Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Wendy sah auf die Uhr.
»Pünktlich, wie er immer ist, müsste er in spätestens fünf Minuten hier sein.«
»Gut.« Daniel Norden nickte zufrieden. Wieder einmal erwies es sich als Glücksfall, dass sein ältester Sohn in die Praxis eingestiegen war. »In dringenden Fällen erreichen Sie mich auf dem Handy.« Damit wandte er sich ab und verließ eilig die Praxis. Jede Minute zählte. Er durfte keine Zeit mehr verlieren.
»Auf drei!«, diktierte der Unfallchirurg Dr. Steffen Eisend, und Dr. Norden rechts und ein weiterer Helfer links der Trage packten mit an. »Eins, zwei, drei!« Zu gleicher Zeit griffen die drei Männer zu und hoben die bewusstlose Simone Kühn so behutsam wie möglich auf den Behandlungstisch im Schockraum der Behnisch-Klinik. Die ersten Untersuchungen gingen zügig vonstatten.
»Durch den Tritt des Pferdes hat die Patientin eine Lungenprellung erlitten«, erklärte Steffen Eisend seinem Kollegen Norden, der vor Ort Erste Hilfe geleistet und Simone Kühn dann in die Klinik begleitet hatte.
Daniel betrachtete die Bilder der Computertomographie und deutete auf einige Stellen.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich hierbei um freie Flüssigkeit handelt?«, fragte er besorgt.
Dr. Eisend nickte.
»Im Rahmen der Lungenprellung ist es zu Rissen im Gewebe und kleineren Gefäßen gekommen. Blutungen sind die Folge. Dadurch, dass die Lunge nicht ruhiggestellt werden kann und sich bei jedem Atemzug bewegt, braucht dieses Organ eine gewisse Zeit, bis es sich stabilisiert hat«, erläuterte der erfahrene Chirurg und sah die Bilder selbst noch einmal eingehend an. »Zum Glück hat Frau Kühn keine schweren Lungenveränderungen, wie sie beispielsweise Raucher aufweisen. Größere Lungengefäße sind auch nicht gerissen. Deshalb bin ich vorsichtig optimistisch, was bleibende Schäden angeht.«
Erleichtert atmete Daniel auf.
»Dann hat Frau Kühn ja nochmal Glück im Unglück gehabt.« Doch das Herz wurde ihm wieder schwer, wenn er daran dachte, dass Simone eine anstehende Untersuchung der Schilddrüse aus Angst davor, das Schicksal ihres geliebten Pferdes ihrem Vater zu überlassen, aufgeschoben hatte. Und nun musste sie das Tier doch allein lassen.
»Ganz so einfach ist es leider nicht«, korrigierte Steffen Eisend die Meinung seines Kollegen. »Die Patientin muss noch eine Weile zur Beobachtung in der Klinik bleiben.«
»Sie meinen wegen der Gefahr einer Lungenentzündung, die aufgrund des Sekretstaus entstehen könnte«, wusste Daniel Norden, welches Risiko Dr. Eisend unter allen Umständen vermeiden wollte.
Der Unfallchirurg nickte.
»In den nächsten Tagen ist absolute Ruhe und Schonung angesagt. Frau Kühn sollte sich unter keinen Umständen aufregen.«
Obwohl Daniel wusste, dass gerade dieses Unterfangen schwierig sein würde, versprach er, Simone ins Gewissen zu reden. Nach ein paar weiteren Worten wurde der Kollege zu einem neuen Notfall gerufen, und Dr. Norden blieb bei seiner Patientin, die von den Schwestern versorgt und schließlich in ihr Zimmer gebracht wurde.
Es dauerte nicht lange, bis sie endlich wieder zu sich kam.
»Wo …, wo bin ich?«, fragte sie matt und blinzelte ins helle Tageslicht. »Herr Dr. Norden?« Endlich erkannte sie den Mann, der geduldig an ihrem Bett ausharrte und sie jetzt erleichtert anlächelte.
»Frau Kühn, wie geht es Ihnen?«
»Als hätte mich ein Laster überfahren«, versuchte Simone zu scherzen. Als sie vorsichtig Luft holte, verzog sie das Gesicht vor Schmerzen. »Schrecklich. Es tut so weh.«
»Keine Sorge. Ich bin sicher, dass die Schmerzmittel bald wirken. Dann wird es etwas leichter«, versprach Daniel fürsorglich. »Und mit jedem Tag werden Sie sich besser fühlen. Vorausgesetzt natürlich, Sie sind brav und tun, was die Ärzte Ihnen sagen.«
Simone Kühn schickte Dr. Norden einen schrägen Blick.
»Und was werden sie sagen?«
»Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe.« Daniel lächelte dabei und hoffte, Simone wäre zu erschöpft, um sich groß Gedanken zu machen.
Mit dem nächsten Satz zerstörte sie seine Hoffnung.
»Unmöglich!« Mit einem Ruck versuchte sie, sich im Bett aufzusetzen. Stöhnend vor Schmerz fiel sie zurück in die Kissen. »Ich muss Aramis helfen. Mein Vater bringt ihn sofort um, wenn er erfährt, was passiert ist.«
»Sie dürfen sich unter keinen Umständen aufregen. Wenn Sie das Bett verlassen, riskieren Sie Ihr Leben«, redete Daniel ihr eindringlich ins Gewissen.
Glücklicherweise waren die Schmerzen zu groß, so dass sich Simone im Augenblick ohnehin nicht bewegen konnte. Ihre Augen waren groß und unglücklich, als sie angestrengt nachdachte.
»Der Prinz!«, fiel ihr plötzlich ein, wer Aramis noch retten könnte. »Hasher!« Sie sah Daniel aufgeregt an. »Er ist der Einzige, der mir und Aramis noch helfen kann. Bitte, Sie müssen ihn holen.« Verzweifelt packte sie Daniel Norden am Arm und zerrte daran. »Helfen Sie mir!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Unterlippe zitterte.
Daniel, der die stolze, fleißige Frau schon einige Jahre kannte, wusste, dass sie sich selbst für diese Schwäche verachtete. Aber er wusste auch, dass sie ein Zeichen dafür war, dass ihr dieses Pferd auch nach allem, was geschehen war, mehr am Herzen lag als ihr eigenes Leben.
»Also gut«, erklärte er sich schließlich bereit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen und sich auf die Suche nach dem Prinzen zu machen. Glücklicherweise hatte er Hasher mit einem deutschen Handy ausgestattet. Er stand auf und lächelte Simone beruhigend an, als ihm noch etwas einfiel. »Aber davor müssen Sie mir verraten, warum Ihnen dieses Pferd so wichtig ist.«
Simones Reaktion auf diese in seinen Augen harmlose Frage verwirrte Dr. Norden zutiefst.
Augenblicklich verschloss sich ihr blasses Gesicht und wirkte wie eine steinerne Maske. Sie haderte mit sich.
»Ich habe noch nie darüber gesprochen«, presste sie durch die blutleeren Lippen und wich Daniels Blick aus.
»Sie können mir vertrauen«, versicherte der Arzt und setzte sich wieder. »Bitte. Vielleicht geht es Ihnen danach besser.«
Simones Blick irrte durch das Zimmer. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. »Ja«, murmelte sie nach einer gefühlten Ewigkeit. »Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht tut es mir wirklich gut, mit jemandem darüber zu reden. Mit meinem Vater konnte ich es nicht. Er weiß nicht, was mir Aramis bedeutet.« Und dann begann sie zu erzählen.
Daniel Norden saß reglos an ihrem Bett und lauschte ihrer traurigen Geschichte. Als sie geendet hatte, sagte niemand ein Wort. Es war ein warmer Sommertag. Durch das gekippte Fenster drang fröhliches Gezwitscher. Irgendwo lachte ein Kind. Simone schien nichts davon wahrzunehmen. Wie versteinert saß sie halb aufrecht im Bett und starrte blicklos vor sich hin.
Schließlich gab sich Daniel einen Ruck und stand auf. Er wusste, was er jetzt zu tun hatte.
»Ich hole den Prinzen«, versprach er und verließ das Zimmer. Auf dem Weg in den Aufenthaltsraum, wo er gefahrlos