah trau­rig über die Fel­der hin­aus, bis ihr Blick auf ei­nem Gat­ter haf­ten blieb, an dem flam­men­der Mohn wuchs. Bil­ly, der auf dem Rücken ge­le­gen, zu ihr auf­ge­se­hen und sei­nen Blick mit Wohl­be­ha­gen auf dem fei­nen Oval des schma­len Mäd­chen­ant­lit­zes hat­te ru­hen las­sen, streck­te jetzt lang­sam die Hand aus und mur­mel­te: »Ar­mes Tier­chen.«

      Sei­ne Hand schloss sich im in­ni­gen Mit­ge­fühl um ih­ren rech­ten Un­ter­arm, und als ihr Blick den sei­nen such­te, las sie so­wohl Über­ra­schung wie Freu­de dar­in.

      »Nein«, sag­te er, »wie kühl dei­ne Haut ist. Fühl mich an, ich bin im­mer warm. Fühl mei­ne Hand an.«

      Die Hand war warm und feucht, und jetzt be­merk­te sie auch win­zi­ge Schweiß­per­len auf sei­ner Stirn und sei­ner glat­tra­sier­ten Ober­lip­pe.

      »Aber, Lie­ber, du bist ja ganz ver­schwitzt.«

      Sie beug­te sich über ihn und wisch­te ihm mit ih­rem Ta­schen­tuch Stirn und Lip­pen und dann die Hand­flä­chen ab.

      »Ich atme durch die Haut, glau­be ich«, er­klär­te er. »Die klu­gen Leu­te auf dem Trai­nings­platz und in den Turn­sä­len sa­gen, dass das gute Ge­sund­heit be­deu­tet. Aber au­gen­blick­lich schwit­ze ich doch mehr als ge­wöhn­lich. Ko­misch, nicht wahr?«

      Um ihm den Schweiß von der Stirn zu wi­schen, hat­te sie ih­ren Arm frei­ma­chen müs­sen; als sie aber fer­tig war, nahm er ihn wie­der.

      »Aber wie kühl doch dei­ne Haut ist«, wie­der­hol­te er mit der­sel­ben Be­wun­de­rung als frü­her. »Und so weich wie Samt und so glatt wie Sei­de an­zu­füh­len.«

      Sanft und un­ter­su­chend ließ er sei­ne Hand von ih­rem Hand­ge­lenk bis zum Ell­bo­gen und wie­der zu­rück glei­ten. Der lan­ge Vor­mit­tag im Son­nen­schein hat­te sie müde und schläf­rig ge­macht; sie gab sich dem Wohl­be­ha­gen hin, das sie bei die­ser Berüh­rung fühl­te, und er­tapp­te sich da­bei, wie sie sich halb träu­mend sag­te, dass hier der Mann war, den sie lie­ben konn­te, ihn, sei­ne Hän­de und sei­nen gan­zen Kör­per.

      Sanft ließ er sei­ne Hand ih­ren Arm hin­auf­glei­ten, und wäh­rend sie auf sei­ne Lip­pen sah, dach­te sie an das ban­ge Be­ben, das sie bei ih­rer ers­ten Be­geg­nung ge­fühlt hat­te.

      »Sprich wei­ter«, fuhr er nach etwa fünf Mi­nu­ten se­li­gen Schwei­gens fort. »Ich sehe so gern dei­ne Lip­pen, wenn du sprichst. Es ist merk­wür­dig, aber jede Be­we­gung, die du machst, ist wie ein klei­ner Kuss.«

      »Wenn ich et­was sage, so weiß ich nicht, ob es dir ge­fal­len wird.«

      »Nur los«, drang er in sie. »Du kannst nichts sa­gen, was mir nicht ge­fie­le.«

      »Nun ja, drü­ben an der He­cke steht Mohn, den ich gern pflücken möch­te.«

      »Ich las­se dich gleich los«, lach­te er. »Aber ich will dir et­was sa­gen – du musst ›Wenn die Tage des Herbs­tes vor­bei‹ sin­gen und mich da­bei den an­de­ren dei­ner küh­len Arme hal­ten las­sen, und dann fah­ren wir.«

      Als sie das Lied ge­sun­gen hat­te, be­frei­te sie ih­ren Arm und er­hob sich.

      Die Son­ne ging schon un­ter, als sie in ei­nem großen Bo­gen nach Os­ten und Sü­den die Was­ser­schei­de der Con­tra-Cos­ta-Ber­ge er­reich­ten und den lan­gen Hü­gel, der an Red­wood Peak vor­bei nach Fruit­va­le führ­te, hin­ab­zu­fah­ren be­gan­nen. Un­ter ih­nen glitt die fla­che Küs­te in die Bucht hin­aus, wie ein Schach­brett in Fel­der und Städ­te ein­ge­teilt – Elm­hurst, San Le­an­dro und Hay­wards. Der Rauch von Oa­k­land ver­schlei­er­te den west­li­chen Ho­ri­zont wie ein dunk­ler Ne­bel, und auf der an­de­ren Sei­te der Bucht sa­hen sie San Fran­zis­ko.

      Die Dun­kel­heit senk­te sich auf sie her­ab, und Bil­ly war so merk­wür­dig schweig­sam. In der letz­ten hal­b­en Stun­de hat­te er an­schei­nend ihre Exis­tenz ganz ver­ges­sen, nur dass er ein­mal sie und sich zum Schutz ge­gen den kal­ten Abend­wind fes­ter in die De­cke wi­ckel­te. Sa­xon saß eng ne­ben ihm. Die Wär­me ih­rer Kör­per ver­misch­te sich, und ein in­ni­ges Ge­fühl von Ruhe und Freu­de über­kam sie.

      »Hör mal, Sa­xon«, be­gann er plötz­lich. »Es hat kei­nen Zweck, dass ich län­ger schwei­ge. Ich hab es den gan­zen Tag auf den Lip­pen ge­habt – seit dem Früh­stück. Was meinst du dazu, mich zu hei­ra­ten?«

      Sie wuss­te – und es war Si­cher­heit und Freu­de in dem Ge­fühl –, dass es sein Ernst war. In­stink­tiv aber fühl­te sie den Drang, ihn zu­rück­zu­hal­ten, ihn ein we­nig zu quä­len, sich kost­bar und da­durch noch be­geh­rens­wer­ter zu ma­chen, ehe sie nach­gab. Au­ßer­dem wa­ren ihr Fein­ge­fühl und ihr weib­li­cher Stolz ein we­nig ver­letzt. Bil­lys Drauf­gän­ger­tum war bei­na­he ab­sto­ßend. Aber doch sehn­te sie sich wie­der schreck­lich nach ihm – wie sehr, wuss­te sie erst jetzt.

      »Nun, so sag doch et­was, Sa­xon. Lass es mich wis­sen, gut oder böse. Aber lass es mich wis­sen. Und noch eins. Denk dar­an, dass ich dich lie­be. Bei Gott, ich lie­be dich ganz wahn­sin­nig, Sa­xon. Na­tür­lich, das muss ich ja, wenn ich dich fra­ge, ob du mich hei­ra­ten willst; denn das habe ich noch nie ein Mäd­chen ge­fragt.«

      Wie­der trat Schwei­gen ein, und Sa­xon fühl­te, wie ihre Ge­dan­ken um den war­men, zit­tern­den Kör­per un­ter der De­cke zu krei­sen be­gan­nen. Als sie merk­te, wo die­se Ge­dan­ken sie hin­füh­ren woll­ten, wur­de sie in der Dun­kel­heit glü­hend rot.

      »Wie alt bist du, Bil­ly?« frag­te sie so un­er­war­tet, dass er jetzt eben­so ver­blüfft war, wie sie bei sei­nen ers­ten Wor­ten ge­we­sen.

      »Zwei­und­zwan­zig«, ant­wor­te­te er.

      »Ich bin vier­und­zwan­zig.«

      »Als ob ich das nicht wüss­te! Wenn ich weiß, wie alt du warst, als du das Wai­sen­haus ver­ließest, und wie lan­ge du in der Ju­te­fa­brik, in der Kon­ser­ven­fa­brik, in der Kar­to­na­gen­fa­brik und in der Plät­te­rei ar­bei­te­test, glaubst du, ich könn­te das nicht zu­sam­men­rech­nen? Ich wuss­te dein Al­ter bis auf dei­nen Ge­burts­tag ge­nau.«

      »Das än­dert nichts an der Tat­sa­che, dass

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