Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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mitbekommen hatte? Wahrscheinlich lachte er innerlich über sie.

      Sie bemerkte, dass er sein Gewicht von einem Bein aufs andere verlegte und dabei schmerzvoll das Gesicht verzog. Dadurch kam wieder Leben in sie.

      »Bist du verletzt?«, fragte sie.

      »Ich habe mich hingelegt und mir dabei das Schienbein aufgeschlagen.« Er lachte kurz auf. »Hast du vielleicht ein Taschentuch oder so was dabei?«

      Nein, hatte sie nicht.

      Sie beugte sich hinunter und sah sich die Verletzung an. Die Wunde war tief, jedoch nicht so klaffend, dass sie genäht werden musste. Sie blutete nur sehr stark, stärker als sie durfte, was bei ihr den Verdacht nahe legte, dass der Apotheker zu wenig Blutgerinnungsstoffe besaß.

      »Bist du Bluter?«, kam ihr die Frage ganz von selbst über die Lippen.

      Zuerst sah er sie erstaunt an, dann nickte er.

      »Setz dich mal.« Sie zeigte auf einen Baumstumpf.

      Sie wusste, dass bei Menschen mit Hämophilie Naturheilmittel keine Wirkung zeigten, sondern dass sie regelmäßig Gerinnungsfaktoren spritzen mussten, die entweder aus Spenderblut bestanden oder gentechnisch hergestellt wurden. Aber in der Wundheilung wirkten Kräuter dafür wahre Wunder.

      »Hast du deinen Apothekerschrank dabei?«, erkundigte sie sich mit sachlicher Miene.

      Verdutzt sah er zu ihr hoch. Dann musste er lachen. »Sehr witzig.«

      »Ich aber eine sehr gute Salbe«, wagte sie sich vor. »Sie hilft zwar nicht, die Blutung schneller zu stillen, aber sie beschleunigt die Wundheilung und desinfiziert sehr stark, sodass sie auch gleichzeitig Entzündungen oder Vergiftungen vorbeugt.«

      Sein Blick war voller Zweifel.

      »Keine Angst, dein Bein ist später noch dran«, beruhigte sie ihn trocken. »Wenn du willst …« Sie zog den kleinen Tiegel, den sie nur zufällig in der Jackentasche hatte, heraus. »Hier, riech mal«, forderte sie ihn auf.

      Er nahm eine Nase voll, zog die Brauen zusammen und meinte dann: »Riecht medizinisch.«

      »Sie ist Medizin. Naturmedizin. Arnika, Spitzwegerich, Ringel­blume, Honig und eine Menge mehr.«

      Er räusperte sich. »Selbst gemacht?«

      Sie nickte.

      »Okay, dann gib sie mal drauf«, meinte er dann. »Schaden kann es ja nicht. Und helfen …?« Er verstummte.

      Natürlich zweifelte er an der Wirkung.

      »Das wirst du sehen«, sagte sie nur knapp.

      Vorsichtig trug sie die Salbe auf die blutende Stelle auf. Sie war überzeugt von dieser Mixtur, die ihr, wie auch schon vielen in ihrem Freundeskreis, geholfen hatte. Ihre Herstellung beruhte auf einem alten Rezept einer Äbtissin, das sie ein wenig abgewandelt und mithilfe neuerer Erkenntnisse verbessert hatte.

      »So, fertig«, sagte sie und steckte den Tiegel wieder in die Jackentasche.

      »Ich werde noch ein bisschen hier sitzen bleiben müssen«, erwiderte Thomas mit sichtlich genervter Miene. »Bis das Blut geronnen ist. Am Schienbein ist die Haut so dünn, dass die Wunde bei jedem neuen Schritt wieder aufplatzen kann.«

      »Hm«, erwiderte sie nur und stand aus der Hocke auf. »Es ist ja sehr schön hier. Trocken und warm.«

      Er hob die Brauen, dann lächelte er sie von unten an. »Hättest du Zeit und Lust, mir Gesellschaft zu leisten?«

      *

      Niemals hätte Thomas gedacht, dass er der schönen Kräuterhexe bei seinem Lauf begegnen würde. Ihr Anblick hatte ihm zunächst die Sprache verschlagen, obwohl sich seine Gedanken auf den vielen Kilometern der Strecke nur um sie gedreht hatten.

      Als Maja ihn an ihrem Stand angesprochen hatte, war er mit ihr schnell weggegangen. Den Schuldirektor hatte er nicht mehr sprechen wollen. Mit Maja dagegen hatte er noch ein kurzes, jedoch sehr klares Gespräch geführt. Oder vielmehr einen Monolog, denn sie hatte gar nichts mehr gesagt.

      Schonungslos hatte er ihr vermittelt, dass sie fortan, falls sie ihren Job behalten wollte, jeden weiteren Annäherungsversuch unterlassen sollte. Außerdem sollte sie ab Montag ohne starke Schminke sowie ohne Schmuck in seiner Apotheke erscheinen.

      Mit Tränen in den Augen hatte sie sich dann verabschiedet. Mit der Vermutung, dass sie zu Wochenbeginn gar nicht mehr kommen würde, war er nach Hause gegangen. Dort hatte er die Laufschuhe angezogen und sich auf den Weg gemacht. Und jetzt saß er hier, an seiner Seite, auf einem anderen Baumstumpf, Claudia, die Hexenfee.

      »Warum lachst du?«, erkundigte sich diese nun mit verunsicherter Miene.

      »Ich habe gerade ein neues Wort erfunden«, teilte er ihr mit. »Zumindest glaube ich, dass es neu ist.«

      Mit gerunzelter Stirn sah sie ihn von der Seite an. »Welches?«

      »Hexenfee.«

      Er bemerkte, wie sie errötete. »Meinst du etwa mich damit?«

      »Klingt doch süß, oder?«

      Ihr Lachen klang halbherzig.

      »Nicht böse sein«, lenkte er ein. »Ich habe gehört, dass einige Leute dich hier Kräuterhexe nennen, was mir persönlich weniger gut gefällt.«

      »Ich bin Kräuterpädagogin«, erwiderte sie mit ernster bedeutsamer Miene, die ihn anrührte. »Und ich finde es schlimm, dass die Leute auf diese Art Vorurteile schaffen«, fügte sie mit blitzenden Augen hitzig hinzu.

      Temperament hatte sie, zweifelsohne. Nur zwei, drei hämmernde Herzschläge lang fragte er sich, ob sie so temperamentvoll auch in der Liebe sein würde.

      Jetzt ist aber genug, rief er sich zur Ordnung. Noch vor zwei Stunden wolltest du sie nicht mehr wiedersehen und jetzt denkst du an so etwas. Aber er konnte gar nicht anders, wenn er sie ansah. Bei ihrem Anblick durchströmte ihn ein eigenartiges Wohlbehagen. Nein, das war viel zu schwach ausgedrückt. Er fühlte Unruhe im Herzen und ein Brennen im Blut. Es war, als breite sich in ihm ein helles Licht aus, das von seinem Herzen bis zum Kopf drang und ihn ganz mit sprudelnder Freude erfüllte. Diese Gefühle hatten nicht nur etwas mit ihrem Aussehen zu tun. Ihre Ausstrahlung, ihre Art, ganz sie selbst zu sein, hatte es ihm angetan. Obwohl sie wusste, wie er zu ihren Ansichten über Heilmethoden stand, vertrat sie ihre Meinung, indem sie ihm sogar ihre selbst gemachte Salbe anbot.

      »Ich glaube, sie wirkt«, sagte er, um ihr eine Freude zu machen.

      »Das kann nicht sein«, entgegnete sie gelassen. »Die Wirkung tritt erst später ein.«

      »Okay, ich wollte dir eine Freude machen«, gestand er ihr.

      Wieder blitzte es in ihren Augen auf. »Das musst du nicht. Ich weiß um die Wirkung.«

      Er lächelte sie an und wusste, dass er mit diesem Lächeln viel von seiner Zuneigung verriet. Dann streckte er ihr die Hand entgegen. »Friede?«

      Der weiche Ton seiner Stimme vibrierte in Claudias Ohr,

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