Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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Liebesbekenntnisse kamen höchst selten über Tatjanas Lippen. Aus Angst vor Mitleid hatte sie sich eine raue Schale zugelegt, die ihr empfindsames Inneres schützte. Danny wusste das. Zutiefst bewegt kämpfte er sich aus dem Wasserbett und schloss sie in seine Arme.

      »Das hast du wunderschön gesagt, mein Engel«, flüsterte er ihr ins Ohr, als er bemerkte, dass Tatjana ihm gar nicht zuhörte.

      Ihre Aufmerksamkeit war auf einen Duft gerichtet, der aus einer Ecke des Verkaufsraums zu ihnen herüberströmte.

      Langsam ging Danny ein Licht auf.

      »Oh, jetzt verstehe ich«, erklärte er und musste unwillkürlich lachen. »Du hast Hunger und bist nur deshalb so lieb, weil du mir einen Teller mit italienischen Vorspeisen abpressen willst.«

      »Oder eine Pizza«, grinste Tatjana und nahm ihren Freund an der Hand, um ihn in die Richtung zu ziehen, aus der die Düfte kamen. Sie war ein ausgesprochenes Leckermaul und aß für ihr Leben gern, selbst wenn man das ihrer knabenhaft schlanken Figur nicht ansah. »Wenn ich diesen Duft richtig deute, gibt es auch Pasta mit verschiedenen Käsesorten. Hmmm, die liebe ich.« Tatjana sollte recht behalten, und schon bald saß sie mit Danny vor drei Tellern. Sie hatte sich wieder einmal nicht entscheiden können.

      »Auf diese Weise komme ich nie zu einem Bett«, seufzte Danny, als er sich satt zurücklehnte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es Zeit für die Praxis wurde.

      »Keine Sorge, du hast schon eines«, verkündete Tatjana ungerührt. »Wir nehmen dieses Bett aus Nussbaumholz. Das duftet so schön und passt perfekt zu dem dunklen Boden in deiner Wohnung. Am besten gehen wir gleich zur Verkäuferin und bestellen es.«

      Satt, wie sie war, war sie wieder voller Tatendrang. Ehe es sich Danny versah, hielt er die Rechnung für das Bett und all die anderen Dinge in der Hand, die er gemeinsam mit Tatjana gekauft hatte.

      »In ein paar Tagen können wir mit dem Umzug anfangen«, verkündete sie strahlend, als sie im Wagen neben ihm saß.

      »Damit hätte ich nie gerechnet«, gab Danny unumwunden zu.

      »Also doch Sklavenarbeit!«, triumphierte Tatjana gut gelaunt. »Dafür musst du mich heute Abend nach der Praxis zu einem Eisbecher einladen. So ein leckeres Spaghettieis mit Erdbeersauce und weißen Schokoladenraspeln drauf …, oder vielleicht doch lieber einen Krokantbecher mit Vanilleeis und Karamellsirup und Streuseln …, oder …«

      »Stopp!« Lachend machte Danny der Aufzählung ein Ende. Sie waren vor dem Studentenwohnheim angekommen, in dem Tatjanas Wohnung lag. »Wenn das mit deinem Hunger so weitergeht, muss ich eines Tages reumütig in deine Studentenbude zurückkehren, weil du mir die Haare vom Kopf gefressen hast.«

      »Oh, dann fällt die kahle Stelle wenigstens nicht mehr auf, die du dir vom Anstoßen am Regal geholt hast«, kicherte Tatjana und drückte ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange, bevor sie aus dem Auto stieg und sich mit dem Blindenstock einen Weg zur Haustür bahnte.

      Kopfschüttelnd und grinsend sah Danny seiner Freundin nach. Das Zusammensein mit ihr war jedes Mal ein Fest, und schon jetzt freute er sich darauf, am Abend die Eisdiele für sie leer zu kaufen. Doch davor warteten einige Patienten darauf, von ihm verarztet zu werden, und pflichtbewusst machte er sich auf den Weg.

      »Bei meiner Bekannten war es aber genauso, Herr Doktor«, versicherte die Dame Anfang siebzig, die bei Dr. Norden auf der Behandlungsliege lag und ihn misstrauisch ansah. »Und die hatte einen Schlaganfall.«

      »Nein, Frau Hübchen, da können Sie ganz beruhigt sein«, wiederholte Daniel geduldig und legte eine Schaumstoffrolle unter die Unterschenkel seiner Patientin. »Sie hatten einen kleinen Schwächeanfall und bekommen jetzt von meiner Assistentin eine kreislaufstabilisierende Injektion.« Eigentlich hätte Henrike Hübchen eine Tasse Kaffee zur Unterstützung ihres niedrigen Blutdrucks genügt. Da sie sich damit aber nicht zufriedengeben wollte, tat Daniel ihr den Gefallen und verordnete ihr das Stärkungsmittel. Das gab auch ihm Sicherheit, dass sie zumindest ohne weiteren Schwindelanfall nach Hause kommen würde.

      »Wie können Sie so sicher sein?«, reklamierte die ältere Da­me weiter. »Meine linke Seite ist schon ganz taub, und es kribbelt alles.«

      Nur mit Mühe konnte sich Dr. Norden ein Lächeln verkneifen.

      »Was denn jetzt? Ist die Seite taub oder kribbelt sie?«

      Henrike Hübchen, die ihr Versehen bemerkt hatte, wurde sichtlich verlegen. »Ach, es fühlt sich eben komisch an. Aber vielleicht doch nicht wie ein Schlaganfall«, räumte sie kleinlaut ein.

      Jetzt lachte Daniel doch. »Na, sehen Sie. Dann ist ja alles halb so wild.« Beruhigend tätschelte er die Hand seiner Patientin. »Gleich kommt Janine und gibt Ihnen eine kleine Spritze. Dann sind Sie wieder ganz die Alte.«

      »Jetzt halten Sie mich bestimmt für eine eingebildete Kranke«, verfiel Henrike Hübchen unvermittelt in einen klagenden Jammerton.

      Dr. Norden, der schon auf dem Weg zur Tür gewesen war, kehrte noch einmal zur Liege zurück.

      »Auf keinen Fall«, versicherte er herzlich. »Ganz im Gegenteil bin ich sogar sehr froh über Ihre Hartnäckigkeit. Das zeigt mir nämlich, dass Sie bald wieder auf den Beinen sein werden.« Er lächelte innig. »Und jetzt versprechen Sie mir bitte noch, dass Sie nicht mehr in der Mittagshitze einkaufen gehen, sondern die Besorgungen in Zukunft auf den Morgen oder den frühen Abend verlegen.«

      Frau Hübchen versprach es, und Daniel verließ das Zimmer, um seiner neuen Assistentin Janine die entsprechenden Anweisungen zu geben.

      »Frau Hübchen soll sich auf jeden Fall noch eine Stunde hier ausruhen, bevor sie uns wieder verlässt«, gab er seiner Helferin mit auf den Weg. Nach jahrelanger Tätigkeit in der Behnisch-Klinik war der gelernten Krankenschwester die Arbeit zu anstrengend geworden. Obwohl sie bereits über dreißig war, hatte die mädchenhafte, zierliche Janine Merck allen Mut zusammengenommen und sich in der Praxis Dr. Norden als Praktikantin beworben. Innerhalb kürzester Zeit war sie aus dem Team nicht mehr wegzudenken und hatte auch Freundschaft mit Wendy geschlossen. Deshalb war es nur selbstverständlich, dass Daniel Norden die fleißige Kraft nach Absprache mit seiner Familie vor Kurzem fest angestellt hatte. Jetzt sah Daniel ihr zufrieden nach, wie Janine mit den benötigten Medikamenten, einer Flasche Wasser und einer Zeitung in Richtung Behandlungszimmer verschwand.

      »Sieht so aus, als ob Janine den Abschied von ihrem Verlobten ganz gut verkraftet hat«, stellte Daniel dann in Wendys Richtung fest. Seine langjährige Assistentin saß hinter dem Tresen und schrieb einen Bericht für einen Kollegen.

      »Wenn Sie mich fragen, ist eine Fernbeziehung die einzige Art, wie man es dauerhaft mit einem Mann aushält«, gab Wendy keck zurück, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen.

      Daniel, der von ihren letzten beiden unerfreulichen Begegnungen mit dem anderen Geschlecht wusste, lachte laut auf. Er suchte noch nach einem passenden Kommentar, als das Telefon klingelte.

      »Praxis Dr. Norden, Sie sprechen mit Wendy. Was kann ich für Sie tun?«, begrüßte Wendy den Anrufer wie immer mit zuvorkommender Höflichkeit. Dabei blinzelte sie ihrem Chef zu. Doch während sie dem Anliegen des Anrufers aufmerksam lauschte, wurde ihre Miene ernst. »Natürlich. Ich denke, es ist besser, wenn ich sofort einen Wagen von der Klinik anfordere. Aber Dr. Norden kommt auf jeden Fall hinaus aufs Gestüt.« Gleich darauf legte sie auf. »Das war die Sekretärin vom Gestüt Kühn. Frau Kühn wurde von einem Pferd mit den Hufen im Brustbereich getroffen.«

      »Rufen Sie

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