Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Als sie das Eßzimmer betraten, erhob sich Ilona Gruber aus einem Sessel, in dem sie gesessen hatte.
»Guten Morgen, Ilona«, grüßte Oliver und lächelte ihr zu.
Nikkis Kinderfrau spürte wieder diesen heißen Blutstrom, der sie immer durchfuhr, wenn sie den Mann sah. Oliver Behringer war groß gewachsen und schlank. Auch wenn er nicht oft Zeit hatte, so versuchte er doch, sich fit zu halten. Man sah es ihm an. Das markante Gesicht unterstrich sein männlich attraktives Aussehen. Ilona Gruber war sicher, daß sie ihn auch ohne das viele Geld heiraten würde, das er besaß.
Aber natürlich war es nicht unwillkommen…
»Guten Morgen, Oliver«, antwortete sie. »Guten Morgen, Nikki.«
»Morgen«, nickte die Kleine und setzte sich.
Sie war froh, wenn das Frühstück vorüber war und sie endlich mit dem Papi allein war. Doch heute sollte sie enttäuscht werden.
Oliver Behringer räusperte sich und sah seine Tochter schuldbewußt an.
»Hör mal, Spatz, da gibt’s noch etwas, das wir besprechen müssen«, sagte er, während er sein Frühstücksei köpfte. »Aus unserem Ausflug zum Achsteinsee wird nichts. Ich hab’ heut’ Mittag einen Termin mit einem wichtigen Kunden. Er kommt extra aus Japan, um mit mir zu verhandeln und hat nur heute Zeit dazu. Noch am Abend fliegt er weiter nach England.«
Nikki machte ein enttäuschtes Gesicht.
»Ich hoff’, du verstehst das«, fuhr ihr Vater fort. »Es ist wirklich ein wichtiger Kunde, sonst würd’ ich auch den Herrn Haller, meinen Prokuristen, schicken. Ich kann verstehen, daß du enttäuscht bist. Aber ich versprech’ dir, daß wir den Ausflug am übernächsten Sonntag nachholen. Heut’ bleibt die Ilona bei dir. Ihr könnt doch was Schönes unternehmen.«
Nikki legte ihr Messer beiseite. Das Frühstücksei, der Kakao und das Toastbrot interessierten sie nicht mehr.
»Ich hab’ keinen Hunger«, sagte sie und rutschte von ihrem Stuhl.
Ohne ein weiteres Wort ging sie durch die Terrassentür hinaus in den Garten. Oliver sah Ilona betreten an.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte er. »Ich weiß, wie sehr Nikki sich darauf gefreut hat. Aber der Herr Fujikara ist wirklich sehr wichtig. Du kümmerst dich heut’ besonders um Nikki, net wahr?«
»Aber natürlich«, antwortete Ilona Gruber. »Ich mag sie doch sehr.«
Wie mein eigenes Kind – hätte sie beinahe gesagt, doch dieser Satz schien ihr unpassend. Zumindest jetzt noch.
*
Conny Beerlach stand ungeduldig in der Einfahrt zum Reiterhof und wartete auf Rob. In ihrer Hosentasche steckte das Kettchen mit der Widmung. Das Madel war sich unschlüssig, ob es die Sprache darauf bringen sollte und – ob sie wirklich mit dem Freund Schluß machen würde.
Sie hatte ihn nicht nur gerne, nein, sie liebte ihn wirklich, und immer, wenn sie nicht zusammensein konnten, träumte sie von einer gemeinsamen Zukunft. Wenn sie ihre Ausbildung zur Pferdewirtin abgeschlossen hatte, standen ihr viele Möglichkeiten offen. Rob, der in St. Johann als Automechaniker arbeitete, würde
überall eine Arbeitsstelle finden.
Doch die Frage einer gemeinsamen Zukunft stellte sich, im Moment zumindest, nicht.
Endlich kam er. Conny hörte schon von weitem sein Motorrad. Wenig später fuhr er die Straße zum Reiterhof hinauf.
»Hallo, mein Schatz«, sagte er und wollte ihr einen Kuß geben, nachdem er seine Maschine abgestellt und aufgebockt hatte.
Das Madel zog seinen Kopf zur Seite, so daß Robs Mund nur die Wange streifte.
»Was ist los?« fragte er ahnungslos.
Conny nahm den zweiten Helm, der hinten auf dem Motorrad geklemmt war und setzte ihn auf.
»Laß uns irgendwohin fahren, wo wir ungestört sind«, sagte sie. »Ich muß mit dir reden.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl«, antwortete er.
Es sollte heiter klingen, doch irgendwie gelang es ihm nicht so recht. Was mag sie nur haben, dachte er, als er die Maschine wieder anwarf. War etwas mit Fender?
Sie fuhren bis unterhalb des Höllenbruchs. Von dort aus ging es nur noch zu Fuß weiter.
»Laß uns bis zur Hütte gehen«, schlug Robert Wilke vor. »Unterwegs können wir über alles reden.«
Sie hatten sich seit dem gestrigen Abend noch nicht gesehen, und Rob hatte sich darauf gefreut, Conny zu treffen. Doch ihr sonderbares Verhalten trübte diese Freude.
Das Madel nickte und hakte sich bei ihm ein. Dann wanderten sie den Weg entlang.
Es war früher Nachmittag, und es war kaum etwas los. Die Urlaubssaison neigte sich ihrem Ende entgegen, und die meisten Touristen waren wohl schon wieder zu Hause. Nur ab und an begegneten ihnen ein paar Wanderer, als sie den schmalen Pfad zur Hohen Riest hinaufstiegen.
Nach einer Stunde hatten sie es geschafft. Unter ihnen reichte der Blick vom Zwillingsgipfel auf der anderen Seite bis hinüber zum Ainringer Forst. Rob setzte sich auf einen kleinen Felsbrocken und schaute Conny neugierig
an.
»Also, was ist los?« fragte er.
Das Madel zog wortlos das Kettchen aus der Hosentasche und ließ es vor seinem Gesicht baumeln. Rob sah zuerst das Schmuckstück verständnislos an, dann, als er es erkannte, rötete sich sein Gesicht.
»Wo… woher hast du das?« fragte er mit belegter Stimme, die deutlich machte, wie unangenehm es war, mit dem Kettchen konfrontiert zu werden.
Conny erzählte es ihn. Auch, daß es der zweite Überfall war, und von dem Anschlag auf Fender.
Robert Wilke war bestürzt.
»Dieses Biest«, zischte er.
»Wer ist sie?« wollte Conny Beerlach wissen.
Rob zog hörbar die Luft durch die Nase ein, bevor er antwortete.
»Marlis Angerer.«
Rob legte seine Hände auf ihre Schulter und sah sie eindringlich an.
»Bitte, Conny, du mußt mir glauben, es ist schon lang’ vorbei«, sagte er beschwörend. »Mein Gott, warum hast’ net gleich was gesagt, als das erste Mal was passiert ist?«
»Das ist doch jetzt auch egal«, antwortete sie. »Und ich will dir auch gern glauben, daß es vorbei ist. Für dich. Für diese Marlis scheint’s noch lang’ net vorbei zu sein.«
*
Rob nahm