Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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konnte.

      Doch gestern abend war er zurückgekommen. Nikki hatte bis spät in die Nacht darauf gewartet und war erst eingeschlafen,

      als sie Papas Stimme gehört hatte. Als Oliver Behringer so wie immer in das Kinderzimmer kam und ihr einen Kuß auf die Wange hauchte, schlief Nikki schon längst.

      Das Madel beeilte sich mit dem Waschen, Zähneputzen und Anziehen. Als sie die Treppe herunterkam, hörte sie Erna, die Frau des Hausmeisters, in der Küche rumoren. Erna Karber war die Köchin in der Villa Behringer.

      »Guten Morgen, Erna«, grüßte Nikki artig. Sie mochte die rundliche, stets freundliche Frau.

      »Grüß dich, Nikki. Bist schon auf den Beinen?«

      »Ist der Papi noch net auf?« stellte die Kleine eine Gegenfrage. »Dann geh’ ich ihn gleich mal wecken.«

      »Bloß net«, sagte Erna Karber. »Du weißt doch, daß dein Vater immer so spät von der Arbeit heimkommt. Laß ihn doch wenigstens am Sonntag ausschlafen. In der Woche kann er’s ja net.«

      »Na gut«, stimmte Nikki zu. »Aber dann helf ich dir beim Tischdecken.«

      »Das kannst’ gerne machen. Wo die Servietten sind, weißt’ ja. Eierbecher fehlen auch noch.«

      Nikki holte zwei Stoffservietten aus dem Fach im Küchenschrank, dazu zwei Eierbecher, und stellte sie auf den Tisch im Eßzimmer. Weil es draußen schon angenehm warm war, hatte Erna die Gardine zurückgezogen und die Terrassentür weit geöffnet. Auf den Tisch hatte sie eine Vase mit bunten Blumen gestellt, die sie aus dem Garten geholt hatte. Nikki rückte hier und da noch etwas zurecht und betrachtete dann zufrieden ihr Werk. Ein leises Räuspern veranlaßte sie, sich umzudrehen. Erna Karber stand hinter ihr und schüttelte mißbilligend den Kopf.

      »Was soll denn das, Kind?« fragte sie und deutete auf den Tisch.

      Nikki hatte den dritten Platzteller und das Besteck wieder abgeräumt.

      »Du weißt doch, daß die Ilona am Sonntag mit euch zusammen frühstückt. Es ist jedesmal das gleiche.«

      Die Köchin stellte alles wieder auf den Tisch zurück und holte eine zusätzliche Serviette und einen Eierbecher. Den Protest der Kleinen beachtete sie nicht. Erna kannte dieses Spielchen. Sie wußte, daß Nikki die Kinderfrau nicht leiden mochte.

      Eigentlich mochte sie gar keine. Vier waren es bisher gewesen, die die Köchin hatte kommen und gehen sehen. Keine von ihnen hatte Gnade vor Nikkis Augen gefunden, und auch Ilona Gruber erging es nicht anders. Allerdings schien die Frau nicht so leicht die Flinte ins Korn zu schmeißen. Bis jetzt hatte sie es am längsten ausgehalten. Dabei hätte Erna am Anfang gewettet, daß sie keine vier Wochen bleiben würde – allerdings hätte sie diese Wette verloren.

      Dennoch, auch sie mußte sich eingestehen, daß sie Nikkis Erzieherin nicht besonders schätzte. Ilona Gruber schien zu meinen, ihre Aufgabe als Erzieherin würde auch die Aufsicht über alle anderen Angestellten bedeuten. Es gab noch zwei Hausmädchen, die sie herumkommandierte, als wäre sie die Herrin in der Villa. Auch bei Erna hatte sie es versucht, aber auf Granit gebissen. Nach einem heftigen Streit, bei dem die Köchin vehement ihre Position verteidigt hatte, mußte Ilona klein beigeben. Erna Karber war niemandem anderen als Oliver Behringer verpflichtet, und von keinem anderen ließ sie sich etwas sagen.

      Nachdem die Fronten geklärt waren, kamen die beiden Frauen leidlich miteinander aus. Erna kümmerte sich recht wenig um Nikkis Kinderfrau, die sie, im Gegenzug, ebenfalls zufrieden ließ.

      Dennoch – Oliver Behringer bestand darauf, daß Ilona am Sonntag mit ihm und Nikki frühstückte. Danach hatte sie sowieso ihren freien Tag, denn in der Regel kümmerte sich der Vater selbst um seine Tochter. Oliver hatte um das gemeinsame Frühstück gebeten, damit Nikki zumindest an diesen Tagen ein wenig das Gefühl vermittelt wurde, eine ganze Familie zu haben. Aus diesem Grund nannten er und Ilona sich auch bei den Vornamen und sagten du zueinander. Manchmal wurde Erna das Gefühl nicht los, Ilona Gruber könne es auf ihren Arbeitgeber abgesehen haben. Sie hoffte inständig, daß es nie zu solch einer Verbindung käme. Für das Kind wäre es eine große Katastrophe.

      *

      Nikki hatte sich geschlagen gegeben, als Erna den Platz für ihre Erzieherin eindeckte. Sie schaute auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. Halb zehn, da durfte sie den Papi wecken. Sie rannte zum Schlafzimmer ihres Vaters, das im Erdgeschoß war, und lauschte an der Tür. Ein leises Schnarchen verriet, daß Oliver Behringer noch schlief. Die Kleine öffnete die Tür und schlich auf Zehenspitzen an das Bett. Ihr Vater lag auf dem Rücken und hielt die Augen geschlossen, doch in den Mundwinkeln zuckte es verräterisch. Ein sicheres Zeichen, daß er nur so tat, als schliefe er noch.

      Mit einem Indianergeheul stürzte sich Nikki auf ihn. Oliver Behringer schreckte hoch, als würde er eben erst erwachen. Dabei rief er laut um Hilfe und machte solche Faxen, daß Nikki laut losprustete.

      »Guten Morgen, Papi«, sagte sie und gab ihm einen dicken Kuß. Dann kuschelte sie sich bei ihm ein.

      »Morgen, Spatz«, erwiderte Oliver und drückte sie ganz fest an sich.

      Es war ein festes Ritual, das zum Sonntagmorgen gehörte wie das Frühstücksei. Mindestens eine halbe Stunde lagen Vater und Tochter noch im Bett und erzählten sich, was sie die Woche über erlebt hatten. Meistens hatte Nikki mehr zu erzählen, denn Papis Geschichten über die Firma waren langweilig.

      Oliver hörte geduldig zu, während seine Augen liebevoll auf ihr ruhten. Nikki, die eigentlich Nicole hieß, sah ihrer toten Mutter immer ähnlicher. Er bewahrte eine Schachtel mit Bildern in seinem Arbeitszimmer auf, in der auch Fotografien lagen, die Andrea Behringer als kleines Madel zeigten. Die Ähnlichkeit mit der Tochter war unverkennbar.

      Nikki plapperte von der Schule und den anderen Kindern.

      »Hast du denn inzwischen eine Freundin gefunden?« erkundigte sich ihr Vater.

      Die Kleine schüttelte den Kopf.

      »Die sind doch alle doof«, antwortete sie.

      »Na, na, alle doch bestimmt net«, meinte Oliver. »Was ist denn mit der Birte Obermooser? Die war doch ganz nett, als sie mal hier zu Besuch war.«

      »Ach die«, winkte Nikki ab. »Die gibt immer mit ihren Puppen an. Wie teuer die waren und so.«

      »Hätt’st du denn auch gerne solch eine Puppe?«

      »Ach nö. Ich spiel lieber mit anderen Sachen, so toll sind die nicht, für das, was sie kosten.«

      Vor einem Jahr hatte es einmal einen Disput zwischen Vater und Tochter gegeben, weil Nikki unbedingt ein sehr teures Spielzeug haben wollte. Oliver hatte abgelehnt es zu kaufen, weil er keinen Bezug zwischen Wert und Nutzen sah. Zwar hatte Nikki einen mittleren Aufstand gemacht, dennoch ließ ihr Vater sich nicht erweichen. Er liebte seine Tochter über alles und erfüllte ihr jeden Wunsch, wenn er denn vernünftig war. Nikki hatte es schließlich eingesehen und wußte seither genau zu unterscheiden, ob eine Sache ihr Geld wert war.

      »So, nun wird’s aber Zeit«, sagte Oliver Behringer. »Ich hab’ Hunger, und Ilona wartet bestimmt auch schon.«

      Er hob tadelnd den Finger, als er das Gesicht sah, das seine Tochter zog.

      »Du sollst nett zu Ilona sein«, ermahnte er. »Sie gibt sich wirklich

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