Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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gehen.«

      Doch der Prinz ließ sich nicht aufhalten. Er nahm ein Halfter und eine Longe von einem Haken und ging zu Aramis’ Box.

      »Hallo, mein Junge«, begrüßte er das Tier mit leiser Stimme. Wie schon bei seinem ersten Besuch stand der Hengst in einer Ecke der Box und scharrte nervös mit den Hufen. »Weißt du eigentlich, dass ich sehr, sehr unzufrieden mit dir bin?«, fuhr der Prinz fort und zog das Gitter zur Seite.

      Aus sicherer Entfernung und mit angehaltenem Atem wartete Angelika darauf, was passieren würde.

      »Warum hast du Simone und mir das angetan?«, sprach Hasher mit dem Pferd wie mit einem Menschen. »Sie hat mir vertraut und ist deshalb zu dir in die Box gekommen. Und jetzt bezahlt ihr möglicherweise beide mit dem Leben dafür. Das war ausgesprochen dumm von dir.«

      Einen Augenblick hatte das Pferd ganz still gestanden. Aber nur kurz. Es malmte mit den Zähnen, als plötzlich ein Zucken durch seinen Körper fuhr. Es warf den Kopf in den Nacken und blitzte Hasher wütend an. Aramis schnaubte und machte so unvermittelte einen Satz auf den Prinzen zu, dass der trotz aller guten Vorsätze erschrak. Er stolperte rückwärts. In letzter Sekunde gelang es ihm, sich hinter dem Gitter in Sicherheit zu bringen. Mit aller Kraft schob er es zu. Und übersah seine Hand, die zwischen Mauer und Stäben steckte.

      »Ahhh!« Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog er die Hand heraus.

      In diesem Augenblick erwachte Angelika Weise wieder zum Leben.

      »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass das Wahnsinn ist«, rief sie erschrocken und eilte dem verletzten Prinzen zu Hilfe. »Jetzt schauen Sie sich das an!« Vorwurfsvoll betrachtete sie die Hand, die in Sekundenschnelle anschwoll, rot und aufgeschürft war.

      »Das ist nicht der Rede wert«, presste der Prinz durch die Zähne. Auf keinen Fall wollte er sich eine Blöße geben und versteckte die Schmerzen hinter einem entschlossenen Lächeln. »Dafür glaube ich jetzt zu wissen, was dem armen Tier fehlt.«

      »Was denn?«

      »Ich denke, Aramis hat Schmerzen. Deshalb ist er so unzurechnungsfähig. Hat ihn denn schon jemand untersucht?«

      »Der Tierarzt kommt alle paar Wochen und sieht die Tiere an«, erklärte die Sekretärin verwirrt.

      »Scheint mir ein schöner Tierarzt zu sein«, erwiderte Hasher sarkastisch und erinnerte sich unwillkürlich an den rustikalen Veterinär Rosenknecht. Möglicherweise war dieser Mann Aramis’ Rettung. »Ich komme mit einem anderen Arzt zurück. Halten Sie Ihren Chef inzwischen davon ab, Dummheiten zu machen«, ermahnte er Angelika Weise. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, nahm er ihre Hand in seine unverletzte und sah sie eindringlich an. »Aramis, Simone und ich brauchen Ihre Hilfe«, sagte er so leise und bittend, dass ihr fast schwindlig wurde. Woher nahm dieser Mann nur diese magische Ausstrahlung? »Ich verlasse mich auf Sie.«

      »Das können Sie. Ich verspreche es«, hörte Angelika sich selbst mit völlig veränderter Stimme flüstern.

      Hasher lächelte sein unvergleichliches Lächeln und nickte zufrieden. Dann ließ er ihre Hand los und machte sich auf den Weg in die Praxis Dr. Norden. Diesmal war er es, der einen Arzt brauchte.

      *

      Während sich der Prinz auf dem Gestüt aufhielt, saß Heinz Kühn im Büro der Klinikchefin Jenny Behnisch und fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Diese Frau legte eine Entschlossenheit an den Tag, die ihresgleichen suchte und der er wenig entgegenzusetzen hatte.

      »Haben Sie eine Erklärung dafür, warum es Ihrer Tochter so schlecht geht?«, fragte die Ärztin unverblümt.

      Erschrocken sah Heinz Kühn auf.

      »Hat sich Mones Zustand seit gestern verschlechtert?«

      Beruhigt stellte Jenny fest, dass er sich offenbar doch um seine Tochter sorgte. Das bedeutete, dass Daniels Hoffnung berechtigt war und sie möglicherweise wirklich auf den Mann einwirken konnte.

      »Zumindest geht es ihr nicht gut. Sie hat sehr unruhig geschlafen, und ihre Körpertemperatur ist seit gestern angestiegen.« Dr. Behnisch sah den Gestütsbesitzer streng an. »Das weist auf die Gefahr einer Lungenentzündung hin. Was das bedeutet, muss ich Ihnen sicher nicht erklären.«

      »Aber Sie tun doch alles hier für Mone. Ihre Klinik genießt einen hervorragenden Ruf«, erwiderte Heinz Kühn fahrig.

      Jenny unterdrückte ein leises Seufzen. Die Angehörigen stellten sich die Dinge manchmal etwas zu einfach vor, wollten die komplizierten Zusammenhänge, das feine Zusammenspiel zwischen Körper und Seele nicht wahrhaben.

      »Sagen wir mal so: Wir können hier die unfallmedizinische Versorgung leisten. Wenn aber die Psyche nicht mitspielt, gehen viele unserer Bemühungen ins Leere.«

      Heinz Kühns Augen waren schmal geworden.

      »Wollen Sie damit andeuten, dass meine Tochter ein psychisches Problem hat?«, fragte er argwöhnisch.

      Plötzlich war alle Sorge aus seinem Gesicht gewichen. Er ahnte, worauf Jenny Behnisch hinaus wollte. Und Jenny ahnte, dass er es ahnte. Sie wappnete sich gegen eine harte Auseinandersetzung.

      »Es geht um das Pferd, das Sie einschläfern lassen wollen«, beschloss sie dennoch, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Ich fürchte, die Gesundheit Ihrer Tochter hängt entscheidend vom Schicksal des Tieres ab.«

      Schon rechnete die Klinikchefin mit einem cholerischen Ausbruch ihres Besuchers und war bass erstaunt, als Heinz milde lächelte.

      »Hören Sie, Frau Dr. Behnisch«, begann er mit verdächtig sanfter Stimme. »Ich möchte nicht, dass Sie mich für einen gefühllosen Unmenschen halten. Ich hänge doch auch an Aramis.« Er beugte sich ein wenig vor und sah ihr so direkt in die Augen, dass es ihr fast unangenehm war. »Aber in meiner langjährigen Karriere als Unternehmer hatte ich es häufig mit Konkursunternehmen zu tun. Und glauben Sie mir: Je eher man einen defizitären Teilbereich abstößt, umso größer sind die Chancen, den Rest des Unternehmen zu retten.«

      Im ersten Augenblick hätte sich Jenny am liebsten an den Kopf gefasst. Sie glaubte nicht, was sie da hörte.

      »Ich glaube kaum, dass man das vergleichen kann. Immerhin ist ein Pferd ein Lebewesen«, erinnerte sie ihn barsch an die Tatsachen.

      »Das weiß ich auch.« Langsam verlor Heinz Kühn die mühsam aufrechterhaltene Beherrschung. Jetzt konnte er nur noch seinen letzten Trumpf aus dem Ärmel ziehen. »Aber ich glaube trotzdem, dass ich Sie beruhigen kann. Selbstverständlich habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie ich Mone den Verlust erleichtern kann. Es sieht ganz danach aus, dass uns die Versicherung den Verlust ersetzt. Dann kann meine Tochter endlich die Zuchtstute kaufen, von der sie schon so lange träumt. Das wird ein mehr als adäquater Ersatz für Aramis sein.«

      In diesem Augenblick wusste Jenny Behnisch, dass sie ihre Zeit verschwendet hatte.

      »Entschuldigen Sie die Frage«, sagte sie, als sie Heinz Kühn zur Tür brachte. »Aber was haben Sie da, wo andere Menschen ein Herz haben?« Sie wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern drehte sich wortlos um und ging den Klinikflur hinunter. Sie hatte Dringenderes zu tun, als ihre Zeit an diesen Mann zu verschwenden. Auch wenn sie ein tiefes Mitgefühl für Simone hegte, hatte sie im Augenblick keine Idee, wie sie der unglücklichen Frau helfen konnte.

      Das

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