Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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sank. Sie hatte sich einen reißenden Absatz ihrer Mittel erhofft.

      »Das braucht Zeit«, tröstete Ulrike Brunner sie. »Rom ist auch nicht in einem Tag erbaut worden.«

      Nachdem das Arztehepaar gegangen war und Monika Häferle und ihre Tochter sich auch verabschiedet hatten, entdeckte Claudia in der Menschenmenge einen großen blonden Mann, Dr. Thomas Brandler. Er sah gut aus in dem hellblauen Hemd und der Jeans. Lässig, sportlich, und das verwuschelte Haar gab ihm etwas Jungenhaftes. Er stand mit ein paar anderen Männern an einem der Biertische. Ohne die junge Frau aus der Apotheke. Während er sich unterhielt, ließ er den Blick über die Köpfe der Marktbesucher schweifen.

      Suchte er vielleicht jemanden? Vielleicht sie?, fragte sie sich voller Hoffnung.

      Da hatte sein Blick den ihren auch schon eingefangen. Sie begann zu lächeln. Ja, winkte ihm sogar zu, was sie den Bruchteil einer Sekunde später auch schon bereute.

      Hatte sie sich nicht vorgenommen, sich von ihm fernzuhalten? Idiotin. Selten in ihrem Leben hatte sie sich derart mies gefühlt wie in diesem Moment. Mutterseelenallein stand sie hier hinter ihrem Stand. Niemand interessierte sich für ihre Produkte, vielmehr beäugten die Frauen sie offensichtlich misstrauisch. Das musste ja auch Thomas Brandler mitbekommen. Und sie winkte ihm zu, als wollte sie ihn anlocken.

      Am liebsten wäre sie davongelaufen. Schnell schaute sie weg, täuschte Betriebsamkeit vor, bückte sich nach den Tüten in einer der Kisten, tat so, als würde sie etwas suchen.

      Als sie aus der Versenkung wieder auftauchte, stand Thomas Brandler vor ihr.

      *

      Thomas hatte an diesem Samstagmittag, nachdem er die Apotheker geschlossen hatte, mit sich gehadert, ob er am Nachmittag den Bauernmarkt besuchen sollte, zumal ihm Maja den Besuch dort heiß ans Herz gelegt hatte.

      »Als Geschäftsmann sollten Sie sich unter den Leuten sehen lassen«, sagte sie, bevor sie nach Haus ging. »So lernen Sie die Ruhweiler in lockerer Atmosphäre kennen. Viele von ihnen haben zum Schluss gar nicht mehr bei meinem Onkel gekauft, sondern sind zu der Apotheke in der Kreisstadt gefahren, weil deren Angebot größer war. Diese Kunden müssen wir zurückgewinnen. Ich werde auch da sein«, hatte sie noch mit tiefem Blick von unten hinzugefügt, was für ihn der einzige Grund gewesen war, aus dem er hatte zu Hause bleiben wollen.

      Immerhin musste er seiner Helferin bescheinigen, dass sie für ihr junges Alter durchaus die richtige Geschäftseinstellung besaß.

      Schließlich war er zum Markt hinübergeschlendert, mit sehr widersprüchlichen Gefühlen. Einerseits leuchtete ihm Majas kluges Argument ein, und er freute sich sogar darauf, ein paar neue Leute kennenzulernen, andererseits befürchtete er, Maja würde sich an ihn hängen und hier in der Öffentlichkeit eine Zugehörigkeit zu ihm zur Schau stellen, die völlig aus der Luft gegriffen war. Und da war noch ein Grund, der ihn hatte zögern lassen: Die Anwesenheit der bildschönen ›Kräuterhexe‹.

      Natürlich ging er davon aus, dass sie die Gelegenheit nutzen würde, ihre Produkte auf dem Bauernmarkt feilzubieten. Produkte, die er strikt ablehnte. Ihre zweite Begegnung in seiner Apotheke hatte ihn berührt. Ja, diese Frau zog ihn völlig in ihren Bann. Sie hatte ihn sozusagen verhext. Dennoch wusste er, dass sie niemals zusammenpassen würden. Welten trennten sie. Er war Pharmazeut durch und durch und vertraute auf die Produkte der Industrie. Naturheilmittel … Damit hatte er sich noch nie anfreunden können. Wie viele Kranke hatte er schon gekannt, die zuerst darauf schworen und später reumütig zur traditionellen Medizin zurückkamen, um dann schnell geheilt zu werden.

      *

      Als Thomas nun den Platz erreicht hatte, wurde er auch erwartungsgemäß von Maja in Beschlag genommen. Sie schien es sich zur Aufgabe gestellt zu haben, ihn einigen wichtigen Leuten vorzustellen. Sie kannte alle. Den Bürgermeister, Gemeinderatsmitglieder, den Pfarrer, den Bauunternehmer.

      »Darf ich vorstellen? Herr Dr. Brandler, der Nachfolger meines Onkels«, plapperte sie unaufhörlich.

      So landete er schließlich inmitten einer Männerrunde am Stehtisch, von der sich Maja dann endlich fernhielt. Von diesem Stehtisch aus entdeckte er ›Claudias Kräuterstand‹.

      Claudia hieß sie also. Zum Anbeißen hübsch sah sie aus in der weißen Bluse und der engen Jeans. Natürlich, frisch und trotzdem verführerisch. Auch ohne großes Make-up, wogegen Maja an diesem Tag mal wieder besonders dick aufgetragen hatte.

      Immer wieder warf er einen Blick zu Claudias Stand hinüber. Ganz allein stand sie dort, die Besucher zogen an ihr vorbei. Hin und wieder blieb jemand mal kurz stehen, nahm die eine oder andere Seife in die Hand, roch daran und ging dann weiter. Sie tat ihm leid, mit Sicherheit hatte sie sich mehr Interesse erhofft.

      Lange zauderte er. Sollte er zu ihr hinübergehen oder es lassen?

      *

      Er stand vor ihr, einen Kopf größer als sie, so fest und unverrückbar wie einer der bewaldeten Hügel oberhalb von Ruhweiler. Und er strahlte die Ruhe und Klarheit aus, die sie bei den jungen Männern ihres Umfeldes vermisste.

      Er schwieg, was sie nur noch nervöser und unsicherer machte. Warum war er dann überhaupt auf sie zu gekommen, wenn er nicht mit ihr reden wollte?

      Claudia spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, was sie maßlos ärgerte.

      »Hallo«, begrüßte sie den Apotheker schließlich bewusst zurückhaltend.

      »Hallo, ich bin Thomas«, sagte er nun mit diesem unwiderstehlichen Lächeln, das kleine Falten um diese blitzblauen Augen zauberte.

      Sie konnte nicht anders. Sie lächelte genauso herzlich zurück und zeigte auf das Schild über ihrem Kopf.

      Er lachte. »Claudia also. Ich habe es aus der Entfernung schon gelesen«, fügte er hinzu.

      Tja, da standen sie sich nun gegenüber und sahen sich an.

      Claudia fühlte sich unwohl. Durch ihren Misserfolg an diesem Tag spürte sie eine große Unsicherheit in sich, die sie hemmte. Ihr attraktiver Apotheker schien auch nicht so recht zu wissen, was er jetzt sagen sollte. Ihre Blicke hielten sich fest und versuchten, einander zu erforschen. Und wieder musste sie husten, wie so oft, völlig unerwartet. Zumindest bewirkte dieser neue Hustenanfall, dass sie sich abwenden konnte, ohne unhöflich zu erscheinen. Als sie Thomas Brandler wieder ansah, sagte er mit besorgter Miene: »Das hört sich nicht gut an.«

      »Ach, was«, tat sie seine Bemerkung mit lässiger Handbewegung ab. »Nur eine verschleppte Erkältung.«

      »Nimmst du Mittel dagegen ein?«

      War es sein skeptischer Ton oder sein Blick, in dem sie eine Spur von Belustigung zu lesen glaubte?

      Sie versteifte sich innerlich. Sie ahnte bereits, was als Weiteres kommen würde.

      »Ich glaube, bei diesem Husten helfen keine Naturmittel mehr«, sagte er dann auch prompt. »Da brauchst du wahrscheinlich ein Antibiotikum.«

      Und schon waren sie bei dem Thema, das sie trennte. Sie hatte es ja kommen sehen.

      »Irrtum«, erwiderte sie viel zu spitz. »Naturheilmittel brauchen nur länger, bis sie wirken.«

      Ein feines Lächeln umspielte diesen sensibel geformten Männermund, der die Härte des Kinns abmilderte.

      »Wie

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