Vögel im Naturgarten. Engelbert Kötter

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vögel im Naturgarten - Engelbert Kötter страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Vögel im Naturgarten - Engelbert Kötter Landleben

Скачать книгу

während die Grauammer Buschland, das Rotkehlchen den Gehölzrand mit viel Laubeinstreu und der Stieglitz die Kombination von Sträuchern und Freifläche benötigt: Gehölze zum Brüten und Samen tragende krautige Pflanzen, z. B. Disteln (daher sein anderer Name: Distelfink).

      Schau dir bei euren Gartenvögeln mal die Schnäbel an. Beim Rotkehlchen erkennst du ihn als etwas Kurzes, Dünnes. Bei der Singdrossel ist er länger und kräftiger gebaut, aber auch noch recht schmal. Beim Dompfaff hingegen ist der Schnabel kräftig dick und kurz. Bei jeder Vogelart ist der Schnabel so geformt, dass er bei der Nahrungsaufnahme das bestgeeignete Werkzeug ist.

      Jetzt verstehst du auch, warum es bei einer (ganzjährigen) Vogelfütterung darauf ankommt, nur solches Futter zu verwenden, das für die jeweiligen Vögel schnabelgerecht ist.

image image

      Foto © YK/Shutterstock.com

      Vergleiche mal: Wenn du in der Achterbahn fährst, ändert sich für dein Körpergewicht die Bewegungsrichtung oft und mit großer Geschwindigkeit. Die Kraft, die du dabei an dir „ziehen“ spürst, nennt man „g-Kraft“. Die Stärke der Kraft ist dann ungefähr 3 g bis 4 g, beim Schaukeln im Garten ungefähr 2 g. Bei 5 g wird der Mensch bewusstlos. Mit Glück überlebt haben Menschen kurzfristig einwirkende g-Kraft von ungefähr 200. Jetzt kommt’s: Weil der Spechtkopf so genial geschaffen ist, machen ihm auch die Kräfte von 1200 g nichts aus, wie sie bei seinem Hämmern entstehen.

       image

       Warum kriegt der Specht beim Hämmern keine Kopfschmerzen?

      Der Schnabel des Spechts ist wie ein Meißel geformt, damit kann er Holzspäne aus dem Holz des Baumes hämmern und so eine Höhle bauen. Was du nicht siehst: Pro Sekunde setzt der Specht rund 20 Schnabelschläge. Dabei knallt der Kopf jeweils mit über 20 Stundenkilometer Geschwindigkeit an den Baum! Überlege mal, warum du beim Fahrradfahren einen Helm tragen musst.

       Die Frage lautet also: Warum tut dem Specht das Klopfen und Hämmern nicht weh?

      Die Sache ist die: Der Schnabel sitzt am Kopf etwas tiefer als das Gehirn, deswegen fangen die starken Halswirbel, zusammen mit der extrem starken Nackenmuskulatur, vieles vom Stoß ab. Den Effekt verstärkt, dass der Unterschnabel etwas länger als der Oberschnabel ist. Der Schädel des Spechts ist einerseits verstärkt, speziell vorn, am Schnabelbein und zwischen den Augen. Andererseits ist das Gehirn fest, aber elastisch eingebaut: Es kann nicht gegen die Schädelinnenwand schleudern. Zusätzlich ist das Zungenbein des Spechts verlängert und ähnlich einem Ladungssicherungsband für den gesamten Spechtkopf einmal um den Schädel herum geschwungen.

      Liest du mir ein Gedicht vor? image

      Julius Sturm war ein Pfarrer und Dichter. Er lebte von 1816–1896. Er hat auch ein Gedicht über den Nestbau des Spechts geschrieben.

      Das geht so:

      Der Specht, der ist ein Zimmerer,

      Der zimmert, dass es schallt,

      Zum Häuslein sich geschäftig,

      Den hohlen Baum im Wald.

       Nestbau

      Bauen alle Vögel Nester? Nein. Kuckucke, z. B., legen bekanntermaßen ihre Eier ins buchstäblich gemachte Nest. Auch für die Nestflüchter unter den Küken, die ohnehin nach kurzer Zeit das Nest verlassen, reicht oft schon eine kaum ausgepolsterte Bodenmulde als Nest, z. B. bei den Kiebitzen.

image

      Kiebitze sind Bodenbrüter. Ihr Federkleid ist zugleich ihre Tarnung.

image

      So sieht’s aus, wenn die Kiebitz-Eltern unterwegs sind.

      Nestflüchter zu Wasser betreiben ebenfalls nur geringen Aufwand zum Nestbau. Ein paar Schnabel voll Nistmaterial, in einer Mulde zusammengelegt und in Passform für die Eier und den brütenden Elternvogel gebracht – fertig. Diese Nester dienen dann nur der Brut, nicht aber als Aufzuchtort der Küken. Vogeleltern von Nesthockern hingegen bauen Nester zum Schutz der langsam heranwachsenden Brut. Mal haben die Nester die Form eines tiefen Napfes, wie bei der Amsel, mal sind sie mit einer Kuppel versehen. In dieser Form bauen Zaunkönig, Zilpzalp und Elster ihr Nest.

image

      In diesem Zaunkönig-Nest ist der Nachwuchs gut versteckt.

      Die Auswahl des Nistplatzes ist meist Partnersache. Bei Kohlmeise und Gartenrotschwanz könnt ihr beobachten, dass die Männchen den Nistplatz aussuchen. Es scheinen aber die Weibchen so etwas wie das letzte Wort bei der Sache zu haben. Als Faustregel gilt: Je stärker sich das Gefieder von Männchen und Weibchen einer Singvogelart unterscheiden, desto eher sind Nistplatzwahl und Nestbau Weibchensache. Vermutlich deswegen, weil das auffällig unterschiedlich gefiederte Männchen stärker mit der Revierverteidigung (s. Seite 28) befasst ist. Wahrscheinlich ist das Gefieder einiger Singvogelmännchen deshalb so auffällig, dass sie bei der Verteidigung ihres Reviers auffallen und den Gegner beeindrucken.

      Bei der Art ihres Nistplatzes hat jede Vogelart ihre Vorlieben. Buchfinken etwa suchen sich in luftiger Höhe eines Baums eine Astgabel und bauen dort ihr Nest. Singdrosseln wählen zum Nestbau lieber einen dicht wachsenden Strauch. Rotkehlchen wiederum legen ihr Nest auch im Gesträuch, aber in Bodennähe an. Gartenrotschwänze und Bachstelzen brüten nicht im Gehölz. Sie benötigen Nischen, z. B. in Wänden oder sonst wie an Gebäuden. Als Nisthilfe nehmen sie Halbhöhlen an. Blaumeisen und Stare wiederum sind Beispiele für Arten, die für den Nestbau weder Gezweige noch Halbhöhle, sondern nur eine Höhle wollen (s. Seite 129).

image

       Verändert der Klimawandel das Vogelleben?

       Stefan Böhm ist Ornithologe und Artenschützer. Hier gibt er dir die Antwort:

      „Ja. Ich gebe dir mal das Beispiel Kuckuck. Hast du schon mal einen rufen hören? Du erkennst ihn an seinem Ruf sofort. Das Problem, das der Kuckuck mit dem Klimawandel hat, ist dies: Er nutzt heimische Vogelarten als „Gasteltern“ bzw. Zieheltern, indem er ihnen sein Ei unterschiebt. Man nennt sie auch Wirtsvogelarten. Sie brüten das Ei aus und füttern das Junge des Kuckuck. Das Kuckucksjunge aber schubst die Eier bzw. die Jungen der Gasteltern einfach aus dem Nest und beansprucht das ganze Futter für sich allein. Bedingt durch den Klimawandel brüten typische Wirtsvogelarten, wie z. B. Teichrohrsänger, heute mitunter 14 Tage früher als sonst. Insbesondere

Скачать книгу