Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 61
Sie stiegen in seinen Wagen, und Reinhard Kerner lenkte nach Elkes Angaben. Daß sie aus einem Hotelfenster heraus beobachtet wurden, ahnten sie nicht. Nach einer Viertelstunde ließ die junge Frau ihren Bruder anhalten.
»Hier geht’s net mehr weiter, nur noch zu Fuß«, erklärte sie.
Die beiden standen unterhalb des Höllenbruchs, und Elke zeigte ihrem Bruder, worauf es ihr ankam.
»Dort oben, die beiden Gipfel, dort sollen Skipisten angelegt werden, da drüben eine Seilbahn, die zum Gletscher hinaufführt, und hier unten müßte die Talstation gebaut werden.«
Reinhard Kerner war lange genug in seinem Beruf, um auf den ersten Blick feststellen zu können, um was für ein abwegiges Projekt es sich hier handelte.
»Allein’, was an neuen Straßen gebaut werden müßte«, sagte er kopfschüttelnd. »Dort drüben scheint mir ein Mischwald zu stehen. Der müßte weg, um Raum für die Parkplätze der Talstation zu schaffen. Die Hänge muß man begradigen. Das bekommt man doch niemals genehmigt. Ich möcht’ net wissen, wieviele geschützte Tierarten dort im Wald und an den Hängen leben.«
Er nahm das Gutachten zur Hand, das Elke angefertigt und mitgebracht hatte. Immer wieder nickte er, während er darin las. Schließlich legte er seinen Arm um die Schwester.
»Nein, nein«, stellte er fest. »Das hast du schon ganz richtig erkannt. Wir können gar kein anderes Urteil abgeben. Bestimmt wird es dem Herrn Bruckner net schmecken. Aber noch weniger tät’s ihm gefallen, aufgrund unserer – besser gesagt deiner – Untersuchung, ein Projekt in Angriff zu nehmen, das schließlich und endlich in einem Fiasko endet.«
Er setzte seine Unterschrift neben Elkes und gab ihr die Mappe mit dem Gutachten zurück.
»So«, sagte er mit einem Augenzwinkern, »und jetzt möcht’ ich, bitt’schön, den Herrn kennenlernen, der meiner Schweser, die vor lauter Arbeitseifer net dazu kommt, einen Mann zu finden, so schnell um den Finger gewickelt hat.«
»Das sollst du«, lachte sie. »Ich hoff’, wir treffen Carsten im Hotel.«
Auf der Rückfahrt zeigte sie ihm verschiedene Punkte, die sie ebenfalls bei ihrer Arbeit berücksichtigt hatte. Jeder einzelne wäre ausreichender Grund gewesen, die touristischen Ausbaupläne negativ zu bescheiden.
»Mach’ dir keine Gedanken, Madel«, beruhigte Reinhard seine Schwester. »Du konntest gar net anders urteilen.«
Sie erreichten das Hotel und stellten den Wagen ab.
Elkes Bruder sah auf die Uhr.
»Naja, für einen Kaffee reicht es noch«, meinte er und betrat neben seiner Schwester den Eingang.
Die junge Frau schaute sich suchend um, konnte Carsten aber nirgendwo entdecken.
»Das verstehe ich nicht«, murmelte sie, nachdem sie auch in das Restaurant geschaut hatte. »Wir waren doch hier verabredet.«
Sie bat ihren Bruder, sich schon einmal ins Restaurant zu setzen, und ging zur Rezeption hinüber, an der ein junges Madel arbeitete.
»Herr Henning ist net auf seinem Zimmer«, sagte es, nach einem Blick auf das Brett, an dem die Zimmerschlüssel hingen. »Warten S’ einen Moment. Ich frag’ die Kollegin, die heut’ früh Dienst hatte. Vielleicht hat sie den Herrn Henning g’sehen, als er das Haus verlassen hat.«
Elke trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Wo war Carsten nur geblieben? Hatte er nicht einmal eine Nachricht hinterlassen?
Das junge Madel kam mit der Kollegin zurück.
»Herr Henning ist abgereist«, sagte die Haustochter, die am Morgen den Dienst an der Rezeption versehen hatte.
Elke durchfuhr ein eisiger Schreck. Es war, als spüre sie eine eiskalte Klammer an ihrem Herzen, die sich immer enger zusammenzog.
»Aber…, das ist doch net möglich«, flüsterte sie und wandte sich an das Madel. »Hat er denn keine Nachricht für mich hinterlassen?«
»Doch, natürlich. Warten S’ einen Moment.«
Sie ging hinter die Rezeption und wühlte in einem Stapel.
»Entschuldigen S’, Frau Kerner. Wir hatten heut’ morgen eine Menge Abreisen«, sagte sie. »Herr Henning hat ein Kuvert für sie abgegeben. Der muß hier irgendwie d’runtergerutscht sein. Ach, da ist er ja.«
Sie reichte Elke einen Briefumschlag mit dem Aufdruck des Hotels.
»Bitt’schön.«
Die junge Frau nahm den Umschlag mit klopfendem Herzen entgegen und griff mit einer fahrigen Bewegung nach der Tür des Restaurant.
Sie hatte furchtbare Angst, den Umschlag zu öffnen, und vor dem, was darin stehen könnte…
*
Nur langsam konnte sich Sophie Tappert über den dreisten Diebstahl, der immerhin schon ein paar Tage her war, beruhigen. Jedesmal, wenn sie an den Küchenschrank ging, wurde sie an den Aguenblick des Schreckens erinnert, als sie das Haushaltsgeld suchte und feststellen mußte, daß es fort war.
Am besten würde es sein, sie räumte den Schrank aus und putzte ihn gründlich, um jegliche Spur dieses Menschen zu tilgen. Erst dann würde sie wieder ruhgien Herzens an ihre Arbeit gehen können.
Seufzend sah sie von ihrer Tätigkeit auf und überlegte, wann wohl die beste Zeit sei, um hier in der Küche gründlich reinezumachen. Heute und morgen würd’s wohl nichts werden. Schon eher am Freitag. Da gab es eh’ nur Kochfisch mit Senfsauce, was wenig Aufwand erforderte. Sophie Tappert nahm sich vor, den Freitag vormittag für diese Tätigkeit zu reservieren.
Sie wollte gerade mit dem Schälen der Kartoffeln für das Mittagessen weitermachen, als es an der Haustür klingelte. Die Haushälterin trocknete sich die Hände an ihrer Schürze und ging auf den Flur.
Wer konnte das sein? Der Postbote war schon durch, und Hochwürden klingelte nicht, der hatte ja einen Schlüssel. Da das Pfarrbüro erst am Nachmittag geöffnet war, kam es auch nicht in Betracht, daß jemand den Herrn Pfarrer oder den Vikar sprechen wollte.
Blieb noch Max, aber der würde erst zum Mittagessen da sein. Dafür hatte der Gendarm eine Nase, er wußte genau, wann das Essen auf dem Tisch stand.
Selbst wenn Sophie Tappert sich einmal damit verspätete!
Der gute Geist des Pfarrhaushaltes öffnete die Tür. Durch die Milchglasscheibe sah sie draußen jemanden stehen, konnte aber nicht erkennen, um wen es sich dabei handelte. Das Lächeln erstarb auf ihren Lippen, als sie in das unrasierte Gesicht des Mannes schaute, den sie am allerwenigsten erwartet hätte.
»Gott zum Gruß, gnädige Frau«, sagte der Moislinger-Karl mit einer galanten Verbeugung, denn niemand anderer war es, der vor dem Pfarrhaus stand und Sophie Tappert anlächelte.
»Sie…?« rief sie empört und schnappte nach Luft. »Sie wagen es, noch einmal hierher zu kommen?«
Die Haushälterin