Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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an die künf­ti­ge Woh­nung.

      *

      »Un­ser Vieh war ganz ab­ge­trie­ben«, sag­te Sa­xon, »und der Win­ter war so nah, dass wir nicht den Ver­such wag­ten, durch die große ame­ri­ka­ni­sche Wüs­te zu ge­hen; un­se­re Ka­ra­wa­ne blieb des­halb den Win­ter über in Salt Lake City. Die Mor­mo­nen wa­ren da­mals noch ver­nünf­tig und be­han­del­ten uns gut.«

      »Du re­dest, als wä­rest du selbst mit da­bei ge­we­sen«, mein­te Bert.

      »Mei­ne Mut­ter war mit da­bei«, sag­te Sa­xon stolz. »Sie war da­mals acht Jah­re alt.«

      Sie sa­ßen am Kü­chen­tisch in dem klei­nen Haus in der Pine Street bei ei­nem aus But­ter­brot, Ta­ma­len und Bier be­ste­hen­den kal­ten Lunch. Es war Sonn­tag, so­dass sie alle vier ih­ren frei­en Tag hat­ten, und sie wa­ren früh ge­kom­men, um Fens­ter zu put­zen, Wän­de zu wa­schen, Fuß­bö­den zu scheu­ern, Tep­pi­che und Lin­ole­um zu le­gen, Gar­di­nen auf­zu­hän­gen, den Herd zu mon­tie­ren, Kü­chen­ge­rä­te und Tel­ler zu ord­nen und die Mö­bel auf­zu­stel­len.

      »Er­zähl nur wei­ter, Sa­xon«, bat Mary. »Ich bin ganz ver­ses­sen dar­auf, mehr zu hö­ren. Und Bert, du wirst ge­fäl­ligst still­sit­zen und zu­hö­ren.«

      »Schön. Es war im Win­ter, als Del Han­cock auf­tauch­te. Er war in Ken­tucky ge­bo­ren, leb­te aber seit vie­len Jah­ren im Wes­ten. Sein Weg führ­te ihn durch Salt Lake City – er soll­te ir­gend­wo­hin und ei­ni­ge Rocky-Moun­tain-Fän­ger zu­sam­men­brin­gen, mit de­nen er an ei­nem neu­en Ort, den er kann­te, Bi­ber ja­gen woll­te. Er war ein schö­ner Mann. Er trug lan­ges Haar, wie man es auf Bil­dern sieht, und eine sei­de­ne Schär­pe um den Leib – das hat­te er von den Spa­ni­ern in Ka­li­for­ni­en ge­lernt – so­wie zwei Re­vol­ver im Gür­tel. Er ge­hör­te zu den Män­nern, in die sich alle Frau­en auf den ers­ten Blick ver­lie­ben. Nun, er sah Sa­die, die äl­tes­te Schwes­ter mei­ner Mut­ter, und sie ge­fiel ihm wohl, denn er blieb in Salt Lake City. Er war der Schre­cken der In­dia­ner, und ich er­in­ne­re mich von klein auf, wie Tan­te Vil­la sag­te, dass er die schwär­zes­ten, fun­kelnds­ten Au­gen hat­te, und dass sein Blick an den ei­nes Ad­lers er­in­ner­te. Er fürch­te­te sich vor nichts.

      Sa­die war eine Schön­heit. Sie flir­te­te mit ihm und mach­te ihn ganz ver­rückt. Ei­nes Abends kam er an­ge­rit­ten. ›Sa­die‹, sag­te er, ›wenn du mir nicht ver­sprichst, mich mor­gen zu hei­ra­ten, schie­ße ich mich noch heu­te Abend hier hin­ter der Wa­gen­burg tot.‹ Und er hät­te es auch ge­tan, und Sa­die wuss­te das und sag­te ja. War nicht Schwung in der Lie­be je­ner Tage?«

      »Ach, ich weiß nicht recht«, sag­te Mary ver­ächt­lich. »Eine Wo­che, nach­dem du Bil­ly das ers­te­mal ge­se­hen hast, wart ihr ver­lobt. Sag­te Bil­ly, dass er sich hin­ter der Plät­te­rei er­schie­ßen woll­te, wenn du ihm einen Korb gäbst?«

      »Ich gab ihm kei­ne Ge­le­gen­heit dazu«, ge­stand Sa­xon. »Aber Del Han­cock und Tan­te Sa­die hei­ra­te­ten am sel­ben Tage. Und sie wa­ren sehr glück­lich. Aber dann starb sie. Und vie­le Jah­re spä­ter wur­de er von den In­dia­nern ge­tö­tet. Er war da­mals ein al­ter Mann, aber ich glau­be schon, dass er eine gan­ze An­zahl In­dia­ner tö­te­te, ehe sie ihn ab­ta­ten. Män­ner sei­nes Schla­ges ster­ben im­mer kämp­fend und neh­men die mit, die sie tö­ten. So ging es auch mit Al St­an­ley, den ich kann­te, als ich klein war. Er wur­de am Ti­sche sit­zend von ei­nem Ei­sen­ar­bei­ter in den Rücken ge­schos­sen. Und der Schuss tö­te­te ihn. Er starb im Lau­fe von we­ni­gen Se­kun­den. Aber ehe er starb, zog er noch den Re­vol­ver und schoss drei Ku­geln ab auf den Mann, der ihn tö­te­te.«

      »Ich kann kei­nen Kampf lei­den«, pro­tes­tier­te Mary. »Das macht mich ner­vös – Bert sucht im­mer Kra­keel – es hat kei­nen Sinn.«

      »Ich gebe kei­nen sau­ren He­ring für einen Mann, der nicht den Mut hat, zu kämp­fen«, ant­wor­te­te Sa­xon. »Wir wür­den heu­te nicht hier sit­zen, wenn un­se­re Vä­ter nicht zu kämp­fen ver­stan­den hät­ten.«

      »Du hast ja auch einen Mann be­kom­men, der zu kämp­fen ver­steht«, ver­si­cher­te Bert. »Un­ver­fälscht durch und durch. Bil­ly ist ein Mo­hi­ka­ner, dem die Skal­pe vom Gür­tel her­ab­hän­gen. Und wenn sein Ge­sicht mür­risch wird, ist es rat­sam, sich schleu­nigst zu ver­zie­hen, sonst fällt der Ham­mer – bums!«

      »Eben«, be­kräf­tig­te Mary.

      Bil­ly, der sich nicht an der Un­ter­hal­tung be­tei­ligt hat­te, stand plötz­lich auf und guck­te in die Schlaf­kam­mer ne­ben der Wohn­stu­be; dann kam er wie­der, blieb mit zu­sam­men­ge­zo­ge­nen Brau­en ste­hen und starr­te in die Schlaf­kam­mer ne­ben der Kü­che.

      »Was hast du, Al­ter?« frag­te Bert. »Du siehst aus, als sei­en dir alle Fel­le weg­ge­schwom­men. Was ist los mit dir? Heraus da­mit!«

      »Don­ner­wet­ter, ich den­ke dar­an, wo das Bett und al­les an­de­re für die hin­te­re Schlaf­kam­mer ist.«

      »Das ist nicht da«, er­klär­te Sa­xon. »Wir ha­ben noch nichts be­stellt.«

      »Dann muss ich mor­gen da­für sor­gen.«

      »Wir brau­chen das Zim­mer nicht«, sag­te Sa­xon zu Bil­ly. »Und ich habe kei­ne Mö­bel da­für be­rech­net. Das Geld ist drauf­ge­gan­gen, um bes­se­re Tep­pi­che und einen bes­se­ren Herd zu kau­fen.«

      Bil­ly, der zu ihr ge­tre­ten war, hob sie vom Stuhl auf und setz­te sie auf sei­nen Schoß.

      »Das ist sehr recht, mein Mä­del­chen. Ich freue mich dar­über. Im­mer das Bes­te für uns. Und mor­gen Abend gehst du mit mir zu Sa­lin­ger und suchst ein Bett und einen Tep­pich aus und was sonst noch dazu ge­hört. Aber gut muss es sein. Kei­ne Kni­cke­rei.«

      »Das kos­tet fünf­zig Dol­lar«, wand­te sie ein.

      »Schön«, nick­te er. »Lass es fünf­zig Dol­lar kos­ten und nicht einen Cent we­ni­ger. Das Bes­te ist nicht gut ge­nug. Und was ha­ben wir von ei­nem lee­ren Zim­mer? Das ver­schan­delt uns das Haus. Sieh, von dem Au­gen­blick an, als ich die Mie­te be­zahl­te und den Schlüs­sel in die Tür steck­te, habe ich die­ses Nest­chen wach­sen und warm und be­hag­lich wer­den se­hen. Aber wenn dies Zim­mer hier leer und ohne Tep­pich da­steht, wer­de ich den gan­zen Tag nichts als den blo­ßen Fuß­bo­den se­hen. Ich wür­de mich be­tro­gen füh­len. Das Haus wür­de eine Lüge sein. Sieh nur die Gar­di­nen, die du drin­nen auf­ge­hängt hast, Sa­xon, da­mit die Nach­barn glau­ben, dass es mö­bliert sei. Sa­xon, die Gar­di­nen lü­gen. Das schickt sich nicht für uns.«

      »Ihr könnt es ja ver­mie­ten«, schlug Bert vor. »Ihr wohnt dicht an der Bahn, und zwei Stra­ßen von hier ist eine Wirt­schaft.«

      »Nicht um al­les in der Welt. Ich hei­ra­te Sa­xon nicht, um Zim­mer­her­ren zu be­kom­men. Wenn ich nicht für sie sor­gen kann – weißt du, was ich dann tue? Auf die Mole ge­hen und sa­gen: ›An dem geht nichts ver­lo­ren!‹

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