Fiona - Sterben. Zsolt Majsai
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Dann bin ich froh, als das Frühstück ohne besondere Peinlichkeiten und Blackouts von mir vorbei ist. Mein Vater geht ins Haus, vermutlich will er die Beerdigung organisieren. Ich werfe einen Blick auf Katharina, die ihn nachdenklich erwidert.
Plötzlich steht meine Mutter hinter uns und legt den linken Arm um meine Schulter und den rechten Arm um Katharinas Schulter, beugt sich zwischen uns vor und sagt: „Ich glaube zu verstehen, wie Fiona sich fühlt, was sie meint, wenn sie davon spricht, innerlich zerrissen zu werden. Und wenn eure Liebe ihr hilft, das irgendwie durchzustehen, dann akzeptiere ich das. Aber eins muss euch klar sein: Wenn du, Katharina, meiner Tochter wehtust, wirst du mich als Muttertier kennenlernen. Das meine ich sehr ernst. Ich habe ein Kind verloren und weiß, wie sich das anfühlt. Diese Erfahrung möchte ich nicht noch einmal durchmachen. Ist das klar?“
„Okaaay“, sagt Katharina, aber sie lächelt ansatzweise. „Hört sich an, als hätten wir gemeinsame Interessen.“
„Sehr gut. Möchtet ihr noch einen Kaffee?“
Wir möchten. Dann starre ich meiner Mutter mit offenem Mund hinterher.
„Ich glaube, ich mag deine Mutter“, stellt Katharina fest.
„Ähm … Und ich glaube, ich kenne sie noch gar nicht“, erwidere ich, immer noch durcheinander.
„Das kommt vor.“
Wir werden von meinem Vater unterbrochen, der uns mitteilt, dass die Beerdigung um halb eins am Freitag stattfinden wird. Die Zusammenkunft danach findet hier statt.
Ich seufze: „Wieso ist es nicht schon Samstag?“
„Wie sehe ich aus?“
Ich drehe mich um und mustere Katharina, die in der Badezimmertür steht. Die leicht gewellten Haare fallen sanft auf die Schultern, sie trägt einen schwarzen matten Anzug mit weißer Bluse unter dem Blazer, dazu schwarze Lackschuhe mit höchstens sechs Zentimeter Absatz, schwarze, halterlose Strümpfe und einen ebenfalls schwarzen Tanga.
„Süß. Besonders der Tanga.“
Sie runzelt die Stirn. „Den siehst du doch gar nicht!“
„Aber ich weiß, dass du den anhast“, erwidere ich grinsend, froh über die Ablenkung von meinen düsteren Gedanken.
„Und außerdem bin ich nicht süß.“
„Doch, jetzt schon. Eigentlich viel zu süß für eine Beerdigung.“
„Soll ich mich umziehen?“
Ich verneine kopfschüttelnd.
„Na gut. In zehn Minuten müssen wir los.“
„Bin gleich fertig.“
Ich wende mich wieder meinem Spiegelbild zu. Es ist brav und tut, was es soll. Ich betrachte mich. Wasserfeste Wimperntusche, leicht glänzender Lippenstift, die wilden Haare wild wie immer. James würde es gefallen. Seufzend gehe ich ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Katharina hat eher konventionelle Sachen für mich rausgelegt. Schwarzes Rockkostüm über schwarzer Unterwäsche, Bluse und Strumpfhose ebenfalls schwarz. Genauso die Schuhe, mit etwas höheren Absätzen wie ihre eigenen, passend zum Rock.
Als ich fertig bin, korrigiert Katharina den Blazer an der linken Schulter, dann nickt sie zufrieden.
„So kannst du gehen.“
„Ja, James würde es gefallen.“
„Ich weiß, ich habe ja mitbekommen, was er gut fand. Deswegen habe ich diese Sachen ausgesucht.“
„Meinst du, er wird da sein?“
„Ich weiß es nicht, mein Schatz. Du müsstest es doch eigentlich spüren.“
„Ich spüre gar nichts, das ist es ja.“
„Er wird sich vom Schock erholen müssen. Das kam ja ziemlich plötzlich und heftig. Und es ist nicht so einfach, sich in der Verborgenen Welt zurechtzufinden, wenn man erst einmal ein paar Jahre in der Gefrorenen Welt gelebt hat.“
Das stimmt natürlich auch. Ich gebe ihr einen Kuss und hake mich bei ihr unter.
„Also gut, lass uns fahren, bevor ich es mir anders überlege.“
„Das geht nicht, du bist die Hauptperson.“
Ich will schon protestieren, aber dann wird mir bewusst, dass sie recht hat. Um James und Sandra geht es nicht, sie sind nicht da. Und selbst wenn ihre Seelen dabei sein sollten, was ich nicht glaube, denn das würde ich merken, so wissen die anderen nichts davon. Die meisten jedenfalls.
Helena und Jody warten schon. Sie sind ebenfalls in Schwarz, allerdings lässiger mit Jeans und Blusen. Da wir zu viert unterwegs sind, nehmen wir einen größeren Wagen und kein Cabrio. Jody darf ihn sich aussuchen, sie entscheidet sich für einen A8.
Diesmal fährt Katharina. Während wir auf die Schleuse zugleiten, hole ich mein Handy hervor und schicke meiner Mutter eine SMS, dass wir unterwegs sind.
Wir treffen gleichzeitig auf dem Parkplatz vor dem Friedhof ein. Einige sind schon da und stehen vor der Kapelle herum. Ich begrüße sie und stelle Katharina und die Mädchen vor, dann gehen wir hinein.
Rechts und links vom Altar stehen zwei geschlossene Särge. Von Ben weiß ich, dass sich darin das befindet, was vermutlich von James und Sandra übriggeblieben ist. Trotz DNA-Analyse war das nicht ganz eindeutig zuzuordnen.
Ich bleibe kurz vor dem Altar stehen und betrachte das Kreuz. Irgendwie kann ich gut nachvollziehen, dass in solchen Momenten viele Menschen gläubig werden. Oder ihren Glauben verlieren. Je nachdem. Auch ich hätte jetzt sehr gerne etwas, woran ich mich festhalten kann. Aber da ist einfach nichts. Ich bin nur froh, dass sie ziemlich sicher nicht gelitten haben. Ich bin oft genug gestorben, um zu wissen, dass sie nicht die Zeit dafür hatten, auch nur zu merken, was geschehen ist.
Später dann, in der Verborgenen Welt, das ist was Anderes.
Mit tränenverschleiertem Blick setze ich mich rechts in die vorderste Reihe und Katharina setzt sich daneben. Helena und Jody nehmen hinter uns Platz.
Wenig später kommen Eleonor und die Geschwister von James. Ich begrüße sie. Eleonor sieht mich lange an, dann nickt sie langsam, bevor sie sich auf der anderen Seite neben mich setzt.
Michael, Nilsson und John sind die Letzten, die hereinkommen. Unwillkürlich muss ich daran denken, was die Leute wohl sagen würden, wenn sie wüssten, dass ein Vampir an der Zeremonie teilnimmt.
Die Zeremonie selbst blende ich aus. Da ich weiß, dass nichts von dem stimmt, was der Priester erzählt, interessiert es mich auch nicht. Erst als mich Katharina heimlich anstupst, werde ich aufmerksam.
Ich sehe sie fragend an. Dabei wird mir bewusst, dass alle Leute in der Kirche irgendwie mich anstarren.
Katharina antwortet, allerdings ohne dabei den Mund zu bewegen: „Der Priester hat dich gefragt, ob du ein paar Worte sagen willst.“
Da es nicht das erste Mal ist, dass ich Gedanken höre,