Tod einer Bikerin. Klaus Heimann
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»Wo der Haustürschlüssel liegt, könnte natürlich jedermann beobachtet haben, der zufällig vorbeiging.«
»Nur, wenn die Enkel des Nachbarn nach Hause kamen. Du musst wissen, dass die Kinder tagsüber von den Großeltern betreut werden. Die Erwachsenen im Haus besitzen allesamt eigene Schlüssel. Der unter der Matte war die Idee vom Vater der Kinder. Acht und zehn Jahre sind sie alt. Aber du hast recht: Die Kids haben garantiert kein Geheimnis um diesen Schlüssel gemacht.«
Ich legte die Stirn in Falten.
Eine schlechte Angewohnheit, der ich immer dann fröne, wenn ich Witterung von einem ungelösten Geheimnis aufnehme.
Im Dienst wussten alle sofort: Sigi kaut an einem Fall.
»Ist der Mörder gewaltsam in die Wohnung eingedrungen oder hat ihm jemand von innen geöffnet?«
»Als die Kollegen zum Tatort kamen, war sie - wie gesagt - geschlossen. Der Säufer drinnen im Schlafzimmer hat weder auf ihr Sturmschellen noch auf Rufen reagiert. Sie mussten die Tür aufbrechen. Falter hat später herausgefunden, dass dies der einzige Versuch war, sie mit Gewalt zu öffnen. Wir wissen bis heute nicht, wie der Täter hineingelangt ist.«
»Es ist aber sicher, dass er durch die Wohnungstür kam?«
»Das Haus besitzt keine Balkone. Er hätte eine Leiter anlegen müssen und durch ein Fenster klettern. Es waren keine Spuren dieser Art festzustellen.«
Hartmut Dreute von der Spurensicherung, wegen seiner Leidenschaft für präparierte Schmetterlinge von Insidern auch »Falter« genannt, war ein guter Mann. Wenn das sein Untersuchungsergebnis war, waren jedwede Zweifel unangebracht.
»Seid ihr sicher, den Umgang und die Vergangenheit des Pärchens ausreichend unter die Lupe genommen zu haben? Oder schlummert da noch etwas?«
»Sigi, hallo! Wir stehen hier in einer Kneipe und lassen uns volllaufen. Wir sitzen nicht an unseren Schreibtischen im Präsidium und basteln Tatszenarien.«
»Da liegt Erich richtig«, sprang Ecki meinem ehemaligen Kollegen zur Seite.
Eine kleine Gesprächspause entstand. Jeder hing den eigenen Gedanken nach.
Plötzlich fragte Ecki: »Meint ihr, die Frau hat ihren Mörder selber in die Wohnung gelassen?«
Erich zuckte die Schultern. »Könnte sein. Davon weiß Arnfried Nußbaum angeblich ebenfalls nichts. Er habe aber niemandem geöffnet. Er sei alkoholbedingt außer Gefecht gesetzt gewesen.«
»Besaß die Ermordete Hämatome an den Armen oder am Oberkörper?«, fasste ich nach.
»Nein.«
Ecki hatte den Hintergrund meiner Frage nicht kapiert. »Warum ist das wichtig?«
»Na, da sie unverletzt war, deutet doch alles darauf hin, dass sie den Täter kannte. Sonst hätte sie ihn an der Tür abgefertigt. Oder sie hätte einem Unbekannten geöffnet und wäre gewaltsam in die Wohnung hineingezerrt worden. Das hätten Hämatome zu bedeuten. Ist doch simpel!«
Erich wurde heftig. »Mensch Sigi, ich habe die Grundschule des Kriminaldienstes hinter mir. Alles überprüft, alles mit den Kollegen besprochen. Dass Gertrud Fenger ihren Mörder kannte und ihn hineingelassen hat, ja, das wäre eine Möglichkeit. Kampfspuren wie zerbrochene Gegenstände, umgeworfene Stühle oder umgeknickte Teppiche gab es übrigens auch keine. Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Mörder einen Zweitschlüssel besaß. Und wenn wir weitergraben, finden wir vielleicht noch ein Mauseloch, durch das er geschlüpft ist. Feierabend!«
»Gut, gut. Beruhige dich. Nur eines noch: Welche Version verfolgt ihr?«
»Wir gehen bisher davon aus, dass die Frau geöffnet hat.«
»Fingerabdrücke?«
»Sigi!«, blafften mich meine Saufkumpane gleichzeitig an. Stimmte ja. Ich war nicht mehr aktiv.
Ecki und Erich wandten sich einem anderen Thema zu. Ich war für den Rest des Abends nicht mehr richtig dabei. Ob die Mordtat in den Händen meines ehemaligen Kollegen gut aufgehoben war? Beim Lösen von Fällen war er jedenfalls nie der hellste Fixstern am Himmel gewesen, was sich in seiner bescheidenen Aufklärungsquote widerspiegelte.
Oder hatte ich seinem schlummernden Talent im Wege gestanden? Hatte ihn zu väterlich unter meine Fittiche genommen? Unbewusst seinen Horizont verstellt?
Was spielte das eigentlich für eine Rolle? Ich war nicht mehr dabei und mich ging die ganze Sache nichts an. Was bedauerlich war, denn es hörte sich kniffelig an. Richtig kniffelig. Ein Verbrechen ganz nach dem Geschmack von Sigi Siebert.
Ach was. Vergangenheit. Lieber noch einen Samtkragen und ein Bier vernaschen.
***
Gegen elf Uhr tauchte Möhrchen auf. »Na, genug getrunken?«, erkundigte sie sich, eher tadelnd als wirklich an einer Antwort interessiert.
»Hat er«, antwortete ihr Ecki, der unverändert wie eine Eins am Tresen stand. »Er hat sich tapfer geschlagen.«
»Noch einen für den Weg?«, schlug ich vor.
Mir entging Erichs huschender Seitenblick hinüber zu seiner Frau nicht. »Lass man. Wir ziehen.«
»Nimm ruhig noch ein Bier. Ich bestelle mir eine Cola«, überraschte ihn Möhrchen.
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Bald standen drei Pils und eine Cola vor uns. Ecki und Erich setzten derweilen ihr Gespräch über V8-Motoren fort.
Eine Gelegenheit für meine alte Lieblingskollegin, mich beiseite zu nehmen. »Sigi, hat Erich von seinem aktuellen Fall erzählt?«
»Ja. Vorhin.«
»Der läuft ihm ganz schön nach, weißt du. Er kommt mit diesem Arnfried Nußbaum keinen Zentimeter weiter und eine Idee, in welche Richtung er ermitteln sollte, hat er auch nicht.«
»Du arbeitest mit ihm zusammen am Fall?« Unser Möhrchen war immer eine verlässliche Stütze gewesen. Ein patentes Mädchen.
»Mich haben sie lange abgezogen. Weißt du das nicht? Direkt nach unserer Hochzeit war das, kurz nach Erichs Beförderung. Ich schaffe aushilfsweise bei den Drogen. Erich arbeitet mit einem Neuzugang am Mord in Werden.«
»Ist Mord nicht wichtiger als Rauschgift?«
»Das ist so eine Großoffensive. Politisch motiviert, weißt du: Wir wollen, dass Essen clean wird.«
»Scheiße. Eine Großstadt wird nie clean. Träumer!«
»Wem sagst du das! Jedenfalls ist Erich ziemlich fertig. Ich kriege ihn selbst am Wochenende kaum aufgemuntert.«
Ich wünschte mir irgendwie, was ich andeutete.
»Willst du mir zu verstehen geben, er könnte Hilfe gebrauchen?«
Die blauen Ozeane wiesen mich entrüstet zurück. »Quatsch! Du bist raus aus dem Dienst und sollst es bleiben. Wäre ja noch schöner, wenn du als Rentner