Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Ich hab’ Marlis zur Rede gestellt, und sie hat alles abgestritten. Als ich ihr dann aber die Namen sagte von den Leuten, die sie und Tobias gesehen hatten, mußte sie es doch zugeben. Naja, sie beschwor mich unter Tränen, bei ihr zu bleiben, das mit dem anderen sei nichts Ernstes gewesen. Doch ich wußte, was ich vielleicht schon immer geahnt hatte, aber nie wahrhaben wollt’. Mit ihr wär’ ich nie und nimmer glücklich geworden.« Er schaute sie bittend an. »Glaubst du mir?«
Conny spürte, wie ihr eine Zentnerlast vom Herzen fiel. Sie nickte glücklich und ließ es geschehen, daß Rob sie noch enger an sich zog und leidenschaftlich küßte.
»Sie scheint dich aber immer noch zu lieben«, sagte sie. »Wie sonst ist ihr Handeln zu erklären?«
»Wahrscheinlich hast du recht. Wenn ich mich noch an die Szene an jenem Abend erinnere, an dem ich mit ihr Schluß gemacht habe – eigentlich war es nur noch quälend und peinlich. Für mich genauso wie für sie. Ich hatte gehofft, sie würd’ sich damit abgefunden haben. Leider scheint es net so zu sein. Was wollen wir jetzt machen? Willst’ sie zur Rede stellen? Sie darf ja net ungeschoren davonkommen.«
Conny Beerlach stand auf.
»Komm, laß uns nach Engelsbach rüberfahren«, schlug sie vor. »Ich hätt’ Lust auf ein Eis bei Gino.«
Damit meinte sie den Italiener, der in Engelsbach eine Eisdiele betrieb. Seine original italienischen Spezialitäten waren weit über das Dorf hinaus bekannt, und sein Lokal zum beliebten Treffpunkt junger Leute geworden.
»Da könnten wir aber auch auf Marlis treffen«, gab Rob Wilke zu bedenken.
»Eben d’rum«, antwortete das Madel und zog ihn zu sich heran.
Unterwegs erzählte sie ihm, was sie sich ausgedacht hatte.
*
In dem parkähnlichen Garten der Villa hatte Nikki in der hintersten Ecke ein Versteck, in das sie sich immer dann zurückzog, wenn etwas ihr kleines Herz bedrückte. Hubert Karber, Ernas Mann und Gärtner, hatte ihr aus Brettern eine Hütte gebaut, sehr klein, daß gerade mal Platz war für das Madel und ein paar Spielsachen.
Nikki hatte sich dort hineingeflüchtet, nachdem ihr der Papa beim Frühstück gestanden
hatte, daß aus dem gemeinsamen Ausflug nichts werden würde. Mit Tränen in den Augen hatte sie sich hingesetzt und geschmollt.
Immer dasselbe, hatte sie dabei gedacht, da freut man sich auf etwas, und dann kommt wieder was dazwischen.
Neben der Kleinen stand ein kleines Zigarrenkistchen, in dem Nikki ihre ganz besonderen Schätze aufbewahrte: eine große, bunte Murmel, einen kleinen silbernen Elefanten, den der Papi ihr aus Indien mitgebracht hatte, und als Allerwertvollstes: eine Fotografie ihrer Mama.
Es war schon ein paar Jahre her, daß Oliver Behringer seiner Tochter erzählt hatte, daß die Mutter bei Nikkis Geburt gestorben war. Die Bilder waren die einzige Erinnerung. Nikki nahm das Foto, welches der Vater ihr geschenkt hatte, in die Hand und schaute es an. Ihre Mutter lachte auf dem postkartengroßen Foto den Betrachter an.
»Gell, Mami, du würd’st mich doch net immer allein lassen, net wahr?« sagte Nikki leise.
Sie wußte, daß die Mama im Himmel sie sah und auf sie aufpaßte, auch wenn Nikki sie nicht sehen konnte. Ihr Vater hatte es ja gesagt.
»Ich weiß ja, daß der Papi so schrecklich viel arbeiten muß, aber trotzdem ist es schad’. Ach, ich wünsch’ mir so sehr eine neue Mutti, die immer für mich da ist.«
Sie gab der Fotografie einen Kuß.
»Natürlich würd’ ich dich dann auch noch liebhaben, wenn der Papi eine neue Frau heiratet«, beteuerte sie. »Aber bloß net die Ilona. Weißt du, Mami, so eine wie die Sandra – du weißt schon, bei der ich den Kirschkuchen stibitzt hab’, also, die tät mir schon gefallen. Aber der Papi kennt sie ja net, und wie soll er sie auch kennenlernen, wenn er immer unterwegs ist?«
Sorgfältig legte sie das Foto in die Zigarrenkiste zurück und versteckte sie unter allerlei Krimskrams. Sie hoffte, daß der Sonntag bald vorüber war. In der Woche war sie in der Schule, und nachmittags stromerte sie umher. Aber am Sonntag war’s nur langweilig – besonders wenn sie den Tag mit Ilona verbringen mußte.
Zum Mittagessen gab es Rindsrouladen mit Bohnen. Eigentlich mochte Nikki Rouladen sehr gern, aber heut’ wollten sie ihr gar nicht schmecken. Den Vorschlag der Kinderfrau, ein wenig zu spielen oder mit dem Auto hinauszufahren, lehnte Nikki rundweg ab. Weder mit Kuchen noch mit Eis war sie zu locken.
»Ja, was willst du denn?« fragte Ilona Gruber, sichtlich verärgert. »Man kann dir aber auch gar nichts recht machen.«
»Ich will nur mei’ Ruh’«, antwortete das Kind und verkroch sich in sein Zimmer.
Kopfschüttelnd nahm Ilona im Wohnzimmer Platz. Diese verzogene Göre kostete sie noch den letzten Nerv. Kein Wunder, daß sie sich so aufführte, ließ ihr Vater ihr doch alles durchgehen. Aber das würde sich schon noch ändern!
*
»Na, das schaut doch prächtig aus.«
Dr. Hardlinger nickte zufrieden und strich dem Hengst über den Hals.
»Die Magenverstimmung hat er überstanden, und die Entzündung ist deutlich zurückgegangen«, sagte er. »Das hat er dir zu verdanken, Conny. Du hast ihn wirklich sehr gut gepflegt.«
Das Madel lächelte stolz.
»Die unbekannte Attentäterin hat sich aber net wieder sehen lassen?« erkundigte der Tierarzt sich.
»Nein«, entgegnete Conny. »Wir halten aber trotzdem weiter jede Nacht Wache. Der Herr Trenker hat die Schachtel untersuchen lassen, aber die Täterin hat wohl Handschuhe getragen.«
»Ich weiß net, auf was für Ideen die Leut’ manchmal kommen«, schüttelte der Arzt den Kopf. »Wer mag wohl dahinterstecken?«
Conny Beerlach wußte es inzwischen, aber sie schwieg. Seit sie mit Rob darüber gesprochen hatte, fieberte sie dem Moment entgegen, in dem Marlis Angerer ihr gegenüberstand – nachts allein im Stall und vermummt…
Der Tierarzt verabschiedete sich, und das Madel führte den Hengst hinaus auf die Koppel. Dort durfte er für ein Weilchen herumlaufen, und vielleicht würde sie später noch ausreiten.
Das Madel erinnerte sich noch gut, wie sie und Rob auf Marlis getroffen waren. In der Eisdiele hatte wie immer Hochbetrieb geherrscht. Marlis Angerer saß zusammen mit anderen Freunden an einem der Tische. Der Blick, mit dem sie Conny bedachte, sprach Bände. Die angehende Pferdewirtin tat, als bemerke sie ihn überhaupt nicht, aber sie war erschrocken über den Haß, der in diesem Blick lag. Am liebsten wäre sie sofort hinübergegangen und hätte Marlis zur Rede gestellt. Doch sie riß