Fiona - Sterben. Zsolt Majsai
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„Nicht wirklich“, entfährt es mir.
Mein Vater zieht die Augenbrauen hoch, meine Mutter starrt mich entgeistert an.
„Das war nicht das erste Mal? Ich habe dich noch nie mit einer Frau gesehen. Nur mit sehr vielen Männern. Vor James ...“
Ich schlucke und werde direkt abgelenkt durch meine Mutter: „Oh mein Gott“, flüstert sie.
„Werde ich jetzt enterbt?“, erkundige ich mich, sie ansehend.
Sie schüttelt den Kopf. „Nein, nein, ich habe nur an was denken müssen. Tut mir leid. Ich bin aufgeklärt genug und habe nichts gegen Homosexuelle.“
„Ich bin nicht lesbisch“, entgegne ich stirnrunzelnd. „Ich … Ach, verdammt, darüber wollte ich gerade gar nicht reden.“ Tief Luft holen, ich weiß nicht zum wievielten Male heute. „Okay, also, Zanda ließ mich zu sich holen und hat mir, bei einem hervorragenden Glas Whisky, klar gemacht, dass er seine Nichte, deren Eltern schon lange tot sind, über alles liebt. Und dass er mich, sollte ihr was zustoßen, bis ans Ende der Welt jagen würde.“
„Ist ihr denn was zugestoßen?“, fragt mein Vater.
Ich nicke langsam. „Letztes Jahr, als James und Jack in der Vampirstadt gefangen gehalten wurden, hat uns Anne Marie geholfen. Sie entschied sich dabei, dass sie mit uns kommen will. Die anderen sind schon vorgegangen, aber sie wollte noch einmal zurück, um etwas zu holen.“
In die entstehende Pause hinein erkundigt sich Katharina: „Was war es denn?“
„Eine Kette. Die einzige verbliebene Erinnerung an ihre Mutter.“ Ich schlucke, denn ich habe das Gefühl, gleich ersticken zu müssen. „Auf dem Rückweg sind wir zwei Vampiren begegnet. Viele waren an jenem Tag gestorben, von den Zauberern getötet. Dementsprechend nervös und bewaffnet waren sie. Mit Armbrust und Spezialpfeilen. Die Pfeile enthielten mit Visz gefüllte Explosivgeschosse. Damit kriegt man sogar Krieger klein. Ich wusste das nicht, und als sie auf mich schossen und ich auswich, traf einer der Pfeile Anne Marie mitten ins Herz.“
„Oh mein Gott!“, entfährt es meiner Mutter.
„Aber du hast sie doch nicht getötet?“, stellt mein Vater fest.
„Aber Zanda glaubt das. Nachdem ich die beiden Vampire erledigt habe, kniete ich neben Anne Marie. So fand Zanda uns. Und bevor ich es aufklären konnte, stieß er mir einen Dolch ins Herz. Zum Glück kamen dann einige von uns, sonst säße ich vielleicht nicht hier.“ Und James würde noch leben. Und Sandra auch. Ich spüre, wie dieser Gedanke mir die Luft abschnürt.
Katharina legt eine Hand auf meinen Unterarm und sieht mich durchdringend an. Das hilft, ich kann kräftig durchatmen.
„Jetzt verstehe ich, was mit Zahltag gemeint war. Und du hattest keine Chance, rechtzeitig zu kommen.“
„Ich habe James sofort angerufen. Er sagte, es wäre ein Techniker da, wegen des Anschlusses. Und dass ich ihn bestellt hätte. Da wusste ich, was los war. Ich wollte ihn warnen, aber der Techniker hatte grad nach ihm gerufen und James legte auf, ohne meine Rufe zu hören.“
„Scheiße“, sagt Katharina.
Ja, Scheiße. Die Tränen brechen sich Bahn wie Lava aus einem Vulkan. Katharina zieht mich an sich und wie durch Watte höre ich, wie sie weitererzählt. Dass sie hinter uns hergefahren ist und mich aus dem Krankenhaus holte. Sie erklärt, warum und wieso. Wie ich tagelang geschlafen habe und sie schließlich die SMS geschickt hat.
Danach wird es still. Meine Tränen sind versiegt, vorläufig zumindest. Ich lehne den Kopf gegen Katharinas Schulter. Sie umarmt mich, ihre Hand ruht auf meiner Hüfte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Eltern das nicht sehen und verstehen.
„Ich verstehe trotzdem nicht, warum du so schnell zur Stelle warst“, sagt schließlich mein Vater.
„Ich habe die Nachricht im Internet gehört“, erklärt Katharina.
„Den Teil verstehe ich und das habe ich mir so ähnlich gedacht. Aber welchen Grund gibt es dafür, dass du dich sofort ins Auto setzt und losfährst?“
Ich hebe den Kopf und sehe meinen Vater an. „Weil sie mich liebt.“
Die Augen meiner Mutter weiten sich entsetzt, sie hat es also nicht erkannt. Mein Vater wirkt nicht überrascht, nur unangenehm berührt.
„Und du?“
„Ich liebe sie auch.“
„Verstehe.“ Mein Vater nimmt einen großen Schluck von seinem Drink.
„Wie … Seit wann?“
„Seit vier Jahren.“
„Ihr habt seit vier Jahren ein Verhältnis?“, fragt meine Mutter entgeistert.
„Nein. Es ist kompliziert.“
„Aber seit gestern?“ Mein Vater überrascht mich.
„Es ist kompliziert“, wiederhole ich. „Wir … haben uns ineinander verliebt, als wir damals die Cuculus gejagt haben. Uns war beiden klar, dass … dass es nicht geht. Sie war verheiratet, ich war es.“
„Sie war?“, fragt mein Vater.
„Kay und ich haben uns vor ein paar Wochen getrennt. Er lebt jetzt in London.“
„Oh“, sagt er nur.
„Verstehe ich das richtig? Ihr habt vier Jahre lang die Finger voneinander gelassen und jetzt, drei Tage, nachdem James tot ist, entdeckt ihr eure Liebe füreinander wieder?“
Oh, oh, das wird unangenehm. Meine Mutter ist wütend und empört. Sehr wütend.
„Nein, so war das nicht“, erwidere ich und spüre, dass auch ich wütend werde. „Ich sagte doch, es ist kompliziert. Ich habe James geliebt! Und auch Katharina! Und das hat mir die schlimmsten vier Jahre meines Lebens beschert! Es ist unfair, mir jetzt vorzuwerfen, ich hätte kaum abwarten können, dass James aus dem Weg ist!“
„Das habe ich nicht gesagt“, flüstert meine Mutter.
„Ach nein, wirklich nicht? Und was sollte deine Frage dann? Ich antworte für dich: genau das! Genau das hast du vorhin gedacht! Verdammt noch mal! Glaubst du wirklich, dass ich so bin? Vor vier Tagen stand ich vor diesem lichterloh brennenden scheißverdammten Haus und wusste, dass da drin Sandra und James nur wenige Sekunden vorher gestorben sind! Wie kannst du auch nur denken, ich hätte da nichts Besseres zu tun, als mich in eine Beziehung zu stürzen? Ich habe James geliebt, verstehst du das? Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie weh das tut? Und ja, ich liebe auch Katharina! Ich kann es selbst nicht erklären, was da passiert, wie so was überhaupt möglich ist! Diesen fast unerträglichen Schmerz und gleichzeitig diese irrsinnige Liebe zu spüren! Gleichzeitig! Es zerreißt mich, verdammte Scheiße!“
Ich merke, dass ich stehe und dass sowohl Katharina als auch mein Vater vergeblich versuchen, mich zu beruhigen. Doch dafür ist es bereits zu spät. Ich habe das Gefühl, von innen heraus zerrissen zu werden und breche zusammen. Es ist kein Blackout, wie schon ein paar