Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Ach, dann ist die Nikki doch noch rechtzeitig wieder zurückgekommen?« fragte Sebastian erleichtert.
Erika Rhönthal gab ein merkwürdiges Geräusch von sich.
»Nikki?« fragte sie. »Wer soll das sein? Ich kenn kein Kind, das so heißt.«
Der Seelsorger war ratlos.
»Soll das heißen, Sie haben den Tag über gar kein Kind vermißt? Und in Ihrer Obhut ist auch keines, das Nikki Behringer heißt? Ein kleiner Blondschopf, acht Jahre alt?«
»Aber nein, Hochwürden, ich höre diesen Namen zum ersten Mal. Und ein Kind wird bei uns auch net vermißt.«
Pfarrer Trenker wußte nicht, was er von der Sache halten sollte. Es gab eigentlich nur eine Erklärung – die Kleine hatte ihn angeschwindelt. Die Geschichte mit dem Waisenhaus mußte sie sich ausgedacht haben. Vermutlich hießt sie auch nicht einmal Nikki Behringer.
»Dann ist das ganze wohl ein Irrtum«, sagte er zu der Heimleiterin. »Bitte entschuldigen Sie die Störung.«
»Warum, Hochwürden? Da gibt es nichts zu entschuldigen«, antwortete die Frau. »Aber wollen Sie mir nicht erklären, was hinter dieser Sache steckt?«
Sebastian Trenker lachte.
»Bei meinem nächsten Besuch, Frau Rhönthal, erzähl ich Ihnen alles«, erwiderte er. »Ich glaub’, ich bin heut’ ganz schön reingelegt worden.«
Damit legte er auf. Nachdenklich ging er zu seiner Haushälterin und berichtete, was das Telefonat ergeben hatte.
»Das ist ja merkwürdig«, war Sophies Kommentar. »Dabei hat die Kleine doch einen so netten Eindruck gemacht. Was werden S’ denn jetzt unternehmen?«
Der Geistliche hob die Arme.
»Ich weiß net, was ich von der Geschichte halten soll. Aber so einfach im Sande verlaufen lassen kann ich sie auch net«, meinte er. »Wissen S’, wo der Max steckt? Am besten wird’s sein, wenn er sich darum kümmert.«
Die Haushälterin sah auf die Uhr.
»Wenn S’ Glück haben, erwischen S’ ihn noch bei sich zu Hause. Am Samstag abend geht er doch meistens zum Tanz in den Löwen.«
»Dann werd’ ich es gleich versuchen.«
Sebastian eilte in das Pfarrbüro zurück und wählte Max’ Telefonnummer. Der Gendarm nahm gleich nach dem zweiten Klingeln ab.
»Gut, daß ich dich noch erreiche«, sagte sein Bruder. »Mir ist da heut’ eine merkwürdige Sache passiert. Ich würd’ gern wissen, was du davon hältst.«
Er berichtete, wie und wo er auf das Kind getroffen war, das sich Nikki Behringer nannte, und unter welchen Umständen die Kleine wieder verschwand.
»Das ist wirklich sonderbar«, meinte Max. »Das einzige, was ich da machen könnt’, wäre bei den Kollegen in der Kreisstadt nachzufragen. Bei denen gehen alle Anzeigen und Meldungen ein, wenn in der Gegend jemand vermißt wird. Bei mir hat sich jedenfalls niemand gemeldet, der ein Kind vermißt.«
»Gut, mach das. Ich wart’ so lange.«
Der Rückruf des Polizeibeamten kam schon nach wenigen Minuten.
»Nix«, sagte er. »Absolute Fehlanzeige. Die letzte Vermißtenmeldung liegt acht Wochen zurück, und das war ein Mann, von dem man vermutet, daß
er seiner Frau fortgelaufen
ist.«
»Na, da kann man nix machen. Trotzdem danke, daß du noch mal nachgefragt hast.«
»Na, da net für«, meinte Max. »Aber merkwürdig ist die Sache schon.«
»In der Tat«, gab sein Bruder zurück. »Und ich bin sicher, daß sie mich noch eine ganze Weile beschäftigen wird.«
*
»Conny, was ist denn los mit dir? Du hast doch was.«
Rob Wilke sah seine Freundin eindringlich an. Daß sie seit ein paar Tagen nur noch wenig Zeit für ihn hatte, nahm er ja noch hin. Er konnte durchaus Verständnis dafür aufbringen, daß die Pferdenärrin sich um den Hengst sorgte und so oft wie möglich bei ihm sein wollte. Daß sie jetzt aber, kaum daß sie sich eine Stunde gesehen hatten, darauf drängte, zum Ferienhotel Reiterhof zurückgebracht zu werden, gefiel dem jungen Mann überhaupt nicht.
»Bitte, Rob, es ist wirklich nichts«, wich das Madel aus. »Du weißt doch… und morgen nachmittag sehen wir uns auch.«
»Ja, ja, Fender! Ich frag’ mich nur, was der Kerl hat, das ich net habe.«
Er sagte es mit einem Augenzwinkern.
»Dummkopf«, antwortete Conny und gab ihm einen Kuß. »Du wirst doch net auf ein Pferd eifersüchtig sein?«
»Also, wenn du mit ihm mehr Zeit verbringst als mit mir – dann schon!«
Er seufzte ergeben.
»Also schön, dann fahr ich dich jetzt wieder zurück.«
Sie verabschiedete sich vor der Einfahrt zum Reiterhof.
»Sei net traurig«, tröstete Conny den Freund. »Am Mittwoch hab’ ich frei. Da können wir uns den ganzen Tag sehen.«
»Mittwoch, ja – aber heut’ ist erst Samstag. Kannst du mir sagen, wie ich es bis dahin aushalten soll? Außerdem gehen verliebte Paare am Samstag abend immer aus und net in den Pferdestall.«
Conny lachte.
»Wenn du immer an mich denkst und mir treu bist, dann sollst mal sehen, wie schnell die Zeit vergeht.«
Sie winkte ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war, dann ging sie zu den Pferdeställen.
Sie sah nicht die Gestalt, die ihr aus einem Gebüsch finster hinterherblickte.
Fender schnaubte, als sie den Stall betrat. Sie ging in seine Box und strich liebevoll über seine Mähne.
»Na, mein Guter, wie geht’s dir heut?« fragte sie.
Der Hengst rieb seine Nüster an ihrer Schulter, als wolle er sich für die Nachfrage bedanken. Conny Beerlach wechselte noch einmal den Verband, nachdem sie neue Salbe aufgestrichen hatte. Schließlich verabschiedete sie sich von dem Tier und suchte ihr Zimmer auf.
Sie hatte gerade die Tür des Gebäudes, in dem die Angestellten des Reiterhofes wohnten, hinter sich geschlossen, als sich die vermummte Gestalt aus dem Schatten des Busches löste, hinter dem sie sich versteckt gehalten hatte, und eiligst über den leeren Hof lief. Ohne von jemandem gesehen worden zu sein, verschwand sie hinter der Tür des Pferdestalls.
*
Conny wußte später nicht mehr zu sagen, was es gewesen war, das sie aus dem Schlaf riß. Verwirrt