Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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ihr etwas antun. Warum sonst wohl sollte er an den Ort seiner Untat zurückkehren.

      Sie schaute an ihm vorbei, den Weg zur Straße hinunter, aber dort war niemand zu sehen. Hochwürden war in der Kirche, wenn sie jetzt um Hilfe rief, würde sie wahrscheinlich nicht einmal jemand hören.

      Während ihr dies alles durch den Kopf ging, sah der Landstreicher sie verwundert an.

      »Sagen S’, gnädige Frau, was haben S’ denn? Ist Ihnen net gut? Warum schreien S’ denn so?«

      Sophie schnappte immer noch nach Luft.

      »Sie sollen S’ mich net gnädige Frau nennen«, schimpfte sie. »Das hab’ ich Ihnen doch schon gesagt. Und warum ich schrei’, das kann ich Ihnen sagen. Weil’s ein Dieb sind!«

      Jetzt war die Empörung auf Karls Seite.

      »Was behaupten S’ denn da«, fragte er erregt. »Ich ein Dieb? Wegen des biß’l Schinkens und der Mettwurst?«

      Dabei schaute er Sophie Tappert mit rollenden Augen an, daß sie schon befürchtete, der Mann könne übergeschnappt sein.

      In diesem Augenblick kam Pfarrer Trenker von der Kirche herüber. Sophie atmete auf und schlug im Geiste drei Kreuze.

      »Gut, daß Sie kommen, Hochwürden«, rief sie, noch bevor Sebastian den Weg ganz herauf war. »Der Dieb ist doch tatsächlich an den Tatort zurückgekehrt. Wir müssen sofort den Max verständigen, bevor er wieder auf und davon ist.«

      »Nun mal ganz ruhig, Frau Tappert«, sagte Sebastian. »So schnell wird der Herrr Moislinger uns net wieder verlassen. Net wahr, Karl?«

      Der Landstreicher nickte und gab Sebastian die Hand. Sophie schaute irritiert, als ihr Arbeitgeber den Dieb in das Haus einlud.

      »Was macht das Bein?« erkundigte sich der Geistliche, als sie in der Küche saßen.

      »Oh, das ist prima verheilt«, strahlte Karl. »Das ist ja auch der Grund, warum ich hier bin. Geld hab’ ich ja net, aber ich hab’ mir g’dacht, ich könnt’s auf andere Weise wiedergutmachen. Net nur Ihre Hilfe. Auch den Proviant, den ich mitgenommen hab’. Vielleicht im Pfarrgarten arbeiten oder hier im Haus, und drüben, beim Doktor natürlich auch.«

      »Warum sind’S dann erst weggelaufen, bei Nacht und Nebel?« fragte Sophie Tappert argwöhnisch, ohne auf den Blick zu achten, den Pfarrer Trenker ihr zuwarf.

      Karl Moislinger setzte sich in Position.

      »Gnä…, äh, ich wollt’ sagen, gute Frau, ich bin kein Freund von großen Abschiedsszenen«, erklärte er. »Der Herr Doktor war, glaub’ ich, noch net so recht damit einverstanden, daß ich wieder loswollte. Ich mußte aber, weil ich, drüben in Engelsbach, einem Bauern versprochen hatte, ihm bei der Heuernte zu helfen. Ein Knecht war ihm krank geworden, und ich wollt’ halt ein paar Mark verdienen. Weil ich nun befürchtete, daß Hochwürden mich aus lauter Fürsoge net gehen lassen würde, bin ich halt in der Nacht gegangen. Das ist die ganze Geschicht’.«

      Er warf ihnen einen treuherzigen Blick zu.

      »Gut, es war net richtig, daß ich mich in der Speisekammer bedient hab’. Aber Hunger ist nun einmal schlimmer, als Heimweh. Und ich bin ja nun hier, um meine Schulden abzuarbeiten.«

      »Und was ist mit dem Geld, das Sie gestohlen haben?«

      Sophie Tapperts Stimme war wie ein Peitschenknall in Karls Ohren. Verwundert schaute er von Sebastian zu Sophie und wieder auf den Pfarrer.

      »Geld? Wovon redet sie? Welches Geld?« fragte er den Geistlichen.

      »Liebe Frau Tappert«, wandte Sebastian sich an seine Haushälterin. »Am besten lassen S’ mich einen Moment mit dem Herrn Moislinger alleine. Sie sind zu aufgeregt, und ich möcht’ die Geschicht’ jetzt ein für allemal klären.«

      Sophie schüttelte den Kopf. Nerven hatte Hochwürden ja, das mußte man ihm lassen. Sie würd’ keine Minute mit dem Kerl alleine in einem Raum bleiben wollen. Dennoch ging sie nur widerstrebend aus der Küche. Zuvor setzte sie die Kartoffeln auf den Herd und ließ sich dabei mehr Zeit, als sonst.

      *

      »Also, nun mal raus mit der Sprache«, forderte Sebastian den Obdachlosen auf, nachdem Sophie Tappert endlich aus der Küche gegangen war. »Haben Sie das Geld genommen, oder net?«

      Karl Moislinger hob hilflos die Arme und ließ sie wieder fallen. Er schüttelte den Kopf.

      »Von welchem Geld ist hier denn bloß immer die Rede!« fragte er verzweifelt.

      »Frau Tappert vermißt Haushaltsgeld, das sie im Küchenschrank deponiert hatte«, erklärte der Geistliche. »Und zwar genau seit der Nacht, in der Sie verschwunden sind. Nun nimmt sie an, daß Sie das Geld gestohlen haben.«

      Der Landstreicher schlug mit der flachen Hand auf den Küchentisch, an dem sie saßen.

      »Da hört sich doch alles auf!« rief er sichtlich errregt. »Ich bin doch kein Dieb! Gut, Brot und Wurst, das laß ich schon mal mitgehen. Aber ich stehl’ doch kein Geld!«

      »Das hab’ ich auch net angenommen«, beruhigte Sebastian ihn. »Ich hab’s zwar von Anfang an net geglaubt, aber seit Sie wieder hier sind, ist’s Gewißheit. Sie sind net so dumm, eingesperrt zu werden. Ich denk’, Frau Tappert hat sich mit dem Geld geirrt und es irgendwo anders hingetan.«

      Er ging zur Tür und bat die Haushälterin wieder herein. Sophie Tappert hörte sich die Erklärung des Geistlichen an, sagte aber kein Wort dazu. Als Sebastian ihr mitteilte, daß Karl wieder für ein paar Tage das Zimmer beziehen und im Garten arbeiten werde, verzog sie keine Miene. Erst als der Landstreicher aus der Küche ging, um seine beiden Plastiktüten nach oben zu tragen wandte sie sich an den Pfarrer.

      »Ich frag’ mich nur, wo das Geld geblieben ist, wenn’s der net genommen hat.«

      Der Ton, in dem sie es sagte, ließ keinen Zweifel daran, daß sie Karl Moislinger immer noch verdächtigte. Sebastian runzelte die Stirn.

      »Bitt’schön, Frau Tappert, ein Mensch gilt so lang’ als unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist«, antwortete er. »Finden Sie den Beweis, daß der Moislinger-Karl das Geld gestohlen hat, und ich laß ihn vom Max verhaften. Bis dahin respektieren Sie ihn als einen Mitbewohner dieses Hauses.«

      Er erhob sich und ging hinaus. In der Tür drehte er sich noch einmal um.

      »Seien S’ so gut und decken S’ für vier Personen auf«, bat er freundlich, bevor er die Tür hinter sich schloß.

      Die Haushälterin setzte sich erst einmal auf die Eckbank. Sie wußte nicht, was sie von alledem halten sollte. Hatte sie sich wirklich so geirrt? Aber seit Jahr und Tag legte sie das Haushaltsgeld in den Küchenschrank. Sie hatte es noch nie woanders gelassen.

      Sie schaltete die Kartoffeln klein und setzte das Gemüse auf. Das Gehäck für die Fleischpflanzerl stand fertig im Kühlschrank. Sie hatte also noch etwas Zeit, bis zum Mittag. Die Haushälterin nahm sich das kleine Heft vor, in das sie immer die Ausgaben eintrug. Zum wiederholten Male rechnete sie alle Posten durch, doch es blieb dabei. Es fehlten genau Zweihundert Mark.

      Seufzend klappte sie das Heft zu und machte sich daran, das Mittagessen

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