Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Josuah Parker, der original englische, hochherrschaftliche Butler, der Amateurdetektiv aus Leidenschaft, entfaltete sofort eine wohlüberlegte Tätigkeit. Er öffnete die schwarze, altertümlich wirkende Ledertasche, die auf dem Kofferhocker stand, und holte ein Tonbandgerät hervor, das nicht größer als eine Zigarrenkiste war. Geschickt und sicher hantierte er mit einigen Kabeln und heftete schließlich ein hochempfindliches Saugmikrophon an der Wand fest. Er drückte einige Schalttasten herunter und sorgte dafür, daß er die Aufnahme gleich mithören konnte. Er drehte den Lautstärkeregler so weit zurück, daß man draußen auf dem Korridor kein Geräusch hören konnte.
Josuah Parker ging vorsichtig zur Zimmertür und vermied die beiden ausgetretenen Dielenbretter, die bei der geringsten Belastung zu ächzen und zu quietschen pflegten.
Kaum hatte er die Tür erreicht, da waren bereits draußen auf dem Korridor leichte Schritte zu hören. Josuah Parker hätte zu gern die Tür geöffnet und sich vergewissert, daß er es wirklich mit dem Mädchen zu tun hatte, aber er durfte in diesem Moment nichts riskieren. Noch mußte er sich in Geduld fassen.
Parker hatte gerade das Tonbandgerät wieder erreicht, als der Kontroll-Lautsprecher deutlich Klopfzeichen aufzeichnete. Der Butler regulierte noch einmal den Lautsprecherregler und ließ sich auf dem Hocker neben dem Gerät nieder. Nun war er in der Lage, die Unterhaltung im Nebenzimmer aufzunehmen. Und auf solch eine Unterhaltung war es ihm angekommen, dafür hatte er zwei Tage geduldig gewartet.
»Momentchen, wer ist denn da …?« sagte eine weiche, glatte Stimme. Ein Stuhl wurde gerückt, dann erklangen im Kontroll-Lautsprecher Katzenhaft weiche Schritte. Sekunden danach wurde ein Türriegel beiseite geschoben.
»Hallo …!« sagte die weiche, glatte Stimme, »nett, daß Sie gekommen sind. Nein, nein, keine Angst, ich beiße nicht …! Sie sind …?«
»Helen Canters«, erwiderte eine Mädchenstimme, die dunkel ja sogar etwas rauh gefärbt war, »May hat mich geschickt.«
»Sehr schön, Momentchen, ich will noch schnell die Tür schließen. Aber so setzen Sie sich doch …! Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
Josuah Parker hatte das Gefühl, daß der Kontroll-Lautsprecher zu laut geworden war. Er regulierte den Ton und rückte noch näher an den Lautsprecher heran. Er wollte jedes Wort, jede Klangfärbung der Stimmen mitbekommen.
»Ich habe nicht viel Zeit, Mister …?«
Die Mädchenstimme hielt inne, wartete wohl darauf, daß der Mann seinen Namen nannte.
»Ich bin Mike Ledgers«, stellte sich der Mann vor, »na, wir werden uns in Zukunft ja wohl häufiger sehen, wie?«
»Ich habe nicht viel Zeit, Mister Ledgers …«
»Sagen Sie doch ruhig Mike zu mir, Helen. Und für einen Drink wird es ja wohl noch reichen, oder?«
»Ich kann nicht lange von zu Hause wegbleiben.«
Helen Canters Stimme war etwas ängstlich geworden. Dem Mädchen schien es nicht zu gefallen, allein mit diesem Mann im Zimmer zu sein. Es wollte gewiß so schnell wie möglich wieder fortgehen. Aber Mike Ledgers, wie sich der Zimmernachbar von Butler Parker nannte, hantierte bereits mit Flasche und Gläsern. Josuah Parker konnte deutlich das Klirren von Glas unterscheiden. Das Saugmikrophon arbeitete erstklassig. Es zeichnete selbst feinste Klangnuancen hinter der Trennwand des Zimmers auf.
»So, trinken wir auf eine gute Freundschaft und Zusammenarbeit«, war die Stimme Mike Ledgers’ wieder zu vernehmen, »nein, nein, Sie müssen das Glas leertrinken, Helen.«
»Ich vertrage keinen Alkohol«, protestierte Helen Canters, »kann ich jetzt die … Sachen bekommen?«
»Du lieber Himmel, Sie haben es aber eilig«, erwiderte Mike Ledgers auflachend, »aber ich will mich nicht aufdrängen.«
Seine Schritte waren auf den Dielen des Nachbarzimmers zu hören. Sie waren genauso schadhaft wie die in Parkers Pensionszimmer.
»Haben Sie das Geld mitgebracht?« erkundigte Mike Ledgers sich.
»Natürlich, so war es doch vereinbart, Mister Ledgers.«
»Schön, und hier ist die Ware, Kleines, Aber ich bitte mir Vorsicht aus, haben Sie mich verstanden? An wen wollen Sie es denn Weiterverkäufen?«
»Damit befasse ich mich nicht. Mein Bruder hatte mich darum gebeten, zu Ihnen zu gehen. Er ist krank.«
»Ja, ich weiß …!«
Nun schwieg der Kontroll-Lautsprecher für wenige Sekunden. Dann allerdings war plötzlich ein Keuchen und ein angstvolles Stöhnen zu vernehmen. Bruchteile von Sekunden später schien dem Geräusch nach eine recht harte Ohrfeige verabreicht worden zu sein.
»Lassen Sie mich jetzt bitte gehen«, sagte Helen Canters mit spröder, nach Atem ringender Stimme.
»Das hättest du besser nicht getan, Kleines«, erwiderte Mike Ledgers, und seine Stimme klang nun nicht mehr weich und glatt. Ein Unterton von Gehässigkeit war nicht zu überhören.
»Öffnen Sie sofort, oder ich schreie um Hilfe …!«
Helen Canters war nun sehr energisch geworden. Sie schien zur Tür zu gehen, denn die Dielen im Nebenzimmer quietschten erneut.
»Also schön, vermeiden wir einen Skandal!« sagte Mike Ledgers jetzt mit glatter und fast weicher Stimme, »falls Ihr Bruder neue Ware braucht, soll er mich anrufen, Falls Sie mal was Besonderes brauchen sollten, Kleines, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an mich. Sie werden bestens bedient werden.«
Eine Antwort blieb aus. Die Türangeln waren zu hören, dann ertönten draußen auf dem Korridor wieder leichte Schritte. Helen Canters ging.
Butler Parker ging nicht zum Fenster, um Helen Canters zu beobachten. Er ließ das Tonbandgerät eingeschaltet. Möglicherweise konnte er noch weitere Informationen einfangen.
Er sollte sich nicht getäuscht haben.
Mike Ledgers wählte bereits eine Telefonnummer. Sekunden danach meldete er sich.
»Ich brauche Jeffy«, sagte er, »beeilt euch …!«
Butler Parker war gespannt, was sich nun tun würde. Er gratulierte sich aber schon jetzt zu dieser Tonbandaufnahme. Die Ausbeute war recht aufschlußreich. Sie ersparte zumindest sehr viel Lauferei und Ermittlungsarbeit.
»Na endlich, Jeffy«, sagte nun Mike Ledgers, »die kleine Canters war gerade hier. Wie …? Natürlich habe ich sie in Ruhe gelassen. Nein bestimmt … Schließlich habe ich andere Sorgen, als mich mit einem Teenager abzugeben. Ich habe ihr die Ware gegeben, und sie wird das Zeug nun zu ihrem Bruder bringen. Das Geld hat sie hiergelassen. Jetzt kommt es auf euch an. Wo ihr sie abschnappen könnt, wißt ihr besser als ich. Natürlich werde ich hierbleiben und warten. Dann kann ich sie in die Zange nehmen. Verständigt May, damit sie sich tröstend einschalten kann. Das macht sich besser. Gut, bis dahin also …! Wie …? Natürlich ist hier alles in Ordnung, und ich trinke auch nicht. Ich weiß schließlich auch, wie wichtig die Sache für uns