Slayer - Warrior Lover 13. Inka Loreen Minden
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Als der Nebel das letzte Mal die Gänge verhüllt hatte, waren ihm wenige Minuten geblieben, um seine Umgebung zu erforschen. Er war auf eine Luke genau in der Mitte des Labyrinths gestoßen, wo alle drei Wege zusammenliefen. Bloß hatte es so weit noch nie ein Gefangener geschafft. Durch diese Klappe wurden – seiner feinen Nase nach zu urteilen – die Leichen beseitigt. Sie war groß genug, damit er hindurchpasste. Über die Gänge, die unter der Arena lagen, wollte er entkommen. Er wusste, dass er nur einen Versuch besaß, von hier zu fliehen, und heute musste dieser Tag sein – oder es wäre sein letzter auf Erden.
Als ihn der dichte Nebel schließlich komplett verbarg, ging er in die Hocke, um Mary auf die Arme zu heben. Sie schien kaum mehr als eine Feder zu wiegen.
»Nein«, flüsterte sie panisch und versuchte, sich zu wehren, doch sie war zu schwach, hatte noch nicht ihre volle Mobilität zurückerhalten.
»Scht, halte still, ich werde dir nichts tun.« Behutsam drückte er sie an seine nackte Brust, froh, dass sie ihn wegen des Nebels kaum erkennen konnte, und rannte dann auf die Mitte des Labyrinths zu. Obwohl er nichts sah, stieß er kein einziges Mal gegen eine Mauer. Er hätte auch mit geschlossenen Augen laufen können. Seine Sinne warnten ihn, wenn er einer Glaswand zu nahe kam, fast wie bei einer Fledermaus.
Noch wenige Schritte, dann erreichte er die Luke …
Dumpf drangen die Geräusche des Publikums an seine Ohren, Stimmengewirr, Schritte. Die Leute verließen die Halle. Außerdem dröhnte immer noch Musik aus den Lautsprechern, und seine Brüder waren beschäftigt. Er hörte ihr Schmatzen. Gut! Als Slayer die Metallluke unter seinen nackten Füßen spürte, ging er in die Hocke, setzte Mary auf seinen Knien ab und krallte die Finger unter den Rand der Tür. Mit einem kräftigen Ruck brach er das Schloss auf und konnte die Luke öffnen.
Unter ihm befand sich eine kahle Betontreppe, die in einen der zahlreichen Gänge mündete, die sich unter der Arena verteilten. Slayer zögerte keine Sekunde, drückte Mary wieder an sich und stieg die Stufen hinunter. Ein langer, grell beleuchteter Flur lag vor ihm, von dem diverse Türen abzweigten. Hinter einigen vernahm er Stimmen, während er daran vorbeilief. Das Aufräumkommando und die Putzkolonne warteten auf ihren Einsatz! Es gab auch ein Krematorium, das gerade eingeheizt wurde. Slayer roch Gas und hörte das leise Züngeln der Flammen. Mit dem alten König war er einmal hier unten gewesen, doch er wusste nicht mehr, warum.
Sein Magen verkrampfte sich. Hier hätten sie auch Mary verbrannt.
Slayer starrte sie an, ohne seine Geschwindigkeit zu reduzieren. Sie schaute mit großen Augen zu ihm auf, und er schaffte es nicht, den Blick von ihr zu nehmen. Die Farbe ihrer Iris war so grün wie der Dschungel, in dem er einst trainiert hatte, und ihre vollen Lippen glänzten rosig. Um ihre süße kleine Nase verteilten sich vereinzelt Sommersprossen auf ihrer hellen Haut, und die rotesten Haare, die er je gesehen hatte, umrahmten ihr herzförmiges Gesicht. Slayer hatte nie eine schönere Frau erblickt.
Er, hingegen, war ein Monster, zudem ungepflegt und mit Narben übersät. Sein Anblick musste sie zu Tode erschrecken.
»Scht, ich bringe dich hier raus«, sagte er leise, froh, dass seine Stimme nicht mehr ganz so dunkel klang.
Obwohl er gerade unter Stress stand und Adrenalin durch seinen Körper peitschte, versuchte er, sich zu beruhigen. Er musste seine Verwandlung rückgängig machen, was ihm jedoch nur gelang, wenn er völlig entspannt war.
»Deine Pupillen«, wisperte sie und legte eine Hand an seine Wange, wobei ihre Augen groß wurden. »Sie sehen normal aus.«
Immerhin etwas, dachte er. Denn seine Fänge und Krallen waren immer noch ausgefahren. Sein Biest wollte nicht verschwinden. Es wollte Mary von hier fortbringen, damit es sich in Ruhe um sie kümmern konnte.
Nein, du bekommst sie nicht!, rief er seinem Untier in Gedanken zu. Du wirst dich nie wieder erheben und jemandem schaden.
Slayer hatte erst befürchtet, Mary würde nicht in das Labyrinth laufen. Dann hätte er auf die nächste Gelegenheit zur Flucht warten müssen und dann wäre es vielleicht zu spät für ihn gewesen. Falls es das nicht schon war. Wenige Meter vor ihm versperrte ein Wärter den Gang und richtete mit zitternder Hand eine Pistole auf ihn. Es war einer der Männer, die ihn sonst immer betäubten und in sein Verlies zurückzerrten.
»Ich habe ein flüchtiges Biest in Ebene fünf!«, rief er aufgeregt in sein Funkgerät. »Es ist Slayer, und er hat die Gefangene dabei!«
Instinktiv drehte Slayer ihm den Rücken zu, kurz bevor der Kerl abdrückte. Zum Glück war der Mann zu nervös oder ein schlechter Schütze, denn die Kugel schlug in sein Schulterblatt.
Slayer brüllte vor Wut und Schmerz auf, wirbelte herum und fegte den Wachmann mit einer kraftvollen Handbewegung gegen die Wand, sodass dieser benommen zu Boden sackte. Eine Sirene ertönte und rotes Licht blitzte in den Gängen auf – die anderen waren gewarnt.
Mary hatte sich in seinen Armen wie ein Embryo zusammengerollt, verbarg ihr Gesicht an seiner Brust und zitterte. Das Biest in ihm brüllte auf. Slayer ließ zu, dass es sich ganz nach vorne drängte, denn es würde alles tun, um Mary von hier wegzubringen, selbst wenn es ihm das Leben kosten sollte. Slayer akzeptierte das, denn vielleicht durfte er in Freiheit sterben, unter dem echten Himmel, nicht diesem künstlichen. Das war alles, was im Moment zählte. Mit der jungen Frau auf den Armen rannte er deshalb wie der Teufel durch die nächste Sicherheitstür, die er einfach aus den Angeln riss, und hastete über ein notdürftig beleuchtetes Treppenhaus nach oben. Ein dickes Stahltor versperrte ihm den Weg nach draußen.
Fuck! Er hörte bereits in den Etagen unter sich das Getrampel mehrerer Wachen, die jeden Moment bei ihm sein würden.
Während er Mary mit einem Arm hielt, bediente er mit der anderen Hand das Rad, mit dem sich die massiven Kolben im Inneren der Tür einfahren ließen. Sie war jedoch immer noch durch einen zusätzlichen Sicherheitscode versperrt. Slayer zerrte so lange an dem Griff, bis auch der letzte Riegel brach und sich das tonnenschwere Tor bewegen ließ, Zentimeter für Zentimeter. Noch bevor die Lücke groß genug war, um sich mit Mary hindurchzuzwängen, traf ihn die nächste Kugel, diesmal in den Oberarm. Abermals schützte er Mary mit seinem breiten Rücken, woraufhin ein Projektil in seiner Nierengegend einschlug. Sein Biest ließ sich davon nicht beirren und schob mit aller Kraft das Tor auf. Dunkelheit und frische Luft schlugen ihm entgegen. Es roch nach Kiefernnadeln, Wiese, Natur.
Als er endlich durch den Spalt schlüpfen konnte und aus einem Hügel herauskam, wäre er beinahe für einen Moment stehen geblieben, um den großen runden Mond anzuheulen – doch neue Kugeln schlugen neben ihm ein. Sein Biest steckte einen weiteren Treffer in den Rücken ein, heulte auf und rannte mit Mary in den Armen in den finsteren Wald, der das ganze Areal umgab. Slayer hoffte inständig, dass er diese Frau in Sicherheit bringen konnte, einmal vor den Männern des Königs und dann auch vor sich selbst. Falls er es schaffte, Mary irgendwo zu verstecken, wäre sie vor seinem Biest sicher. Denn Slayer spürte, wie das Leben aus ihm herausrann. Er würde nicht mehr lange durchhalten.
Kapitel 6 – In Sicherheit
Mary rollte sich in Slayers Griff so klein zusammen, wie sie konnte. Er hatte beide Arme um sie geschlungen und drückte sie an seine Brust, während er mit ihr durch den nachtschwarzen Wald rannte. Immer noch ertönten Schüsse hinter ihnen, aber niemand schien ihnen zu folgen, das Knallen wurde leiser. Die Bewohner des Königreiches verließen nur selten den Schutz ihrer riesigen, unterirdischen Hallen, weil sie immer noch befürchteten, hier draußen schneller sterben zu können als unter der Erde.
Marys