Sprachwitze. Robert Sedlaczek
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Wer diesen Dreizahlwitz heute erzählt, muss beim Zuhörer altes Wissen über Kartenspiele voraussetzen oder den Witz erklären.
In den Landmann’schen Sammlungen finden sich auch einige wenige Witze, in denen die Unbildung eines Mannes angeprangert wird.
Korngelb, reich geworden, lässt seinem Sohn Klavierunterricht geben. Vom Nebenzimmer aus hört er zu. Plötzlich kommt er außer sich vor Zorn ins Musikzimmer hineingestürzt und schreit den Klavierlehrer an: Ich hab’ Sie engagiert, damit Sie mei’ Sohn das Klavierspielen beibringen – und Sie wagen es mit ihm stattdessen Karten zu spielen?“ – „Aber wie kommen Sie darauf“, fragt der Klavierlehrer erstaunt. „Ich habe ganz deutlich gehört, wie Sie zu meinem Sohn gesagt haben: Jetzt spielst du das As!“ (Landmann 1972, S. 161)
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Herr und Frau Blau kommen nach Wien und gehen ins Theater. Gespielt wird die Operette „Madame Pompadour“. Das Stück hat schon angefangen, als Frau Blau ihren Mann fragt: „Wer war Madame Pompadour?“ Herr Blau weiß es auch nicht. Er fragt den Herrn, der neben ihm sitzt. Der gibt zur Antwort: „Eine Rokokokokotte.“ – „Ich hatte Pech“, flüstert Blau seiner Frau zu, „der Herr neben mir stottert.“ (Landmann, 1988, S. 430–431)
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Silberstein, reich geworden, geht zum bekanntesten Modemaler der Stadt, um sich Bilder für seine neue Villa auszusuchen. Vor einem der Gemälde bleibt er stehen. „Was stellt das dar?“ – „Die zwölf Söhne Jakobs.“ – „Hat nicht auch Reichstein von Ihnen ein Bild mit den zwölf Söhnen Jakobs?“ – „Ja.“ – „Für mich malen Sie vierzehn Söhne!“ (Landmann, 1972, S. 165–166)
Version 2
Herr Neureich geht zum bekanntesten Modemaler der Stadt. (…)
„Die zwölf Apostel.“ (…) „Für mich malen sie vierzehn Apostel!“
Welche Version die ältere ist, lässt sich nicht feststellen. Aus Jakobs Söhnen gehen die Zwölf Stämme Israels hervor, die zwölf Apostel sind von Jesus Christus mit der Verkündigung des Glaubens beauftragt worden.
Während die Graf-Bobby-Witze so gut wie ausgestorben sind, leben Witze über Neureiche weiter – Emporkömmlinge gibt es in jeder Gesellschaft.
Lutz Röhrich weist darauf hin, dass derartige Witze häufig in einer Großstadt angesiedelt sind, wo Neureiche eher anzutreffen sind als auf dem Lande. In Berlin werden die dummen Aussagen einem Herrn und einer Frau Raffke in den Mund gelegt, weshalb sie Röhrich mit berlinerischer Dialektfärbung erzählt (Röhrich, S. 229–230).
Raffke wird gefragt: „Kann Ihre Tochter Esperanto?“ – „Na klar, wie ne Einjeborene.“
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Frau Raffke erzählt stolz: „Unsere Wohnung ist voller Tizians.“ Fragt Frau Neureich: „Könn’ Se nich mal ’n Kammerjäger komm’n lassen?“ (vgl. Landmann, 2010, S. 588, mit „Frau Pollak“ und „Kokoschka“)
Frau Neureich ist ein sogenannter sprechender Name, er gibt Auskunft über den Namensträger – wie Nestroys Zwirn, Knieriem und Leim – und tritt im Witz an die Stelle eines konkreten Familiennamens.
Bei einem Aufenthalt in Florenz sagt Herr Neureich zu seiner Gattin: „Heute beim Mittagessen hast du dich wieder schön blamiert. Botticelli ist doch kein Wein, sondern ein Käse!“
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Familie Neureich besucht eine Ausstellung und lässt sich von einem Führer durch die Räume begleiten. Gleich beim ersten Bild platzt Frau Neureich voll Freude heraus: „Ah, ein Michelangelo!“ – „Nein, meine Dame, das ist ein da Vinci, Leonardo da Vinci!“ – „Ach so? Aber hier, dies hier ein Schiele!“ – Der Ausstellungsführer geduldig: „Nein, tut mir leid, aber das ist ein Klimt, Gustav Klimt!“ – „Ach so? Aber das da ist ein Van Gogh!“ Die Antwort kommt mit einem Seufzer: „Nein, leider, das ist ein Rubens, meine Dame, Peter Paul Rubens!“ Frau Neureich gibt nicht auf: „Wirklich? Aber das, das muss ein Picasso sein!“ – „Nein, meine Dame, das ist, mit Verlaub, ein Spiegel …“
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Frau Neureich hat eine Schiffsreise bei Neckermann gebucht, und dazu gehört natürlich auch das Kapitänsdinner. Frau Neureich steht dabei an der Salatbar und füllt ihren Teller. Da kommt ein Offizier, um ebenfalls Salat zu nehmen. Frau Neureich sieht ihn ganz verzückt an und fragt, wer er sei. Da antwortet der Mann: „Ich bin der 1. Deckoffizier.“ Darauf Frau Neureich: „Mein Gott, Neckermann denkt wirklich an alles!“
Der recht junge Neureich-Witz – Neckermann bot 1963 erstmals Reisen an – entwickelt eine beachtliche Lachkraft, weil es nicht nur um eine Missinterpretation der Bezeichnung „Deckoffizier“ geht. Bekannte Firmenslogans waren „Besser dran mit Neckermann“ und „Neckermann macht’s möglich“. Im Witz erweckt der Firmenname den Eindruck, als würde „ein Mann“ eine Touristin „necken“. Es ist also auch ein Namenwitz. Wer in diesem Witz „Neckermann“ durch „Ruefa“ oder „Kuoni“ ersetzt, wird nur wenige Lacher ernten.
Die Frau-Pollak-von-Parnegg-Witze werden auch heute noch adaptiert und modernisiert: Hier zunächst ein Witz in einer ursprünglichen Fassung, aufgezeichnet von Salcia Landmann. Es ist ein Witz mit aneinandergereihten Paronymen, das sind ähnlich klingende Wörter innerhalb einer Sprache oder eines Dialekts, die oft verwechselt werden. In diesem Witz wird immer das falsche Wort verwendet, das richtige muss vom Zuhörer assoziiert werden (siehe S. 125 f., 195 f.).
Frau von Pollak: Unsere Älteste heiratet den jungen von Salomon. Wir haben ihr eine Wohnung eingerichtet – das glauben Sie nicht! In einem todschickeren (schicker = betrunken) Haus mit lauter Marmor und Fahrstuhl mit echtem Liftgoj. Überall echte Perverser, auf dem Tisch achtarmige Kadaver, die Wände makkaronigetäfelt, die Tischtücher reines Damaszenerlinnen, das Schlafzimmer im Stil Louis Quatorze, dem Fünfzehnten, das Spielzimmer im Vampyrstil, das Speisezimmer à la Gebrider-Meyer, und auf der Steppdecke haben wir die verschlungenen Genitalien des Paares einsticken lassen. (Landmann, 1988, S. 441–442)
Die modernisierte Variante habe ich im Internet gefunden. Aus dem Frau-Pollak-von-Parnegg-Witz wird ein Blondinenwitz. Die Hauptfigur ist eine Neureiche mit Bildungsmanko – wie die Witzefigur in den Valley-Girl-Witzen (siehe S. 47 f.).
Eine Blondine geht an einem Juweliergeschäft vorbei und sieht in der Vitrine ein Diadem mit Smaragden und Amethysten. Sie geht in das Geschäft und sagt: „Guten Tag, sind Sie der Jubilar?“ Der Inhaber stutzt und antwortet: „Ja, gnädige Frau, ich bin der Juwelier, was kann ich für Sie tun?“ – „Sie haben da draußen in der Latrine so ein wunderbares Diadom liegen, mit Schmarotzern und Atheisten besetzt. Was soll das bitte kosten?“ Der Juwelier schluckt und sagt: „Liebe, gnädige Frau, das kostet fünfundzwanzigtausend Euro.“ Sie: „Mein Mann hat mir zwar plein pissoir gegeben, aber das übersteigt im Moment mein Bidet. Kann ich bitte telefonieren?“ – „Aber natürlich, gnädige Frau. Links herum, die Treppe hinauf, dort sehen Sie es schon.“ „Oh, sind Sie explosiv eingerichtet, diese Makkaronidecke und die Lavendeltreppe, so etwas habe ich in einem Geschäft noch nicht gesehen.“ Sie telefoniert mit ihrem Mann und kommt zurück: „Das geht dann in Ordnung, mein Mann holt das Diadom morgen für mich ab.“ – „Entschuldigen Sie, aber woran erkenne ich Ihren Mann, gnädige Frau?“ – „Gut, dass Sie mich fragen, er kommt in einem bordellfarbenen Mustang vorgefahren und hat vorne seine Genitalien