Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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die Hände gebunden waren. In diesem Zustand konnte sie die Klinik unmöglich verlassen und sich schützend vor Aramis stellen. Wenn, dann musste sie ihren Vater mit Worten besiegen.

      »Bitte, Paps, gib Hasher wenigstens ein paar Tage. Aramis ist das Wichtigste in meinem Leben. Du darfst ihm nichts antun.« Ein Glück, dass der Prinz versprochen hatte, ihr zu helfen. Doch das sagte sie ihrem Vater vorsichtshalber nicht. Heinz allerdings hatte auch so schon genug.

      Die Worte seiner Tochter hatten ihn wie ein Peitschenhieb getroffen. Zutiefst verletzt starrte er Simone an.

      »Und ich dachte, ich bin dir wenigstens ein bisschen wichtig«, knurrte er und erhob sich so brüsk von seinem Stuhl, dass er polternd umfiel.

      Nur einen Augenblick später stand Schwester Emma im Zimmer.

      »Was ist hier los?«, fragte sie streng und eilte zu Simone, die sichtlich abgekämpft im Bett lag und flach und schwer atmete. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass sich Ihre Tochter nicht aufregen darf«, herrschte sie Heinz Kühn ungehalten an.

      Doch der beachtete sie gar nicht.

      »Aramis kommt weg. Das ist mein letztes Wort!«, erklärte er in Richtung Klinikbett. Dann drehte er sich um und stapfte aus dem Zimmer.

      Simone brach in Tränen aus und wollte sich nicht mehr beruhigen. Schließlich blieb Emma nichts anderes mehr übrig, als einen Arzt zu rufen, der der Patientin ein Beruhigungsmittel verabreichte. Danach informierte sie die Klinikleitung. Bevor Simone Kühn ein Unglück geschah, musste Jenny Behnisch einschreiten.

      An diesem Nachmittag hatte Danny Norden alle Hände voll zu tun. Dementsprechend hektisch ging es auch bei den beiden Assistentinnen zu, sodass sie kaum dazu kamen, ein Wort miteinander zu wechseln. Dabei interessierte es Wendy brennend, wie sich Janine nach der Abreise ihres Verlobten Lorenz vor ein paar Tagen fühlte. Der Juniorchef der Medizintechnik-Firma Herweg war von seinem Vater für unabsehbare Zeit nach Atlanta geschickt worden, um dort eine weitere Firma aufzubauen.

      Endlich schien sich die Chance für ein Gespräch zu ergeben, als schon wieder das Telefon klingelte. Wendy verdrehte die Augen und hob den Hörer ab, als Danny das Behandlungszimmer mit seiner Patientin verließ und sie an den Tresen zu Janine brachte.

      »Frau Zehentner braucht bitte einen neuen Termin Anfang nächster Woche«, informierte er seine Assistentin und verabschiedete sich freundlich von seiner Patientin. »Wer ist der Nächste?«, erkundigte er sich dann und griff nach der Patientenkarte, die oben auf dem immer noch ansehnlichen Stapel lag.

      »Herr Dr. Rosenknecht leidet seit einigen Tagen unter schlimmen Bauchschmerzen«, informierte Janine ihren Chef knapp.

      Der junge Arzt nickte.

      »Wenn das schon ein paar Tage dauert, können wir zumindest eine Lebensmittelvergiftung ausschließen«, erwiderte er. »Dann wollen wir mal sehen.« Er schickte Janine ein freundliches Lächeln und ging zum Wartezimmer, um den Tierarzt Josef Rosenknecht aufzurufen.

      »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, stöhnte Josef und ließ sich schwerfällig auf dem Stuhl gegenüber von Danny Nordens Schreibtisch nieder. Er war übergewichtig und atmete schwer. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, den jungen Arzt kritisch zu mustern. »Aber sagen Sie: Wo steckt denn der alte Kollege Norden? Eigentlich hatte ich einen Termin bei ihm.«

      »Mein Vater ist im Augenblick bei einem Notfall«, antwortete Danny bereitwillig. »Deshalb müssen Sie wohl oder übel mit mir vorliebnehmen. Aber keine Sorge: Ich bin auch Arzt.« Er lachte.

      Trotzdem blieb Dr. Rosenknecht skeptisch.

      »Ein junges Bürschchen wie Sie?«, hakte er trotz seiner Schmerzen ungläubig nach und haderte sichtlich mit sich. »Na, wenn es unbedingt sein muss.« Es war ihm anzusehen, dass ihm der Glaube an Dannys Fähigkeiten fehlte. Aber die Schmerzen ließen ihm keine Wahl.

      Danny Norden, der solche Kommentare inzwischen schon gewohnt war, schluckte seinen Unwillen herunter und klappte hartnäckig lächelnd die Patientenkarte auf.

      »Leiden Sie denn ständig unter diesen Schmerzen?«, begann er betont freundlich mit der Befragung.

      »Ja, vierundzwanzig Stunden am Tag«, brummte der Tierarzt unwillig.

      Das war keine gute Nachricht. Danny wusste, dass er es in diesem Fall mit einer schweren Erkrankung zu tun haben konnte.

      »Gut. Machen Sie bitte den Oberkörper frei und legen Sie sich auf die Liege«, wies er Josef an und war ihm behilflich. Schwer atmend lag der beleibte Mann endlich vor ihm, und Danny konnte mit der körperlichen Untersuchung beginnen. Vorsichtig tastete er den runden Bauch ab. Als er in die Gegend des Nabels kam, stutzte er. Wieder und wieder ließ er seine Hände dort kreisen.

      »Hab ich was Schlimmes?«, fragte Josef Rosenknecht ängstlich.

      »Ich habe eine Verhärtung im Bauchraum ertastet«, erklärte Danny langsam. »Unter der Bauchdecke kann ich einen harten Knoten fühlen.«

      Alarmiert riss der Patient die Augen auf.

      »Was wollen Sie damit sagen? Hab ich etwa Krebs? Einen Tumor? Aber das können Sie Jungspund doch nicht einfach so sagen. Das ist fahrlässig!«

      Vor Aufregung klopfte Dannys Herz schneller. Da er aber wusste, wie wichtig ein souveränes Auftreten für die Sicherheit des Patienten war, gab er sich alle Mühe, überlegen und besonnen zu wirken. Während er fieberhaft darüber nachdachte, was nun zu tun war, tastete er konzentriert weiter. Wieder fühlte er den Knoten, drückte in das Gewebe, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam. Er hielt inne, dachte nach. Dann fühlte er noch einmal. Atmete tief durch. Und griff nach einer Pinzette.

      Sehr zum Entsetzen von Josef Rosenknecht.

      »Was haben Sie vor?«, fragte er schrill. »Ich bin doch kein Karnickel, in dem Sie einfach mit einer Pinzette herumstochern können! Sind Sie denn überhaupt ein richtiger Arzt?« Wenn es seine Körpermasse zugelassen hätte, wäre er am liebsten von der Liege gesprungen. So aber war er Danny hilflos ausgeliefert.

      Der junge Arzt holte tief Luft und versenkte die Pinzette im Bauchnabel seines Patienten, ruckelte und zerrte ein wenig. Josef stieß einen Schmerzensschrei aus, als Danny triumphierend und sichtlich erleichtert die Pinzette hochhielt.

      Der Tierarzt hatte sich inzwischen wieder gefangen. Ungläubig starrte er auf das undefinierbare Stück, das Danny mit der Pinzette hochhielt.

      »Was um alles in der Welt ist das denn?«, fragte er sichtlich entsetzt.

      »Wann haben Sie denn zum letzten Mal den Bauchnabel gereinigt?«, stellte Danny Norden übermütig vor Erleichterung eine Gegenfrage.

      »Meinen Bauchnabel?« Josef sah den jungen Arzt ungläubig an. »Der wird doch von selbst sauber wie bei allen Säugetieren. Oder haben Sie schon mal einem Schimpansen beim Bauchnabelbohren zugeschaut?«, fragte er in seiner rustikalen Art, die Danny zum Lachen brachte.

      »Das hier ist ein sogenannter Nabelstein, der sich entwickeln kann, wenn man den Schmutz im Bauchnabel nicht regelmäßig entfernt.« In diesem Moment schickte Danny einen dankbaren Gedanken gen Himmel. Er galt seinem Professor, der in einer äußerst vergnüglichen Vorlesung kuriose Fälle der Medizin vorgestellt hatte. Nicht im Traum hatte Danny daran gedacht, dass ihm dieses Wissen einmal nützlich sein könnte und die Stunde als gute, aber sinnlose Unterhaltung verbucht. Weit gefehlt, wie er an diesem Nachmittag

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