Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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will er damit bezwecken? Herr Kühn wird ihm den Zutritt verweigern. Diesem Unmenschen traue ich sogar zu, dass er die Polizei ruft, wenn Hasher nicht freiwillig das Feld räumt.«

      Daniel teilte diese Sorge. Trotzdem hatte er Hoffnung.

      »Du kennst Hasher und seine Wirkung auf andere Menschen«, gab er zu bedenken und lehnte sich zurück. Der Appetit war ihm vergangen. »Vielleicht schafft er es, nicht nur reihenweise Frauenherzen zu brechen, sondern auch diesen Menschen aus Stein zu erweichen.«

      Sowohl Daniel als auch Jenny wussten, dass das ein frommer Wunsch war. Aber es war die einzige, die letzte Hoffnung, die Tragödie zu verhindern und die Geschichte zu einem guten Ende zu bringen.

      *

      »So, da wären wir.« Prinz Ha­sher hatte seinen Wagen vorsichtshalber etwas außerhalb des Gestüts geparkt. Er schaltete den Motor ab und starrte mit düsterem Blick hinüber auf die stolzen Gebäude. Anders als in den vergangen Tagen war der Himmel düster, und graue Wolken hingen Unheil verkündend über der sommerlichen Landschaft.

      »Und jetzt?«, fragte der Tierarzt Dr. Josef Rosenknecht, der neben dem Prinzen saß. Die beiden wirkten fast wie Pat und Patachon, der eine groß und stolz, der andere klein und rundlich, mit derbem Gesicht und ebensolchen Händen. Doch seine Augen verrieten, dass sein Herz auf dem rechten Fleck saß. »Sollen wir uns wirklich in die Höhle des Löwen wagen und uns mit dem Kühn anlegen?«

      »Der Zweck heiligt die Mittel«, erwiderte Hasher zu allem entschlossen und stieg aus.

      Seite an Seite marschierten die beiden Männer auf das Gestüt zu. Ihre Schritte hallten über den Hof, dass Angelika Weise, die gerade beim Chef zum Diktat war, erschrocken aufhorchte.

      Auch Heinz Kühn wurde aufmerksam.

      »Was ist das?«, fragte er barsch.

      Schnell senkte Angelika den Kopf über den Stenoblock. Heinz Kühn war noch vom alten Schlag und sperrte sich gegen moderne Errungenschaften wie Diktiergeräte.

      »Ach, das werden die Hufschmiede sein. Die sind für heute bestellt«, erklärte sie schnell. Sie ahnte, dass es sich um niemand anderen als Prinz Hasher handeln konnte, und erinnerte sich an ihr Versprechen, ihm zu helfen.

      Doch Heinz war nicht dumm. Er musterte seine Sekretärin eindringlich und bemerkte, dass ihre Hand zitterte.

      »Warum lügen Sie mich an?«, fuhr er sie an und sprang vom Stuhl auf. Mit weit ausgreifenden Schritten ging er zuerst zum Fenster, schnaubte wütend und wandte sich dann zur Tür.

      »Er hat uns bemerkt!«, raunte Prinz Hasher seinem Begleiter zu, als er die ärgerlichen Blicke in seinem Rücken spürte.

      »Gleich steckt uns ein Messer zwischen den Rippen«, feixte Josef Rosenknecht.

      »Oder im Rücken.« Ein angespanntes Lächeln spielte um Ha­shers Lippen. Hinter ihnen wurden Schritte laut, Heinz Kühns schwerer Atem begleitete sie.

      »Was soll das werden, wenn es fertig ist?«, rief er ihnen zu, als er sie fast eingeholt hatte. »Das hier ist Privatgrund. Sie dürfen hier nicht einfach so eindringen.«

      Hasher blieb so unvermittelt stehen, dass der Gestütsbesitzer fast mit ihm zusammengestoßen wäre. Er drehte sich um und sah seinem Kontrahenten fest in die Augen. Es war ein Machtkampf, den der Züchter schließlich verlor. Zornig senkte er den Kopf, und Hasher konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. Er hatte lange darüber nachgedacht, wie er Heinz Kühn ein für alle Mal in seine Schranken verweisen konnte.

      »Ihre Tochter schickt mich«, erklärte er dann mit entschiedener Stimme. »Simone hat eingesehen, dass Aramis nicht länger leiden darf. Das hier ist der Tierarzt Dr. Josef Rosenknecht«, stellte er seinen Begleiter vor. »Er wird die nötigen Maßnahmen vornehmen, um die Pein des Tieres zu beenden. Endgültig.« Der Prinz nickte Josef zu, der vor Verlegenheit nicht wusste, wohin er blicken sollte.

      Ob dieser unerwarteten Botschaft riss Heinz Kühn die Augen auf. Hasher war klar, dass er seinem Gegenspieler mit diesen Worten sämtlichen Wind aus den Segeln genommen hatte. Er konnte förmlich sehen, wie die Wut in dem Mann verpuffte und er in sich zusammenfiel.

      »Oh …, ähm …, ja, wenn das so ist …« Feine Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Züchters, und er sah ratlos von einem zum anderen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er nicht wusste, was er von diesem Sinneswandel halten sollte. »Natürlich werde ich mich Simones Wunsch nicht in den Weg stellen und respektiere ihre Entscheidung.«

      Um ein Haar hätte Hasher laut aufgelacht. Doch er tat es nicht, sondern nickte nur huldvoll.

      Erleichtert, sich so einfach aus der Affäre ziehen zu können, wollte sich Heinz umdrehen und gehen. Doch Hasher war noch nicht fertig mit ihm.

      »Wenn Sie uns bitte begleiten wollen. Nicht, dass es später zu Missverständnissen kommt, die nicht sein müssen.«

      Abrupt blieb der Züchter stehen und drehte sich langsam um.

      Unter den Blicken der beiden Männer wurde er leichenblass.

      »Nein, nein, das ist nicht nötig. Sie können schalten und walten, wie Sie wollen«, versicherte Heinz schnell.

      »Wir brauchen aber einen Zeugen, dass wir unsere Arbeit auftragsgemäß erfüllt haben«, ließ Hasher nicht locker, und Dr. Rosenknecht nickte energisch.

      Heinz, der noch nie ein Tier hatte sterben sehen, schluckte schwer. Gleichzeitig wusste er, dass er keine Wahl hatte. Sein Herz schlug schmerzhaft in seiner Brust, als er sagte: »Also gut. Gehen wir.«

      Angelika Weise, die schon das Schlimmste befürchtet hatte, stand mit angehaltenem Atem am Fenster und sah zu, wie die drei Männer im Stall verschwanden.

      »Ruhig, mein Guter. Ganz ruhig«, sprach Hasher auf das nervöse Tier ein, das wie jedes Mal mit den Hufen aufstampfte und mit den Augen rollte. »Bald hast du keine Schmerzen mehr.«

      Der Tierarzt kniete auf dem Boden, um die Injektionen vorzubereiten, und Hasher forderte Heinz Kühn auf, drei starke Männer zu holen, die Aramis festhalten sollten, während er die erlösenden Spritzen bekam.

      »Ich bin sofort wieder da.« Die Stimme des Gestütsbesitzers zitterte. Aber er kam wie versprochen ein paar Minuten später in Begleitung der Männer zurück.

      Aramis tobte und kämpfte wie ein Wilder gegen sein unvermeidliches Schicksal. Und verlor trotzdem. Mit Hilfe von Leinen fixierten ihn die Männer, und unter dem entsetzten Blick von Heinz Kühn schritt Josef Rosenknecht zur Tat.

      »So, das war’s«, kommentierte der Tierarzt sachlich, als Aramis ein paar Minuten später in die Knie ging und sich schließlich auf die Seite legte. »Sie können schon mal gehen. Ich mache das jetzt hier noch fertig. Dann komme ich nach.«

      Er hatte noch nicht ausgesprochen, als Heinz Kühn schon auf dem Weg aus dem Stall war. Er zitterte am ganzen Körper und kämpfte gegen die drohende Ohnmacht. Als er wieder an der frischen Luft war, atmete er ein paarmal tief ein und aus.

      Prinz Hasher, der ihm gefolgt war, blieb neben ihm stehen und blickte vielsagend in den inzwischen stahlgrauen Himmel. Jetzt war klar, dass sich dort oben ein Unwetter zusammenbraute. Und nicht nur dort oben.

      »Sagt

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