Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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das mußte anders angefangen werden. Conny hatte sich einen Plan zurechtgelegt, und dazu gehörte, daß Marlis sie und Rob recht oft zusammen sah. Sie sollte ruhig wissen, daß Conny sich durch die beiden Überfälle und den heimtückischen Anschlag auf Fender nicht einschüchtern ließ. Und sie sollte dazu verleitet werden, erneut heimlich auf den Reiterhof zu kommen.

      Conny würde bereit sein. Sie hoffte, daß Marlis nicht zu lange warten würde, um ihre Drohung wahrzumachen. Denn dann würde sie Conny kennenlernen.

      *

      Das sonntägliche Mittagessen stand im Pfarrhaus auf dem Tisch. Dort wurde immer etwas später gegessen, weil Sophie Tappert natürlich erst die Messe besuchte. Zwar hatte sie schon am Morgen alles soweit vorbereitet, trotzdem war es meistens schon nach ein Uhr, wenn Sebastian und sein Bruder sich zu Tisch setzten.

      Pfarrer Trenker hatte ein untrügliches Gespür dafür, wenn den Max etwas beschäftigte. Meistens rückte der Gendarm von selber mit der Sprache heraus, doch manchmal mußte man ihm jedes einzelne Wort förmlich abringen. So auch heute. Maximilian Trenker saß nachdenklich am Tisch und spielte dabei mit dem Suppenlöffel. Sophie hatte als Vorsuppe eine herrliche Hühnerbouillion gekocht, in der neben Eierstich und kleinen Geflügelklößchen auch Spargelspitzen und frisch ausgepahlte Erbsen schwammen. Die Suppe stand in einer weißen Porzellanterrine auf dem Tisch, und jeder nahm sich davon, soviel er wollte.

      »Nun, Max, was ist los? Dich beschäftigt doch irgendwas«, stellte der Geistliche fest.

      Der Polizeibeamte nickte.

      »Ich hab’ gerade darüber nachgedacht, was ich dir neulich erzählt hab’, daß die Kriminalitätsrate rückläufig ist«, antwortete er. »Ich war ziemlich stolz darauf, und nun so etwas!«

      »Du meinst den geheimnisvollen Anschlag auf das Pferd vom Vilsharder?«

      »Ja. Wer tut nur so etwas? Ich mein’, ein Tier kann doch nix dafür, wenn es Streit zwischen den Menschen gibt. Warum muß es denn darunter leiden?«

      »Eine gute Frage. Hat denn die Untersuchung der Pralinenschachtel etwas ergeben?«

      »Leider net. Die unbekannte Frau – wir gehen davon aus, daß es sich um eine Frau handelt – wird wohl Handschuh’ getragen haben.«

      »Bitt’schön, nehmen S’ doch von der Suppe«, warf die Haushälterin ein. »Sie wird ja ganz kalt.«

      Sebastian füllte den Teller seines Bruders und bediente sich dann selbst.

      »Und die Conny hat keine Vermutung, um wen es sich bei der Frau handeln könnte?« fragte er Max.

      Der schüttelte den Kopf.

      »Jedenfalls behauptet sie,

      weder die Stimme erkannt zu haben noch einen Grund zu wissen, warum man sie überfallen hat.«

      »Ja, aber irgend etwas muß sie doch erzählt haben«, wandte Pfarrer Trenker ein. »Nur, daß sie überfallen wurde von einer Person, die der Stimme nach eine Frau sein muß – also, ich find’ das ein bissel dürftig.«

      »Und genau das ist mein Problem, über das ich nachdenke, seit ich von der Geschichte weiß. Sie muß mehr wissen.«

      »Na, da haben wir beide ja ein Problem«, gab Sebastian zu. »Du das mit der unbekannten Attentäterin, und mir geht das Kind net aus dem Sinn.«

      Die Haushälterin hatte inzwischen die Suppenteller und Terrine abgeräumt. Als Hauptgang gab es eine gefüllte Kalbsbrust mit Gemüse und einer samtigen Rahmsauce. Max’ trübe Gedanken wurden für eine Weile verscheucht, als er die appetitlich angerichtete Fleischplatte sah.

      »Ja, die kleine Nikki – ich muß auch immerzu an sie denken«, sagte Sophie Tappert.

      Dieser Satz zeigte, wieviel ihr das Madel bedeutete. Von Natur aus war die Haushälterin eher schweigsam, doch wenn sie einmal etwas sagte, dann steckte auch etwas dahinter. So wie jetzt die Sympathie für das Kind.

      »Der Fall ist genauso merkwürdig und geheimnisvoll«, bemerkte der Polizeibeamte. »Ich hab’ noch einmal bei den Kollegen nachgefragt. Eine solche Vermißtenanzeige ist auch heut’ net bei ihnen eingegangen.«

      »Es ist wirklich sonderbar«, bestätigte der Geistliche. »Aber wer weiß, vielleicht läuft sie uns doch noch einmal über den Weg.«

      Das Essen war wie immer vorzüglich, und der Nachtisch – eine süße Weinschaumcreme – krönte das Menue. Sophie Tappert hatte sich wieder einmal übertroffen. Die beiden Männer gingen hinaus in den Garten, während die Perle des Pfarrhaushaltes sich daran machte, alles wieder in Ordnung zu bringen.

      Sebastian und sein Bruder setzten sich in den Schatten einer uralten Linde und sprachen darüber, was sie in den beiden Angelegenheiten unternehmen konnten. Allerdings gab es da so viele Möglichkeiten nicht.

      »Können wir nur hoffen, daß uns der Zufall weiterhilft«, meinte der Gendarm.

      Der Pfarrer hob die Hand.

      »Du weißt, ich glaube net an Zufälle«, widersprach er. »Es hat alles seinen Grund. Nichts geschieht zufällig, auch wenn es manchmal so aussieht.«

      *

      Conny Beerlach und Florian Vilsharder hatten es sich im Stall bequem gemacht. Seit beinahe einer Woche hielten sie hier Wache, und der Sohn des Hofbesitzers glaubte schon nicht mehr daran, daß die unheimliche Attentäterin sich noch einmal sehen lassen würde.

      Nicht so Conny. Das Madel war überzeugt davon, daß Marlis Angerer nicht aufgab. Sie hätte Florian und den anderen sagen können, wer hinter dem Anschlag auf Fender steckte, und auch, daß sie den Grund dafür wußte. Bisher hatte sie nur erwähnt, daß sie die Unbekannte zweimal zufällig im Stall überrascht hatte. Aber sie wollte Marlis in flagranti erwischen, denn ohne einen wirklichen Beweis würde das Madel alles abstreiten.

      Florian gähnte verhalten. Es war erst kurz vor zwölf. Da die Überfälle vor dieser Zeit stattgefunden hatten, nahm er an, daß die Frau jetzt nicht mehr käme. Dennoch wollte er wenigstens noch eine Stunde warten. Seit einigen Monaten gab es immer wieder Meldungen in den Zeitungen, nach denen irgendwelche bösen Menschen sich einen Spaß daraus machten, nächstens Pferde in ihren Ställen oder auf Weiden regelrecht zu überfallen und zu quälen. Ganz ausschließen wollte Florian Vilsharder diese Möglichkeit nicht, obwohl er einfach nicht glauben konnte, daß hier ein potentieller Pferdemörder sein Unwesen trieb.

      Also, eine Stunde noch, dann wollten sie schlafengehen.

      Um sich nicht zu verraten, unterhielten die beiden sich nur im Flüsterton. Doch allmählich schlief die Unterhaltung ein, und sie hatten Mühe, sich wachzuhalten. Lediglich der Gedanke, Marlis könne jeden Moment hier auftauchen, hinderte Conny daran, die Augen zu schließen. Und sie war davon überzeugt, daß dies über kurz oder lang geschehen würde.

      Conny hatte es immer öfter darauf angelegt, der anderen zu zeigen, daß sie sich nicht von deren Drohungen einschüchtern ließ. Sie war so oft wie möglich mit Rob im Dorf gewesen und hatte sich zusammen mit ihm sehen lassen.

      Jetzt mußte sie nur noch Geduld haben.

      Die wurde zwar auf eine harte Probe gestellt, aber auch belohnt. Conny schreckte hoch, als sie das Knarren der Stalltür vernahm.

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