Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 10
Während er geschickt arbeitete, herrschte tiefe Stille im Raum. Nur der Atem von Josef Rosenknecht war zu hören und gedämpfte Geräusche, die von der Straße und vom Rest der Praxis ins Behandlungszimmer drangen.
»So, jetzt verschreibe ich Ihnen noch ein Antibiotikum, und in ein paar Tagen kommen Sie wieder vorbei zur Kontrolle.« Danny hatte seine Arbeit beendet und half seinem Patienten von der Liege.
Sichtlich verlegen stand der Tierarzt vor ihm.
»Hmhm«, räusperte er sich umständlich. »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.«
»Schon gut. So ein Irrtum kann ja jedem mal passieren«, winkte Danny großmütig ab. Nie im Leben hätte er zugegeben, dass er sich unglaublich darüber freute, einen weiteren Patienten von seinen Fähigkeiten überzeugt zu haben. Das gelang ihm beileibe nicht immer, und jedes Mal war es ein echter Triumph. Der Lohn harter Arbeit, Empathie und ausgesprochener Freundlichkeit den Patienten gegenüber. »Wer weiß, vielleicht würde es mir ähnlich ergehen«, gab er zu, während er Herrn Rosenknecht zur Tür brachte. Er reichte seinem Patienten die Hand.
»Wie auch immer: Sie sind ein guter Arzt und werden Ihrem Vater eines Tages ganz schön Konkurrenz machen. Na, wenigstens nehmen Sie mir keine Patienten weg.« Josef lächelte breit und nickte anerkennend. »Ihr Vater kann stolz auf Sie sein.« Mit diesen Worten verließ der Tierarzt das Behandlungszimmer und ließ einen stolzen jungen Arzt zurück, der wieder einmal die Bestätigung bekommen hatte, genau am richtigen Ort zu sein und das zu tun, was sein Herz ihm befahl.
*
Gegen Abend wurde es ruhiger in der Praxis Dr. Norden, sodass Wendy ihre Neugier endlich stillen konnte.
»Und? Wie geht es dir jetzt als Strohwitwe?«, fragte sie ihre Kollegin Janine, während sie Laborberichte in Patientenkarten einsortierte. »Bereust du es schon, nicht mit Lorenz nach Amerika gegangen zu sein?«
»Seh ich so aus?« Janine lachte leise.
»Na ja, am Anfang warst du nicht gerade begeistert.« Wendy stand an einer der großen Schubladen und blätterte durch die Karten und wieder zurück. »Hast du die Karte von Rebecca Schultze gesehen?«
»Schultze, Schultze«, dachte Janine laut nach, als es ihr einfiel. »Schau mal, die hab ich hierhergelegt, weil sie morgen einen Termin hat.« Sie reichte Wendy die Akte und sann über die Frage nach, die ihre Kollegin und Freundin ihr zuvor gestellt hatte. »Am Anfang war es wirklich schwierig«, gestand sie nach einer Weile. »Vor allen Dingen auch wegen der Zeitverschiebung. Das passt nie zusammen. Wenn ich Zeit zum Telefonieren habe, hat er keine, und umgekehrt.«
»Ich glaube, jede neue Lebenssituation ist eine Herausforderung, der man sich stellen muss, wenn es gelingen soll«, erwiderte Wendy, die sich sicher war, dass ihr diese Art von Herausforderungen eindeutig zu anstrengend war.
»Es ist halt wie in einer normalen Beziehung, an der man ja auch immer arbeiten muss«, sagte Janine. Mit sinnendem Blick saß sie am Schreibtisch und dachte nach. »Nur, dass Lorenz gar nicht da ist und im Übrigen auch kaum Zeit hat, mich zu vermissen. Es ist genau so, wie du gesagt hast.« Sie schickte Wendy einen innigen Blick. »Er ist so sehr damit beschäftigt, sich um die geschäftlichen Dinge zu kümmern, dass ich in Amerika völlig überflüssig wäre.«
Wendy, die die aufkeimende Trauer spürte, umarmte ihre Freundin spontan.
»Ganz im Gegensatz zu hier. Hier wirst du gebraucht. An allen Ecken und Enden.«
»Janine, können Sie bitte mal kommen?«, hallte im selben Augenblick Dannys Stimme über den Flur.
Die beiden Kolleginnen sahen sich verblüfft an, ehe sie in amüsiertes Gelächter ausbrachen und sich Janine auf den Weg zum Juniorchef machte.
*
»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?« Ungläubig starrte Danny Norden seine Freundin Tatjana an, die sich eine große Portion Kartoffelsalat auf den Teller häufte. »Du bist immer noch nicht satt? Nach zwei großen Portionen Eis?«
»Erstens hast du mir von der einen Portion fast alles weggegessen«, erwiderte sie und lächelte unschuldig in die Runde der Familie Norden, die auch an diesem Abend wieder mit ihrem orientalischen Gast zusammen auf der Terrasse saß und es sich gut gehen ließ. »Und zweitens kann ich Lennis Kartoffelsalat unmöglich wiederstehen.«
Lenni, die gerade Nachschub brachte, lächelte vor Freude über dieses Kompliment von einem Ohr bis zum anderen.
»Endlich mal jemand, der meine Küche zu schätzen weiß«, bemerkte sie augenzwinkernd mit einem Blick auf Janni, mit dem sie neulich eine Diskussion über Edelfischnocken geführt hatte.
»Ich hab mich noch nie beschwert. Dein Essen schmeckt immer super!«, erklärte Anneka mit Nachdruck.
»Ich schließe mich der Meinung des jungen Fräuleins an.« Der Prinz zwinkerte Anneka verschwörerisch zu. Schlagartig wurden ihre Wangen dunkelrot, und sie senkte schnell den Blick. »Alles, was Sie mir bisher serviert haben, war schlicht fantastisch. Am liebsten würde ich Sie mit in den Orient nehmen, damit Sie für meinen Vater und seine Familie kochen können. Ahmed wäre begeistert«, fuhr Hasher mit dunkel leuchtendem Blick fort.
Vor Schreck wurden Lennis Augen rund.
»In den Orient? Ich? Um Gottes willen!«, rief sie und lief schnell zurück ins Haus, als wollte er sie gleich fangen und einpacken.
Alle lachten. Nur Hasher klang nicht mehr so fröhlich wie noch am Abend zuvor. Fee bemerkte es als Erste. Doch im Moment ließ sie sich nichts anmerken. Dafür war später, wenn sich die fröhliche Runde aufgelöst hatte, noch Zeit genug.
Danny nutzte die Gelegenheit inzwischen, um die Erfahrungen mit seinem Patienten Dr. Rosenknecht zum Besten zu geben.
»Josef Rosenknecht?«, fragte Daniel amüsiert. »Ausgerechnet der rustikale Veterinär hat an deiner Qualifikation gezweifelt?«
»Ich fand das überhaupt nicht zum Lachen«, gab Danny verstimmt zurück. »Ich hatte nur Glück, dass mir die Vorlesung unseres genialen Professors eingefallen ist. Wenn der nicht gewesen wäre, hätte ich ganz schön auf dem Schlauch gestanden«, gab er unumwunden zu.
»Und doch ist es dir gelungen, den Tierarzt bei der Stange zu halten«, bemerkte Prinz Hasher anerkennend und musste unwillkürlich an Aramis, den wild gewordenen Hengst, denken. »Da gibt es keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier. Wenn man mit Nachdruck seine Haltung klarmacht und beweist, dass man unerschütterlich an das glaubt, was man tut, gewinnt man auch.«
»Na ja, das klingt ja schön und gut. Aber eine Portion Glück gehört schon auch dazu«, zeigte sich Danny bescheiden wie immer. Auch das war ein Erbe seines Vaters, das ihm gut stand.
Prinz Hasher lächelte weise.
»Das Glück sucht sich seinen Weg«, versprach er mit fester Stimme.
»Und Josef Rosenknecht hatte wirklich einen Nabelstein? Ehrlich gesagt hatte ich ihn für reinlicher gehalten«, hakte Daniel Norden ungläubig nach. »So was hab ich noch nie gesehen und wäre erst recht nicht auf so eine Idee gekommen. Wahrscheinlich hätte ich ihn in die Klinik geschickt«, gestand der Senior dem Junior, und schon bald hatte