Gesammelte Werke von E. T. A. Hoffmann. E. T. A. Hoffmann

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von E. T. A. Hoffmann - E. T. A. Hoffmann страница 164

Автор:
Серия:
Издательство:
Gesammelte Werke von E. T. A. Hoffmann - E. T. A. Hoffmann

Скачать книгу

Innern anders gestaltet. Hin war alle Reue, und wohl mochte es beinahe frevelnde Frechheit sein, daß ich den Richter mit erheuchelter Ruhe frug: “Und Sie halten mich doch für schuldig?” – “Erlauben Sie, mein Herr!” erwiderte der Richter sehr ernst, “daß ich meine Überzeugungen, die doch nur auf ein reges Gefühl gestützt scheinen, für mich behalte. Es ist ausgemittelt nach bester Form und Weise, daß Sie nicht der Mönch Medardus sein können, da eben dieser Medardus sich hier befindet und von dem Pater Cyrill, der sich durch Ihre ganz genaue Ähnlichkeit täuschen ließ, anerkannt wurde, ja auch selbst gar nicht leugnet, daß er jener Kapuziner sei. Damit ist nun alles geschehen, was geschehen konnte, um Sie von jedem Verdacht zu reinigen, und um so mehr muß ich glauben, daß Sie sich frei von jeder Schuld fühlen.” – Ein Gerichtsdiener rief in diesem Augenblick den Richter ab, und so wurde ein Gespräch unterbrochen, als es eben begann, mich zu peinigen.

      Ich begab mich nach meiner Wohnung und fand alles so wieder, wie ich es verlassen. Meine Papiere hatte man in Beschlag genommen, in ein Paket gesiegelt, lagen sie auf meinem Schreibtische, nur Viktorins Brieftasche, Euphemiens Ring und den Kapuzinerstrick vermißte ich, meine Vermutungen im Gefängnisse waren daher richtig. Nicht lange dauerte es, so erschien ein fürstlicher Diener, der mit einem Handbillet des Fürsten mir eine goldene, mit kostbaren Steinen besetzte Dose überreichte. “Es ist Ihnen übel mitgespielt worden, Herr von Krcszinski”, schrieb der Fürst, “aber weder ich noch meine Gerichte sind schuld daran. Sie sind einem sehr bösen Menschen auf ganz unglaubliche Weise ähnlich; alles ist aber nun zu Ihrem Besten aufgeklärt: Ich sende Ihnen ein Zeichen meines Wohlwollens und hoffe, Sie bald zu sehen.” – Des Fürsten Gnade war mir ebenso gleichgültig als sein Geschenk; eine düstre Traurigkeit, die geisttötend mein Inneres durchschlich, war die Folge des strengen Gefängnisses; ich fühlte, daß mir körperlich aufgeholfen werden müsse, und lieb war es mir daher, als der Leibarzt erschien. Das Ärztliche war bald besprochen. “Ist es nicht”, fing nun der Leibarzt an, “eine besondere Fügung des Schicksals, daß eben in dem Augenblick, als man davon überzeugt zu sein glaubt, daß Sie jener abscheuliche Mönch sind, der in der Familie des Barons von F. so viel Unheil anrichtete, dieser Mönch wirklich erscheint und Sie von jedem Verdacht rettet?”

      “Ich muß versichern, daß ich von den näheren Umständen, die meine Befreiung bewirkten, nicht unterrichtet bin; nur im allgemeinen sagte mir der Richter, daß der Kapuziner Medardus, dem man nachspürte und für den man mich hielt, sich hier eingefunden habe.”

      “Nicht eingefunden hat er sich, sondern hergebracht ist er worden, festgebunden auf einem Wagen und seltsamerweise zu derselben Zeit, als Sie hergekommen waren. Eben fällt mir ein, daß, als ich Ihnen einst jene wunderbaren Ereignisse erzählen wollte, die sich vor einiger Zeit an unserm Hofe zutrugen, ich gerade dann unterbrochen wurde, als ich auf den feindlichen Medardus, Franceskos Sohn, und auf seine verruchte Tat im Schlosse des Barons von F. gekommen war. Ich nehme den Faden der Begebenheit da wieder auf, wo er damals abriß. – Die Schwester unserer Fürstin, wie Sie wissen, Äbtissin im Zisterzienserkloster zu B., nahm einst freundlich eine arme Frau mit einem Kinde auf, die von der Pilgerfahrt nach der heiligen Linde wiederkehrte.”

      “Die Frau war Franceskos Witwe, und der Knabe eben der Medardus.”

      “Ganz recht, aber wie kommen Sie dazu, dies zu wissen?” “Auf die seltsamste Weise sind mir die geheimnisvollen Lebensumstände des Kapuziners Medardus bekannt worden. Bis zu dem Augenblick, als er aus dem Schloß des Barons von F. entfloh, bin ich von dem, was sich dort zutrug, genau unterrichtet.”

      “Aber wie? … von wem?” … “Ein lebendiger Traum hat mir alles dargestellt.” “Sie scherzen?”

      “Keinesweges. Es ist mir wirklich so, als hätte ich träumend die Geschichte eines Unglücklichen gehört, der, ein Spielwerk dunkler Mächte, hin und her geschleudert und von Verbrechen zu Verbrechen getrieben wurde. In dem …tzer Forst hatte mich auf der Reise hierher der Postillon irregefahren; ich kam in das Försterhaus, und dort…”

      “Ha! ich verstehe alles, dort trafen Sie den Mönch an” … “So ist es, er war aber wahnsinnig.”

      “Er scheint es nicht mehr zu sein. Schon damals hatte er lichte Stunden und vertraute Ihnen alles?” …

      “Nicht geradezu. In der Nacht trat er, von meiner Ankunft im Försterhause nicht unterrichtet, in mein Zimmer. Ich, mit der treuen, beispiellosen Ähnlichkeit, war ihm furchtbar. Er hielt mich für seinen Doppeltgänger, dessen Erscheinung ihm den Tod verkünde. – Er stammelte – stotterte Bekenntnisse her – unwillkürlich übermannte mich, von der Reise ermüdet, der Schlaf; es war mir, als spreche der Mönch nun ruhig und gefaßt weiter, und ich weiß in der Tat jetzt nicht, wo und wie der Traum eintrat. Es dünkt mich, daß der Mönch behauptete, nicht er habe Euphemien und Hermogen getötet, sondern beider Mörder sei der Graf Viktorin.” –

      “Sonderbar, höchst sonderbar, aber warum verschwiegen Sie das alles dem Richter?”

      “Wie konnte ich hoffen, daß der Richter auch nur einiges Gewicht auf eine Erzählung legen werde, die ihm ganz abenteuerlich klingen mußte. Darf denn überhaupt ein erleuchtetes Kriminalgericht an das Wunderbare glauben?” “Wenigstens hätten Sie aber doch gleich ahnen, daß man Sie mit dem wahnsinnigen Mönch verwechsle, und diesen als den Kapuziner Medardus bezeichnen sollen?”

      “Freilich – und zwar nachdem mich ein alter, blöder Greis, ich glaube, er heißt Cyrillus, durchaus für seinen Klosterbruder halten wollte. Es ist mir nicht eingefallen, daß der wahnsinnige Mönch eben der Medardus, und das Verbrechen, das er mir bekannte, Gegenstand des jetzigen Prozesses sein könne. Aber wie mir der Förster sagte, hatte er ihm niemals seinen Namen genannt – wie kam man zur Entdeckung?”

      “Auf die einfachste Weise. Der Mönch hatte sich, wie Sie wissen, einige Zeit bei dem Förster aufgehalten; er schien geheilt, aber aufs neue brach der Wahnsinn so verderblich aus, daß der Förster sich genötigt sah, ihn hierher zu schaffen, wo er in das Irrenhaus eingesperrt wurde. Dort saß er Tag und Nacht mit starrem Blick, ohne Regung, wie eine Bildsäule. Er sprach kein Wort und mußte gefüttert werden, da er keine Hand bewegte. Verschiedene Mittel, ihn aus der Starrsucht zu wecken, blieben fruchtlos, zu den stärksten durfte man nicht schreiten, ohne Gefahr, ihn wieder in wilde Raserei zu stürzen. Vor einigen Tagen kommt des Försters ältester Sohn nach der Stadt, er geht in das Irrenhaus, um den Mönch wiederzusehen. Ganz erfüllt von dem trostlosen Zustande des Unglücklichen, tritt er aus dem Hause, als eben der Pater Cyrillus aus dem Kapuzinerkloster in B. vorüberschreitet. Den redet er an und bittet ihn, den unglücklichen, hier eingesperrten Klosterbruder zu besuchen, da ihm Zuspruch eines Geistlichen seines Ordens vielleicht heilsam sein könne. Als Cyrillus den Mönch erblickt, fährt er entsetzt zurück. >Heilige Mutter Gottes! Medardus, unglückseliger Medardus!” So ruft Cyrillus, und in dem Augenblick beleben sich die starren Augen des Mönchs. Er steht auf und fällt mit einem dumpfen Schrei kraftlos zu Boden. – Cyrillus mit den übrigen, die bei dem Ereignis zugegen waren, geht sofort zum Präsidenten des Kriminalgerichts und zeigt alles an. Der Richter, dem die Untersuchung wider Sie übertragen, begibt sich mit Cyrillus nach dem Irrenhause; man findet den Mönch sehr matt, aber frei von allem Wahnsinn. Er gesteht ein, daß er der Mönch Medardus aus dem Kapuzinerkloster in B. sei. Cyrillus versicherte seinerseits, daß Ihre unglaubliche Ähnlichkeit mit Medardus ihn getäuscht habe. Nun bemerke er wohl, wie Herr Leonard sich in Sprache, Blick, Gang und Stellung sehr merklich von dem Mönch Medardus, den er nun vor sich sehe, unterscheide. Man entdeckte auch das bedeutende Kreuzeszeichen an der linken Seite des Halses, von dem in Ihrem Prozeß so viel Aufhebens gemacht worden ist. Nun wird der Mönch über die Begebenheiten aus dem Schlosse des Barons von F. befragt. – >Ich bin ein abscheulicher, verruchter Verbrecher<, sagt er mit matter, kaum vernehmbarer Stimme, >ich bereue tief, was ich getan. – Ach, ich ließ mich um mein Selbst, um meine unsterbliche Seele betrügen! … Man habe Mitleiden! … Man lasse mir Zeit … Alles … alles will ich gestehen.< – Der Fürst,

Скачать книгу