Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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Augen. Es war ihr anzusehen, dass sie sich bitterer Vorwürfe machte. »Ich habe nur nicht daran gedacht, weil Aramis’ Veränderung direkt mit dem Turnier zusammenzuhängen schien.«

      »Jeder Mensch macht mal Fehler«, versuchte Dr. Norden, sie zu trösten.

      »Aber dieser hier wäre beinahe ins Auge gegangen. Ich fühle mich wie ein absoluter Anfänger«, bezichtigte Simone sich selbst. »Dabei habe ich schon mein ganzes Leben lang mit Pferden zu tun.«

      Und dann gab es endgültig kein Halten mehr. Die Verletzung und die Sorgen hatten Simone so sehr geschwächt, dass sie ihren Emotionen keinen Einhalt mehr gebieten konnte. Wie ein Sturzbach strömten die Tränen über ihre Wangen. Doch Daniel, der um die heilsame Kraft der Tränen wusste, bestärkte sie darin, sich allen Kummer, alle Ängste und Sorgen von der Seele zu weinen. So wie das Gewitter den Himmel reingewaschen hatte, würden die Tränen Simones Seele reinigen. Ihrer Genesung stand endlich nichts mehr im Weg.

      Danny Norden hatte eine durch und durch angenehme Nacht hinter sich. Als es an der Tür klingelte, schlief er immer noch tief und fest. Nur zögernd drang ein Geräusch in sein Bewusstsein vor, das nicht so recht zu seinen schönen Träumen passen wollte. Doch als die Wohnungsklingel erneut schellte, begriff er endlich, was los war, und fuhr im Bett hoch. Fast im selben Augenblick wartete er auf den gewohnten Schmerz und presste vorsichtshalber die Augenlider fest zusammen. Wider Erwarten passierte nichts, die Qual blieb aus. Irritiert blinzelte er in den hellen Morgen.

      »Nanu.« Es dauert einen Moment, bis die Umgebung um ihn herum klar wurde. »Wo bin ich?« Dann erinnerte sich Danny. Es war die erste Nacht in seiner neuen Wohnung gewesen, und ein langer anstrengender Umzugstag lag hinter ihm, Tatjana und den Freunden, die ihnen tatkräftig geholfen hatten. »Aua, ich wusste ja gar nicht, dass ich so viele Muskeln und Knochen im Körper habe«, stöhnte der junge Arzt, als er sich beim nächsten, diesmal deutlich vehementeren Klingeln aus dem schönen Nussbaumbett kämpfte, das Tatjana in weiser Voraussicht ausgesucht hatte. Es war eine ausgezeichnete Wahl, wie schon die erste Nacht bewiesen hatte. »Ja, ja, ich komm ja schon.« Während Danny zwischen halb ausgepackten Umzugskartons, Taschen und Elektrogeräten zur Tür schlurfte, reckte und streckte er sich stöhnend. »Nicht so hastig. Ein alter Mann ist schließlich kein ICE«, murrte er und drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage.

      »Ja bitte?« Er unterdrückte ein Gähnen.

      »Hier ist der Zeitungsbote und Brötchendienst«, erklärte eine ihm wohlbekannte weibliche Stimme.

      Unwillkürlich musste Danny lächeln.

      »Oh, ich wusste gar nicht, dass dieses Haus einen so exklusiven Service bietet.«

      »Extra für verwöhnte Akademikersöhnchen«, erklärte Tatjana frech. »Wollen Sie mich nicht endlich reinlassen? Sie haben vergessen, mir einen Zweitschlüssel auszuhändigen.« Sie trug eine Tüte mit Brötchen und Gebäck, die sie bei Frau Bärwald in der Bäckerei geholt hatte, in der sie mehrmals pro Woche aushalf. Unter ihrem linken Arm klemmte eine Zeitung und vom rechten baumelte eine Tüte mit Milch, Butter und Kaffeepulver. Danny drückte auf den Türöffner. In Ermangelung einer freien Hand drückte sie die Tür mit dem Rücken auf.

      Als Tatjana aus dem Aufzug stieg, stand Danny schon erwartungsvoll in der geöffneten Tür.

      »Ah, mein Lieblingsbrötchenservice«, erklärte er und nahm Tatjana schnell die Tüte und die Zeitung ab. »Hmm, das riecht ja mal wieder köstlich. Da dürfen Sie sich auf ein schönes Trinkgeld freuen, mein Fräulein.«

      »Leider wandert das Geld in die Gemeinschaftskasse, damit alle Angestellten etwas davon haben«, seufzte Tatjana in gespieltem Bedauern.

      »Ich könnte Sie in Naturalien bezahlen«, machte Danny einen anzüglichen Vorschlag und ging vor in die Küche, die glücklicherweise schon fix und fertig eingerichtet war. »Was halten Sie davon?«

      »In diesem Fall müssten Sie mich zuerst zum Frühstück einladen«, grinste Tatjana. »Sonst verhungere ich nämlich, und dann können Sie nicht mehr viel mit mir anfangen.«

      »Du liebe Zeit«, lachte Danny und schaltete die Kaffeemaschine ein. Er legte die Zeitung auf die Anrichte und begann, den Tisch zu decken. »Schon so schlimm?«

      »Noch viel schlimmer«, erwiderte Tatjana und lehnte sich mit dem Rücken an den Kühlschrank, um ihm bei der Arbeit zuzusehen, als Danny plötzlich stutzte.

      »Wo ist eigentlich dein Stock? Normalerweise gehst du doch nie ohne ihn aus dem Haus.«

      Über diese Frage musste auch Tatjana einen Moment nachdenken.

      »Stimmt!«, räumte sie endlich sichtlich verwirrt ein. »Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich ihn mitgenommen und bei Frau Bärwald an den Tresen gelehnt habe. Dort muss ich ihn wohl vergessen haben.« Sie blinzelte und strich sich eine hellblonde kurze Strähne aus dem Gesicht.

      Danny starrte seine Freundin ungläubig an.

      »Sag mal, ist es möglich, dass du besser sehen kannst?«, fragte er aufgeregt und lief um den Tisch herum, um sich direkt vor sie hinzustellen. »Wie sehe ich aus?«

      Lachend hob Tatjana die Hände und fuhr ihm durch die Haare.

      »Quatschkopf. Ich weiß doch, dass du gut aussiehst.« Ihre Hand fuhr über sein unrasiertes Kinn. »Verwegen, wie ich es liebe.«

      Danny überlegte einen Moment und entdeckte die Zeitung, die neben Tatjana auf der Arbeitsplatte lag. Kurz entschlossen griff er danach und faltete sie auseinander. Er hielt sie sich vor die Brust.

      »Wie lautet die Schlagzeile von heute?«

      Diese Frage war eine echte Herausforderung. Tatjana richtete sich kerzengerade auf und starrte angestrengt auf die Buchstaben. Es dauerte eine Weile, bis es ihr gelang, sie zu erkennen.

      »Irgendwas mit einem Betrüger, der vorzeitig entlassen wird«, sagte sie endlich bass erstaunt. Kurz nach der Operation hatte sie bewusst versucht, etwas zu lesen, dieses anstrengende Vorhaben aber bald wieder eingestellt. Dazu waren ihre Sehkräfte nicht stark genug gewesen und sie hatte sich damit abgefunden, lediglich Konturen ihrer Umgebung zu erkennen.

      Danny drehte die Zeitung zu sich um und las die Schlagzeile.

      Deutschlands berühmtester Aktienbetrüger bald frei!, stand dort in fetten Lettern gedruckt. »Mensch, Tatjana, das ist ja unglaublich. Seit wann kannst du lesen?«

      Selbst völlig verwirrt von dieser Tatsache kaute die Studentin auf der Unterlippe.

      »Ehrlich? Ich weiß es nicht. Es ist mir ja noch nicht mal aufgefallen, dass ich den Blindenstock bei Frau Bärwald vergessen habe.«

      »Ich dachte mir neulich beim Möbel kaufen schon, dass du mehr, irgendwie besser sehen kannst. Die Küche, von der du so geschwärmt hast …, und das Nussbaumbett. Ich hab noch mal drüber nachgedacht. Wir sind gar nicht direkt davorgestanden, sondern nur dran vorbeigegangen.«

      »Wirklich?« Es war Tatjana anzusehen, dass sie selbst überrascht war. Ungläubige Freude stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie die riesige Sonnenbrille abnahm, die sie meistens trug, und sich umsah. »Ich weiß auch nicht, wann das passiert ist. Irgendwie muss meine Sehkraft ganz langsam stärker geworden sein, ohne dass ich es bemerkt habe.«

      »Das ist toll!«, freute sich Danny sichtlich begeistert und zog sie in seine Arme. »Du glaubst gar nicht, wie ich mich für dich freue.«

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