Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 11
Nach dem Essen, als alle satt und zufrieden waren und nur noch Danny, Tatjana, Daniel und ihr Gast mit am Tisch saßen, setzte Fee ihr Vorhaben endlich in die Tat um.
»Was ist los, mein lieber Freund?«, fragte sie den Prinzen in einer Gesprächspause. »Du wirkst so bedrückt.« Aufmerksam wie immer entging ihr nicht die leiseste Verstimmung ihrer Lieben.
Hasher schickte ihr einen ebenso verwunderten wie anerkennenden Blick.
»Du hast selbst einen anstrengenden Tag hinter dir und trotzdem noch Augen für deine Familie und Gäste«, lobte er. »Das ist bewundernswert.«
»Meiner Ansicht nach sind Familie und Freunde neben Gesundheit das höchste Gut im Leben«, erwiderte sie innig. »Deshalb gehe ich achtsam damit um.«
»Ein großes Wort gelassen ausgesprochen.« Hasher lächelte schmerzlich. »Das solltest du mal diesem Heinz Kühn sagen.«
»Heinz Kühn?«, hakte Felicitas nach. »Der Name Simone Kühn ist mir ein Begriff. Aber Heinz? Ist das ihr Mann?« Sie sah Daniel fragend an.
»Ihr Vater und bis jetzt Chef des Gestüts Kühn«, erläuterte er und berichtete in knappen Worten, was sich an diesem Tag ereignet hatte. Schließlich übergab er das Wort an Hasher.
»So war ich also heute Nachmittag bei Simone im Krankenhaus. Sie bat mich noch einmal eindringlich, mit ihrem Vater zu sprechen und Aramis wenigstens bis zu ihrer Rückkehr aus der Klinik vor dem Schlimmsten zu bewahren.«
»Und?«, hakte Felicitas aufgeregt nach. Die arme Frau tat ihr in der Seele leid.
Doch die Miene des Prinzen verhieß nichts Gutes.
»Herr Kühn gibt mir und meinen Worten die Schuld daran, dass Simone in die Box gegangen ist«, verkündete er düster. »Sein Entschluss, das Pferd einzuschläfern, steht fest. Zum Glück hat der Tierarzt im Augenblick keine Termine frei, sodass es erst in ein paar Tagen so weit sein wird. Aber dann gibt es keine Rettung mehr.« Betreten senkte Hasher den Kopf. »Ich hatte noch nicht einmal die Möglichkeit, mir das Tier in Ruhe anzusehen.«
Für Daniel kam diese Neuigkeit einer Katastrophe gleich. Er suchte noch verzweifelt nach einer Lösung, als das Telefon im Haus klingelte. Gleich darauf brachte Felix den Apparat nach draußen.
»Es ist Jenny. Sie will dich wegen einer Patientin sprechen«, raunte er seinem Vater zu.
Daniel nickte und stand auf. Mit einem Blick entschuldigte er sich bei seiner Familie und ging ins Wohnzimmer, um in Ruhe zu sprechen.
»Jenny, was kann ich für dich tun?«
»Daniel, gut, dass ich dich erreiche«, kam sie gleich auf den Punkt. »Es geht um die Patientin, die heute mit einer Lungenprellung eingeliefert wurde.«
»Simone Kühn.«
»Ah, du weißt also Bescheid?«, hakte sie überrascht nach.
»Sie ist eine meiner Patientinnen. Nach dem Unfall hat die Sekretärin des Gestüts in der Praxis angerufen. Während ich hinausgefahren bin, hat Wendy einen Wagen aus der Klinik angefordert.«
»Professionell wie immer!« Daniel konnte hören, dass die Klinikchefin dabei lächelte. »Trotzdem bin ich mit Simones Zustand nicht zufrieden. Eine Schwester hat mich heute informiert. Frau Kühn hatte Besuch von einem offenbar sehr cholerischen Mann.«
»Das war ihr Vater.« Daniel wusste sofort, um wen es sich handelte.
»Oh, du scheinst die Familie wirklich besser zu kennen. Na ja, auf jeden Fall ist Frau Kühn seitdem in einem wirklich schlechten Zustand. Sie wirkt fast depressiv, was ihrer Gesundheit nicht gerade förderlich ist, wie du dir denken kannst.« Daniel konnte förmlich vor sich sehen, wie Jenny unwillig den Kopf mit den glatten braunen Haaren schüttelte, die sie meist zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. »Kannst du mir verraten, was mit ihr los ist? Schwester Emma hat ganz komische Dinge aufgeschnappt, auf die ich mir keinen rechten Reim machen kann.«
Daniel seufzte und berichtete in Kurzform von der Tragödie, die sich gerade auf dem Gestüt Kühne anbahnte.
»Vielleicht kannst du Herrn Kühn ja mal ins Gewissen reden«, schloss er seine Ausführungen. »Ich kenne kaum einen Mann, der deinen Argumenten etwas entgegenzusetzen hat.«
»Außer Roman vielleicht«, wandte Jenny lachend ein und schickte einen warmen Gedanken an ihren Lebensgefährten, der seit einigen Jahren ihr Leben nicht nur bereicherte, sondern auch ungemein erleichterte. Er war immer für sie da, hatte Verständnis für ihre unmöglichen Arbeitszeiten und zeigte ihr immer wieder, dass es außer ihrer geliebten Arbeit auch noch andere Dinge gab, für die es sich zu leben lohnte.
Die ausgelassenen Stimmen in Daniels Hintergrund erinnerten Jenny daran, dass sie ihrem Freund noch eine Antwort schuldig war.
»Ich werde Herrn Kühn einfach anrufen und für morgen in die Klinik bestellen«, verkündete sie ihren Entschluss. »Wollen wir doch mal sehen, ob ich diesem Patriarchen gewachsen bin.«
Diese Entscheidung brachte Daniel auf eine Idee.
»In dieser Zeit könnte Prinz Hasher nach dem Pferd sehen und sich ein genaueres Bild über seinen Zustand verschaffen. Ohne gleich Gefahr zu laufen, wegen Hausfriedensbruch vom Hof gejagt zu werden«, lächelte er hoffnungsvoll und verabschiedete sich bald von Jenny.
Diese neuen Ideen musste er unbedingt mit seinen Verbündeten besprechen, und sehr viel optimistischer kehrte der Arzt zurück in den Garten, wo es Tatjana und Fee mit ihrer unvergleichlichen Art gelungen war, Hasher wenigstens ein bisschen aufzumuntern.
*
»Sie haben ja wirklich Nerven!«, entfuhr es Angelika Weise, der Sekretärin des Gestüts, als sie sich am nächsten Morgen auf die Suche nach ihrem Chef gemacht hatte. Doch es war nicht Heinz Kühn, den sie in der Stallgasse entdeckte.
Prinz Hasher blieb stehen, drehte sich aber nicht sofort um. Erst nach einem Augenblick schenkte er der Sekretärin sein schönstes Lächeln, das er sonst nur für Kalila parat hatte. Aber außergewöhnliche Situationen erforderten eben außergewöhnliche Maßnahmen. Insgeheim bat er seine Verlobte um Verzeihung.
»Sie werden mich doch nicht verraten«, sagte er dann mit seiner samtweichen dunklen Stimme. »Meine Anwesenheit hier dient dem besten aller Zwecke.«
Verwirrt von diesem bestechenden Lächeln, diesem besonderen Ausdruck in den geheimnisvoll schimmernden, samtschwarzen Augen, dieser umständlichen Ausdrucksweise zerfiel Frau Weises Entschlossenheit wie ein Schloss aus Sand in der Sonne.
»Äh …, wenn das so ist …, nein…, dann natürlich nicht. Aber ich warne Sie!« Sie räusperte sich. »Wenn der Chef Sie hier entdeckt, dann gnade Ihnen Gott.«
»Guten Menschen steht Gott bei. Keine Sorge«, versicherte Hasher so überzeugt, dass Angelika Weise keinen Zweifel hatte. »Und ich bin ein guter Mensch«, versicherte er noch unwiderstehlich lächelnd. Dann wandte er sich ab und ging weiter die Gasse hinunter.
Sprachlos starrte Angelika ihm nach. Ein Mann mit so einer Ausstrahlung war ihr noch nie begegnet. Erst als sie seine Absicht erahnte, lief sie ihm